
Die Preise für Heizen, Tanken und Lebensmittel haben angezogen. Nun gibt es finanzielle Entlastungen vom Staat, als direkte Zahlung und über Steuererleichterungen.
Mehr Geld für Kinder
Familien, die auf Sozialleistungen angewiesen sind, werden ab Juli direkt unterstützt. Kinder und Jugendliche bekommen dann 20 Euro mehr im Monat. Der Höchstbetrag für den Kinderzuschlag steigt damit von bis zu 209 auf bis zu 229 Euro monatlich pro Kind. Außerdem gibt es für jedes Kind, das Kindergeld erhält, im Juli einmalig einen Bonus von 100 Euro. Das gilt für alle Familien und mindert nicht etwaige Sozialleistungen. Auch geflüchtete Kinder aus der Ukraine, die nach dem Asylbewerberleistungsgesetz Kindergeld erhalten, bekommen die 100 Euro.
Geld für erwachsene Sozialleistungsbezieher
Erwachsene, die Sozialleistungen wie Arbeitslosengeld 2, Grundsicherung oder Sozialhilfe beziehen, erhalten im Juli 2022 eine Einmalzahlung von 200 Euro. Das soll helfen, mit den gestiegenen Lebenshaltungskosten zurecht zu kommen. Arbeitslosengeld-1-Empfänger erhalten einen einmaligen Zuschuss von 100 Euro.
Zuschuss für Energiekosten
Im September erhalten alle Beschäftigten einen einmaligen Zuschuss von 300 Euro, der die hohen Energiepreise abfedern soll. Er wird mit dem Gehalt ausgezahlt, bei Selbstständigen gibt es dafür eine einmalige Senkung der Einkommensteuervorauszahlung. Die Energiekostenpauschale muss versteuert werden. Auch wer im September in Elternzeit, Rente oder Pension ist, aber 2022 zeitweise noch gearbeitet hat, bekommt den Bonus. Er wird über die Steuererklärung für 2022 verrechnet. So wird es auch bei Minijobbern gehandhabt. „Voraussetzung für die steuerliche Anerkennung eines Arbeitsverhältnisses ist die Ernsthaftigkeit der Vereinbarung und deren tatsächliche Durchführung“, betont ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums.
„Einkünfte aus einem Arbeitsverhältnis“ bedeute, dass mit der vertraglich vereinbarten Tätigkeit wirklich Geld verdient werden soll. Arbeitsverträge unter Angehörigen etwa müssen zivilrechtlich wirksam sein und dem zwischen Fremden Üblichen entsprechen. Auch für einen Minijob braucht es demnach eine Anmeldung bei Knappschaft oder Krankenkasse. Menschen ohne Beschäftigung erhalten keine Pauschale.
Tanken wird billiger
Vom 1. Juni bis zum 31. August wird die Energiesteuer auf Treibstoff gesenkt. Damit soll Tanken billiger werden. Der Steuersatz für Benzin sinkt um fast 30 Cent pro Liter, bei Diesel sind es gut 14 Cent pro Liter. Da damit auch weniger Mehrwertsteuer fällig wird, könnte die Einsparung bei insgesamt 35,2 Cent pro Liter Benzin und 16,7 Cent pro Liter Diesel liegen.
9-Euro-Ticket für öffentlichen Nahverkehr
Vom 1. Juni bis zum 31. August gibt es drei Monate lang ein vergünstigtes Ticket für den öffentlichen Nahverkehr. Pro Monat kostet es 9 Euro. Damit können U-Bahn, Bus, Straßenbahn, S-Bahn, Regionalbahn und andere Nahverkehrszüge genutzt werden. Das Ticket gilt nicht in ICE, Intercity, Eurocity, Flixzug oder Fernbus. Auch Abonnenten zahlen nur 9 Euro, die überzähligen Beiträge werden verrechnet.
Höhere Pauschale für Pendler
Menschen, die weite Wege zur Arbeit fahren müssen, sind von den hohen Benzin-Preisen besonders betroffen. Fernpendler, die mindestens 21 Kilometer zur Arbeit zurücklegen, können dafür rückwirkend zum 1. Januar 2022 nun 3 Cent pro Kilometer mehr in der Steuererklärung anrechnen, also 38 Cent. Das soll zunächst bis 2026 gelten.
