
Lebensversicherer tun sich zunehmend schwer, die Zinsen zu erwirtschaften, die sie ihren Kunden garantiert haben – und müssen darum auf Reserven und Risikoüberschüsse zurückgreifen. © iStockphoto
Kunden mit einer privaten Rentenversicherung oder eine Lebensversicherung mit Garantiezins legen Wert auf Sicherheit. Dies ist wichtig für die Planung ihrer Altersvorsorge. Doch die Versicherer schmelzen Garantien weiter ab. Eine aktuelle Untersuchung der Stiftung Warentest für die Jahre 2016 bis 2018 zeigt: 13 von 31 Versicherern konnten in keinem der drei Jahre ihre Garantieverpflichtungen mit Kapitalerträgen finanzieren.
Alle Testergebnisse für Garantien der Lebensversicherer 04/2020
Liste der 31 getesteten Produkte
- Athora
- Barmenia
- Concordia
- Condor
- Debeka
- Entis
- Ergo Vorsorge
- Frankfurt Münchener Leben
- Frankfurter Leben
- Hannoversche
- HDI
- Heidelberger Leben
- Huk Coburg
- Itzehoer
- LLH
- LVM
- Mecklenburgische
- Neue Leben
- Nürnberger
- ÖSA
- Plus
- Provinzial Nord West
- Provinzial Rheinland
- Proxalto
- Rheinland
- SDK
- Skandia
- SV Sparkassenversicherung
- Universa
- Victoria
- WGV
Lebensversicherer unter Druck
Finanztest hat die Geschäftszahlen der Lebensversicherer unter die Lupe genommen und festgestellt: 31 Versicherer konnten höchstens in einem der Jahre 2016, 2017 und 2018 mit ihren Kapitalerträgen die garantierte Verzinsung erwirtschaften. Um die Garantien zu erfüllen, mussten sie Geld aus Reserven oder aus Risikoüberschüssen und übrigen Überschüssen zuschießen. Das schmälert die Überschussbeteiligung der Kunden.
Das bietet der Ertrags-Check der Stiftung Warentest
- Testergebnisse.
- Die Tabelle zeigt, welche Lebensversicherer mit ihren Kapitalerträgen ihre Garantieverpflichtungen nicht in allen drei Jahren von 2016 bis 2018 erwirtschaften konnten.
- Tipps und Hintergrund.
- Der Artikel verdeutlicht, auf was langjährige Kunden mit einer Lebensversicherung oder einer privaten Rentenversicherung bei ihrer Vorsorgeplanung achten sollten. Der Text beschreibt den Fall eines Kunden, der sich erfolgreich gewehrt hat gegen eine geringere Verzinsung für die Erhöhungsbeiträge seiner privaten Rentenversicherung mit Dynamik. Und macht klar, auf was sich neue Kunden einstellen müssen.
- Heftartikel.
- Wenn Sie das Thema freischalten, erhalten Sie Zugriff auf das PDF zum Testbericht aus Finanztest 4/2020.
Drehen an der Garantie
Für Neuverträge wird der Garantiezins ab 2021 wohl sinken. Versicherungsmathematiker schlagen eine Senkung von derzeit 0,9 Prozent auf 0,5 Prozent vor. Der Garantiezins ist wichtig für Kunden mit einer klassischen Police, weil die Versicherer mit ihren Kapitalanlagen angesichts niedriger Zinsen kaum noch Zinsüberschüsse für ihre Kunden erwirtschaften. An den Garantieverpflichtungen ist jedoch nicht zu rütteln. Unser Fallbeispiel zeigt, dass Versicherer Stellschrauben suchen, um selbst in bestehenden Verträgen an der Garantie zu drehen. Auch Kunden mit einem Riester-Vertrag sind betroffen.
Dieses Thema ist im Mai 2018 erschienen und wurde am 17. März 2020 vollständig aktualisiert.
