Klimafreundlich essen

Planetary Health Diet: Das steht dahinter

Klimafreundlich essen - Tipps für Klima­schutz auf dem Teller

Mehr Grünes für die Welt. Würden die Erdbe­wohner deutlich mehr Pflanzen­kost und weniger Fleisch verzehren, könnten bis zu 10 Milliarden Menschen satt werden. © Getty Images / Visual China Group

Um dem eigenen Körper und insbesondere dem Planeten Gutes zu tun, raten Wissenschaftler zur „Planetary Health Diet“. Wir stellen den Speiseplan für Welt­retter vor.

Die gute Nach­richt inmitten der hitzigen Debatten um die Zukunft des Planeten lautet: Es ist möglich, 10 Milliarden Menschen bis zum Jahr 2050 gesund zu ernähren, ohne dass die Erde dadurch Schaden nimmt. Von allein wird das allerdings nicht passieren: Die Menschheit müsste dafür ihr Ernährungs­verhalten stark ändern, vor allem Bewohner wohl­habender Länder. Sie müsste der „Planetary Health Diet“ folgen, einer Art Welt­retter-Speiseplan.

Empfohlen wird er von der Eat-Lancet-Kommis­sion, der Experten der gemeinnützigen Stiftung Eat und des Medizin-Fach­blatts The Lancet angehören. Sie erarbeitete Ziel­vorgaben für eine gesunde Ernährung und nach­haltige Lebens­mittel­produktion.

Die klima­schädliche Seite der Land­wirt­schaft

18 Prozent der welt­weiten Treib­hausgas-Emissionen im Jahr 2022 wurden laut Emissions Gap Report 2023 des UN Environment Programme durch die Land­wirt­schaft, Forst­wirt­schaft und andere Formen der Land­nutzung durch den Menschen verursacht. Eine Schlüssel­rolle bei der Land­wirt­schaft spielen Lachgas und Methan, die beide um ein Vielfaches klima­schädlicher wirken als das allseits bekannte Kohlen­dioxid.

Lachgas entsteht etwa, wenn stick­stoff­haltige Dünge­mittel zum Einsatz kommen. Methan bildet sich unter anderem durch Fermentations­prozesse im Magen von Wieder­käuern – Rind­fleisch hat darum grund­sätzlich eine schlechte Ökobilanz.

Viel Grünes, deutlich weniger Fleisch

Die Haupt­empfehlung des Welt­retter-Speiseplans: Der Verzehr von Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen müsste sich verdoppeln. Der Konsum von rotem Fleisch und Zucker müsste sich dagegen mehr als halbieren. Pro Tag und Person werden 2 500 Kalorien veranschlagt – das entspricht einem hohen Energiebedarf. Wer etwa einen Bürojob hat, braucht weniger Kalorien am Tag. Das gilt auch für Frauen.

Die Gesamt­kalorien könnten unter anderem auf 230 Gramm Voll­korn­produkte entfallen, auf 300 Gramm Gemüse, 75 Gramm Hülsen­früch­te – aber nur auf knappe 14 Gramm Rind, Lamm oder Schwein. Wie die wissenschaftlichen Ziel­vorgaben der Kommis­sion im Einzelnen aussehen, zeigt ihr Speiseplan (siehe unten).

Ernährungs­bedingten Krankheiten vorbeugen

Der Effekt könnte laut der Eat-Lancet-Kommis­sion gewaltig sein: Ein Wechsel von den jetzigen, teils ungesunden Ernährungs­weisen hin zur Planetary Health Diet könnte verhindern, dass jähr­lich 11 Millionen Menschen an ernährungs­bedingten Krankheiten sterben. Und der schonendere Umgang mit natürlichen Ressourcen könnte drastischen Umwelt­schäden vorbeugen.

Dafür brauche es neben der Umsetzung des Speiseplans aber weitere Maßnahmen – wie eine verbesserte Lebens­mittel­herstellung, etwa durch einen spar­sameren Einsatz von Dünger und Wasser, sowie eine Halbierung der Lebens­mittel­abfälle und -verschwendung.

