Zeit­umstellung Sommer­zeit bereitet vielen Probleme

Zeit­umstellung - Sommer­zeit bereitet vielen Probleme

Wer hat an der Uhr gedreht? Im Sommer wird sie eine Stunde vorgestellt, im Winter eine Stunde zurück.

Wieder stellen wir die Uhr um – oft mit spür­baren Folgen für den Biorhythmus, vor allem jetzt im Früh­jahr. Wie Sie dem „sozialen Jetlag“ entgegen­steuern können.

Winter­zeit entspricht innerer Uhr

Immer dieses ewige Hin und Her. Erst wird die Uhr vor, dann wieder zurück­gestellt. Was ist nun besser für unseren Biorhythmus? Tatsäch­lich ist es die Winter­zeit, die mehr unserer inneren Uhr entspricht – das sagen die Experten. Gerade die innere Uhr macht unseren Biorhythmus aus und beein­flusst damit auch unseren Schlaf, unseren Herz­schlag, unsere Stimmung.

Mehr Probleme bei Wechsel auf Sommer­zeit

Diese innere Uhr ist ein komplexes System und tickt bei jedem Menschen anders. Allen gefühlten Wahr­nehmungen zum Trotz: Welt­weit belegen viele Studien ungesunde Folgen durch die Sommer­zeit – von metabo­lischen Erkrankungen wie Überge­wicht, Bluthochdruck, Diabetes bis zu psychischen Problemen.

Hinweise auf mehr Herz­infarkte

Forschende des Universitäts­klinikums Köln veröffent­lichten 2024 im Deutschen Ärzteblatt eine Metaanalyse, die sich mit den gesundheitlichen Risiken der Zeit­umstellung befasst. Das Ergebnis: Die einge­schlossenen Studien wiesen auf ein erhöhtes Herz­infarkt­risiko in der ersten Zeit nach dem Uhrzeitwechsel im Früh­jahr hin – aber nicht im Herbst. Möglicher­weise komme es nach der Früh­jahrs­umstellung zu einem Schlafdefizit mit abrupten Veränderungen von biologischen Rhythmen, im Herbst sei mehr Zeit für den Schlaf.

Gestörte Schlaf- und Wach­zyklen

Bereits früher zeigte beispiels­weise eine Studie der Universität Bologna, dass die Schlaf- und Wach­zyklen durch die Umstellung auf Sommer­zeit deutlich stärker gestört werden als durch die Umstellung auf Winter­zeit. Und das um fünf Prozent höhere Risiko für einen Herz­infarkt dokumentierte die Studie des Karolinska-Instituts Schweden, einen Anstieg beob­achteten auch die amerikanischen Kollegen am William Beaumont Hospital in Michigan.

Soziales Jetlag und erhöhtes Körpergewicht

Wie innere Uhr und Stoff­wechsel­störungen zusammenhängen, wird in Göttingen erforscht. Die negativen Folgen für den Biorhythmus stellen Studien aus Deutschland dar – darunter, wie der soziale Jetlag mit einem erhöhten BMI verbunden ist und somit zur Fett­leibig­keit beiträgt.

Sommer­zeit ist populär

Obwohl die Sommer­zeit nicht natürlich ist und sich gerade im Früh­jahr der soziale Jetlag verstärkt, ist die Sommer­zeit hier­zulande sehr populär. Vor allem, dass es abends länger hell ist, empfinden viele als Vorteil. Gut zwei Drittel aller Menschen glauben ungeachtet aller wissenschaftlichen Fakten, dass die Sommer­zeit sie nicht negativ beein­flusst.

Zeit­umstellung erfordert viel Anpassung

Die Zeit­umstellung an sich ist dagegen ziemlich unpopulär. Fahr- und Schicht­pläne müssen angepasst werden, Arbeits­abläufe umge­stellt – sei es bei der Bahn, in Krankenhäusern, Pfle­geheimen oder in Betrieben mit durch­gehender Produktion. Und auch privat irritiert die Zeit­umstellung: Seit sie mit dem Argument der Energie­ersparnis einge­führt wurde, stößt sie auf Kritik. Viele Menschen fühlen sich zwangs­beglückt und würden gern für immer auf die Umstellung der Uhren verzichten. Die Frage ist nur: Sollen wir uns dann für eine immerwährende Sommer­zeit entscheiden oder dauer­haft zur alten Winter­zeit zurück­kehren?

