Was ist wichtig, was ist überflüssig
Die Auswahl ist groß: Versicherer bieten finanzielle Absicherung gegen fast jedes Risiko an. Doch wirklich wichtig sind nur wenige Policen. Die Faustregel: Versichern Sie nur jene Risiken, die existenzbedrohend sind. Darüber hinaus sollte jeder überlegen, welcher Versicherungsschutz für ihn persönlich von Bedeutung ist. test.de gibt einen Überblick.
Existenzielle Risiken zuerst
Grundsätzlich gilt: Jeder sollte sich vor existenziellen Risiken schützen – unabhängig von Alter, Familienstand und Lebenssituation. Zu diesen Risiken gehören Krankheiten und die finanziellen Folgen von Schäden, die er jemand anderen zufügt und für die er die persönliche Haftung übernehmen muss. In Deutschland gibt es zwei Versicherungen, die verpflichtend sind: Zum einen ist das die Krankenversicherung – gesetzlich oder privat (zum Vergleich von Krankenkassen und zum FAQ Private Krankenversicherung). Essentiell ist zudem eine Haftpflichtversicherung für das Auto (zum Kfz-Versicherungsvergleich). Alle darüber hinaus abgeschlossenen privaten Versicherungsverträge sind freiwillig. Doch ohne zusätzlichen Schutz geht es nicht, sonst werden Krankheiten, kleine Missgeschicke oder Wetterkapriolen schnell zum finanziellen Härtetest. Für die Einschätzung von Risiken hilft folgende Faustregel: Stellen Sie sich den größtmöglichen Schaden vor, den eine Versicherung abdeckt. Wenn Sie den Schaden nicht aus eigener Tasche zahlen können, ist der entsprechende Schutz sinnvoll. Darüber hinaus sollte jeder überlegen, welche Policen für ihn persönlich existenziell sind.
Warum eine Haftpflichtversicherung so wichtig ist
Eine private Haftpflichtversicherung schützt vor einem finanziellen Ruin (zum individuellen Vergleich Haftpflicht). Wer einen Schaden bei einem anderen verursacht, muss dafür haften, es sei denn, er hat einen entsprechenden Versicherungsschutz. Für Schäden Dritter haften Schädiger mit ihrem gesamten Vermögen und mit ihrem Einkommen bis zur Pfändungsgrenze. Wer fahrlässig mit dem Fahrrad in ein parkendes Auto fährt und einen Lackschaden verursacht, kann diesen möglicherweise noch aus eigener Tasche bezahlen. Auch ein Rotweinfleck auf dem Sofa des Nachbarn löst kein finanzielles Desaster aus. Doch bei größeren Schäden kann es schnell in die Millionen gehen. Fährt ein Fahrradfahrer aus Versehen einen Passanten an, der unglücklich stürzt und ein Leben lang geschädigt ist, können sich Behandlungskosten, Schmerzensgeld, Pflegekosten, der behindertengerechte Umbau der Wohnung und der Verdienstausfall auf mehrere Millionen Euro summieren. Eine Privathaftpflichtpolice mit ausreichend hoher Versicherungssumme ist daher unbedingt notwendig. Finanztest empfiehlt eine Deckungssumme von mindestens 10 Millionen Euro pauschal für Personen- und Sachschäden.
Spezielle Risiken, spezielle Policen
Bei speziellen Haftungsrisiken sind zusätzlich spezielle Versicherungsverträge nötig. Beispiel: Hundehalter sollten in jedem Fall eine Tierhalterhaftpflichtversicherung haben, Öltankbesitzer eine Gewässerschadenhaftpflichtversicherung. Bauherren leben besser mit einer Bauherrenhaftpflichtversicherung und Eigentümer mit einer Haus- und Grundbesitzerhaftpflichtversicherung. Hauseigentümer schließlich kommen an einer Wohngebäudeversicherung nicht vorbei. Der finanzielle Verlust wäre erheblich, wenn ein Feuer oder ein Sturm die Immobilie zerstört oder schwer beschädigt. Im Vergleich dazu ist der Versicherungsbeitrag preiswert. Eine Einordnung der genannten Versicherungen und Links zu entsprechenden Tests finden Sie in der Tabelle Versicherungscheck.
