
Dicker Kopf. Müdigkeit und Kopfschmerz sind häufig vorkommende, aber meist harmlose Nebenwirkungen vieler Arzneimittel. © Getty Images
Sie reichen von Müdigkeit bis zu Herzrhythmusstörungen: unerwünschte Wirkungen von Arzneimitteln. Wir geben einen Überblick und sagen, wann sie gefährlich werden.
Das Antihistaminikum macht müde, nach Anwendung des Asthmasprays zittern die Hände und das Antibiotikum sorgt für Bauchschmerzen – jedes Medikament kann unerwünschte Wirkungen hervorrufen. Oft hängen diese untrennbar mit der erwünschten Wirkung des Mittels zusammen.
Nebenwirkungen können sehr unterschiedlich ausfallen. Sie reichen von leichter Müdigkeit über Einschränkungen wie häufiger Harndrang bis hin zu lebensbedrohlichen Symptomen wie Atemnot. Wir geben einen Überblick über typische Nebenwirkungen von Medikamenten – und über besonders schwere Fälle, bei denen schnelles Handeln gefragt ist. Und wir erläutern, wie wir in unseren Medikamententests unerwünschte Wirkungen einordnen.
Befindlichkeitsstörungen und Schwindel
Kopfschmerzen und Müdigkeit: Oft harmlos
Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen – solche Befindlichkeitsstörungen können verschiedene Ursachen haben. Unter anderem treten sie als typische Nebenwirkung vieler Antibiotika auf. Sie können allerdings auch Symptome der Grunderkrankung selbst sein. Besondere Maßnahmen sind dann nicht notwendig.
Im Zweifelsfall Rat einholen. Müdigkeit kann allerdings auch auf ernsthafte Beschwerden wie eine Blutarmut hinweisen. Diese sollte ärztlich beobachtet werden. Wenn die Müdigkeit sie sehr belastet, sollten Betroffene die Ärztin oder den Arzt informieren.
Schläfrig durch Antihistaminika. Allergiker kennen das Problem: Nimmt man eine Tablette gegen allergische Symptome, bleibt die Müdigkeit meist nicht aus. Grund: Antihistaminika, wie sie unter anderem gegen allergische Beschwerden eingesetzt werden, besetzen nicht nur die Histamin-Andockstellen in Augen- und Nasenschleimhaut, sondern auch überall sonst im Organismus – denn sie werden über den Darm ins Blut aufgenommen und gelangen somit in alle durchbluteten Gewebe. Infolge kann es auch zu unerwünschten Wirkungen kommen.
Machen alle Antihistaminika gleichermaßen müde?
Müde machen vor allem die Antihistaminika, die in nennenswertem Umfang die Blut-Hirn-Schranke passieren. Dann wirken sie auch an den Nervenzellen im Gehirn. Für diese ist das normalerweise vom Körper in sehr geringen Mengen gebildete Histamin eine Art "Weckmittel" – es aktiviert die Nervenzellen. Verhindern Antihistaminika, dass Histamin an seine Bindungsstellen in den Nervenzellen andocken kann, bleiben diese – und damit auch die behandelte Person – eher träge oder schläfrig.
Die erste Generation: Müdigkeit ist häufig
Allergiemittel wie Clemastin, Dimetinden und Hydroxyzin aber auch Diphenhydramin, das unter anderem gegen Reiseübelkeit helfen soll, sind Antihistaminika der ersten Generation: Sie machen schläfrig. Werden sie zur Nacht eingenommen, kann die schlafanstoßende Wirkung aber auch nützlich sein. Manche solcher Wirkstoffe, wie Doxylamin oder Diphenhydramin, sind deshalb auch als Schlafmittel im Handel.
Die zweite Generation: Erste Wahl am Tag
Neuere Mittel wie Cetirizin, Desloratadin, Ebastin, Fexofenadin, Levocetirizin, Loratadin, Mizolastin und Rupatadin – allesamt zur Behandlung von Allergien – machen nur noch wenig müde und sind daher tagsüber vorzuziehen.
Schwindel: Ursachensuche wichtig
Viele Medikamente, die bei Erkrankungen des Nervensystems und der Psyche eingesetzt werden, können Schwindel auslösen. Die Gründe sind vielfältig. Nehmen Betroffene solche Mittel ein, müssen sie ärztlich abklären lassen, was die Beschwerden verursacht. Schwindel kann auch einsetzen, wenn Medikamente den Kreislauf oder das Nervensystem beeinflussen oder dafür sorgen, dass weniger Sauerstoff und Nährstoffe verfügbar sind.
