Pflege

Ein anderer Weg

Manche Familien stellen osteuropäische Betreuungs­kräfte selbst an: Sie sind dann der Arbeit­geber. Das ist nicht ganz einfach, gilt arbeits­recht­lich aber als saubere Lösung.

Pflege Testergebnisse für 13 Ver­mitt­lungs­agenturen 05/2017 freischalten

Die Geschichte von Ursula Blei­schwitz ist typisch und auch wieder nicht. Die 92-Jährige möchte so gern weiter in ihrem Haus bleiben, das sie seit mehr als 60 Jahren bewohnt, kommt aber nicht mehr so gut allein zurecht. Also lebt jetzt Barbara bei ihr, eine zierliche, zurück­haltende Polin. Sie ist bei Frau Blei­schwitz angestellt, die nun Chefin ist – mit allen Rechten und Pflichten.

Das ist ungewöhnlich. Betreuungs­kräfte, die offiziell in Deutsch­land arbeiten, kommen zumeist über Vermitt­lungs­agenturen. Dann tragen meist osteuropäische Firmen die Personal­ver­antwortung – und wie beschrieben, lässt sich schwer heraus­finden, wie gut sie ihre Mitarbeiter bezahlen.

Mit deutschem Mindest­lohn

Im Fall von Frau Blei­schwitz steht alles schwarz auf weiß in Gehalts­abrechnungen. Sie zahlt etwas mehr als den Mindest­lohn. Das macht mit Neben­kosten im Monat etwa 2 000 Euro brutto für Frau Blei­schwitz und 1 000 Euro netto für Barbara. Der Rest fließt nicht irgend­wohin, sondern ins deutsche Sozial­system. Barbara ist steuer­pflichtig, kranken-, pflege-, renten-, arbeits­losen- und unfall­versichert, also jedem deutschen Arbeitnehmer gleich­gestellt. 

Mehr zu regeln als mit Agentur

Der Weg mag ethisch und recht­lich der beste sein, doch er geht sich nicht leicht. „Als Privatperson Arbeit­geber zu werden, ist ein Brocken – all die Abrechnungen und Formalitäten“, so Claudia Menebrö­cker. Sie arbeitet für ein Caritas-Projekt, das Familien in einzelnen Regionen dabei unterstützt. „Uns fiel auf, dass viele osteuropäische Haus­halts­hilfen am Rand der Legalität oder unter schlechten Bedingungen arbeiten. Das wollten wir verbessern.“

Für Frau Blei­schwitz kümmern sich Mitarbeiter der Caritas Biele­feld um die Vermitt­lung, erledigen auf Wunsch Lohn­abrechnungen, schauen regel­mäßig vorbei, organisieren zusätzliche Hilfen. Wichtig: die Einsatz­pläne. Sie zeigen, wann die Helferin Pausen, freie Nach­mittage und Tage hat. „Dann schlu­cken manche Familien schon, wie viel Zeit doch allein zu gestalten oder zu über­brücken ist”, sagt Menebrö­cker. „Aber wir unterstützen sie dabei und nur so klappt es einigermaßen mit den gesetzlichen Arbeits­zeiten.“

Zudem hat die Betreuungs­kraft sechs Wochen Urlaub im Jahr und mindestens einen Monat Kündigungs­schutz. Für sie rechnet sich die Variante vor allem, wenn sie lange ins deutsche Sozial­system einzahlt. Das steigert die Höhe der Rente, die sie später aus Deutsch­land erhält.

Tipp: Mehr zum Caritas-Projekt finden Sie auf carifair.de. Die Diakonie bietet in manchen Regionen Ähnliches: vij-faircare.de. Mit weniger persönlicher Beratung, aber bundes­weit vermittelt die Arbeits­agentur Betreuungs­kräfte unter arbeitsagentur.de, Stich­wort: „Haus­halts­hilfe“; holen Sie dann auch den Rat eines Steuerberaters ein.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Carmen-W am 11.06.2025 um 21:16 Uhr
    Kleinere Agentur - mehr Kompetenz

