
Hohes Fieber, starke Kopf- und Gliederschmerzen, Husten, Schnupfen und Halsweh – die Grippewelle rollt langsam an. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet eine steigende Anzahl an Grippefällen. Wie kann man sich vor der Infektion schützen? Lohnt die Impfung gegen die Viren jetzt noch? Und was unterscheidet eigentlich eine Grippe von einer Erkältung oder einem grippalen Infekt? test.de gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Start der Grippewelle.
Wie steht es um die aktuelle Grippewelle?
In diesem Jahr ist die Grippewelle in der zweiten Januarwoche gestartet. Die Zahl der Patienten mit akuten Atemwegserkrankungen steigt an. Seit Beginn der Grippesaison Anfang Oktober 2018 sind nach Angaben des RKI mehr als 10 000 deutsche Grippekranke offiziell erfasst, rund 4 000 davon allein in der vierten Januarwoche. Die Erkrankungslage bezeichnet die Arbeitsgemeinschaft Influenza am RKI aktuell insgesamt jedoch nur als moderat erhöht. Sie meldet lediglich in vereinzelten Teilen des Landes eine deutlich erhöhte Influenza-Aktivität, wie die Karte unten zeigt (Stand: Kalenderwoche 4/2019).

In Kalenderwoche 4 war nur in einigen Teilen Deutschlands der Krankenstand erhöht. Die Karte wird von der Arbeitsgemeinschaft Influenza regelmäßig aktualisiert.
Wie erkenne ich, ob ich Grippe habe?
Bei Grippe verschlechtert sich der Gesundheitszustand meist abrupt. Husten, Schnupfen und Halsweh kommen auf einen Schlag, häufig begleitet durch hohes Fieber um 40 Grad, starke Gliederschmerzen, bleierne Müdigkeit und Appetitlosigkeit. Bei Klein- und Schulkindern können Bauchschmerzen und Durchfall hinzukommen. Eine Grippe dauert zwei bis drei Wochen – Erkältungen oder grippale Infekte verlaufen hingegen meist weniger schwer und sind schneller überstanden. Husten, Schnupfen und Halsweh treten dann nacheinander auf, leichtes Fieber und Gliederschmerzen sind möglich. Nach etwa einer Woche klingen bei Erkältungen oder grippalen Infekten die Symptome in der Regel ab.
Symptome im Vergleich
Grippe | Erkältung, grippaler Infekt |
---|---|
Husten, Schnupfen und Halsweh kommen auf einen Schlag, abrupte Verschlechterung. | Husten, Schnupfen und Halsweh treten nacheinander auf, langsame Verschlechterung. |
Hohes Fieber, oft auch Schüttelfrost und Schweißausbrüche. | Leichtes Fieber möglich. |
Starke Gliederschmerzen. | Schwache Gliederschmerzen möglich. |
Trockener, schmerzhafter Husten. | Geringer Hustenreiz. |
Bleierne Müdigkeit, Kreislaufbeschwerden, Appetitlosigkeit. | Erschöpfung und Müdigkeit. |
Kann zwei bis drei Wochen anhalten. | Dauert in der Regel sieben Tage. |
Das ist zu tun: Gehen Sie zum Arzt und nicht zur Arbeit. Bettruhe ist unerlässlich. | Das ist zu tun: Die empfehlenswerten Medikamente helfen und schonen den Körper. Außerdem: viel Ruhe und ausreichend trinken. |
Was ist bei Grippesymptomen zu tun?
Bei Verdacht auf Grippe ist ein Arztbesuch wichtig. Der Arzt überwacht den Gesundheitszustand, damit keine ernsten Komplikationen eintreten, und stellt dem Patienten nötigenfalls eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung aus. Als Mittel gegen Grippeviren steht in erster Regel das rezeptpflichtige Tamiflu zur Verfügung. Es muss aber möglichst frühzeitig eingenommen werden und selbst dann, kann das Mittel die Beschwerden lediglich abmildern und die Krankheit nur geringfügig verkürzen. Die Arzneimittel-Experten der Stiftung Warentest bewerten das Medikament daher nur als „mit Einschränkung geeignet“. Symptome wie Husten, Schnupfen und Gliederschmerzen lassen sich mit Medikamenten lindern, sie sollten zielgerichtet behandelt werden. Bei Gliederschmerzen helfen etwa Schmerzmittel mit den Wirkstoffen Ibuprofen oder Parazetamol – beide senken auch Fieber. Geeignet bei Schnupfen sind konservierungsmittelfreie Präparate mit den Wirkstoffen Xylometazolin, Oxymetazolin oder Salzlösung. Diese Mittel stuft die Stiftung Warentest als geeignet ein.
Übrigens: Gegen Erkältungsviren gibt es keine Medikamente. Die Symptome lassen sich aber mit den gleichen Mitteln wie bei Grippe behandeln. Ein Arztbesuch ist auch bei schweren Erkältungssymptomen zu empfehlen, zum Beispiel bei bellendem Husten oder falls Fieber länger anhält.
