Haus­apotheke Für alle Fälle gerüstet

Haus­apotheke - Für alle Fälle gerüstet

Zuhause gut versorgt. Mittel gegen Fieber und Durch­fall gehören in jede Haus­apotheke. © Fotofinder / Your Photo Today

Plötzlich Kopf­schmerz, Durch­fall, Schnitt­wunde? Dann ist eine Haus­apotheke Gold wert. Wir nennen güns­tige geeignete Mittel – und sagen, warum sie nicht ins Bad gehören.

Tipps für die Grund­ausstattung

Die Grund­ausstattung besteht aus verschiedenen Verbands- und Hilfs­mitteln sowie rezept­freien Medikamenten, die erfahrungs­gemäß oft nützlich sind – etwa gegen Schmerzen und Fieber, zur Behand­lung von Durchfall oder zur Wunddesinfektion.

Bei weiteren Mitteln ist die persönliche Krank­heits­anfäl­ligkeit zu beachten – beispiels­weise, ob jemand an Allergien leidet, oft Sodbrennen oder Verstopfung hat.

Besondere Personen­gruppen: Kinder, Schwangere, Ältere

Wer eine Haus­apotheke zusammen­stellt, sollte an die ganze Familie denken und nach Bedarf weitere rezept­freie Medikamente einbeziehen. Kinder brauchen oft andere oder anders dosierte Medikamente als Erwachsene.

Dabei sind je nach Alter nochmals Unterschiede möglich, etwa zwischen Babys, Klein­kindern und Schul­kindern. Auch für Schwangere, Stillende und Senioren gelten teil­weise Besonderheiten.

Haus­apotheke nicht in Bad oder Küche aufbewahren

Viele Deutsche haben ihre Haus­apotheke im Bade­zimmer. Doch genau das ist keine gute Wahl, ebenso wenig die Küche. An beiden Plätzen herrscht häufig ein feucht-warmes Klima, was die Arzneiqualität mindern kann. Besser eignen sich etwa das Schlaf­zimmer, der Flur oder eine Abstell­kammer, also recht kühle, dunkle, trockene Räume.

Wichtig: Heben Sie Medikamente immer in der Original­verpackung auf, inklusive Beipack­zettel. So sind im Akutfall alle Angaben verfügbar. Der Schrank oder die Box sollten abschließ­bar sein – vor allem, wenn im Haushalt Kinder wohnen.

Medikamente nie in die Spüle oder Toilette werfen

Wer eine Haus­apotheke hat, sollte sie regel­mäßig kontrollieren. Ist alles Wichtige drin? Hat sich der Bedarf der Familie geändert? Sind Verfalls­daten abge­laufen? Und dann – wegwerfen oder verwenden?

Wichtig: Tabletten, Tropfen und sons­tige Medikamente dürfen nie über die Spüle oder Toilette beseitigt werden. Teils ist die Entsorgung über den Restmüll möglich, teils gelten kommunal abweichende Regeln. Wir geben Tipps, wie Sie den passenden Entsorgungsweg finden.

Warnzeichen nicht aussitzen

Die Haus­apotheke ist vor allem zum kurz­zeitigen Einsatz für eher leichte Beschwerden gedacht. Länger andauernde und schwere Symptome erfordern einen Arzt­besuch. In Extremsituationen – stark blutende Wunden, ernste Verbrennungen, Kreis­lauf­zusammenbruch, Anzeichen auf Herz­infarkt oder Schlag­anfall – sollten Sie nicht zögern und sofort den Notruf 112 wählen.

Tipp: Haben Sie weitere Telefon­nummern parat – von Ihrem Haus­arzt, vom ärzt­lichen Bereit­schafts­dienst (116 117) und vom Giftnotruf in Ihrem Bundes­land.

Arznei­mittel, die für viele nützlich sind

Gegen Schmerzen und Fieber

Die Wirk­stoffe Ibuprofen, Paracetamol Acetylsalicylsäure (ASS) und Diclofenac lindern leichte bis mäßige Schmerzen und senken Fieber. ASS, Diclofenac, Ibuprofen und Naproxen können etwa bei Kopfschmerzen, Gelenk-, Regel- und Zahn­schmerzen einge­setzt werden.