Bei Blutdrucksenkern meist harmlos. Patientinnen und Patienten, die Blutdrucksenker einnehmen, kann schwindelig werden, wenn sie aus dem Liegen oder Sitzen aufstehen. Diese Art von Schwindel ist harmlos und vergeht meist innerhalb kurzer Zeit von selbst. Sie lässt sich vermeiden, indem Betroffene langsam aufstehen. Davor sollten sie mehrmals kurz die Wadenmuskulatur anspannen, um den Kreislauf in Schwung zu bringen.
Ernsthafte Ursachen möglich. Schwindel kann auch auf ernsthafte Störungen hindeuten und etwa entstehen, wenn ein Mittel das Innenohr geschädigt hat. Er hält dann länger an, verstärkt sich oder tritt mehrfach auf. Betroffene sollten dann ihre Ärztin oder ihren Arzt informieren. Sie oder er bricht die Behandlung dann meist ab. Möglicherweise deuten Schwindelgefühle auch darauf hin, dass das Gehirn unzureichend versorgt wird. So kann es bei schlecht eingestellten Blutzuckermedikamenten an Glukose mangeln, bei einer Blutarmut an Sauerstoff. Wenn Betroffene das vermuten, sollten sie ebenfalls ärztlichen Rat einholen.
Vorsicht bei Herzrhythmusstörungen. Weiterhin können „Aussetzer“ des Herzens bei Herzrhythmusstörungen dafür sorgen, dass nicht genug sauerstoffreiches Blut im Gehirn ankommt und Schwindel entsteht. Patientinnen und Patienten müssen dann sofort ärztliche Hilfe einholen!
Nicht jeder hat jede Nebenwirkung – Häufigkeiten verstehen
Nur weil eine Nebenwirkung für ein Medikament typisch ist, heißt das nicht, dass sie bei allen Behandelten auftritt. Wie häufig eine unerwünschte Wirkung vorkommt, geben wir in unseren Medikamententests – wie auch in den Beipackzetteln üblich – gemäß der nachfolgenden Definition an:
- Sehr häufig: Die unerwünschte Wirkung wurde bei mehr als 1 von 10 Behandelten beobachtet.
- Häufig: 1 bis 10 von 100 Behandelten sind betroffen.
- Gelegentlich: 1 bis 10 von 1 000 Behandelten müssen mit dieser unerwünschten Wirkung rechnen.
- Selten: Diese unerwünschte Wirkung kann sich bei 1 bis 10 von 10 000 Behandelten bemerkbar machen.
- Sehr selten: Diese unerwünschte Wirkung kommt in wenigen Einzelfällen vor.
Herzrhythmusstörungen
Wie Medikamente aufs Herz schlagen
Einige Arzneimittel können sich auf das Herz und dessen Schlagrhythmus auswirken. Es kommt zu Aussetzern oder Extraschlägen, die Betroffene manchmal als unregelmäßigen Herzschlag – sogenanntes Herzstolpern – wahrnehmen. Rhythmusstörungen können den Herzschlag aber auch verlangsamen oder ihn bis zum Herzrasen beschleunigen.
Wann ärztliche Hilfe notwendig ist
Wenn die Rhythmusstörungen die Pumpleistung des Herzens beeinflussen, kann es zu Kurzatmigkeit und Schwindel kommen. Außerdem ist es möglich, dass es den Betroffenen schwarz vor Augen wird oder sie das Bewusstsein verlieren. Ob das Herzstolpern harmlos oder behandlungsbedürftig ist, muss die Ärztin oder der Arzt anhand eines EKGs entscheiden. Treten Herzrhythmusstörungen – oder Anzeichen dafür – neu auf, sollten Betroffene deshalb immer ärztliche Hilfe einholen.
Gefährlicher Sonderfall: Torsade de Pointes
Manche Medikamente können eine spezielle Form von Herzrhythmusstörungen auslösen: Torsade de Pointes. Besonders betroffen sind Frauen, ältere Menschen und Personen mit vorgeschädigtem Herzen. Sie ist sehr gefährlich, weil sie häufig Kammerflimmern auslöst. Dabei schlagen die Herzkammern extrem schnell, bis weit über 300-mal in der Minute. Das Herz ist so nicht mehr in der Lage, Blut in den Kreislauf zu pumpen. Innerhalb weniger Minuten kommt es zum Herzstillstand. Auch Medikamente zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen können Torsade de Pointes auslösen: Wirkstoffe für die dies bekannt ist, sind unter anderem Amiodaron, Chinidin oder Sotalol.
