
Vielfältig in Farbe, Geschmack und Konsistenz. Im Test standen Misch- und mehrere Sortenhonige. © Manuel Krug
Ein Honigbrötchen zum Frühstück versüßt den Start in den Tag. Beim Honig-Test der Stiftung Warentest erwies sich aber nicht jeder Honige als hochwertig.
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Alle Testergebnisse für Honig 02/2019Liste der 36 getesteten Produkte
Welcher Honig ist der Beste?
Honig gilt als eines der letzten Naturprodukte. Bienen erzeugen das süße Gold, indem sie Blütennektar und Honigtau von Pflanzen und Bäumen einsammeln, mit körpereigenen Enzymen anreichern, in Waben einlagern und Wasser entziehen. Ist der Honig reif, verschließen die Bienen die Waben mit Wachs – der Imker weiß dann, dass er ernten kann. Pro Jahr vernascht bei uns jeder Bürger im Schnitt rund 1,1 Kilogramm – weltweit ein Spitzenwert. Doch die Qualität des süßen Goldes stimmt oft nicht: In zahlreichen Produkten stießen die Experten der Stiftung Warentest auf unerlaubte Wärmeschäden, kritische Stoffe – oder auf für die angegebene Honigsorte zu wenige Pollen sowie untypischen Geschmack. Was erlaubt und typisch ist, regeln die Honigverordnung sowie die Leitsätze für Honig des Deutschen Lebensmittelbuchs.
Warum sich der Honig-Test für Sie lohnt
Testergebnisse
Die Tabelle zeigt Bewertungen für 36 Honige. Insgesamt 6 Honigsorten haben wir getestet – 9 Mischblütenhonige, 8 Waldhonige, 7 Akazien-, je 4 Wildblüten-, Raps- und Lindenhonige. Die Preise reichen von 2,29 bis 9,85 Euro für 500 Gramm. Hier lesen Sie, welcher Honig am besten im Test abgeschnitten hat. Was sich die Tester im Detail angesehen haben, lesen Sie unter So haben wir getestet.
Bienensterben
Bienen sind unentbehrlich. Sie sichern unsere Ernährung. Doch sie sind in Gefahr – durch Parasiten, Pestizide und Monokulturen. In unserem Special Bienensterben beantworten wir die wichtigsten Fragen zum Thema.
Heilwirkung von Honig
Honig gilt vielen als Hausmittel. Im Artikel Wo Honig heilsam sein kann lesen Sie, was Honig tatsächlich alles leisten kann.
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Update [15.06.2023]: Verfälschter Honig aus Nicht-EU-Ländern
Ein beträchtlicher Teil des in die EU importierten Honigs steht unter Fälschungsverdacht, ergaben Analysen im Auftrag der Europäischen Kommission. 147 von 320 Proben seien bei Kontrollen an den EU-Grenzen Ende 2021 und Anfang 2022 auffällig gewesen. Das entspricht 46 Prozent, fünf Jahre zuvor waren es nur 14 Prozent. Der Honig wurde aus Nicht-EU-Staaten wie China und der Türkei importiert.
Es zeigten sich Indizien, dass er etwa mit Sirup gestreckt war. Rund 340 Tonnen Honig wurden nicht für den EU-Handel zugelassen. Weitere Ermittlungen führten zu Strafen für neun Importeure. Weil die EU-Imkerei die Nachfrage in der EU nicht deckt, werden etwa 40 Prozent aus Drittländern importiert.
Viele mangelhafte Akazienhonige und Wildblütenhonige
Zehn Produkte im Honig-Test erfüllen eine oder mehrere Anforderungen an Sortenhonig nicht, sie sind mangelhaft. Auffällig viele davon sind Akazienhonige oder Wildblütenhonige. Akazienhonig zum Beispiel sollte mild und leicht blumig schmecken, nicht künstlich oder parfümiert. Mindestens 20 Prozent der Pollen müssen von der Scheinakazie kommen. Wildblütenhonig muss Blütenvielfalt widerspiegeln, etwa einer wilden Blumenwiese, und darf nicht von einer Sorte dominiert werden. Kein Honig darf so stark erhitzt worden sein, dass seine Enzyme erheblich oder vollständig inaktiviert wurden. Bei sieben Honigen im Test traf das aber zu, darunter ebenfalls Akazien- und Wildblütenhonig. Im Labor lässt sich das unter anderem an der Aktivität des hitzeempfindlichen Enzyms Invertase nachweisen.
