Eine osteuropäische Betreuungskraft nach Hause zu holen, ist eine große Entscheidung. Neben der Finanzierung sind weitere wichtige Fragen zu klären.
freischalten
Testergebnisse für 13 Vermittlungsagenturen 05/2017Erwartungen abstecken
Eine osteuropäische Betreuungskraft kann im Alltag eine enorme Hilfe sein – in höchst vertraulicher Weise. Sie wohnt mit im Haushalt und hat meist auch mit den Angehörigen des Gepflegten viel zu tun. Teils wechseln die Helferinnen häufig. Können Sie sich das vorstellen?
Wohnsituation prüfen
Können Sie der Betreuungskraft ein eigenes möbliertes Zimmer zur Verfügung stellen, am besten auch ein eigenes Bad? Ebenfalls wichtig: Können Sie ihr Zugang zu Telefon und Internet geben, damit sie Kontakt nach Hause halten und Heimatmedien nutzen kann.
Finanzierung klären
Laut unserem Test müssen Sie mit Kosten von etwa 1 500 bis 3 400 Euro im Monat rechnen. Hinzu kommen Ausgaben fürs Essen, da die Hilfe immer voll im Haushalt verpflegt wird. Auch An- und Abreisen können gesondert zu Buche schlagen. Ein Teil der Kosten ist steuerlich absetzbar, bis zu 4 000 Euro im Jahr. Bei anerkannter Pflegebedürftigkeit lässt sich zudem das Pflegegeld für die Betreuungskraft nutzen. Es beträgt monatlich 316 bis 901 Euro. Beispielrechnung: Wenn jemand mit Pflegegrad 3 monatlich 545 Euro Pflegegeld erhält und seine Betreuungskraft 2 000 Euro pro Monat kostet, muss er einen Eigenanteil von 1 455 Euro im Monat leisten. Das Pflegegeld kann anteilig sinken bis ganz entfallen, wenn professionelle Hilfen hinzukommen (siehe Punkt „Hilfen dazuholen“).
Richtig suchen
Sie können selber Arbeitgeber werden. Doch weit mehr Suchende nutzen Vermittlungsagenturen. Die nehmen Kunden viele organisatorische Dinge ab. Bei dieser Variante wechseln sich in der Regel verschiedene Betreuungskräfte alle paar Wochen ab. Inoffizielle Wege sollten Sie nicht wählen. Wer eine Hilfe schwarz beschäftigt, riskiert unter anderem hohe Bußgelder und Nachzahlungen von Steuern und Sozialabgaben.
Bedarf gut darlegen
Vermittlungsagenturen ergründen die Ausgangssituation meist mit Fragebögen und zusätzlichen Telefonaten oder Vor-Ort-Besuchen. Es spricht für eine Agentur, wenn sie das detailliert erhebt und daraus zwei bis drei Personalvorschläge ableitet. Kunden können auch Wünsche bezüglich Alter und Geschlecht der Betreuungskraft äußern, wobei überwiegend Frauen tätig sind. Ebenfalls wichtig: die Sprachkenntnis. Wenn die Helferin flüssig deutsch sprechen und verstehen kann, sind die monatlichen Betreuungskosten mitunter höher.
Aufs Auto achten
Manche Betreuungskräfte fahren bei ihrer Arbeit das Auto des Pflegebededürftigen, etwa um ihn zu Terminen zu bringen oder Einkäufe zu erledigen. Dann sollte seine Haftpflichtversicherung die Nutzung des Wagens durch Dritte, konkret die Betreuungskraft, abdecken. Achten Sie zudem darauf, dass das ausländische Unternehmen laut Vertrag bei grober Fahrlässigkeit der Betreuerin haftet.
Verträge sorgfältig prüfen
Lesen Sie die Verträge vor dem Unterzeichnen gut durch. Die ausländische Firma sollte im Dienstleistungsvertrag unbedingt zusichern, dass alle geltenden rechtlichen Grundlagen eingehalten werden. Von Vorteil ist eine Vereinbarung, nach der der Vertrag kostenfrei ruht in Zeiten, in denen die betreute Person zum Beispiel ins Krankenhaus muss.
Versicherungsnachweis fordern
Lassen Sie sich von Betreuungskräften gleich zu Anfang ihre „A1-Bescheinigung“ zeigen. Liegt sie noch nicht vor, was oft passiert, sollten Sie zumindest den Nachweis sehen, dass sie beantragt ist. Kopieren Sie die Dokumente am besten. Sie belegen, dass die Sozialversicherungsbeiträge im Heimatland fällig werden. Damit sind Sie im – unwahrscheinlichen, aber nicht ausgeschlossenen – Fall, dass der deutsche Zoll eine Kontrolle macht, auf der sicheren Seite. Sie zeigen damit, dass Sie auf eine reguläre Beschäftigung der Betreuungskraft achten.
Hilfen dazuholen
Um die Betreuungskraft zu entlasten, ihr etwa den freien Tag pro Woche zu ermöglichen, können Angehörige einspringen; auch Angebote wie soziale Dienste oder Tagespflege lassen sich nutzen. Die Pflegekasse finanziert viele Dienste.