Wie lässt sich eine Ansteckung mit Grippeviren vermeiden?
Waschen Sie sich gründlich und häufig die Hände mit Seife – vor allem, wenn Sie von draußen hereinkommen und bevor und nachdem Sie Mahlzeiten zubereiten oder essen. So lassen sich Grippe-, aber auch Erkältungsviren beseitigen. Allerdings sind Bakterien und Viren Teil der Umwelt und lassen sich nicht dauerhaft von der Haut verbannen – um sie wenigstens von den empfindlichen Schleimhäuten von Mund und Nase fernzuhalten, sollten Sie sich möglichst wenig ins Gesicht fassen. Versuchen Sie, Abstand zu anderen zu halten und häufiges Umarmen und Händeschütteln zur Grippesaison zu vermeiden. Husten oder niesen Sie in die Armbeuge oder in ein vorgehaltenes Einmal-Taschentuch. So sammeln sich die Erreger nicht auf den Händen.
Lohnt sich die Grippe-Impfung jetzt noch?
Für einen rechtzeitigen Schutz bietet sich zwar eine Impfung schon zu Beginn der Grippe-Saison im Oktober oder November an. Aber es kann „selbst zu Beginn oder im Verlauf der Grippewelle noch sinnvoll sein, die Impfung nachzuholen“, schreibt das RKI in einem Frage-Antwort-Katalog zur Influenza-Impfung. Es lasse sich nie vorhersagen, wie lange eine Grippewelle anhalte und die Erkrankung könne sich teils auch in mehreren Wellen ausbreiten. Bis der Impfschutz vollständig aufgebaut ist, dauert es allerdings 10 bis 14 Tage.
Für wen ist ein Impfschutz gegen Grippe wichtig?
- Spezielle Zielgruppen: Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die jährliche Influenza-Impfung unter anderem Schwangeren ab dem vierten Monat, Kindern und Erwachsenen mit Immunschwäche oder chronischen Krankheiten, sowie Bewohnern von Alters- oder Pflegeheimen. Auch medizinischem Personal und Menschen, die häufig Kontakt mit Risikogruppen haben, wie zum Beispiel Altenpfleger, wird zu einer Impfung geraten. Die Impfexperten der Stiftung Warentest schließen sich diesen Stiko-Empfehlungen an. Um einer Ausbreitung der Krankheit vorzubeugen, sollten auch diejenigen eine Impfung mit ihrem Arzt besprechen, die zum Beispiel bei der Arbeit viel Kontakt mit anderen Mitarbeitern oder Kunden haben. Viele Arbeitgeber bieten ihren Angestellten jährlich die Grippeimpfung an.
- Gesunde Erwachsene über 60 Jahre: Die Stiko empfiehlt eine grundsätzliche Impfung aller gesunden Erwachsenen über 60 Jahre, da bei älteren Menschen das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufes erhöht ist. Aus Sicht der Impfexperten der Stiftung Warentest kann eine Grippeschutzimpfung auch für über 60-Jährige durchaus individuell von Nutzen sein: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber! Allerdings wird das Immunsystem mit zunehmendem Alter schwächer und reagiert immer schlechter auf die Impfung. Damit kann der Schutz geringer sein als erwünscht. Das ist für den einzelnen Betroffenen nachteilig, genauso wie für andere, die sich anstecken könnten. Deshalb halten unsere Experten eine andere generelle Strategie für erwägenswert, die über 60-Jährige indirekt schützt und strategisch insgesamt effektiver ist (siehe nächste Gruppe).
- Kinder und Jugendliche: Eine generelle Impfung dieser Gruppe empfiehlt die Stiko nicht; die Impfexperten der Stiftung Warentest halten sie jedoch für überlegenswert. Zum einen haben vor allem die kleineren Kinder selbst ein erhöhtes Risiko für Komplikationen, wenn sie erkranken. Zum anderen verbreiten Kinder und Jugendliche die Viren besonders stark, etwa in Schule oder Kindergarten. Zudem ist ihre Immunantwort besonders hoch, damit die Schutzwirkung der Impfung besonders effektiv. Kinder und Jugendliche zu impfen, könnte also eine Menge Infektionen verhindern, Risikogruppen wie etwa die Senioren schützen. Das geht aber nur, wenn mindestens 90 Prozent der Kinder und Jugendlichen die Grippeimpfung bekommen – jedes Jahr. Seit 2012 ist für Kinder von 2 bis 17 Jahren die Grippeimpfung mit einem Nasenspray zugelassen. Eltern sollten mit dem Kinderarzt besprechen, ob ihr Kinder beispielsweise bei einer Spritzenphobie mit einem Spray geimpft werden kann oder ob die Spritze besser ist.
Diese Meldung ist erstmals am 25. Februar 2015 auf test.de erschienen und wurde seitdem mehrfach aktualisiert, zuletzt am 1. Februar 2019.