Honig im Test – guter deutscher Honig ist rar
Einige der wärmegeschädigten Honige kommen laut unserer Pollenanalyse aus China, dem inzwischen wichtigsten Honiglieferanten der EU und größten Honigproduzenten der Welt. Tests der Gemeinsamen Forschungsstelle der EU ergaben: Jede fünfte Honigprobe, die bei Importeuren oder an den Außengrenzen der EU gezogen wurde, erfüllte nicht die in der Europäischen Union geltenden Standards. Ohne Importe sähe es an deutschen Frühstückstischen allerdings mau aus. Denn nur jeder vierte bei uns verkaufte Honig kommt aus Deutschland. Im Test erreicht lediglich einer von den sechs deutschen Honigen die Note gut, und zwar ein Rapshonig.
Guter Honig kann auch günstig sein
Insgesamt verdienen 11 der 36 Honige im Test eine gute Gesamtnote, darunter mehrere günstige Mischblütenhonige und Waldhonige, von denen einige auch beim Discounter zu finden sind. Auch teurere Produkte befinden sich unter den Besten, etwa ein Bio-Akazienhonig und ein Lindenhonig. Die Preisspanne im Test ist enorm: Sie reicht von knapp 5 Euro bis zu rund 25 Euro pro Kilogramm Honig. Künftig könnte Honig noch teurer, da rarer werden: Viele Bienenvölker leiden unter den sich ändernden Umwelteinflüssen und Parasiten wie der Varroa-Milbe (siehe Special Bienensterben). Der derzeit weltweit mit am teuersten gehandelte Honig heißt Manuka und kommt aus Neuseeland: 250 Gramm kosten schon mal 80 Euro. Er soll zahlreiche positive Effekte für die Gesundheit haben (siehe Wo Honig heilsam sein kann und wo nicht).
Glyphosat und andere Schadstoffe im Honig gefunden
Honig ist ein Spiegelbild unserer landwirtschaftlichen Praktiken und bei weitem nicht immer so naturbelassen und gesund, wie viele glauben. Die Bienen sammeln auch unerwünschte Stoffe mit ein. In jedem dritten Honig wiesen wir geringe Gehalte des umstrittenen Pflanzenschutzmittels Glyphosat nach. Ein Mischblütenhonig – mit Siegel des Deutschen Imkerbundes – schöpfte den Glyphosat-Grenzwert für Honig zur Hälfte aus. Pollen gentechnisch veränderter Pflanzen fanden wir in zehn Produkten – jedoch nur in Spuren. Mehrere Waldhonige waren deutlich mit giftigen Substanzen belastet, die manche Wildpflanzen bilden: Pyrrolizidinalkaloide (PA). Dafür gab es Punktabzug. Im Tierversuch erwiesen sich diese Gifte als krebserregend und erbgutschädigend. Ob Honig überhaupt als Heilmittel bei bestimmten Erkrankungen taugt, lesen Sie im Artikel Wo Honig heilsam sein kann und wo nicht.
Tipps rund um den Honig
Honigsorten – die Unterschiede. Blüten- und Honigtauhonige unterscheiden sich nicht nur in ihrer Farbe, sondern auch im Geschmack. Mischblüten- und Akazienhonige etwa schmecken eher mild und leicht blumig. Honigtauhonige wie Waldhonig oder Tannenhonig können dagegen kräftig, malzig bis würzig und weniger süß schmecken. Übrigens: Bei Honigtau handelt es sich um die zuckerhaltigen Ausscheidungen von Blatt- und Schildläusen.
Das Honig-Aroma verstärken. Ein besonders intensives Aroma entfaltet Honig auf warmen Speisen wie Toastbrot, Waffeln oder Pfannkuchen.
Honig richtig lagern. Die Honige im Test sind zwischen einem und drei Jahre haltbar. Lagern Sie sie nicht auf dem Fensterbrett in der prallen Sonne, sondern dunkel, gut verschlossen und eher kühl. Ideal ist eine Vorratskammer. Im Kühlschrank kristallisiert Honig.
Honig schonend verflüssigen. Fest gewordener Honig lässt sich am besten in einem lauwarmen Wasserband wieder verflüssigen. Die Temperatur sollte allerdings 40 Grad nicht übersteigen – das schadet dem Aroma des Honigs und schädigt seine Enzyme, kurzum ein Qualitätsverlust. Aus demselben Grund sollte Honig bei warmen Speisen erst gegen Ende der Kochzeit hinzugegeben werden.