Versicherungen gegen hohe finanzielle Einbußen
Alle, die von ihrem Arbeitseinkommen leben, sollten sich für den Fall absichern, dass sie berufsunfähig werden. Nach einem schweren Unfall oder einer Erkrankung kann die Einkommensgrundlage dauerhaft wegfallen, weil jemand nicht mehr arbeiten kann. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung kann einen Einkommensverlust ausgleichen oder abfedern. Der Versicherer zahlt im Ernstfall eine vereinbarte Rente. Vor allem Personen, die eine Familie ernähren, sollten nicht auf sie verzichten. Denn die gesetzlichen Leistungen durch die im Jahre 2001 eingeführte Erwerbsminderungsrente reichen meist nicht, um den Lebensstandard zu halten. Sinnvoll ist, einen Vertrag so früh wie möglich abzuschließen, am besten gleich zu Beginn von Studium oder Ausbildung. Eine Einordnung und Links zu entsprechenden Tests finden Sie in der Tabelle Versicherungscheck.
Überflüssige Versicherungsverträge
Kaskoversicherung für alte Autos. Im Gegensatz zu den bisher genannten Risiken führen Schäden, die mit einer Kaskoversicherung für das Auto abgedeckt sind, kaum zum finanziellen Ruin. So ist gerade für ältere Autos eine Kaskoversicherung meist nicht mehr zu empfehlen.
Rechtsschutz mit Einschränkungen. Auch eine Rechtsschutzversicherung ist mit Einschränkung sinnvoll. Geht es beispielsweise um mietrechtliche Streitigkeiten, helfen auch Mietervereine – eine Rechtsschutzversicherung muss es dann nicht gleich sein.
Was verzichtbar ist. Verzichtbar sind beispielsweise Insassenunfallversicherung, Reisegepäckversicherung, Glas- und Brillenversicherung oder Handyversicherungen. Eine Insassenunfallversicherung benötigen Autohalter nicht, denn Mitfahrende sind über die Kfz-Haftpflichtversicherung des Fahrers versichert. Der Fahrer selbst ist besser über eine Berufsunfähigkeits- oder Unfallversicherung geschützt oder über eine spezielle Fahrerunfallversicherung. Reisegepäckversicherungen sind meist teuer und greifen nur, wenn Versicherte strenge Auflagen erfüllen. Außerdem ist der Verlust von Reisegepäck manchmal auch über die Hausratversicherung geschützt.
Glasversicherung selten ratsam. Glasversicherungen sind vor allem eins: teuer. Die Vielzahl von Kleinschäden, die in dieser Sparte reguliert werden, treiben die Verwaltungskosten hoch. Nur wer viele große Glasflächen, beispielsweise einen verglasten Wintergarten hat, sollte über den Schutz nachdenken. Auch eine Brillen- oder Handyversicherung ist in den meisten Fällen überflüssig oder verzichtbar, da die Neuanschaffung einer Brille oder eines neuen Handys grundsätzlich keinen finanziellen Ruin bedeutet und im Schadensfall der Versicherer selten die kompletten Kosten für die Neuanschaffung übernimmt.
Eine Einordnung und Links zu entsprechenden Tests der genannten Versicherung finden Sie in der Tabelle Versicherungscheck.
Versicherungen für die private Altersvorsorge
Eigene Vorsorge für das Alter ist notwendig. Den Teil der gesetzlichen Rente, der durch die vielen Reformen der vergangenen Jahre gekürzt worden ist, sollen die Bürger durch Eigenvorsorge ausgleichen. Die Tests, Tipps und Beispiele der Stiftung Warentest helfen jedem, ein passendes Angebot für die richtige Altersvorsorge zu finden. Die privaten Versicherungsunternehmen halten eine Vielzahl von Angeboten parat. Versicherungsverträge wie Lebens- oder Rentenversicherungen sind nicht die einzige Möglichkeit, um finanziell für das Alter zu vorzusorgen. Sie sind nicht immer die beste Wahl. Welche Verträge für wen infrage kommen und worauf Verbraucher achten müssen, lesen Sie im Altersvorsorgecheck für Einsteiger.