Nach­haltig­keits­siegel

So haben wir getestet

Nach­haltig­keits­siegel Testergebnisse für 5 Nachhaltigkeitssiegel für Lebensmittel 05/2016 freischalten

Im Test: 6 Nach­haltig­keits­siegel für Lebens­mittel, die versprechen, bei der Herstellung bestimmte soziale, ökologische und ökonomische Kriterien einzuhalten.

Allgemeines Vorgehen: Wir forderten die Label vergebenden Organisationen auf, im Rahmen einer Befragung vergleichende Informationen zum System ihrer Label­vergabe, ihrer Arbeits­weise, der Kriterien­entwick­lung sowie den Anforderungen ihres Stan­dards offen zu legen. Jede Angabe sollten sie mit aussagekräftigen Belegen versehen. Die Angaben im Fragebogen und die Validität der Belege gingen in die Bewertung ein. Die Befragung fand zwischen Oktober 2015 und Januar 2016 statt.

Zusätzlich kauf­ten wir zwischen Juli und September 2015 je bis zu vier Produkte mit dem jeweiligen Label ein, um exemplarisch an diesen Produkten die Rück­verfolg­barkeit und die Umsetzung der Stan­dardan­forderungen in der Praxis zu prüfen. Wir wählten je ein Produkt aus diesen vier verkaufs­starken Produkt­gruppen: Kaffee, Kakao, Tee und Südfrüchte. Die Produkte kauf­ten wir in verschiedenen Läden ein. Bot eine Label vergebende Organisation kein Produkt in einer dieser Produkt­gruppen an, wurden für sie nur drei Produkte in den Test einbezogen.

Anforderungs­niveau: 40 %

Wir ermittelten, wie umfang­reich die Kriterien sind, die dem Label zugrunde liegen. Im Fokus standen die Vorgaben, die Erzeuger beim Anbau der Rohstoffe erfüllen müssen, um zertifiziert zu werden.

  • Bei den über­greifenden Kriterien prüften wir beispiels­weise die Bezug­nahme auf interna­tionale Stan­dards, welche Vorgaben zu Mindest­anteilen in Kaffee, Tee und Kakao­produkten gemacht werden oder ob es verschiedene Kriterien für verschiedene Produkt- oder Produzenten­gruppen gibt.
  • Bei den ökonomischen Kriterien prüften wir, welche Anforderungen an die Verträge gemacht werden, beispiels­weise ob die Erzeuger Prämien erhalten, ob lange Lieferbeziehungen vereinbart werden und welche Lizenz­gebühren die Erzeuger zahlen.
  • Bei den sozialen Kriterien bewerteten wir die Vorgaben zu Arbeitnehmerrechten und zu Arbeits- und Gesund­heits­schutz in der Land­wirt­schaft – etwa Vorgaben zu Arbeits­zeiten, Präventions­maßnahmen oder medizi­nischen Leistungen.
  • Bei den ökologischen Kriterien beur­teilten wir unter anderem Vorgaben zum Chemikalien­einsatz, zum Boden- und Erosions­schutz, Gewässer­schutz, zur Biodi­versität und zum Klima­schutz.

Umsetzung in der Praxis: 25 %

Anhand der exemplarisch einge­kauften Produkte – Kaffee, Kakao, Tee und Südfrüchte – prüften wir mittels Einblick in Prüfbe­richte, Zertifikate und Verträge, inwiefern jede Label vergebende Organisation diese Produkte zurück­verfolgen kann und wie sie sicher­stellt, dass in der Praxis ihre ökonomischen, sozialen und ökologischen Kriterien umge­setzt werden. Wir bewerteten auch, inwiefern das Kontroll­system der Organisationen zum Einsatz kommt, d.h. ob die Organisationen Verstöße aufnehmen. Wir verglichen, zu welchen Preisen die Rohwaren verkauft wurden, ob die Erzeuger Prämien und weitere Unterstüt­zungs­angebote erhalten haben.

Management der Organisation: 35 %

Hier prüften wir die Arbeits­weise der Label vergebenden Organisationen. Wir verglichen den Prozess der Kriterien­entwick­lung, u.a. ob Interes­sens­gruppen sich dabei einbringen können und ob die Kriterien über­arbeitet werden. Beim Prüf­punkt Kontroll­mecha­nismen bewerteten wir u.a., ob die Label­organisation wirt­schaftlich unabhängig von der Zertifizierungs­stelle ihrer Produkte ist und wie umfang­reich Prüfungen bei den land­wirt­schaftlichen Erzeugern sind. Wir beur­teilten, ob die Organisation Wirkungs­analysen ihrer Arbeit macht und diese einen Einfluss haben.