Tipp: Sind bei einem Medikament Torsaden als Nebenwirkung angegeben, müssen Sie bei den ersten Warnzeichen dafür handeln. Das sind Herzklopfen und/oder Schwindelgefühl. Auch kurze Bewusstlosigkeit ist möglich. Nehmen Sie das Mittel dann nicht weiter ein, sondern überprüfen Sie Ihren Puls oder bitten Sie andere darum. Ist dieser unregelmäßig oder schwer tastbar, muss der Herzrhythmus überprüft werden. Dafür ist sofort ärztliche Hilfe erforderlich!
Sofort handeln oder erstmal abwarten – So ordnen wir Nebenwirkungen ein
Nicht alle unerwünschten Wirkungen sind schwerwiegend. Manche vergehen von allein wieder. Andere erfordern dagegen sofort ärztliche Hilfe. Deshalb ordnet die Stiftung Warentest in ihren Medikamententests Nebenwirkungen nach deren Bedeutung und Gefährlichkeit ein:
- Keine Maßnahmen ergreifen: Bei Nebenwirkungen, die nicht schwerwiegend sind und meist von selbst wieder verschwinden – spätestens wenn das Arzneimittel abgesetzt wird – müssen Betroffene üblicherweise keine Maßnahmen ergreifen. Sie brauchen sich in der Regel keine Sorgen zu machen und auch Ärztin oder Arzt nicht aufzusuchen.
- Aufmerksam beobachten: Bei bestimmten Nebenwirkungen sollten Betroffene wachsam sein. Sie sollten einen Arzt zurate ziehen und ihn auf die hinzugekommenen Beschwerden hinweisen.
- Sofort ärztliche Hilfe einholen: Unter diesem Punkt nennen wir bedrohliche Symptome. Sie sollten Betroffene umgehend zu Ärztin oder Arzt führen oder Nahestehende veranlassen, den Notarzt (Telefon 112) zu rufen.
Blutbildveränderungen
Nichts geht ohne Blutuntersuchung
Blutbildveränderungen können Betroffene kaum selbst erkennen. Besteht ein solches Risiko, muss die Ärztin oder der Arzt das Blut untersuchen. Die Veränderungen können die roten und weißen Blutkörperchen sowie die Blutplättchen betreffen. Medikamente können die Neubildung dieser Blutzellen im Knochenmark stören, einen vermehrten Abbau der Blutkörperchen bewirken oder einen Blutverlust verursachen.
Andere Ursache – andere Beschwerden
Je nachdem, welche Blutzellen betroffen sind, zeigen sich unterschiedliche Symptome:
- Bei einem Mangel an roten Blutkörperchen erscheint das Gesicht auffallend blass. Die feinen Adern in der Bindehaut der Augen treten nur noch blassrosa hervor. Gleichzeitig sind Betroffene sehr müde. Verursachen Blutungen im Magen-Darm-Trakt die Blutarmut, färbt sich der Stuhl pechschwarz (Teerstuhl) oder es sind auf dem Stuhl kleine Mengen geronnenen Blutes zu sehen.
- Baut der Körper vermehrt rote Blutkörperchen ab, kann sich die Haut gelb verfärben. Das ist besonders am Auge erkennbar: Auch die Bindehaut wird gelb.
- Mangelt es an weißen Blutkörperchen, sind Betroffene anfälliger für Infekte. Sie leiden häufig auch an Fieber, Halsschmerzen sowie eitrigen Mandeln.
- Sinkt die Anzahl der Blutplättchen ab, erhöht sich die Gefahr für Blutungen. Selbst kleine Verletzungen bluten dann auffällig lange. Außerdem können sich flohstichartige Einblutungen in der Haut, sogenannte Petechien, bilden. Es ist auch möglich, dass sehr große Blutergüsse in Gelenken und Körperhöhlen entstehen. Diese müssen unter Umständen operativ entfernt werden, damit das Gelenk oder umgebendes Gewebe keinen Schaden nimmt.
Tipp: Bei diesen Symptomen – insbesondere gelber Haut, Teerstuhl, Infekten mit hohem Fieber oder Einblutungen – sollten Betroffene zügig eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.