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@winzof: Leider können wir Ihnen nicht mit detaillierten Infos dazu dienen. Vielleicht gibt es bei der britischen Schwester-Organisation which weitere Infos dazu: www.which.co.uk/about-which/contact-us
Eine andere Frage ist, ob Sie es sich leisten können, auf den Berufsunfähigkeitsschutz zu verzichten. Prüfen Sie, ob es für Sie einen (bezahlbaren), Berufsunfähigkeitsschutz gibt, der nicht in Verbindung mit einer Altersvorsorge erworben werden muss: www.test.de/Berufsunfaehigkeitsversicherung-im-Test-4881349-0
Zwischenzeitlich eingetretene Vorerkrankungen können dem Abschluss eines neuen Vertrages entgegenstehen. Unter Umständen macht es dann Sinn, auch an einen Kombi-Vertrag aus KLV + Berufsunfähigkeitsschutz festzuhalten, um den Berufsunfähigkeitsschutz nicht zu verlieren. (maa)
Ich habe vor vielen Jahren eine KLV (mit BUZ) bei der Standard Life abgeschlossen. Diese wie auch andere britische Lebensversicherer werden von Ihnen und auch anderen deutschen Organisationen so gut wie nie getestet - offenbar weil ihr Marktanteil in Deutschland zu gering ist. Wo kann ich (gerne auch englischsprachige) Tests finden?
@ltdeta: Ob es für Sie sinnvoll ist, Ihren Vertrag jetzt noch still zu legen und zu einem anderen Anbieter zu wechseln, können wir von hier aus nicht beurteilen, denn wir kennen ja die Bedingungen nicht. Bedenken Sie aber bitte, dass neue Verträge zumindest nicht besser verzinst sein werden als der Bestehende. Zudem werden Gebühren für einen neuen Vertrag fällig. Wegen des für Ihre derzeitigen Einzahlungen geltenden Rechnungszinses schauen Sie bitte in die Vertragsbedingungen und fragen Sie direkt bei der Debeka nach, es kommt auf Ihren Vertrag an. Prüfen Sie Ihren Vertrag, möglicherweise können Sie ja wie im Artikel beschrieben, auf dem ursprünglich vereinbarten Rechnungszins bestehen. Lassen Sie sich bei der Prüfung der Bedingungen ggf. von der Verbraucherzentrale Ihres Bundeslandes helfen. www.verbraucherzentrale.de (PH)
Hallo,
1. Ich habe seit 2004 eine Rentenversicherung (Tarif PA1 M(5)/A Dynamik) bei der DEBEKA
Im Bericht zur Überschussbeteiligung wurde 2017 letztmalig der garantierte Rechnungszins von 3,25% erwähnt. Seit dem fehlt diese Angabe. Habe ich hier einen Anspruch auf die Information?
2. Für die Jährl. Beitragserhöhung finde ich (auch in den Vertragsbedingungen) keine Information ob der Garantiezins bei Vertragsabschluss oder der aktuelle gilt. Wie komme ich an diese Information?
3. Kann ich die Pensionskasse wechseln oder ist das nicht empfehlenswert bei einem Altvertrag von 2004?
@BernieKHB: Prüfen Sie, ob bei der letzten Beitragserhöhung in Ihrem Vertrag nur ein garantierter Zinssatz von 0,9 % angesetzt wurde. Ist das der Fall, können die Debeka-Kunden die Anwendung des ursprünglich vereinbarten Zinssatzes auf ihre Beitragserhöhung verlangen. Man kann das zuerst auf dem außergerichtlichen Weg versuchen (Widerspruch gegen die Verringerung der Verzinsung gegenüber dem Versicherer, Beschwerde gegen die Nichtberücksichtigung des Widerspruches, Anrufung des Ombudsverfahren). Wie der Fall des im Artikel erwähnten Lesers zeigt, kann es passieren, dass Sie einen Rechtsanwalt brauchen, weil die Debeka erst nach Beschreiten des Gerichtsweges einlenkt. Überprüfen Sie bei der Gelegenheit den Eigenbetrag im Riester-Vertrag. Ist er optimal auf die Förderung ausgerichtet? Zuwenig führt zur Kürzung der Zulagen. Zu viel führt dazu, dass ein Teil der Einzahlung ungefördert bleibt. (maa)