Mit Honig goldbraun backen. Kuchen und Kekse lassen sich mit Honig intensiver bräunen. Dazu sollten sie bei niedriger Temperatur backen, und dafür etwas länger. Rezepte müssen entsprechend angepasst werden. Heller Honig süßt intensiv, bei ihm reichen anstelle von 100 Gramm Zucker 75 Gramm Honig. Dunkle Sorten süßen nicht so stark. Auch die Flüssigkeitsmenge kann etwas reduziert werden, da Honig etwa zu einem Fünftel aus Wasser besteht.
Honig für Salate, Braten und Co. Wird Braten mit Honig bestrichen, bekommt er eine besonders leckere Kruste. Auch Salatdressings, Marinaden, Müsli und Süßspeisen lassen sich mit Honig verfeinern. Nicht geeignet ist Honig dagegen zum Herstellen einer Zuckerglasur oder von Karamell.
Honig – Allergiker können zugreifen. Der Pollengehalt von Honig liegt unter 0,2 Prozent. Für Pollenallergiker ist dieser geringe Gehalt in der Regel kein Problem.
Honig – nichts für Babys. Im ersten Lebensjahr sollten Kinder keinen Honig essen. Grund: Ihre Darmflora ist noch nicht voll entwickelt, Bakteriensporen aus dem Honig können im Darm ausreifen und Botulismustoxin bilden. Das Nervengift kann eine lebensbedrohliche Atemlähmung hervorrufen.
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@SweeterDieter: Es ist durchaus ein interessanter Aspekt, nur deutsche Imkerhonige zu untersuchen. Allerdings besteht die Hauptaufgabe der Stiftung Warentest im vergleichenden Produkttest. Um möglichst viele Wünsche unserer breiten Leserschaft abzudecken, müssen wir bei der Auswahl der Produkte verkaufsstarke und möglichst überregional erhältliche Erzeugnisse einzubeziehen. Dabei galt es auch ein breites Spektrum der verschiedenen Honigsorten sowie Bioprodukte zu berücksichtigen. Zudem sind unsere Testplätze begrenzt, so dass wir für diesen Test 36 Honig, darunter 9 Mischhonige und 27 Sortenhonige ausgewählt haben. Unter diesen befanden sich 9 Bio-Erzeugnisse und 3 Honige mit dem Siegel des Deutschen Imkerbundes. 5 Honige stammten ausschließlich aus Deutschland. (bp)
Überall liest man wie wichtig es ist regionale Produkte zu konsumieren. Auch in diesem Artikel werden die minderwertigen Produktionsstandards in anderen Ländern und die entsprechend unklaren Deklarierungen bemängelt. Leider spielt die Regionalität (und damit wohl auch zu großen Teilen die Umweltkosten bzw. der co2 Fußabdruck) dann in der Bewertung im Endeffekt überhaupt keine Rolle. Ich suche den besten regionalen (deutschen) Bio Honig und kann mit diesem gesamten Test leider so gut wie gar nichts anfangen. Schade!
Kommentar vom Autor gelöscht.
Welche Möglichkeiten hat ein Imker, seinen Honig zu manipulieren? Warum kandiert ein Honig nicht und bleibt zu flüssig? Kann der Imker Wasser zugeben? Wie wirkt sich der Schleuder- und Rührvorgang aus? Kann ein Honig zu lange gerührt werden? Werden Honige gemischt? Welche andere Zusätze können dem Honig beigemischt werden? Was genau bedeutet eine zu hohe Erwärmung des Honigs? Prüft jemand die teuren Manuka Honige auf Echtheit? Hier hätte ich genauere Informationen erwartet.
Karl Dötze
Der Artikel ist echt informativ - Ich wusste nicht, dass unsere Lebensmittel so belastet sind. Danke an test.de für den Artikel. Ich finde es schade, dass trotz der vielen Kampagnen gegen Glyphosat immer noch kein Stopp in Sicht ist, was sich auf unseren wunderbaren Honig auswirkt.
Wie sollte man nun verfahen? Ich finde es schon wichtig die einheimische Wirtschaft zu stärken. Sollte man trotzdem Lebensmittel aus dem Ausland kaufen? Das ist echt eine schwere Entscheidung.