
Verträge mit Versicherer Element endeten automatisch mit Ablauf des 1. April 2025. © Getty Images / Corinna71
Die Element Insurance AG steckt im Insolvenzverfahren. Zum 2. April wurden alle Verträge beendet. Rund 320 000 Kunden müssen sich um eine neue Versicherung kümmern.
Der Versicherer Element ist pleite. Am 1. März 2025 ist das Insolvenzverfahren über das noch vorhandene Vermögen eröffnet worden. Es gibt konkrete Konsequenzen für die Kunden des Versicherers.
Verträge endeten automatisch
Alle Verträge, hinter denen Element noch als Versicherer steht, sind einen Monat nach Insolvenzeröffnung, also mit Ablauf des 1. April 2025, automatisch beendet worden. Betroffene Kundinnen und Kunden haben keine Kündigung erhalten.
Versicherer Element hatte als Sach- und Unfallversicherer hauptsächlich private Unfall- und Haftpflichtversicherungen sowie Hausrat- und Wohngebäudeversicherungen, aber auch Fahrrad-, Handy- und Tierversicherungen im Bestand. Für einige Pflichtversicherungen gelten im Insolvenzverfahren teils andere Fristen.
Versicherungs-Check hilft bei Suche nach neuem Vertrag
Kunden sollten sich um einen Vertrag bei einem neuen Versicherer kümmern, wenn sie den Schutz weiterhin haben wollen. Bei der Suche nach neuen Policen hilft der Versicherungscheck der Stiftung Warentest mit aktuellen Tests und Tipps für eine bestmögliche Absicherung. Sinnvoll ist, eine Bestandsaufnahme zu machen: Welche Versicherungen sind wirklich notwendig, welche überflüssig? Dabei hilft unsere Tabelle für einen persönlichen Check. Beispielsweise ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung für alle, die von ihrem Arbeitseinkommen leben existenziell. Hingegen lohnt sich eine Handyversicherung meist nicht.
Forderungen von Element-Kunden in Bearbeitung
Wer seit der Feststellung der finanziellen Schieflage des Versicherer bis zum 1. April 2025 einen Schaden hatte, konnte gegenüber Element keinen Auszahlungsanspruch geltend machen. Die Schadensmeldungen werden aber weiterhin bearbeitet. Zuständig ist der Insolvenzverwalter Rechtsanwalt Friedemann Schade. Auf einem Onlineportal können Betroffene ihre Forderungen anmelden und sich unter www.element-insolvenz.de informieren.
Kunden mit Schaden erhalten eine PIN per Post
Kunden mit ausstehenden Zahlungen sind Gläubiger. Wichtig: Alle bekannten Gläubiger der Element Insurance AG werden schriftlich per Briefpost informiert. Sie erhalten vom Insolvenzverwalter ein Schreiben mit einer PIN, mit der eine beschleunigte Forderungsanmeldung möglich ist.
Der Insolvenzverwalter bittet darum, Forderungen nur mit der bereitgestellten PIN anzumelden. Außerdem wurde eine Hotline eingerichtet, die allgemeine Fragen zum Verfahren und zur Forderungsanmeldung erklärt. Die Beantwortung individueller Anfragen ist über die Hotline nicht möglich. Die Hotline ist erreichbar von Montag bis Freitag von 9 Uhr bis 17 Uhr unter der Telefonnummer 089 / 54 225 42 00.
Forderungsansprüche von Kunden wohl abgedeckt
Die gute Nachricht: Ansprüche von Kunden werden vorrangig vor allen anderen Gläubigern behandelt.
Zum jetzigen Zeitpunkt steht allerdings noch nicht fest, wann und in welcher Höhe die Ansprüche von Kundinnen und Kunden beglichen werden können und ob Abschlagszahlungen geleistet werden. Betroffen sind zirka 15 000 bis 20 000 Schadengläubiger. Nach erster Einschätzung der Bundesanstalt für Finanzaufsicht (Bafin) ist ein Großteil der voraussichtlichen Ansprüche durch das Sicherungsvermögen abgedeckt. Reicht das Sicherungsvermögen jedoch nicht zur vollständigen Schadenregulierung aus, werden die Ansprüche nach Quoten bedient.
Rückzahlung von Versicherungsbeiträgen dauert einige Monate
Oft haben Versicherte ihren Versicherungsbeitrag im Voraus gezahlt, für das ganze Jahr oder für sechs oder drei Monate. Der Beitrag, der über das Vertragsende am 1. April 2025 hinaus zu viel gezahlt wurde, soll zurückerstattet werden – das sieht die Insolvenzordnung vor. Aber Achtung: Das passiert nicht automatisch. Kundinnen und Kunden müssen ihre Forderungen direkt beim Insolvenzverwalter anmelden. Hierfür wurde eine Frist bis zum 27. Mai 2025 gesetzt.