Empfehlungen ähneln sich

Die Ernährungs­pyramide der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) stimmt im Ansatz mit der Planetary Health Diet über­ein: reichlich Obst und Gemüse, rotes Fleisch und Wurst nur in Maßen, wenig Süßes und wenig gesättigte Fette. Laut der DGE liegen die empfohlenen Lebens­mittel­mengen im Bereich der Orientierungswerte der DGE. Die vorgeschlagenen Lebens­mittel­mengen der Planetary Health Diet hat die DGE ihren eigenen lebens­mittel­bezogenen Ernährungs­empfehlungen in einer Stellungnahme gegen­überge­stellt.

Gar nicht so schwer: Flexitarier werden 

Über­wiegend vegetarisch speisen, sich nur ab und an ein Schnitzel leisten – Gelegen­heits­vegetarier, auch Flexitarier genannt, machen das längst so. Wem Ideen für abwechs­lungs­reiche vegetarische Gerichte fehlen, kann sich von den Kochbüchern der Stiftung Warentest inspirieren lassen.

Tipp: Die Stiftung Warentest veröffent­licht regel­mäßig Unter­suchungen, die bei einer Umstellung zu einer weniger fleisch­betonten Ernährung helfen können – darunter Tests von vegetarischen Bratwürsten, Veggie-Schnitzel und Veggie-Brotaufstrichen. In unserem Test von Diätkonzepten haben wir auch bewertet, wie sinn­voll vegetarische und vegane Kost beim Abnehmen und zum Gewicht­halten sind.

Tabelle: Der Speiseplan für Welt­retter

Lebens­mittel­gruppe

So viele Gramm können Sie am Tag essen (mögliche Spann­breite)

So viele Kalorien nehmen Sie am Tag auf

Getreide_100.png

Voll­korn­getreide
(Reis, Weizen, Mais und andere)

232

811

Knollen- oder stärke­gehaltiges Gemüse
(Kartoffeln und Maniok)

50
(0–100)

39

Moehren_100.png

Gemüse
(alle Gemüsesorten)

300
(200–600)

78

Apfel_100.png

Obst
(alle Obst­sorten)

200
(100–300)

126

Milch­produkte
(Voll­milch oder der Voll­milch entsprechende Produkte)

250
(0–500)

153

Eiweiß­quellen

Kuh_100.png

Rind, Lamm und Schwein

14
(0–28)

30

Huhn und andere Geflügel­arten

29
(0–58)

62

Eier_100.png

Eier

13
(0–25)

19

Fisch

28
(0–100)

40

Huelsenfruechte_100.png

Hülsenfrüchte

75
(0–100)

284

Nüsse

50
(0–75)

291

Zugesetzte Fette

oel_100.png

Ungesättigte Fette

40
(20–80)

354

Gesättigte Fette

11,8
(0–11,8)

96

Zugesetzter Zucker

Zucker.png

Alle zugesetzten Zucker

31
(0–31)

120

Legende

Quelle: Eat-Lancet-Kommis­sion, 2019.

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10 Kommentare Diskutieren Sie mit

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • marotoma am 01.03.2024 um 16:05 Uhr
    Ideologische Publikumsmissionierung

    Interessant, dass sich die Stiftung Warentest offenbar auch zu den missionierenden Weltverbesserern zählt, die das Publikum gemäß ihre Glaubensbekenntnisses erziehen möchten. Nach der Promotion für den "Veganuary" jetzt also die klimafreundliche Küche.
    Vielleicht sollten die Idealistinnen vor dem nächsten Verhaltensdiktat einmal mit Neur-Psychologen sprechen. Die könnten sie nämlich von dem kindlichen Verständnis von Ursache und Wirkung heilen, nachdem man andere nur genügend informieren und alarmieren muss, damit sie ihr Verhalten wunschgemäß ändern.
    Denn Menschen geben ihre Gewohnheiten ungern auf, erst recht nicht die besonders liebgewonnenen, denn alle sind als automatische Programme im Nervensystem verankert. Und bevor die Test-Missionarinnen weiter versuchen, der Öffentlichkeit unerwünschte Verhaltensweisen abzuerziehen, schlage ich vor, dies beim Partner zu probieren oder besser noch bei sich selbst - ernüchternde Erkenntnisse garantiert.