Bei Trans­parenz bewerteten wir, welche Informationen die Label vergebenden Organisationen über sich selbst, ihren Stan­dard und ihre Arbeits­weise öffent­lich zugäng­lich machen und welche Vorgaben sie für Verbraucher­informationen auf dem Produkt machen – etwa ob bei gemischten Produkten der vorgeschriebene Mindest­anteil zertifizierter Zutaten angegeben werden muss.

Abwertungen

Abwertungen bewirken, dass sich Schwach­punkte verstärkt auf das Gesamt­urteil auswirken. Sie sind in der Tabelle mit einem Stern­chen *) gekenn­zeichnet. Folgende Abwertungen haben wir einge­setzt: Fiel die Note für das „Anforderungs­niveau“ befriedigend aus, konnte die Aussagekraft nur mittel sein. Lautete das Urteil für „Wirkungs­analysen“ befriedigend, führte das zu einer Abwertung des Urteils „Management der Organisation“.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 12.01.2024 um 06:46 Uhr
    Gepa

    @Rabinal: Gepa ist zweifelsohne ein Pionier im Fairen Handel. Unsere Untersuchung im Jahr 2016 ergab, dass hinter dem Logo "Gepa fair+" Standards von Fairtrade, Naturland Fair oder Fair for Life stehen und keine eigenen, Gepa-spezifischen Standards. Das Gepa-Logo wurde von uns dennoch als glaubwürdig eingestuft. Genauere Informationen hierzu finden Sie in unserem Testartikel.

  • Rabinal am 11.01.2024 um 12:35 Uhr
    gepa basiert auf Kriterien anderer? andersrum!

    Ihr Ergebnis u. Aussage irritiert mich. Gepa hatte die Kriterien gesetzt, als Anfang der 90er das transfair-Sigel gegründet wurde, hatte gepa bereits über 12 Jahre Erfahrung - und die Konditionen für Erzeuger waren damals besser bei der gepa: höhere Zusatzpreise auf die aktuellen Weltmarktpreise, Berücksichtung des Starthafens für die Kalkulationen anstatt des Anlandehafens und anderes mehr. Mich würden ihre Kriterien im Einzelnen detailliert interessieren, wie Sie auf diese Aussagen kommen. Und da gepa, Dritte Welt Partner Ravensburg, Banafair und andere die "Gründergesellschaften" in der BRD sind wundert mich ihre Aussage. Wie kann sich jemand, der schon lange am Markt Kriterien etabliert hat, sich angeblich an den Kriterien der jüngeren Firmen orientieren ?

  • GfaW am 27.09.2018 um 18:45 Uhr
    Nachhaltigkeit ist Unternehmenssache!

    Es ist immer wieder schade, dass Nachhaltigkeit nur auf das Produkt bezogen wird. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir doch schauen, was ein Unternehmen insgesamt um Bezug auf Nachhaltigkeit macht. Der CSE-Standard (Nachhaltigkeitsstandard der Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsethik) schreibt vor, dass das gesamte Unternehmen geprüft wird, inklusive der Produkte. Erst dann können Verbraucher zu einem wahrhaft nachhaltigem Produkt greifen. Wenn ein Unternehmen einen MEHRWERT in allen Bereichen erbringt, kann von echter Nachhaltigkeit gesprochen werden. Bei erfolgreicher Zertifizierung dürfen die Produkte der Unternehmen das CSE-Qualitätssiegel tragen und somit echte Nachhaltigkeit ausweisen.
    Wir laden dazu ein das Thema Nachhaltigkeit neu zu überdenken und nicht inflationär zu verwenden. Im Artikel geht es um bio und fair, nicht um nachhaltig.
    Ihre Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsethik

  • KACKI-CACAO am 28.06.2018 um 10:30 Uhr

    Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Unangemessener Umgangston

  • halsbandschnaepper am 23.05.2016 um 09:18 Uhr
    @Cacao_Guro: Fairer Edelkakao!

    Es gibt auch fairen Edelkakao. Nicht nur deshalb ist ihre Aussage Unsinn. Der Markt verlangt nicht nur nach Edelkakao. Wenn es so einfach wäre, wie sie schreiben würde alle Kakaobauern nur noch hochwertige Produkte herstellen. Das ist weltfremd. Zudem gibt es auch fairen Edelkakao, also der Preis für Edelkakao + Fairtrade-Zuschläge. Zudem macht Fairtrade weit mehr als nur der Preis. Neben langsfristen Verträgen, die dann auch sichere Einnahmen garantieren (anders als der Weltmarkt), wird durch Fairtrade auch in soziale Projekte, Schulungen etc. investiert.