Pro Sommer­zeit: Längere Abende und mehr Lebens­qualität

1. Dadurch, dass sich das Sonnenlicht länger nutzen lässt, gibt es mehr Möglich­keiten für Frei­zeit­aktivitäten bis in den späten Abend – wer grillt schon morgens?

2. Man muss sich abends – etwa zum Sport – nicht so aufraffen wie im dunklen Winter.

3. Die Nach­mittage sind heller, die Abende länger; zudem wirkt mehr Sonnenlicht gegen Depressionen.

4. Der Handel und die Gastronomie mögen die Sommer­zeit­regelung, weil die helleren Abende die Verbraucher dazu verleiten, mehr Geld für Aktivitäten auszugeben.

5. Die Sommer­zeit schafft in der Hoch­saison mehr Arbeits­plätze.

Contra Sommer­zeit: Ungesund, teuer und ohne echten Mehr­wert

1. Der Grund­gedanke, Energie zu sparen, ist widerlegt: Zwar wird durch die Sommer­zeit im Sommer tatsäch­lich etwas weniger Energie verbraucht, aber im Früh­jahr und Herbst wird dafür am Morgen mehr geheizt.

2. Bei langem Schulweg müssen einige Schüler und Schüle­rinnen zu Beginn der Sommer­zeit wieder im Dunkeln zur Schule aufbrechen.

3. Das lange Tages­licht stört, wenn man früh ins Bett muss.

4. Wird die äußere Uhr (soziale Zeit) dauer­haft um eine Stunde vorgestellt, bleibt dennoch der von Natur aus angelegte chronobiologische Rhythmus (die innere Uhr) bei allen Menschen gleich. Dann wären noch mehr Menschen als bisher gezwungen, gegen ihre innere Uhr zu leben – das kann gesundheitliche Probleme (etwa Schlafstörungen, Erschöpfungs­zustände, Depressionen, Herz­beschwerden) nach sich ziehen.

5. Land­wirte klagen über Anpassungs­schwierig­keiten ihrer Tiere, beispiels­weise von Milchkühen. Denn auch Tiere haben eine innere Uhr.

Sommer­zeit: Wie der Körper auf die Umstellung reagiert

Der Tag, an dem auf die Sommer­zeit umge­stellt wird, hat nur 23 Stunden. Diesem Zeit­diebstahl folgt oft ein so genannter Mini-Jetlag. Der entsteht, weil die innere Uhr aus dem Takt geraten ist.

Die Uhren­umstellung versetzt Licht­verhält­nisse

Der Schlaf-Wach-Rhythmus wird unter anderem vom Licht gesteuert: Da es im Winter wenig Licht gibt, produziert der Körper mehr vom Müdig­keits­hormon Melatonin. Mit der Umstellung auf die Sommer­zeit bekommen wir plötzlich dauer­haft mehr Licht ab – dadurch senkt sich der Melatoninspiegel. Doch die innere Uhr und die Hormon­produktion können sich nicht so schnell umstellen. Deshalb fühlen sich viele müde.

Mini-Jetlag: Wer besonders betroffen ist

Die einen verspüren den Mini-Jetlag kaum, die anderen umso deutlicher: So können sich beispiels­weise Jugend­liche etwas leichter an die neue Zeit anpassen als

  • 45- bis 59-Jährige,
  • Frauen
  • und Spät­aufsteher.

Diese Gruppen sind in den Tagen nach der Uhren­umstellung meist weniger leistungs­fähig und fühlen sich müde. Wegen der Müdig­keit am nächsten Abend einfach eine Stunde früher ins Bett zu gehen bringt den Betroffenen jedoch nichts. Denn der eigene Schlaf-Wach-Rhythmus lässt sich nicht so schnell über­listen.

Tipps gegen die Müdig­keit

In der Woche vor der Uhren­umstellung sollten Betroffene jeden Morgen etwa zehn Minuten früher aufstehen und versuchen, tags­über möglichst viel Sonnenlicht abzu­bekommen – so gewöhnt sich die innere Uhr schonend an die neue Zeit.

Am Abend vor der Uhren­umstellung bietet es sich an, die Zimmer abzu­dunkeln.

Am Tag der Uhren­umstellung sollte auf einen Mittags­schlaf verzichtet werden.

Am Tag nach der Uhren­umstellung, also am Montag, ist zügiges Aufstehen zu empfehlen, damit der Kreis­lauf in Gang kommt.