Allergien und Hauterscheinungen
Allergische Reaktionen: Von Ausschlag bis schwerer Schock
Grundsätzlich kann jedes Arzneimittel eine Allergie auslösen. Schwächere allergische Reaktionen zeigen sich oft durch einen juckender Hautausschlag, begleitet von Quaddeln und Pusteln oder leichten Schwellungen im Gesicht. Diese Beschwerden verschwinden, sobald Betroffene das Medikament absetzen. Bei wiederholtem Kontakt mit dem auslösenden Arzneimittel können sich die Allergie-Symptome verstärken.
Allergischer Schock. Laut Schätzungen erleidet jährlich etwa 1 von 10 000 Personen eine anaphylaktische Reaktion – verursacht etwa durch Insektenstiche oder bestimmte Lebensmittel. Doch auch Medikamente können einen solchen allergischen Schock auslösen.
Schwerwiegende allergische Reaktionen machen sich bei 90 von 100 Betroffenen durch allergische Hauterscheinungen bemerkbar, die sich schnell ausbreiten. Ihnen kann darüber hinaus übel sein, sie leiden unter Bauchkrämpfen, müssen sich erbrechen oder bekommen Durchfall. Manchen wird schwindelig, sie fühlen sich benommen oder verlieren das Bewusstsein. Auch kalter Schweiß kann ein Anzeichen für einen allergischen Schock sein. Außerdem ist es möglich, dass eine sich rasch verschlimmernde Atemnot oder Herzrasen auftritt. Durch einen übermäßigen Blutdruckabfall kann der Kreislauf der Patienten zusammenbrechen. Bei derartigen Beschwerden müssen Betroffene oder Angehörige sofort den Notarzt (Telefon 112) rufen!
Richtig handeln bei allergischem Schock
Schocklage einnehmen. Tritt ein allergischer Schock auf, sollten Betroffene die sogenannte „Schocklage“ einnehmen. Dafür müssen sie die Beine hochlagern. Ist ihnen das selbst nicht möglich, sollten Helfende sie in diese Position bringen. Der Kreislauf der Betroffenen muss außerdem umgehend mit Mitteln wie Adrenalin oder Flüssigkeitsinfusionen stabilisiert werden.
Auf Atem achten. Schwellen die Schleimhäute in den Atemwegen weiter an, droht Ersticken. Bricht der Kreislauf völlig zusammen, benötigen die Patientinnen und Patienten sofort eine Beatmung. Nur so bleiben das Gehirn und lebenswichtige Organe durchblutet.
Tipp: Nehmen Sie nach Erleben einer derart lebensbedrohlichen Situation den auslösenden Wirkstoff nie wieder ein! Meiden Sie ebenfalls Arzneistoffe aus der gleichen Wirkstoffgruppe. Tragen Sie bei erwiesener Arzneimittelallergie einen Allergiepass bei sich. Fragen Sie bei neuen Medikamenten unbedingt nach, ob Sie diese einnehmen können.
Hauterscheinungen: Im Einzelfall schwerwiegend
Oft harmlos. Die meisten unerwünschten Wirkungen der Haut zeigen sich als allergische Reaktion – meist als Rötung, juckender Ausschlag oder Pusteln bis hin zu großen Blasen. Leichte Hauterscheinungen sind sehr häufig und verschwinden oft noch während der Behandlung von selbst, spätestens aber nach dem Absetzen der Medikamente.
In Einzelfällen bedrohlich. Schwere Hauterscheinungen sind nur für wenige Arzneimittel beschrieben. Sie treten höchstens bei 1 von 1 000 000 Behandelten auf. Allerdings sind sie oft lebensbedrohlich. Wer jemals eine solche schwerwiegende Hauterkrankung entwickelt hat, muss die auslösenden Mittel zukünftig strikt meiden.
Schwere Reaktionen erkennen. Die oben genannten Symptome können auch erste Anzeichen für eine schwerwiegende Immunreaktion auf ein Arzneimittel sein. Sie entwickeln sich meist erst nach mehrtägiger oder mehrwöchiger Therapie. Bei Medikamenten, für die dies möglich ist, weist der Hersteller im Beipackzettel gesondert darauf hin. Die Krankheitsbilder heißen Erythema exsudativum multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom und Lyell-Syndrom – auch toxische epidermale Nekrolyse genannt. Sie sind eng miteinander verwandt und werden als „Syndrom der verbrühten Haut“ bezeichnet. Ihre Gefährlichkeit steigt in der Reihenfolge ihrer Nennung an.
