
Hohe Kosten. Manchmal können Menschen ihre private Krankenversicherung (PKV) nicht mehr bezahlen. Es gibt Wege, wie sie ihre medizinische Versorgung auch in solchen Fällen sichern können. © Getty Images / SVETIKD
Reicht das Geld nicht für die PKV-Beiträge, heißt es schnell zu handeln. Standardtarif und Basistarif können Auswege sein, der Notlagentarif ist nur eine Zwischenlösung.
Ob im Rentenalter oder als Solo-Selbstständige – manchmal ist es kaum mehr möglich, die Beiträge der privaten Krankenversicherung (PKV) weiter aufzubringen. Privatversicherte sollten dann rasch handeln, bevor sich Schulden auftürmen. Die sogenannten Sozialtarife können in einigen Fällen eine Lösung bieten.
Unser Rat
Gegensteuern. Handeln Sie frühzeitig, wenn es Ihnen schwerfällt, Ihre private Krankenversicherung auf Dauer zu finanzieren. Oft können Sie Ihre Beiträge senken, indem Sie in einen günstigeren Tarif Ihres Versicherer wechseln. In unserem Special Tarif in der privaten Krankenversicherung wechseln lesen Sie, wie es geht. Sind Sie unter 55 Jahren, lohnt es zu prüfen, ob Sie zurück in die gesetzliche Krankenkasse können.
Vorsicht beim Selbstbehalt. Lassen Sie sich nicht auf hohe Selbstbehalte von einigen Tausend Euro ein, um Beiträge zu sparen. Erkranken Sie ernsthaft, können hohe Kosten auf Sie zukommen, und Sie können den Selbstbehalt dann nicht mehr rückgängig machen.
Standardtarif für Ältere. Sind Sie 55 Jahre oder älter und finden bei Ihrem Versicherer keine geeignete Wechselmöglichkeit, bietet der Standardtarif oft einen Ausweg. Er bringt in der Regel eine deutliche Beitragssenkung bei geringerem Leistungsumfang.
Basistarif. Ein Wechsel in den Basistarif entlastet Sie nicht genügend, wenn Sie den Höchstbeitrag von derzeit rund 943 Euro im Monat zahlen müssen. Der Basistarif ist sinnvoll, wenn Sie Sozialleistungen wie Bürgergeld oder Grundsicherung beziehen oder diese Hilfen wegen der Krankenversicherungsbeiträge voraussichtlich benötigen werden.
Alle privaten Krankenversicherer bieten Sozialtarife
Es gibt insgesamt drei Sozialtarife, in denen 2023 rund 175 000 Menschen versichert waren:
- Der Standardtarif ist ein Ausweg für ältere Versicherte (hier gehts zum Steckbrief Standardtarif). Er bietet Leistungen, die sich grob an denen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) orientieren. Die Beiträge stiegen nach einer längeren stabilen Phase 2024 und 2025 deutlich an. Laut PKV-Verband zahlen Standardtarif-Versicherte seit Juli 2025 durchschnittlich rund 500 Euro im Monat. Dennoch liegen die Beiträge für langjährig Versicherte oft deutlich unter dem, was sie zuvor in ihrem „normalen“ Tarif bezahlt haben.
- Der Basistarif ist häufig sinnvoll für Hilfsbedürftige, die Sozialleistungen beziehen. Wer auf längere Sicht nicht genug Geld hat, um die Krankenversicherung zu bezahlen, sollte sich schnell ans Jobcenter oder den Sozialhilfeträger wenden, bevor Schulden entstehen. Für Hilfebedürftige im Sinne der Sozialgesetze ist der Basistarif oft die passende Lösung. Er bietet Leistungen, die fast exakt denen der gesetzlichen Krankenversicherung nachgebildet sind und die Versicherer müssen seinen Beitrag halbieren, solange finanzielle Hilfebedürftigkeit vorliegt oder droht. Endet die Hilfebedürftigkeit, ist die optimale Lösung oft nicht der PKV-Basistarif. Die monatlichen Kosten liegen für die meisten beim Höchstbeitrag von 942,64 Euro im Monat (Wert für 2025). Hinzu kommt der Beitrag für die Pflegeversicherung. Rentner zahlen im Standardtarif meist deutlich weniger.
