
In Rechtsfragen hilft die Anwältin. Je nach Fall und Police zahlt die Rechtsschutzversicherung ihr Honorar – und auch die Gerichtskosten.
Mit einer guten Rechtsschutzversicherung lässt sich auch mit finanzstarken Gegnern ohne finanzielle Sorgen streiten. Die Stiftung Warentest hat Rechtsschutzversicherungen verglichen. Wer gibt weitreichenden Rechtsschutz und hat verbraucherfreundliche Klauseln, so dass es nicht zu einer überraschend Leistungsablehnung kommt? Der Rechtsschutzversicherungs-Vergleich der Stiftung Warentest wird ergänzt durch eine Anwaltsbefragung. Sie zeigt, wer Anwalts Liebling ist.
Der Rechtsschutz-Vergleich
Eine Rechtsschutzversicherung für die Lebensbereiche Privat, Beruf und Verkehr kostet je nach Versicherer zwischen 187 und 672 Euro pro Jahr bei einer Selbstbeteiligung im Schadensfall in Höhe von 150 Euro.
Rechtsschutzversicherung: Vergleich zeigt enorme Preisunterschiede
Im Rechtsschutz-Test hat die Stiftung Warentest 20 Mal das Qualitätsurteil Gut vergeben. Die Preisunterschiede sind selbst unter den guten Angeboten enorm. Das teuerste gute Angebot kostet 672 Euro pro Jahr, die günstigste gute Rechtsschutzversicherung 235 Euro. Fast alle Versicherer sind im Rechtsschutzversicherungs-Vergleich enthalten (So haben wir getestet). Die genannten Jahresbeiträge beziehen sich auf Rechtsschutz für Familien. Kinder und Partner sind mitversichert. Singles und Rentner bekommen die Policen oft billiger. Wer in Ruhe vergleicht, findet mit dem Vergleich der Stiftung Warentest seinen persönlichen Testsieger.
Das bietet der Rechtsschutzversicherungs-Vergleich
- Testergebnisse (PBV). Unsere interaktive Tabelle zeigt Bewertungen der Stiftung Warentest für 52 Rechtsschutzversicherungen – von Allianz über Huk-Coburg bis Zurich. Sie bieten Rechtsschutz für Nichtselbständige in den Lebensbereichen Privat, Beruf und Verkehr (Stand der Daten: August 2020). Dargestellt sind Tarife ohne Selbstbeteiligung sowie Tarife mit 150 Euro, 250 Euro und 300 Euro Selbstbeteiligung. Die Tabelle zeigt auch, wie viel der Zusatzbaustein „Wohnen“ kostet.
- Testergebnisse (Verkehrsrechtsschutz). Wir haben 15 Verkehrsrechtsschutzversicherungen unter die Lupe genommen. Diese Testergebnisse finden Sie im PDF zum Artikel aus Finanztest 4/2021 (Stand der Daten: November 2020).
- Umfrage. Gemeinsam mit dem Deutschen Anwaltverein hat die Stiftung Warentest Anwältinnen und Anwälte gefragt, wie zufrieden sie mit der Schadenregulierung durch die Versicherer sind (Stand der Daten: Oktober 2019).
- Archiv. Wenn Sie das Thema freischalten, haben Sie auch Zugriff auf die PDF zu älteren Untersuchungen aus den Jahren 2017-2020. So können Sie vergleichen, wie Ihr Versicherer in früheren Untersuchungen abgeschnitten hat.
Das sollte eine Rechtsschutzversicherung bieten
Welche ist die beste Rechtsschutzversicherung? Wir haben das komplizierte Kleingedruckte von 52 Rechtsschutzpaketen für die Lebensbereiche Privat, Beruf und Verkehr (PBV) unter die Lupe genommen und die Tarife bewertet. Ein empfehlenswerter Tarif zeichnet sich dadurch aus, dass er Anwalts- und Gerichtskosten in möglichst vielen Lebenslagen übernimmt und nur wenige Ausschlussklauseln hat (Das macht eine gute Rechtsschutzversicherung aus). Wer in seiner Eigenschaft als Mieter oder Eigentümer einer Immobilie Rechtsschutz möchte, kann den Baustein „Wohnen“ zum PBV-Rechtsschutz dazubuchen. Meistens kostet das Aufpreis.