Gefährliche Verläufe. Typischerweise dehnen sich die Hautrötungen aus und es bilden sich Blasen. Auch die Schleimhäute des gesamten Körpers können betroffen sein. Es ist möglich, dass sich die Betroffenen darüber hinaus fühlen, als litten sie an einer fiebrigen Grippe. Bereits in diesem Stadium sollten sie unbedingt ärztliche Hilfe einholen! Denn: Die Hautreaktionen können sich rasch verschlimmern. Im schwersten Fall fließen die Blasen zusammen, die Haut reißt auf uns löst sich ab. Dann entstehen offene Wunden und das Gewebe stirbt ab. In der Folge benötigen die Betroffenen eine intensivmedizinische Behandlung.
Leber- und Nierenschäden
Leberschäden: Blutwerte regelmäßig kontrollieren
Komplikationen sind verhinderbar. Schäden an der Leber erkennen Betroffene selbst meist erst sehr spät. Häufig steigen die Leberwerte im Blut an, bevor Patientinnen und Patienten selbst etwas spüren können. Bei bestimmten Medikamenten bestimmen Ärztinnen und Ärzte regelmäßig die Leberwerte im Blut – je nachdem wie wahrscheinlich und wie schwer die möglichen Leberschäden sind. Damit lassen sich Leberfunktionsstörungen meist rechtzeitig erkennen. Dann genügt es, das Medikament abzusetzen, um Schlimmeres zu verhindern.
Anzeichen beachten. Eine Leberschädigung durch ein Arzneimittel geht oft mit allgemeinen, wenig charakteristischen Beschwerden einher. Dazu zählen Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Darmbeschwerden wie Blähungen oder Druckgefühl. Auch Müdigkeit und Benommenheit können auftreten. Personen, die ein leberschädigendes Medikament einnehmen, sollten ärztlichen Rat einholen, wenn solche Beschwerden neu auftreten und mehrere Tage anhalten.
Schäden erkennen. Eine deutliche Leberschädigung macht sich durch eine dunkle Verfärbung des Urins oder eine helle Färbung des Stuhlgangs bemerkbar. Auch eine Gelbsucht kann auftreten. Sie zeigt sich durch eine gelb verfärbte Augenbindehaut. Oft begleitet ein starker Juckreiz am ganzen Körper die Beschwerden. Bemerken Behandelte eines der genannten typischen Anzeichen, müssen sie sofort ärztliche Hilfe einholen.
Nierenschäden: Nicht immer reparabel
Bei Symptomen schnell handeln. Neu auftretende oder sich verschlimmernden Wasseransammlungen in den Beinen können auf einen Nierenschaden hinweisen. Auch eine vermehrte oder verminderte Harnausscheidung kann auf diese Nebenwirkung hindeuten. Betroffene leiden außerdem mitunter unter Atemnot, fühlen sich krank und sind blass. Bei einer schweren Schädigung kann es außerdem im Bereich der Nieren schmerzen. Häufig scheiden Betroffene dann nur wenig Urin aus. Bei solchen Anzeichen sollten sie schnell ärztlichen Rat suchen.
Kontrolle unerlässlich. Ob Arzneimittel die Niere schädigen, hängt von deren Dosis ab. Außerdem spielt es eine Rolle, ob der oder die Behandelte weitere Medikamente einnimmt oder bereits an einer Nierenerkrankung leidet. Die Schäden bilden sich nicht immer zurück, wenn Betroffene das auslösende Mittel absetzen. Deshalb kontrolliert die Ärztin oder der Arzt bei bestimmten Medikamenten regelmäßig die Nierenwerte – je nachdem wie wahrscheinlich und wie schwer die möglichen Nierenschäden sind.
Symptome abschwächen: Die Dosis macht‘s
In der Regel nehmen Nebenwirkungen mit steigender Dosis zu. Wird diese verringert, treten viele nur noch schwach oder gar nicht mehr auf. Einige unerwünschte Wirkungen zeigen sich aber selbst bei geringster Dosis. Ob es sich lohnt, diese in Kauf zu nehmen, hängt vom Nutzen der Therapie ab – er muss die Risiken überwiegen. Dabei spielt auch die Schwere der Erkrankung eine Rolle: Geht es um einen Schnupfen, dulden Behandelnde und Betroffene weniger Nebenwirkungen, als wenn eine lebensbedrohliche Infektion bekämpft werden muss.
Ärztlichen Rat einholen. Treten Nebenwirkungen auf, sollten Betroffene die Dosierung ärztlich empfohlener Mittel nicht selbstständig verringern oder die Arzneien gar absetzen. Stattdessen ist es ratsam, die Ärztin oder den Arzt über die Beschwerden zu informieren. Sie oder er kann gegebenenfalls die Dosierung anpassen oder die Behandlung verändern.