Ibuprofen und Paracetamol sind bereits für Kinder unter zwei Jahren geeignet – alters­gerecht dosiert. Es gibt spezielle Kinder-Präparate, darunter Säfte und Zäpf­chen. Ärzte empfehlen mitt­lerweile, hohes Fieber bei Kindern nicht unbedingt zu senken, sondern nur, wenn Schmerzen oder weitere Symptome hinzukommen.

Um Neben­wirkungen zu vermeiden, sind die Dosier­empfehlungen laut Beipack­zettel unbe­dingt einzuhalten. Paracetamol etwa kann bei Über­dosierung die Leber schädigen.

Tipp: Ohne ärzt­lichen Rat sollten Sie Schmerz­mittel höchs­tens vier Tage am Stück und zehn Tage im Monat nehmen. Mehr Hinweise finden Sie in unserem Test Schmerzmittel.

Zur Wund­des­infektion und -heilung

Desinfektions­mittel töten Bakterien, Pilze und Viren, die Entzündungen verursachen können. Wurde die Wunde mit sauberem, lauwarmem Wasser abge­spült, genügt in aller Regel ein einmaliges Desinfizieren unmittel­bar nach der Verletzung.

Unsere Arznei­mittel­experten raten bei der Wundversorgung zu den Wirk­stoffen Povidon-Jod und Octenidin/Phenoxyethanol, weil sie nicht so stark brennen. Povidon-Jod kann die Haut vorüber­gehend braun verfärben. Bei Säuglingen sollte auf diesen Wirk­stoff verzichtet werden.

Wunden heilen oft von allein. Teils lässt sich der Prozess unterstützen, etwa durch Cremes und Salben mit Dexpanthenol oder Zink­oxid, die auf wunde Haut, oberflächliche Schürfwunden oder die Ränder von offenen Wunden aufgetragen werden.

In den ersten Tagen sollte die Wunde durch ein einfaches Pflaster abge­deckt werden. Bei groß­flächigen Schürfwunden sind Hydrokolloid­pflaster hilf­reich.

Gegen Schnupfen

Nasensprays mit einer isotonen Salzlösung ohne weitere Zusätze sind schonend und bei Schnupfen geeignet. Für die Zusätze Dexpanthenol und Aloe Vera gibt es Hinweise, dass sie einen zusätzlichen Nutzen bringen. Dies sollte aber durch weitere Studien noch besser belegt werden.

Welche Art von Salz das Mittel enthält, hatte im Test keinen Einfluss auf die Wirk­samkeit. Besonders zu empfehlen sind Präparate ohne Konservierungs­mittel. Pure isotone Salzlösung eignet sich auch schon für kleine Kinder.

Chemisch hergestellte Sprays und Tropfen mit Xylometazolin oder Oxymetazolin bewirken ein Abschwellen der Nasen­schleimhaut, bergen aber das Risiko einer Abhängig­keit. Daher sollten Sie sie nicht länger als eine Woche anwenden.

Tipp: Gute Sprays mit isotoner Salzlösung gibt es preisgünstig in der Drogerie.

Gegen Hustenreiz

In unserem Test Hustenmittel konnten als Husten­stiller beworbene Mittel nicht über­zeugen – es fehlten Nach­weise, dass sie tatsäch­lich den Husten effektiv stillen. Bei synthetischen Husten­stil­lern bestehen teils Risiken, etwa für Halluzinationen oder Abhängig­keit beim Wirk­stoff Dextrometorphan.

Eine Alternative ist heiße Milch mit Honig oder nur Honig. Wer unbe­dingt ein Mittel nehmen möchte, kann ein anderes Hustenpräparat wählen. Auch solche, die eher als Hustenlöser beworben werden, denn medizi­nisch hat die Unterscheidung zwischen Reizhusten und Husten mit Auswurf an Bedeutung verloren.