  • fritzjanke am 18.10.2022 um 11:18 Uhr
    Krieg und Atommeiler

    Die Hauptursache der Klimakatastrotphe sind Kriege aus Machtbesessenheit und die Produktion von Waffen !
    Betrachten wir einmal den Wahnsinn der Energieverschwendung bei allen Atommeilern
    in der Welt wo die überschüssige Energie durch große Kühltürme und die Erwärmung der
    Flüsse vernichtet wird anstatt sie in Treibhäusern zu verwenden !!! Die Größe dieser Energieverschwendung läßt alle anderen Maßnahmen sehr klein erscheinen !!

  • Lilo1982 am 08.01.2022 um 12:22 Uhr
    Eiweiß ist nicht gleich Eiweiß

    Mir fehlt bei dieser Betrachtung der Hinweis auf die unterschiedliche Wertigkeit von pflanzlichem und tierischem Eiweiß. Ich habe meine vegetarische Ernährung ohne hochverarbeitete Veggie-Burger u.ä. wieder aufgegeben, nachdem im Krankenhaus ein hochgradiger Eiweißmangel festgestellt wurde. Wer nicht jeden Tag ordentlich Hülsenfrüchte futtern mag (ist ja u.U. nicht gerade sozialverträglich), muss da wirklich aufpassen. Mir wurde es zu schwierig und es schmeckte dann auch nicht mehr...

  • peikifex am 16.05.2021 um 08:25 Uhr
    Früher oder später muss man sich damit

    Früher oder später muss man sich damit auseinandersetzen.
    Wer sich die Meldungen der vergangenen Tage einmal angesehen hat, dem ist bei ein wenig nachrechnen klar, dass man pro Person noch ungefähr 50-80 Tonnen CO2 als Restbudget hat, wenn das Klima auch nur halbwegs stabilisiert werden soll. Der deutsche Durchschnitt liegt übrigens so bei 10+ Tonnen CO2 pro Jahr und Person.
    Wer sich dazu noch fragt, woher der Planet unsere Lebensweise insgesamt nehmen soll, der stellt auch hier fest, dass wir 3-4 mal so viel verbrauchen wie es überhaupt gibt.
    Es geht also schon länger nicht mehr um neue Smartphones, Fernseher, Autos und auch nicht um neue Klamotten.
    Es wird um unser Überleben gehen.
    Je schneller wir begreifen, dass man Geld nicht essen kann, um so besser.
    Ich habe aber meine Zweifel.

  • lekanor am 02.05.2021 um 12:09 Uhr
    "15 Prozent Treib­hausgas durch Ernährung"

    "15 Prozent der Treib­hausgas-Emissionen pro Bundes­bürger und Jahr verursacht die Ernährung" - dies möchte ich nochmal rausstreichen, da der Untertitel ganz oben scheinbar leicht überlesen wird. Schaut man sich einige Balken an so sieht man eine erhebliche Möglichkeit der Verringerung der Emissionen bei der Ernährung, so dass ein Großteil der 15% wegfallen könnte!
    Zum Thema Fisch: Hier ist zu beachten, dass die Fischbestände wohl weitgehend vor dem Zusammenbruch stehen (https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/meere/fischerei/index.html). Man sollte also für sich prüfen ob ein etwaiger Schritt weg vom Fleisch nicht direkt zu pflanzlichen Produkten gehen könnte.
    Auch der Hinweis auf die Art der Verpackung/Lagerung ist hilfreich, insgesamt ein schöner Artikel zur Schaffung von Aufmerksamkeit und Aufklärung. Danke!