
Viele Hauseigentümer wiegen sich in falscher Sicherheit. Sie haben eine Wohngebäudeversicherung – aber im Schadensfall kann es ihnen passieren, dass der Versicherer nicht alles zahlt: Bei grober Fahrlässigkeit sieht etwa jeder zweite Vertrag massive Kürzungen vor. Die Stiftung Warentest hat 108 Wohngebäudeversicherungen untersucht. 51 davon sind mangelhaft. Sie lassen den Kunden bei teuren Schäden im Regen stehen – ein existenzgefährdendes Risiko. Immerhin 42 Tarife sind sehr gut.
Besonders wichtige Leistungen
Grob fahrlässig einen Schaden zu verursachen kann schneller passieren als man denkt. Im Weihnachtstrubel eine Kerze auf dem Adventskranz vergessen? Oder die Pfanne auf dem heißen Herd? Brandreste im Kamin? Wenn es dann brennt, nennen viele Versicherer das grob fahrlässig. Sie kürzen ihre Entschädigung, oft um zigtausende Euro. Gerade die „grob fahrlässige Herbeiführung des Versicherungsfalls“ – so das Versicherungsdeutsch – sollte im Deckungsumfang enthalten sein. Daneben halten die Versicherungsexperten der Stiftung Warentest weitere Leistungen für wichtig:
- Mehrkosten, die beim Wiederaufbau entstehen, weil behördliche Auflagen heute strenger sind als zum ursprünglichen Bauzeitpunkt.
- Dekontamination des Erdreichs, wenn zum Beispiel Heizöl ausgetreten ist, oder die Feuerwehr einen Brand mit Schaum gelöscht hat,
- Überspannung, wenn der Blitz nicht direkt ins Haus einschlägt, sondern in eine Überlandleitung, und dadurch die Haustechnik lahmgelegt wurde,
- Bewegungs- und Schutzkosten, wenn zum Beispiel nach einem schweren Schaden das gesamte Mobiliar monatelang ausgelagert werden muss,
- Abbruch- und Aufräumkosten.
Diese Leistungen sollte jede Police bieten. In vielen Verträgen fehlen sie jedoch. Dasselbe gilt für weitere Leistungen, die im Einzelfall wichtig sind. Zum Beispiel die Versicherung von Zu- und Ableitungsrohren unterm Grundstück, ebenso Schäden an der Photovoltaikanlage oder das Entsorgen umgestürzter Bäume.
Das bietet der Test Wohngebäudeversicherungen der Stiftung Warentest
Testergebnisse. Die Tabelle zeigt Bewertungen für 108 Tarife. Getestet haben wir die Leistungen bei grob fahrlässiger Herbeiführung des Schadens, für Kosten von Abbruch- und Aufräumarbeiten, für Bewegungs- und Schutzkosten, Mehrkosten wegen behördlicher Auflagen, Dekontamination sowie Überspannung durch Blitz. Außerdem zeigt die Tabelle, welche Tarife weitere Zusatzleistungen bieten, etwa Übernahme der Aufräumkosten für umgestürzte Bäume oder für Sachverständige.
Tipps und Hintergrund. Wir sagen, welche Leistungen wichtig sind, worauf Sie beim Abschluss eines Versicherungsvertrags unbedingt achten müssen, und warum vor allem Hauseigentümer, die schon lange eine Versicherung haben, ihre Police prüfen sollten.
Heftartikel. Wenn Sie das Thema freischalten, erhalten Sie Zugriff auf das PDF zum Testbericht aus Finanztest 12/2018.
Den eigenen Vertrag unbedingt prüfen
Vor allem Hausbesitzer, die schon seit Jahren eine Wohngebäudepolice haben, sollten unbedingt prüfen, ob sie den Deckungsschutz bietet, den wir empfehlen. Der Artikel bietet eine Liste mit den Leistungen, die wir für wichtig halten und erläutert, was hinter den Fachbegriffen steckt. Es ist sinnvoll, jeden einzelnen Punkt mit dem eigenen Vertrag abzugleichen. Eine Tabelle nennt die Anbieter, die wir mit Sehr gut bewerten.
Teuerster Vertrag kostet viermal soviel wie der günstigste
Die Preise für Wohngebäudeversicherungen sind sehr unterschiedlich. Die Anbieter unterteilen das Bundesgebiet in vier Risikozonen. Wir nennen Preisbeispiele für zwei Musterhäuser: eines in einer eher teuren, das andere in einer eher günstigen Region. Am Standort Magdeburg gibt es einen sehr guten Vertrag für einen Neubau schon für 181 Euro pro Jahr, während der teuerste sehr gute Vertrag für den Neubau dort 714 Euro jährlich kosten würde – fast viermal mehr. Enthalten ist dann auch die Deckung bei Elementarschäden. Das sind vor allem Hochwasser, Starkregen, Bergrutsche, Lawinen, Erdbeben.
Drastische Preiserhöhungen bei Gebäudeversicherungen
Hauseigentümer ärgern sich. Viele werden gekündigt oder erhalten eine drastische Preiserhöhung. Die Preise für Hausversicherungen gehen durch die Decke. In zehn Jahren haben sie um rund die Hälfte zugelegt. Das geht durch die gesamte Branche, wie Zuschriften von Finanztest-Lesern zeigen. „Der alte Beitrag betrug 302 Euro, der neue 502 Euro“, schimpft ein Hausbesitzer. Ein Leser mailt: „Die Basler erhöht um 20 Prozent, nachdem ein Sturm drei Ziegel heruntergeweht hat.“ Ein anderer Eigentümer beschwert sich: „Mir wurde meine 1998 abgeschlossene Police gekündigt, obwohl ich nie einen Schaden hatte.“
Die Versicherer durchforsten ihren Kundenbestand. Sie suchen nach Altbauten, genauer: nach maroden Wasserrohren. Leitungswasserschäden verursachen den höchsten Kostenaufwand, mehr als Feuer, Sturm oder Überschwemmungen zusammen. Pro Fall sind es im Durchschnitt zwar nur knapp 2 500 Euro – aber das bei über 3 000 Schäden pro Tag. Das reißt Löcher in die Bilanzen.
Dem Kunden machen die Versicherer gewaltig Druck. Entweder er schluckt die Preiserhöhung oder er wird rausgeworfen. Oft bleibt nur die Suche nach einem anderen, günstigeren Vertrag.
Der lässt sich finden, wie unser Test zeigt. Wichtig: Hauseigentümer sollten unbedingt vermeiden, dass der Versicherer kündigt. Wer aus dem Vertrag geworfen wird, muss dies angeben, wenn er bei einem anderen Versicherer einen Neuvertrag sucht. Es ist besser, die Preiserhöhung zu akzeptieren, dann in Ruhe nach einem günstigeren Vertrag zu suchen und erst dann zu kündigen, wenn der neue Vertrag unter Dach und Fach ist. Wer eine Kündigung bekommt, sollte versuchen, mit dem Versicherer über eine Rücknahme zu verhandeln – zum Beispiel, indem man eine Selbstbeteiligung von 250 Euro anbietet.
Nutzerkommentare, die vor dem 13. November 2018 gepostet wurden, beziehen sich noch auf die Vorgänger-Untersuchung aus Finanztest 5/2016.
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