Tipp: Wer solche Bausteine geschickt kombiniert, kann oft eine Alternative zur Betreuungskraft zu Hause schaffen. Wie das am besten geht, lesen Sie in unserem Test Pflege zu Hause, test 6/2017.
Aufgaben korrektfestlegen
Betreuungskräfte machen typischerweise klassische Hausarbeit wie Kochen, Putzen, Einkaufen. Sie leisten ihrem Schützling zudem Gesellschaft und kümmern sich häufig auch um allgemeine Pflege, helfen etwa beim Waschen oder Essen. „Behandlungspflege“ – wie Verbände wechseln, Spritzen geben oder Arzneien zusammenstellen – ist laut Dienstleistungsvertrag meist ausgeschlossen. Betrauen Sie einen Pflegedienst mit diesen Aufgaben. Die Krankenkasse des Bedürftigen trägt die Kosten, wenn ein Arzt Behandlungspflege verordnet. Achtung: Tätigkeiten wie Gartenarbeit, Fensterputzen, Kellerentrümpeln gehören nicht zu den üblichen Leistungen von Betreuungskräften.
Probleme lösen
Es kann ein bisschen dauern, bis sich der gemeinsame Alltag mit einer neuen Betreuungskraft einspielt. Versuchen Sie Schwierigkeiten erst im direkten Gespräch zu lösen. Positiv ist, wenn Kunden sich bei Problemen an die Vermittlungsagentur wenden können.
-
- Statt ins Heim können Pflegebedürftige in eine ambulant betreute WG ziehen. Wir schildern Vor- und Nachteile der Pflege-Wohngemeinschaft und wie sie organisiert ist.
-
- Ob klassisches Pflegeheim, Betreutes Wohnen oder Pflege-WG: Geeignete Wohnformen gibt es inzwischen für jeden Bedarf. Wir erklären, wie sie funktionieren.
-
- Abrupt einsetzende Phasen geistiger Einschränkung können gerade bei Senioren auf Delir hindeuten. Hier lesen Sie, woher es kommt und was hilft. Wichtig zu wissen: Ein...
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Kommentarliste
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Zu den Kosten erfährt man in dem Test nicht viel.
Wie wenig das Kostenthema verstanden wurde, sieht man daran, dass auch StWT das Märchen von der steuerlichen Entlastung "4000 €" weitererzählt, zudem ungenau.
Bei einer üblichen Rente von 1000 - 1500 € pm, beträgt die Einkommensteuer Null Euro, zumindest wenn man die Rente schon ein Weilchen bezieht. Erst ab einer Rente von ca. 3.400 € pm (ab 2013) ist die regelmäßig angepriesene steuerliche Entlastung von 4.000 € rechnerisch überhaupt möglich. Der Höchstbetrag der ges. Altersrente beträgt derzeit ca. 3.140 €. Da darf wohl schon von irreführender Werbung sprechen - branchenweit.
Auch das Thema Sprachniveau ist unterbelichtet. Ich habe ein Angebot einer Agentur erhalten, wonach eine Betreuung mit einem Kurs von 175 Std. das Niveau B1 erreicht hat. Hiesige Anbieter nennen eher das Doppelte bis Dreifache - und was das dann konkret bedeutet ist noch ein andere Frage.
Habe mir die Zeit genommen und die vielen Kommentare gelesen. Auch ich möchte hier meine Erfahrung teilen. Seit 2015 also gute fünf Jahre habe ich für meine Eltern eine Betreuungskraft bzw. Betreuungskräfte arrangiert. Die ersten drei Agenturen waren ein Reinfall. Dier Zusammenarbeit dauerte nicht länger als 10 Monate. Man muss aber hier erwähnen, es waren auch gute Damen dabei. Problem? Es kommt auf die Kräfte meistens an und nicht auf die Firmengröße, Werbung oder Tests. Schöne Personalbögen sind nur die Verpackung. Die Verpackung kann noch so toll sein wenn der gute Inhalt fehlt. Gewechselt habe ich die Agenturen, da ich nicht wie am Fließband behandelt werden wollte. Erst bei der vierten Agentur (eine aus Hildesheim: P...-Pflege...) bekam ich den Eindruck, hier schaut man auf die Wünsche der Kunden. Immer der gleiche Ansprechpartner, keine Warteschlange am Telefon usw. Fazit: Die Kräfte sind wichtig , nicht die Anzahl der Vorschläge. Verständnisvoller Ansprechpartner sind A u. O!
Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: wegen Überprüfung auf Schleichwerbung
Die Eltern meiner Freundin wurden angezeigt und hatten eine Kontrolle wegen ihrer polnischen Pflegerin. Die Pflegerin hatte keine richtigen Papiere. Ein Drama für die Familie und die Pflegerin. Der Vermittler stellte sich taub. Ich kann nur nochmals den Testsieger Küffel vom Test hier empfehlen. Die Papiere kommen automatisch mit der Pflegerin und wir haben die vom Anwalt rechtlich prüfen lassen und alles ist in Ordnung. Jeder sollte darauf wert legen um nicht vor Gericht zu landen. Das können wir nur dringend empfehlen.
@Robert6: Vielen Dank für Ihre Anregung. (maa)