
Rundum versorgt dank osteuropäischer Betreuungskraft. So lautet das Werbeversprechen von Vermittlungsagenturen. Sie kooperieren in aller Regel mit Partnerfirmen in Ländern wie Polen, Bulgarien, Rumänien, die Personal rekrutieren und nach Deutschland schicken. Wir haben 13 bundesweit tätige Vermittlungsagenturen getestet – und deckten einige Schwachstellen auf. Wer die Agenturen nutzt, handelt nicht illegal. Er sollte aber ein paar Dinge beachten.
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Hilfe, um zu Hause zu bleiben
Bis zu 300 000 Menschen aus Osteuropa, die allermeisten davon Frauen, wohnen und arbeiten in deutschen Haushalten, wo sie Pflegebedürftige betreuen. „Polnische Pflegekräfte“ hat als Begriff bei Suchmaschinen Konjunktur. Das Geschäft gründet auf doppelter Not. Auf der einen Seite stehen zahlreiche Menschen, die trotz Einschränkung in ihrer vertrauten Umgebung bleiben möchten, aber nicht wissen wie sie das organisieren und bezahlen sollen. Hilfe durch deutsches Personal rund um die Uhr ist für Normalverdiener kaum finanzierbar. Auf der anderen Seite stehen zahlreiche Menschen aus Ländern mit niedrigen Löhnen und schlechten Jobaussichten, die die berufliche Chance als Betreuungskraft ergreifen – selbst wenn das bedeutet, weit weg von Familie und Freunden zu sein.
1 470 bis 3 400 Euro monatlich
Viele der der Pflegekräfte aus Polen und anderen osteuropäischen Ländern kommen über Vermittlungsagenturen. Die werben oft mit einer „24-Stunden-Pflege“ oder „Rund-um-die-Uhr-Betreuung“. Meist kooperieren sie mit osteuropäischen Firmen, die die Betreuungskräfte rekrutieren und die Personalverantwortung für sie tragen. Die Agenturen kümmern sich um die deutschen Kunden, nehmen ihnen viele organisatorische Dinge rund um die Vermittlung der Betreuungskräfte ab und unterstützen sie oft auch langfristig, etwa bei Problemen. 13 bundesweit tätige Agenturen haben wir geprüft. Die Kunden zahlen monatliche Betreuungskosten von 1 470 bis 3 400 Euro.
Hinweis: Sie können oder möchten keine ausländische Betreuungskraft als Hilfe haben, wollen aber weiter zu Hause wohnen? Dann könnten Sie auch verschiedene Hilfsangebote vor Ort nutzen – von ambulantem Pflegedienst über Tagespflege bis zu Essen auf Rädern. Was diese Angebote kosten und wie sie am besten kombiniert werden, erfahren Sie in unserem Artikel Pflege zu Hause: Hilfen gut kombinieren. Die beiden Artikel zum Thema „Pflege zu Hause“ und viele weitere Tests und Reports zu den Themen Pflege und Pflegeversicherung finden Sie auch in unserem Special Pflegeversicherung.
13 Agenturen für Betreuungskräfte im Test
Vermitteln die Agenturen Betreuungskräfte, die zum Bedarf der Hilfesuchenden passen? Gehen sie rechtlich korrekt und sozial verantwortlich vor? Wir haben den Firmen umfassende Fragebögen geschickt und mehr als 900 Dokumente gesichtet, die sie zum Beleg einreichten, zudem Webseiten, Infomaterial, Verträge. Vor Ort begutachteten wir je drei Kundenakten. Das Ergebnis ist durchwachsen. 9 der 13 geprüften Agenturen sind hilfreich bei der Vermittlung, die anderen nur bedingt bis wenig. Bei allen fanden wir Mängel in den Verträgen. Diese gehen vor allem zu Lasten der Pflegekräfte aus Polen und anderen Ländern Osteuropas. Wir fanden deutliche Hinweise, dass ihre Rechte ausgehöhlt werden, etwa bei Arbeits- und Ruhezeiten.
Die A1-Bescheinigung ist wichtig
Keine Agentur im Test informiert ihre Kunden gut, das gilt vor allem für rechtliche und finanzielle Aspekte. Wichtig ist, eine neue Betreuungskraft nach ihrer A1-Bescheinigung zu fragen. Das mehrseitige Dokument wird von Behörden im Heimatland auf Antrag ausgestellt. Es belegt, dass die Sozialversicherungsbeiträge dort fällig werden. Das nützt auch der deutschen Familie im unwahrscheinlichen, aber nicht ausgeschlossenen Fall, dass der Zoll vor der Tür steht und eine Kontrolle macht.
Arbeitsbedingungen selber gestalten
Ansonsten hat jeder die Arbeitsbedingungen seiner Betreuungskraft selber mit in der Hand. Um sie zu entlasten, ihr etwa ihren freien Tag in der Woche zu ermöglichen, können Angehörige einspringen. Auch professionelle Angebote wie soziale Dienste, Verhinderungs- und Tagespflege lassen sich nutzen. Die Pflegekassen finanzieren viele dieser Möglichkeiten. Wenn Sie den Artikel freischalten, erfahren Sie außerdem, wie Sie vorgehen müssen, wenn Sie selbst Arbeitgeber werden und Ihre Betreuungskraft direkt anstellen wollen.
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