Verkehrsrechtsschutzversicherungen im Vergleich
Wer vor allem für Rechtsärger rund um das Auto und den Straßenverkehr versichert sein möchte, kann Verkehrsrechtsschutz auch als Einzelpolice abschließen. Leistungsstarke Policen gibt es schon für unter 100 Euro jährlich (bei einem Selbstbehalt von 150 Euro).
Telefon-Hotline hilfreich, aber nicht entscheidend
In ihrer Werbung heben Rechtsschutzversicherer gern Serviceleistungen wie eine Hotline für schnellen Rechtsrat hervor oder die Kostenübernahme für eine außergerichtliche Streitbeilegung durch einen Mediator. Verbraucher sollten sich bei der Suche nach einer Rechtsschutzversicherung davon aber nicht leiten lassen. Solche Leistungen können zwar hilfreich sein. Sie gehören aber nicht zum Kern einer Rechtsschutzversicherung.
Rechtsschutzversicherung wechseln: Darauf sollten Sie achten
Wenn Sie den Versicherer wechseln wollen, sollte der Wechsel nahtlos erfolgen. Das vermeidet Nachteile. Während etwa bei einem Neuabschluss in vielen Fällen der Rechtsschutz erst nach mehreren Monaten „Wartezeit“ greift, fällt diese beim nahtlosen Wechsel in der Regel weg.
Einige Anbieter schränken in ihren neuen Verträgen Rechtsschutz für teure Streitigkeiten aus, die in Altverträgen noch unbeschränkt versichert sind. So ist der Rechtsschutz für Ärger rund um Kapitalanlagen in Policen aus der Zeit vor 2009 häufig noch umfassend versichert. Auch Auseinandersetzungen um Kreditwiderrufe sind über alte Rechtsschutzversicherungen noch abgedeckt.
Rechtsschutzversicherung ist sinnvoll
Ein Rechtsstreit bedeutet für viele Menschen an sich schon Stress. Die Angst vor den Anwalts- und Gerichtskosten macht die Sorgen noch größer. Ein Rechtsschutz kann wenigstens diese finanziellen Sorgen abnehmen. Auch wenn diese Versicherung – anders als ein Privathaftpflicht- und ein Berufsunfähigkeitsschutz – nicht zu den ganz wichtigen Versicherungen zählt, ist sie doch sehr nützlich. Folgende Beispiele verdeutlichen, welche Kosten auf Personen ohne Rechtsschutzversicherung zukommen können:
Mieterhöhung. Ein Mieter erhält eine Mieterhöhung in Höhe von 65 Euro, die er für rechtswidrig hält. Er will sich wehren, notfalls auch vor Gericht. Kommt es zur Klage und verliert der Mieter diese, können Prozesskosten von über 700 Euro zusammenkommen.
Kündigungsschutzklage. Eine Angestellte möchte sich gegen eine betriebsbedingte Kündigung wehren. Selbst wenn sie ihre Kündigungsschutzklage gewinnt, muss sie ihre Anwaltskosten von rund 2 300 Euro selbst zahlen. Das ist eine Besonderheit des Arbeitsrechts: Wird ein Streit in ersten Instanz erledigt, zahlt jede Seite ihre Anwaltskosten selbst. Hinzu können die Gerichtskosten kommen. Diese zahlt der Verlierer allein.
Gebrauchtwagenkauf. Die Käuferin eines gebrauchten Wagens will das Auto zurückgeben. Sie behauptet, der Wagen sei ein Unfallwagen und der Verkäufer habe das beim Kauf verschwiegen. Hat das Auto 20 000 Euro gekostet und geht der „Rückgabe“-Prozess verloren, zahlt die Käuferin rund 6 100 Euro Anwalts- und Gerichtskosten. Wer eine Rechtsschutzversicherung mit dem Baustein Verkehrsrechtsschutz abgeschlossen hat, muss diese Kosten nicht selbst tragen.
Tarife ohne Finanztest-Mindestschutz
In unserem Rechtsschutzversicherungs-Vergleich (PBV) sind nicht alle am Markt verfügbaren Policen enthalten. Es gibt Spezial-Policen, die nicht das bieten, was wir als Mindestschutz betrachten. So bezahlen zum Beispiel einige Versicherungen die Hilfe eines Anwalts beim Streit mit einem Vertragspartner erst, wenn die Streitsache vor Gericht geht.
