
Nie in Toilette oder Spüle. Alte Medikamente und ihre Abbauprodukte können Gewässer belasten. © Stfiftung Warentest
Wie Sie alte Arzneimittel richtig entsorgen, hängt von Ihrer Kommune ab. Oft dürfen sie einfach in den Restmüll – aber nie in Toilette, Spüle oder Waschbecken.
Medikamente belasten Gewässer
Wer abgelaufene Arzneimittel aussortiert, steht schnell vor der Frage: Wohin damit? Die wichtigste Regel vorab: Medikamente – auch flüssige – dürfen nie in Spüle, Waschbecken oder Toilette! Kläranlagen entfernen sie und ihre Abbauprodukte häufig nicht vollständig. Daher lassen sie sich laut Umweltbundesamt „nahezu flächendeckend und ganzjährig“ in Gewässern wie Bächen, Flüssen, Seen und Meeren nachweisen und können diese belasten. Unter anderem schädigen manche Mittel Wasserorganismen und Fische.
Vereinzelt sogar im Trinkwasser
Auch im Grundwasser wurden laut Umweltbundesamt schon Arzneimittelrückstände nachgewiesen – sowie sogar vereinzelt in Trinkwasser. Das bestätigen auch die Wasser-Tests der Stiftung Warentest. Die dabei gemessenen Konzentrationen waren zwar so gering, dass sie Menschen nicht gefährden.
Aber: In unserer älter werdenden Gesellschaft könnten künftig mehr Arzneimittel im Wasser landen. Um das zu verhindern, sind alle gefragt – auch diejenigen, die zu Hause überlegen, wohin mit alten Tabletten, Tropfen und Co.
Online-Portal informiert zur Entsorgung von Medikamenten
Wie Arzneimittel korrekt zu entsorgen sind, kann sich von Kommune zu Kommune unterscheiden. Auskunft gibt etwa das örtliche Abfallunternehmen und das Online-Portal arzneimittelentsorgung.de, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Über die Suchfunktion lässt sich herausfinden, welcher Entsorgungsweg wo gilt.
Wer Recyclinghöfe oder Schadstoffmobile nutzen soll, kann Medikamente erst eine Weile zu Hause sammeln – möglichst kindersicher – und sie gebündelt wegschaffen. Auch manche Apotheken nehmen auf freiwilliger Basis alte Arzneien an. Nachfragen lohnt.
Hausmüll ist oft die bequemste Möglichkeit
In vielen Gemeinden lassen Arzneimittel sich sehr praktisch entsorgen – über den Restmüll. Das hängt damit zusammen, dass er in diesen Kommunen vollständig verbrannt wird, was enthaltene Arzneimittel unschädlich macht.
Wer alte Arzneimittel in den Restmüll wirft, sollte einige Regeln beachten:
- Die Medikamente sollten nicht direkt sichtbar sein, um etwa spielende Kinder nicht zu gefährden. Am besten die zu entsorgenden Mittel in Papier wickeln.
- Flüssiges und Halbfestes in der Tube oder Flasche lassen – nicht ausspülen.
- Tabletten aus den Blistern drücken und in den Hausmüll geben. Die Blister kommen in den gelben Sack.
- Umkartons und Packungsbeilagen von Medikamenten gehören ins Altpapier.
- Spritzen und Kanülen stets in einem stichfesten Behälter sammeln, etwa einem verschließbaren Joghurt-Becher oder Marmeladenglas.
- Manche Mittel, etwa Zytostatika gegen Krebs, dürfen nie in den Restmüll – behandelnde Ärztinnen und Ärzte informieren meist über den korrekten Entsorgungsweg.
Cremes, Salben, Gele „gewässerschonend“ anwenden
Bei Arzneimitteln in Form von Cremes, Salben und Gelen lässt sich die Gewässerbelastung schon bei Gebrauch mindern. Dazu sollten sie nur in der nötigen Menge und nicht kurz vor dem Baden oder Duschen genutzt werden und ausreichend einwirken, bevor Kleidung darüber gezogen wird. Und: Nach dem Auftragen nicht direkt die Hände waschen, sondern sie zuvor gründlich mit einem Papiertuch abwischen. Dieses wird nach jedem „Wisch-Schritt“ einmal gefaltet und zum Schluss in den Restmüll gegeben.
Besonders wichtig ist dieses Vorgehen bei Schmerzgelen mit Diclofenac. Der Wirkstoff gelangt häufig in Gewässer und schädigt unter anderem die Niere von Fischen. Laut einer Studie lässt sich seine Menge im Abwasser um 66 Prozent reduzieren, wenn nach Gebrauch der Gele gilt: „Erst Hände wischen, dann waschen“.
Tipp: Wie Sie Arzneimittel richtig lagern und erkennen, dass sie entsorgt werden müssen, steht in unserem Special Haltbarkeit von Medikamenten. Dort erklären Expertinnen auch auf, wie sich Laufzeiten von Medikamenten vermutlich verlängern ließen. In unserer Datenbank Medikamente im Test finden Sie Infos und Bewertungen zu mehr als 9 000 Mitteln.
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Noch zwei Anmerkungen von mir. Blister sind normalerweise Verbundmaterialien aus Kunststoff und Aluminium. Hier ist in der Praxis keinerlei Recycling möglich. Es ist also reine Beschäftigungstherapie ohne Sinn und Verstand, Tabletten vor der Entsorgung aus dem Blister zu drücken und diesen wiederum getrennt zu entsorgen. Und der zweite Punkt ist, dass Müll in Deutschland flächendeckend verbrannt wird. Von dieser Art der Müllbehandlung gibt es nur extrem wenige Ausnahmen. Folglich kann man praktisch überall in Deutschland Medikamentenreste in den Restmüll geben.