Die Abwicklung der Rückzahlung von Beiträgen wird einige Monate dauern. In welcher Höhe die Beiträge erstattet werden, ergibt sich im Verlauf des Insolvenzverfahrens.
Bei Fragen unterstützt gegebenenfalls der betreuende Versicherungsmakler oder Assekuradeur, mit dem der Versicherungsvertrag abgeschlossen wurde. Ebenso informiert die Bafin rund um Forderungsansprüche und die Rückerstattung von Versicherungsbeiträgen.
Versicherer Element als Risikoträger
Kundinnen und Kunden von Element haben ihre Versicherung nicht direkt bei Element abgeschlossen, sondern bei einem der Kooperationspartner. Das führt dazu, dass Kunden manchmal gar nicht wissen, dass Element Risikoträger ihres Vertrages ist. Zu den Kooperationspartnern zählen zum Beispiel Asspario, direkt-AS, DEMA, Manufaktur Augsburg, Schutzgarant oder Panda. Die Kooperationspartner sind so genannte Assekuradeure oder Versicherungsvermittler, die eigene Angebote entwickeln und die Tätigkeit eines traditionellen Versicherers übernehmen – in der Regel von der Entwicklung eines Versicherungstarifs bis zur Schadensabwicklung – ohne jedoch für die Versicherungsansprüche des Kunden zu haften. Element selbst bezeichnet Kooperationspartner als Managing General Agent (MGA).
Tipp: Sind Sie nicht sicher, ob Element hinter einem Ihrer Versicherungsverträge als Risikoträger steht, finden Sie die Information darüber im Kleingedruckten. Oder Sie fragen direkt Ihren Vertragspartner. Dieser hat die Pflicht, Kundinnen und Kunden über das Insolvenzverfahren zu informieren. Teils sind Kunden schon informiert.
Wohngebäude-, Fahrrad-, Handy-, Unfallversicherung
In Tests der Stiftung Warentest war Element Risikoträger bei folgenden Tarifen von Kooperationspartnern:
- Wohngebäudeversicherung. Dema Deutsche Versicherungsmakler AG (Tarif: Wohngebäude Exklusiv).
- Fahrradversicherung. Asspario Versicherungsdienst GmbH (Tarife: AllRisk fair select / AllRisk best select) und Die Bayerische (Tarife: Bike Protect Komfort / Bike Protect Prestige).
- Handyversicherung. Schutzgarant GmbH (Tarif: HandySchutzbrief Basis).
- Unfallversicherung. Manufaktur Augsburg GmbH (Tarife: Premium / Premium-Plus).
Es gibt weitere Kooperationspartner, deren Tarife nicht in Tests der Stiftung Warentest vorkommen, bei denen Kunden Sachversicherungen abgeschlossen haben. Dazu gehören neben der Privathaftpflicht- und Hausratversicherung etwa auch Tierversicherungen.
Kooperationspartner bieten teils Lösungen an
Element-Kooperationspartner haben zum Teil Gespräche mit alternativen Versicherern geführt, die bestehende Versicherungsverträge übernehmen könnten:
- Asspario beispielsweise bietet Kunden seiner Fahrradversicherungstarife AllRisk an, die bestehenden Verträge sofort zu kündigen und inhaltsgleich beim Risikoträger GVO (Gegenseitigkeit Versicherung Oldenburg VVaG) neu abzuschließen. „Zur Sicherung der Versicherungstarife ist dies mit einer 20-prozentigen Beitragserhöhung verbunden“, sagt Geschäftsführer Arne Buchhop. „Den Kunden, die durch die vorzeitige Kündigung eines Jahresvertrags zu viel Beiträge gezahlt haben, erstatten wir den Beitrag unsererseits zurück.“
- Die Manufaktur Augsburg bietet Kunden von den Unfallversicherungen, hinter denen Element als Risikoträger stand, die Vertragsweiterführung mit einem neuen Versicherer an. Neuer Risikoträger ist die Adler Versicherung AG (Signal Iduna Gruppe). Die Tarife werden jedoch nicht 1:1 fortgeführt. Alle Verträge unterliegen einer Beitragserhöhung von 15 Prozent. Außerdem reduziert sich im Tarif PremiumPlus die Versicherungssumme für kosmetische Operationen und Bergungskosten auf 500 000 Euro. Verträge mit einer vereinbarten Progression von 1 000 Prozent werden nicht übernommen und beendet.
Nicht betroffen: Renten-, Risikoleben- oder Berufsunfähigkeitsversicherung
Nicht betroffen sind Verträge von Lebensversicherungen, wozu etwa Berufsunfähigkeits-, Private Renten-, Risikolebens-, Ausbildungs-, Sterbegeld- oder Kapitallebensversicherungen zählen. Hierfür hatte der Sachversicherer Element keine Lizenz, bot also keinerlei Produkte aus diesen Bereichen an. Anders als bei Sachversicherungen gibt es für Lebensversicherungen einen gesetzlich vorgeschriebenen Pleiteschutz. Die Protektor AG, der Sicherungsfonds der Versicherungswirtschaft, übernimmt im Insolvenzfall die Verträge und zahlt Versicherungskunden wenigstens ihre garantierte Leistung aus.