- Der Notlagentarif ist allenfalls eine Zwischenlösung, um vorübergehende Engpässe zu überbrücken. 2024 befanden sich rund 89 000 Menschen in dieser Lage. Für diesen Sozialtarif kann sich niemand aktiv entscheiden. Die Versicherungsgesellschaften stufen Kundinnen und Kunden automatisch in den Notlagentarif um, wenn sie über mehrere Monate ihre Beiträge nicht zahlen konnten. Dort erhalten sie nur die Kosten für die nötigsten medizinischen Leistungen erstattet, zum Beispiel eine Behandlung im Krankenhaus in akuten, nicht aufschiebbaren Fällen. Aus medizinischer Sicht ist die Versicherung im Notlagentarif wegen des stark eingeschränkten Leistungsumfangs riskant. Zahnersatz oder Psychotherapie werden nicht übernommen. Auch aus finanzieller Sicht ist er dauerhaft nicht empfehlenswert. Denn im Notlagentarif entnehmen Versicherer Geld aus den angesparten Alterungsrückstellungen des normalen Tarifs. Je länger jemand im Notlagentarif verbleibt, umso teurer wird es später im Normaltarif.
Staatliche Hilfe ist möglich
Hilfebedürftigkeit. In finanziellen Notlagen gibt es auch Hilfe vom Amt. Wir geben Hinweise, wie privat Krankenversicherte vorgehen sollten, wenn sie Hilfe vom Jobcenter oder Sozialamt (zum Beispiel Bürgergeld oder Grundsicherung) benötigen. Unsere tabellarische Übersicht zeigt die Vor- und Nachteile von Basistarif, Standardtarif und dem Verbleiben im „normalen“ privaten Tarif für finanziell Hilfebedürftige.
Schritt-für-Schritt-Anleitung. Was tun, wenn‘s brennt? Unsere Kurzanleitung gibt Tipps, wie Betroffene Weg aus der Notlage finden und sich ihren Krankenversicherungsschutz erhalten können.
Geringere Leistungen akzeptieren
Wer aus einem PKV-Hochleistungstarif kommt, muss sich umstellen: Alle drei Sozialtarife bieten zum Beispiel keine Chefarztbehandlung im Krankenhaus sowie keine oder begrenzte Leistungen beim Zahnersatz. Eine Versorgungsgarantie gibt es nur bei Praxen mit Kassenzulassung. Die kassenärztlichen und -zahnärztlichen Vereinigungen müssen sicherstellen, dass Patientinnen und Patienten in den Sozialtarifen medizinisch versorgt werden. Wer keine Praxis findet, kann sich an diese Stellen wenden.
Die Versorgungsgarantie ist wichtig, denn Ärzte und Zahnärzte dürfen von Versicherten in Sozialtarifen nur deutlich geringere Honorare verlangen als von anderen Privatpatienten. Am geringsten ist die Vergütung im Basistarif: Sie ist auf den 1,2-fachen Satz der Gebührenordnung für Ärzte begrenzt. Üblicherweise rechnen Ärztinnen und Ärzte den 2,3- bis 3,5-fachen Satz ab. Die Sozialtarife erstatten dann ebenfalls nur die reduzierten Gebührensätze. Weist ein Patient sich vor Behandlungsbeginn nicht als Sozialtarif-Versicherter aus, muss er die verbleibende Differenz im Arzthonorar selbst zahlen.
Ihre Erfahrungen sind uns wichtig
Die Beitragsersparnis in den Sozialtarifen ist allerdings nur ein Gesichtspunkt. Wichtig ist auch, wie es Standard-, Basis- oder Notlagentarif-Versicherten beim Arzt oder Zahnarzt ergeht und wie die Abrechnung mit dem Versicherer läuft. Bitte berichten Sie uns über Ihre Erfahrungen.