    Unsere Eltern benötigen schon seit ca. fünf Jahren eine häusliche Betreuung.
    Anfangs hatten wir innerhalb des ersten Jahres drei grössere Anbieter. Alle haben "total versagt". Spätestens beim ersten Personalwechsel gab es schwierigkeiten. Entweder gab es keine passenden Kräfte und unsere Familie musste einspringen oder aber die uns angeboteten Damen konnten kein Wort deutsch. Der Pflegestützpunkt unserer Stadt gab uns dann eine Telefonnumer eines Anbieters Pol - Pf... 24 aus Hildesheim. Bis heute sind wir für diesen Tip sehr dankbar. Ich denke, es wird auch anderen Personen hier so gehen. Es gibt wirklich hunderte Anbieter und es benötigt Zeit (die fehlt meist bei akuten Verschlechterung des Gesunheitszustandes) eine wirklich gute Agentur zu finden. Es gibt also auch positive Erfahrungen. Nicht immer ist alles so schlecht wie hier von der Mehrheit behauptet wird. Nicht aufgeben !!

  • Kevin11 am 08.11.2023 um 21:45 Uhr
    Besserer Test erforderlich

    Zu den Kosten erfährt man in dem Test nicht viel.
    Wie wenig das Kostenthema verstanden wurde, sieht man daran, dass auch StWT das Märchen von der steuerlichen Entlastung "4000 €" weitererzählt, zudem ungenau.
    Bei einer üblichen Rente von 1000 - 1500 € pm, beträgt die Einkommensteuer Null Euro, zumindest wenn man die Rente schon ein Weilchen bezieht. Erst ab einer Rente von ca. 3.400 € pm (ab 2013) ist die regelmäßig angepriesene steuerliche Entlastung von 4.000 € rechnerisch überhaupt möglich. Der Höchstbetrag der ges. Altersrente beträgt derzeit ca. 3.140 €. Da darf wohl schon von irreführender Werbung sprechen - branchenweit.
    Auch das Thema Sprachniveau ist unterbelichtet. Ich habe ein Angebot einer Agentur erhalten, wonach eine Betreuung mit einem Kurs von 175 Std. das Niveau B1 erreicht hat. Hiesige Anbieter nennen eher das Doppelte bis Dreifache - und was das dann konkret bedeutet ist noch ein andere Frage.

  • Chris_65 am 28.09.2020 um 16:36 Uhr
    Große Agentur = gute Kraft ?

    Habe mir die Zeit genommen und die vielen Kommentare gelesen. Auch ich möchte hier meine Erfahrung teilen. Seit 2015 also gute fünf Jahre habe ich für meine Eltern eine Betreuungskraft bzw. Betreuungskräfte arrangiert. Die ersten drei Agenturen waren ein Reinfall. Dier Zusammenarbeit dauerte nicht länger als 10 Monate. Man muss aber hier erwähnen, es waren auch gute Damen dabei. Problem? Es kommt auf die Kräfte meistens an und nicht auf die Firmengröße, Werbung oder Tests. Schöne Personalbögen sind nur die Verpackung. Die Verpackung kann noch so toll sein wenn der gute Inhalt fehlt. Gewechselt habe ich die Agenturen, da ich nicht wie am Fließband behandelt werden wollte. Erst bei der vierten Agentur (eine aus Hildesheim: P...-Pflege...) bekam ich den Eindruck, hier schaut man auf die Wünsche der Kunden. Immer der gleiche Ansprechpartner, keine Warteschlange am Telefon usw. Fazit: Die Kräfte sind wichtig , nicht die Anzahl der Vorschläge. Verständnisvoller Ansprechpartner sind A u. O!

  • Diana_Hus am 29.05.2020 um 15:02 Uhr

    Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: wegen Überprüfung auf Schleichwerbung

  • Kati_1975 am 09.05.2020 um 13:23 Uhr
    Nach der Anzeige jetzt vor Gericht

    Die Eltern meiner Freundin wurden angezeigt und hatten eine Kontrolle wegen ihrer polnischen Pflegerin. Die Pflegerin hatte keine richtigen Papiere. Ein Drama für die Familie und die Pflegerin. Der Vermittler stellte sich taub. Ich kann nur nochmals den Testsieger Küffel vom Test hier empfehlen. Die Papiere kommen automatisch mit der Pflegerin und wir haben die vom Anwalt rechtlich prüfen lassen und alles ist in Ordnung. Jeder sollte darauf wert legen um nicht vor Gericht zu landen. Das können wir nur dringend empfehlen.