Individuelle Reaktionen. Bestimmte Nebenwirkungen wie allergische Reaktionen oder Leberschäden treten nicht bei allen Behandelten auf, denn nicht jeder ist gleichermaßen dafür anfällig. Es hilft dann nicht immer, die Dosis zu senken. Mitunter kann es notwendig sein, dass die Ärztin oder der Arzt das Mittel absetzt.
Depression
Beschwerden sind oft nicht von Dauer
Bestimmte Medikamente können Depressionen auslösen oder verstärken. Die Symptome sind die gleichen wie bei der entsprechenden psychischen Erkrankung. Sie verschwinden aber meist, wenn Behandelte das Arzneimittel wieder absetzen.
Oft keine Nebenwirkung. Da Depressionen insgesamt aber häufig vorkommen, ist bei vielen Patientinnen und Patienten eher eine klassische Depressionserkrankung als eine Medikamentennebenwirkung die Ursache für die Beschwerden.
Anzeichen ernst nehmen
Betroffene fühlen sich oft bedrückt und depressiv. Es herrscht eine innere Leere. Ihnen mangelt es außerdem an Antrieb. Sie können sich nicht mehr aufraffen, verlieren das Interesse, sind freudlos, ermüden schnell. Auch anhaltende Schlafstörungen und ein verminderter Appetit können auf eine Depression hindeuten. Wenn Behandelte mehr als eines dieser Symptome verspüren – insbesondere wenn es keinen äußeren Anlass für eine depressive Verstimmungslage gibt – sollten sie ärztlichen Rat einholen.
Schwere Fälle erkennen und sofort handeln
In besonders schweren Fällen können Suizidgedanken auftreten. Kreisen die Gedanken oder Äußerungen der Betroffenen zunehmend darum, dass sie sich Schaden zufügen oder das Leben nehmen wollen, sollten sie unverzüglich einen Arzt kontaktieren oder ein Krankenhaus aufsuchen.
Nebenwirkungen austricksen – unsere Tipps
Fragen Sie in Ihrer Arztpraxis oder Apotheke nach, ob es für das jeweilige Mittel spezielle Einnahmehinweise gibt. In manchen Fällen lassen sich Nebenwirkungen so abschwächen oder vermeiden. Nachfolgend nennen wir dafür einige Beispiele:
- Nehmen Sie müde machende Allergietabletten abends ein. So „verschlafen“ Sie diese Nebenwirkung und sind tagsüber nicht beeinträchtigt.
- Wenden Sie Prostatamittel, die gleichzeitig den Blutdruck senken, abends vor dem Zubettgehen an, um tagsüber Kreislaufprobleme zu vermeiden. Außerdem kann die Blutdrucksenkung bei manchen Männern auch erwünscht sein.
- Plagt Sie Übelkeit durch das Antibiotikum Doxycyclin, sollten Sie das Mittel mit dem Essen – etwa zusammen mit einer Scheibe Brot – einnehmen. Dann ist es besser verträglich. Verzichten Sie aber zwei bis drei Stunden vor und nach der Einnahme auf Milchprodukte, da sonst die Aufnahme des Mittels beeinträchtigt wird!
- Nehmen Sie bestimmte Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure (ASS) oder Ibuprofen besser mit einer Mahlzeit ein. Dann verringert sich das Risiko für Magenbeschwerden.
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2 Kommentare Diskutieren Sie mit
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@dschneibe: Vielen Dank für Ihr Lob und wir haben Ihren Wunsch an unsere zuständige Fachabteilung zur Kenntnisnahme weitergeleitet. Ob und wie schnell Ihr Wunsch realisierbar ist, können wir Ihnen jedoch leider nicht sagen. Sollten Sie von Nebenwirkungen bei der Anwendung von Asthmasprays betroffen sein, dann sollten Sie auf jeden Fall mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer behandelnden Ärztin darüber sprechen.
Guter Artikel, vielen Dank. In der Einleitung nennen Sie typische Beispiele für Nebenwirkungen: "Das Antihistaminikum macht müde, nach Anwendung des Asthmasprays zittern die Hände..." Zur letztgenannten Nebenwirkung, dem Händezittern nach Anwendung von Asthmasprays, vermisse ich im Artikel dann allerdings entsprechende Hinweise und hilfreiche Tipps. Könnten Sie den Artikel bitte noch entsprechend ergänzen? Herzlichen Dank.