150 Euro Selbstbeteiligung empfehlenswert
Auf einer Kostenposition können selbst Kunden mit Rechtsschutzversicherung sitzen bleiben – auf der Selbstbeteiligung. Die Stiftung Warentest empfiehlt dennoch, beim Abschluss eine Selbstbeteiligung in Höhe von 150 Euro zu vereinbaren. Das senkt den Versicherungsbeitrag.
Beispiel. Ein guter PBV-Tarif mit einer 150-Euro-Selbstbeteiligung für die Bereiche Privat, Beruf und Verkehr kostet jährlich 257 Euro Beitrag. Bei einer Selbstbeteiligung von 300 Euro beträgt der Jahresbeitrag nur 220 Euro. Wird keine Selbstbeteiligung vereinbart, muss der Kunde jährlich 367 Euro zahlen. Auch wer nur eine Verkehrsrechtsschutzversicherung abschließt, muss oft erheblich mehr Jahresbeitrag zahlen, wenn er keine Selbstbeteiligung vereinbart.
Was tun bei Streit mit dem Versicherer?
Nach Abschluss einer Rechtsschutzversicherung kommt es zwischen Kunden und Versicherer nicht selten zum Streit um die Übernahme von Kosten. Deshalb ist es ratsam, bei einem Anbieter abzuschließen, der Mitglied der privaten Schlichtungsstelle Versicherungsombudsmann ist. Sie kann die Rechtsschutzversicherung zur Kostenübernahme verpflichten, wenn die Leistungsverweigerung rechtswidrig war. Bis auf die ADAC Versicherung sind alle im Test genannten Rechtsschutzversicherer dort angeschlossen.
Rechtsschutzversicherung – die wichtigsten Tipps
Familien-Police schützt auch Partner und Kinder
Die von uns untersuchten Angebote sind Familientarife. Kinder und Partner sind mitversichert, ein nichtehelicher Partner sollte im Versicherungsschein stehen. Aber auch Singles können sich an den Testnoten orientieren. Sie zahlen oft etwas weniger Beitrag.
Rechtsschutz für Mieter und Eigentümer
Wer auch Rechtsschutz als Mieter oder Immobilieneigentümer sucht, muss ihn gegen Aufpreis dazu buchen. Die Beiträge für diesen Zusatzschutz sind im Test ebenfalls genannt. Rechtsschutz für Mieter und Eigentümer kann bei einigen Anbieter auch einzeln abgeschlossen werden. Wer nicht das große Rechtsschutz-Paket für Privat, Beruf, Verkehr (PBV) benötigt, kann also etwa nur diesen Baustein buchen und so Beitrag sparen.
Sind Sie Mitglied im Mieterverein, benötigen Sie in der Regel keinen weiteren Rechtsschutz für Mieter. Zu den Leistungen der Mietervereine gehört in der Regel auch Rechtsschutz für Mietrechtsstreitigkeiten.
Verkehrsrechtsschutz als eigene Police
Wenn Sie sich nur für den Verkehrsbereich versichern wollen, benötigen Sie eine reine Verkehrsrechtsschutz-Police. Entsprechende Tarife finden Sie im Vergleich Verkehrsrechtsschutzversicherung (Stand der Daten: November 2020).
Rechtsschutz für den Berufsbereich
Rechtsschutz für Ärger rund um den Beruf wird meist nicht als Einzelbaustein angeboten. Sind Sie Mitglied in einer Gewerkschaft, haben Sie darüber entsprechenden Rechtsschutz.
Jährlich zahlen, Prämie sparen
Im Idealfall zahlen Sie ihre Versicherungsprämie jährlich. Bei monatlicher Zahlweise ist die Police meist etwas teurer. Rabatt können Sie mitunter auch bekommen, wenn Sie einen Fünfjahresvertrag abschließen.
Dieser Testbericht wird regelmäßig aktualisiert. Jüngstes Update: 15. März 2021. Davor gepostete Nutzerkommentare beziehen sich auf einen früheren Stand.
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