Höherer Grundfreibetrag
Der Grundfreibetrag bei der Einkommensteuer wird von derzeit 9 984 Euro auf 10 347 Euro angehoben. Damit erhöht sich die Grenze, ab der man Einkommensteuer zahlen muss. Wer mit seinen Einkünften darunter liegt, wird so entlastet. Dies gilt rückwirkend ab dem 1. Januar 2022.
Höhere Werbungskostenpauschale
Die Werbungskostenpauschale, die man in der Steuererklärung geltend machen kann, wird von bisher 1 000 auf nun 1 200 Euro erhöht. Davon profitieren alle Steuerpflichtigen, die nicht ohnehin höhere Werbungskosten haben.
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- Alle profitieren: Der Grundfreibetrag wird zum zweiten Mal 2022 erhöht. Für Arbeitnehmer steigt die Jobkostenpauschale auf 1200 Euro, Fernpendler setzen mehr pauschal ab.
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- Ob Kita oder Au-pair – Eltern wollen ihren Nachwuchs in guten Händen wissen. Aufwendungen für die Aufsicht können sie sich teilweise über die Steuererklärung zurückholen.
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- Steuern kann man vielfältig sparen – mit Jobticket, E-Auto vom Chef oder einer ökologischen Sanierung daheim. Die Regeln für die Steuererklärung 2020.
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Also ich persönlich stimme sicherlich in vielen Dingen nicht mit der Stiftung Warentest überein. Aber der Artikel hier ist absolut sachlich und neutral geschrieben und nennt die notwendigen Fakten. Und genau so erwarte ich das auch. So sollte es sein. Ich kann zumindest an dieser Stelle daher die Kritik von @ninick nicht nachvollziehen.
Aber ich muss dem ersten Kommentator natürlich teilweise Recht geben. Letztlich handelt es sich natürlich um keine Entlastung. Was die Regierung hier zahlt beziehungsweise weniger wegnimmt wird letztlich über den allgemeinen Haushalt finanziert. Oder über Schulden. Und die müssen zurückgezahlt werden. Wir alle bezahlen somit das, was uns hier gnädigerweise gewährt wird. Eine echte Entlastung wäre es dagegen, wenn die Summe, die nun gezahlt beziehungsweise weniger weggenommen wird, an anderer Stelle eingespart werden würde. Aber auf eine solche Idee kommt kein Politiker.
@ninick: Die Nachricht über die geplanten Zuschüsse und Steuererleichterungen ist eine reine Nachricht und kein politischer Kommentar. Wir berichten über Fakten. Die Maßnahme grundsätzlich zu bewerten und einzuordnen kann zu einem anderen Zeitpunkt an anderer Stelle geschehen. Die Meldung bietet ebenso keinen Platz für-Diskussionen über das deutsche Steuersystem. Zunächst geht es ganz nüchtern um die Verbraucher, die wissen möchten, ob sie von den Vergünstigungen profitieren.
Ich schlage vor, dass Stiftung Warentest bei der Kommentierung politischer Fragestellungen nicht weiter Verlautbahrungsjournalismus praktiziert, sondern stattdessen beginnt, ernsthaft aus Verbrauchersicht zu berichten oder zumindest bestimmte Aspekte nicht unter den Tisch fallen zu lassen. Interessante Fragen sind doch: warum gibt es in D keine Institution, die in der Lage ist, Steuergeldverschwendung und staatlicher Raffgier Einhalt zu gebieten (in der echten Demokratie Schweiz geht das, deshalb liegt dort die höchste MwSt. bei derzeit 7,7% statt bei 19% wie bei uns)? Warum sind Steuern grundsätzlich nicht mehr zweckgebunden (war bei der Mineralsteuer früher der Fall)? Was rechtfertigt eigentlich eine Mineralöl(bzw. Energie)steuer in derart absurder Höhe (bis zu 70% des Benzin-Literpreises)? Es gibt noch dutzende weiterer solcher Fragen, die es wert sind, gestellt zu werden. Anscheinend aber nicht für die Stiftung Warentest. Naja, ist ja auch viel bequemer so ...
Da die Regierung kein eigenes Geld hat, kann sie nur das Geld den einen Bürgern wegnehmen und den anderen geben. Oder allen etwas wegnehmen und dann wieder zurückgeben. Entlasten kann man nur die Armen, indem man die Reichen belastet.