
Meist frisch und rein im Geschmack, keine krankmachenden Keime, keine Schadstoffe, keine Antibiotikarückstände – was die Qualität angeht, überzeugen viele der 18 länger haltbaren Frischmilchen im Test. Größere Unterschiede gibt es bei den Produktionsbedingungen. Wie steht es um das Wohl der Kühe? Welche Anbieter setzen sich stark für Umweltschutz und faire Erzeugerpreise ein? Unser Nachhaltigkeitstest gibt Antwort, welche Milch Verbraucher guten Gewissens trinken können.
Engmaschige Qualitätskontrollen zahlen sich aus
Die Milch in den Regalen von Supermärkten und Discountern hat einen langen Herstellungsprozess hinter sich: Sie wurde durch Filter gepresst, in Zentrifugen geschleudert, erhitzt und immer wieder auf ihre Qualität geprüft. Kaum ein anderes Lebensmittel wird in Deutschland so engmaschig kontrolliert. Das zahlt sich aus, wie unser Test von länger haltbarer frischer Vollmilch – auch ESL Milch genannt – zeigt: 14 der 18 untersuchten Produkte schneiden gut ab, darunter vier Bio-Produkte (Preise: 0,68 bis 1,49 pro Liter). Länger haltbare Frischmilch hält gekühlt etwa drei Wochen – mehr als doppelt solange wie die sogenannte traditionell hergestellte, die es auf maximal zehn Tage bringt (siehe Kleine Milchkunde).
Video: So gut ist unsere Milch
Vier Produkte gleich zweimal top
Vier Produkte punkten sowohl bei der Produktqualität als auch beim Tier- und Umweltschutz-Engagement der Anbieter, das wir ebenfalls getestet haben. Drei davon sind Bio-Milchen, das vierte eine konventionell erzeugte Milch. Qualität plus Unternehmensverantwortung hat ihren Preis: Mindestens 1,09 Euro kosten die Doppelsieger. Während die Anbieter von Bio-Milch bei den Produktionsbedingungen meist gut dastehen, gilt das für die Produktqualität nicht in jedem Fall. Zwei Biomilchen landen mit der Gesamtnote ausreichend auf hinteren Plätzen.
Das bietet unser Milch-Test
Testergebnisse Produktqualität. Wir haben länger haltbare frische Vollmilch getestet. Unsere Testtabelle zeigt für 12 konventionelle und 6 Bio-Produkte, wie gut sie schmecken, ob die mikrobiologische Qualität stimmt, und ob Milchinhaltsstoffe die Wärmebehandlung gut überstehen.
Testergebnisse Unternehmensverantwortung. Wir haben uns außerdem angesehen, wie die Anbieter sicherstellen, dass die Produktionsbedingungen den Grundsätzen der Corporate Social Responsibility (CSR) entsprechen: Wie sieht es in Kuhställen aus? Welche Molkerei zahlt Preise, von denen Bauern gut leben können? Die Testtabelle zeigt unter anderem, wie es um Tierwohl, Umweltschutz sowie Preisgestaltung und -transparenz steht.
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Eine Milch mit Kochgeschmack
Eine Bio-Milch verdirbt sich eine bessere Note durch das angewandte Hocherhitzungsverfahren, das Keime abtötet, aber manche Inhaltsstoffe der Milch nicht schont. Das macht sich auch in der sensorischen Prüfung bemerkbar: Die Milch hat als einzige einen leichten Kochgeschmack. Fast alle anderen Produkte im Test schmecken frisch und rein. Viele davon wurden durch Mikrofiltration haltbar gemacht – das schont die Inhaltsstoffe besser.
Ungewöhnlich viel Jod gefunden
Eine weitere getestete Bio-Milch fällt mit einem sehr hohen Jodgehalt auf, der etwa viermal höher ist als die knapp 12 Mikrogramm je 100 Milliliter, die Milch üblicherweise im Schnitt enthält. Jod ist eigentlich erwünscht: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät Erwachsenen, pro Tag 200 Mikrogramm des wertvollen Spurenelements aufzunehmen, bei Kindern sollten es je nach Alter 100 bis 200 Mikrogramm sein. Der von uns gefundene, ungewöhnlich hohe Jodgehalt ist für den Verbraucher allerdings nicht erkennbar und nicht kalkulierbar. Eine sehr hohe, dauerhafte Jodzufuhr kann bei Menschen, die vorbelastet sind, zu Schilddrüsen-Problemen führen.
Große Versprechungen
Manche Anbieter machen auf der Verpackung Versprechungen, die sie nicht halten – und bekommen daher schlechte Deklarationsnoten. Bei einer Milch zum Beispiel wird der Eindruck erweckt, dass die Kühe ausschließlich traditionelle Futterpflanzen zu fressen bekommen. Auf einer anderen Milchpackung steht eine Kuh auf einer saftigen Wiese; unser Test von zwei Milchlieferanten ergab aber: Die Kühe dort werden das ganze Jahr im Stall gehalten.
Recherche führte auch in Kuhställe
27 600 Liter Milch – so viel gibt eine auf Hochleistung gezüchtete Holstein-Kuh durchschnittlich in ihrem Leben, das nur rund 5 Jahre dauert. Eigentlich kann eine Kuh bis zu 20 Jahre alt werden. 57 Prozent der Deutschen glauben nicht, dass sich die Milchwirtschaft stark für das Wohlergehen der Kühe einsetzt, besagt eine aktuelle Forsa-Umfrage. Zu Recht? Die Tester überprüften die Produktionsbedingungen der Milch aus dem Warentest: Wie sieht es in Kuhställen aus? Welche Molkerei zahlt Preise, von denen Bauern gut leben können? Kurz: Welche Unternehmensverantwortung (Corporate Social Responsibility, CSR) übernehmen die Milch-Anbieter. Für den CSR-Test befragten unsere Tester die Anbieter der Milch, verantwortliche Molkereien und Milchbauern. Zudem recherchierten sie, ob es sich lohnt, Milch zu kaufen, die als fair vermarktet wird (Was heißt „faire Milch“?).
Engagement von gut bis mangelhaft
Der Gesetzgeber macht zur Kuhhaltung keine speziellen Vorgaben. Umso mehr kommt es darauf an, dass sich der Milchsektor selbst um Anforderungen bemüht. Im CSR-Test stellen einige Molkereien und Landwirte hohes Engagement unter Beweis und geben sich sehr transparent. Die Handelsketten dagegen hinterlassen einen mauen Eindruck und legten zudem nicht die Preise offen, die sie Molkereien zahlen. Die Gesamturteile für Tierwohl, Umweltschutz und Preistransparenz reichen von Gut bis Mangelhaft.
Bärenmarke, Landliebe und Weihenstephan nicht transparent
Im Dunklen blieben die Produktionsbedingungen der bekannten Marken Bärenmarke, Landliebe und Weihenstephan: Ihre Anbieter gaben keine Informationen preis.
Nutzerkommentare, die vor dem 27. September 2017 gepostet wurden, beziehen sich noch auf die Vorgänger-Untersuchung aus test 11/2007.