Element war erster deutscher volldigitaler Versicherer
Element hatte im Oktober 2017 als erstes deutsches volldigitales Versicherungsunternehmen die Erlaubnis der Bafin für die Schaden- und Unfallversicherung erhalten. Die Idee von Element: „Insurance-as-a-Platform“, wie es im Lagebericht 2017 heißt. Versicherer, die als Risikoträger mit Partnern Versicherungsprodukte entwickeln, werden auch White-Label-Versicherer genannt. Im Juni 2022 erhielt Element die Bafin-Erlaubnis zur Erweiterung des Geschäftsbetriebs auf See-, Binnensee- und Flussschifffahrts-Kasko und -Haftpflicht sowie auf verschiedene finanzielle Verluste. Am 20. Dezember 2024 zeigte Versicherer Element der Bafin nach der Kündigung ihres wichtigsten Rückversicherers den Eintritt der Überschuldung im Sinne der Insolvenzordnung an. Daraufhin stellte die Bafin einen Insolvenzantrag für Element.
-
- Um die versprochene Garantieleistung zu erwirtschaften, müssen Lebensversicherer auf Reserven zurückgreifen. Das zeigt unser Ertrags-Check bei 68 Versicherern.
-
- Viele Unternehmen, die Geld über Crowdfunding einwerben, veröffentlichen ihre Jahresabschlüsse zu spät. Das ist oft ein Anzeichen für Probleme, zeigt unsere Untersuchung.
-
- Die Insolvenz des Zahlungsdienstleisters Wirecard hat hohe Wellen geschlagen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, Aktionäre erleiden hohe Verluste.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Kommentarliste
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
@barbara.idelmann: Nach Rücksprache mit dem Insolvenzverwalter können wir klarstellen: Die Prüfung der angemeldeten Forderungen dauert noch an. Forderungen, die noch nicht in der Prüfung sind, werden standardmäßig zunächst bestritten, das ist eine juristische Regelung. Im Schreiben des Insolvenzverwalters steht ebenfalls der Satz: „Die Abrechnung des Versicherungsvertrages dauert an.“ Betroffene müssen also noch etwas Geduld haben.
Unser Sohn hatte eine Unfallversicherung über die Manufaktur Augsburg abgeschlossen (Beiträge wurden von unserem Konto eingezogen). Am 15.5.2025 haben wir den anteiligen Jahresbeitrag im Insolvenzportal angemeldet. Ende Juli erhielten wir ein Schreiben (vom 25.07.2025 datiert), in dem die Forderung "vom Insovenzverwalter in voller Höhe bestritten " wird. Bleibt abgesehen von einer Klage, eine Möglichkeit die Forderung anerkannt zu bekommen?
@alle: Ja. Versicherungsnehmerinnen und Versicherungsnehmer können den Anteil der Prämie zurückfordern, der auf die Zeit nach Beendigung des Versicherungsverhältnisses entfällt. Doch das ist nicht so ganz einfach und das erfolgt nicht sofort. Auch diesen Rückzahlungsanspruch müssen Verbraucherinnen und Verbraucher als offene Forderung beim Insolvenzverwalter anmelden. In welcher Höhe eine Prämienrückzahlung tatsächlich erfolgt, ergibt sich im Verlauf des Insolvenzverfahrens.
Die dem Insolvenzverwalter bekannten Versicherten wurden vom ihm aufgefordert, ihre Ansprüche bis zum 27. Mai 2025 beim Insolvenzverwalter anzumelden, und zwar unter:
www.element-insolvenz.de
Eine Anleitung zur Forderungsanmeldung finden die Versicherten hier:
www.element-insolvenz.de/info
Weitere Infos zum Verfahren unter:
www.bafin.de/DE/Verbraucher/Versicherung/QuA_ELEMENT/Element_node.html;jsessionid=A96612842DD1FA0CB6BA2D8811C9926A.internet012
www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Meldung/2025/meldung_2025_02_07_ELEMENT_Insurance_AG_Insolvenz.html
Ich habe im Oktober eine Selbstbeteiligungs-Versicherung bei Carassure abgeschlossen und dafür 149,- Jahresprämie vorausbezahlt. Nun endet die Versicherung wegen der Element-Pleite gezwungenermaßen bereits im April. Habe ich Anrecht auf Rückzahlung des Restbetrages?
Infallversicherung bei der Manufaktur: Leider bin ich 2 Tage über die 8 Wochen Widerspruchsfrist beim Einzugsverfahren. Habe ich trotzdem eine Chance, das Geld zurückzubekommen? Der Einzug war im Januar, wenn ich das richtig verstehe, habe ich also jetzt keinen Schutz mehr?