Passende Lösung finden
Welches die passende Lösung ist, hängt dabei von der jeweiligen Lebenslage ab:
- Bezahlbaren Tarif sichern. Vor allem Menschen im Rentenalter haben dieses Problem: Einkünfte und Erspartes reichen zum Leben, doch die Krankenversicherungsbeiträge werden zunehmend zur Belastung. Sie können gegensteuern, indem sie in einen günstigeren Tarif ihres Versicherers oder in den Standardtarif wechseln. Der Standardtarif bietet Leistungen, die sich grob an denen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) orientieren. Die Beiträge sind für langjährig Versicherte oft besonders niedrig. Allerdings steht der Tarif nicht jedem offen.
- Engpässe überbrücken. Selbstständige stecken mitunter für einige Wochen in Zahlungsschwierigkeiten, danach geht es wieder bergauf. Sie können ihren Versicherer bitten, die Beiträge zu stunden und diese später in Raten abzahlen. Nur in Ausnahmefällen und für kurze Zeit ist der Notlagentarif die passende Lösung. In den Notlagentarif werden Privatversicherte automatisch umgestuft, wenn sie über mehrere Monate ihre Beiträge nicht zahlen konnten. Dort erhalten sie nur noch die nötigsten medizinischen Leistungen. Aus medizinischer Sicht ist die Versicherung im Notlagentarif riskant, aus finanzieller Sicht ebenfalls auf Dauer nicht empfehlenswert. Denn im Notlagentarif entnehmen Versicherer Geld aus den angesparten Alterungsrückstellungen der normalen Tarife. Je länger jemand im Notlagentarif verbleibt, umso teurer wird es später im Normaltarif. In den kehren Versicherte zurück, wenn alle Schulden getilgt sind. Im Schnitt verbringen Menschen zurzeit allerdings fast zwei Jahre im Notlagentarif.
- Hilfe suchen. Wer nicht genug Geld hat, um die Krankenversicherung zu bezahlen, sollte sich schnell ans Jobcenter oder den Sozialhilfeträger wenden, bevor Schulden entstehen. Für Hilfebedürftige im Sinne der Sozialgesetze ist der Basistarif oft die passende Lösung. Der bietet Leistungen, die fast exakt denen der GKV nachgebildet sind und die Versicherer müssen seinen Beitrag halbieren, solange Hilfebedürftigkeit vorliegt oder droht.
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- Der Beitrag steigt, was tun? Um ihn zu senken, können Sie in einen anderen Tarif bei Ihrer privaten Krankenversicherung wechseln. Wir zeigen, wie der Wechsel läuft.
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- Die Beiträge in der privaten Krankenversicherung (PKV) steigen. Wir erklären, wer in die gesetzliche Krankenkasse (GKV) zurück wechseln kann und wie das geht.
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- Wer darf in die private Krankenversicherung (PKV) – und für wen lohnt sich das? Wie finde ich eine gute PKV-Police? Was tun, wenn die Beiträge zu hoch werden?
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Die Anzahl der Versicherten in Basistarif ist äußerst gering mit 34100 (2022). Es stellt sich mir die Frage: welcher Arzt verzichtet gerne auf höhere Honorare bei einem Basistarif Versicherten…Ich könnte mir vorstellen, dass es bei rechnungserstattung da häufig Ärger mit PKV gibt…ist da nicht die Rückkehr in die GKV die klarere Entscheidung ( sofern Arbeitgeber dies ermöglicht)…
@tanteherma: Die individuelle Beitragashöhe kann nur der Anbieter selbst ermitteln. Sie ist abhängig von der Vorversicherungszeit und dem Alter. Altersrückstellungen aus dem Altvertrag müssen voll angerechnet werden.
Wie errechnet sich diese?