Im Test zeigten Mittel mit Efeu, Pelargoni­umwurzel, Eukalyptusöl mit Zusätzen oder als Basis für Cineol sowie Thymian in Kombination mit Primel oder Efeu einen mäßigen Effekt. Von den synthetischen Wirk­stoffen sind Acetylcy­stein und Ambroxol mit Einschränkungen geeignet. Die Wirkung ist insgesamt vergleich­bar mit der von Honig und sollte noch besser belegt werden.

Für Kinder gilt es darauf zu achten, ab welchem Alter das Mittel emfohlen wird. Bis zum ersten Geburts­tag sollten Kinder keinen Honig einnehmen, bis zum dritten keine ätherischen Öle und auch nicht damit einge­rieben werden.

Tipp: Hilf­reich für Erwachsene und Kinder sind warme Getränke und Inhalieren. Bei Nutzung eines Inhaliergeräts sollte auf konsequente Reinigung geachtet werden, da sich sonst Keime im Gerät vermehren können.

Gegen Hals­schmerzen

Von 46 Halsschmerzmitteln im Test können wir zwölf mit Einschränkung empfehlen. Sie enthalten Schleim­stoffe wie etwa Islän­disch Moos und bewirken dadurch eine physika­lische Linderung durch den entstehenden Schleimfilm im Hals. Es braucht aber mehr Studien, um diese Wirkung eindeutig zu belegen. Viele Mittel sind nicht gerade billig.

Mittel mit antiseptischen, betäubenden oder schmerz­stillenden Effekten bewerten wir als wenig geeignet. Die Wirkung ist begrenzt, und einige Mittel können starke Neben­wirkungen haben.

Tipp: Eine güns­tige Alternative sind einfache Lutschbonbons, die den Speichelfluss anregen und dadurch die Hals­schmerzen lindern. Hals­schmerz­mittel oder Bonbons sollten immer zuckerfrei sein.

Gegen Durch­fall

Im Test Durchfallmittel haben sich Elektrolytpräparate als geeignet erwiesen. Sie werden in Wasser aufgelöst und ersetzen Stoffe, die bei Durch­fall verloren gehen. Das ist wichtig, sonst können Patientinnen und Patienten austrocknen. Vor allem Kinder und Senioren sind gefährdet. Bei zusätzlichem Erbrechen am besten oft, aber nur löffelweise schlu­cken.

Bei schwerem, krampf­artigem Durch­fall sind Präparate mit Loperamid geeignet, entweder pur oder in Kombination mit Dimeticon. Die Wirk­stoffe beruhigen den Darm. Ohne Arzt sollte man Loperamid aber maximal zwei Tage einnehmen – Kinder unter zwölf Jahre nur nach ärzt­licher Absprache, unter Zweijäh­rige gar nicht.

Wichtige Verbands- und Hilfs­mittel

Neben rezept­freien Medikamenten sind in der Haus­apotheke auch Verbands- und Hilfs­mittel sinn­voll:

  • Wund­pflaster
  • Mull­binden und -kompressen
  • Verbands­klammern und Sicher­heits­nadeln
  • Rollenpflaster
  • Dreieck­tuch
  • Einmalhand­schuhe
  • Kalt/Warm-Kompresse (oft im Gefrierfach zu lagern)
  • Pinzette
  • Schere
  • Zeckenzange, -karte oder ähnliches
  • Spray gegen Mücken und Zecken
  • Insektenstichheiler

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 26.11.2019 um 13:31 Uhr
    Link hinter Povidon-Jod

    @reinoldus: Wir danken sehr herzlich für den Hinweis und haben den Link korrigiert. (bs/cr)

  • reinoldus am 26.11.2019 um 12:10 Uhr
    Link hinter Povidon-Jod führt nicht zu Salben

    Warum führt der Link hinter Povidon-Jod nicht zu Betaisadona (oder ähnlichen Produkten), obwohl dieses Medikament von Ihnen empfohlen wird?
    Gruß
    RF

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 21.11.2019 um 11:22 Uhr
    Link

    @wernboeh: Vielen Dank für Ihren Hinweis! Wir haben den Link korrigiert. (cr)

  • wernboeh am 20.11.2019 um 12:56 Uhr
    Link fehlerhaft

    @test: Bitte prüfen Sie diesen Link nach Loperamid:
    https://www.test.de/suche/