Bis zu einer Woche nach der Uhren­umstellung kann die Schlafqualität leicht beein­trächtigt sein. Das ist normal. Dennoch sollten die gewohnten Bett­zeiten – jetzt nach neuer Uhr – bestehen bleiben.

Manchmal braucht der Körper mehrere Tage, mitunter sogar mehrere Wochen, um sich zu synchronisieren. Übrigens ist das nicht nur beim Menschen so.

Tipps für Mensch und Tier

Für Haustiere: Mahl­zeiten anpassen

So wie das Nutztier an die Sommer­zeit gewöhnt wird – Kühe werden schon im Vorfeld jeden Tag fünf Minuten früher gemolken als am Vortag –, müssen auch die Haustiere ihren Rhythmus umstellen. Katzen, vor allem aber Hunde sind an einen geregelten Tages­ablauf gewöhnt. Deshalb sollten ihre Mahl­zeiten mindestens in 15-Minuten-Etappen lang­sam der verschobenen Uhrzeit angepasst werden.

Für Auto­fahrer: Auf vermehrten Wild­wechsel achten

Im Frühling ist der Wild­wechsel besonders stark. Mit der Sommer­zeit fällt zudem der Berufs­verkehr in die Zeit der Dämmerung. Besonders zwischen 6 und 8 Uhr steigt die Unfall­gefahr, aber auch in der Abend­dämmerung sollten Auto­fahrer besonders aufmerk­sam sein. Rund 80 Prozent der Wild­unfälle passieren mit Rehen, die gerade im Frühling als Einzel­gänger unterwegs sind. Zu dieser Jahres­zeit über­queren die Tiere vier bis fünf Mal am Tag eine Straße.

Für Diabetes-Patienten: Häufiger messen

Wenn die Sommer­zeit den Biorhythmus durch­einander­bringt, kann das nicht nur zu Schlaf- und Konzentrations­problemen führen. Bei Menschen mit Diabetes kann es sich auch auf die Blut­zucker­werte auswirken. Insbesondere Insulin­pflichtige sollten diese daher nach der Umstellung von der Winter- auf die Sommer­zeit häufiger über­prüfen und erhöhte Werte so korrigieren, wie mit dem Arzt besprochen. Wer auf Tabletten einge­stellt ist, sollte sie weiterhin zur gewohnten Zeit einnehmen. Wir haben Blutzuckermessgeräte geprüft, von denen wir einige empfehlen.

Die Geschichte der Uhren­umstellung

Die Sommer­zeit ist kein natürliches Ereignis, sondern ein Beschluss. In Deutsch­land wurde die Sommer­zeit erst­mals 1916 bis 1918 einge­führt. Seitdem verschwand und kam sie immer wieder. Seit 1980 wird jedes Jahr hier­zulande zweimal an der Uhr gedreht – seit 1996 geschieht dies einheitlich in der gesamten EU.

Früher tickten die Uhren anders

Eine kurze Zeitreise: Die Geschichte der Uhren­umstellung begann schon lange vor der Einführung der Sommer­zeit. Denn bis Ende des 19. Jahr­hunderts gab es im Deutschen Kaiserreich fünf verschiedene Zeitzonen. War es beispiels­weise

  • in Berlin 12.27 Uhr,
  • schlug es in München 12.20 Uhr,
  • in Stutt­gart 12.10 Uhr,
  • in Karls­ruhe 12.07 Uhr
  • und in Düssel­dorf sogar erst 12.00 Uhr.

Pro Längengrad änderte sich die Orts­zeit um vier Minuten beziehungs­weise alle 18 Kilo­meter um eine Minute. Von 1893 an wurde dann die mitt­lere Sonnen­zeit des 15. Längengrades als gemein­same Zeit vereinheitlicht. Erst seitdem ticken die Uhren im Gleich­klang.

Vor, zurück, vor, zurück: Die Uhren­umstellung in Europa

23 Jahre später wurde erst­mals die Sommer­zeit einge­führt: Energie sparen, Kriege über­stehen, die Wirt­schaft stärken und Ölkrisen meistern – das wurden bald wesentliche Argumente für die Zeit­umstellung.

Zeit­umstellung - Sommer­zeit bereitet vielen Probleme

© Stiftung Warentest

Stellt Europa auf Sommer- oder Winter­zeit um?

Für immer Sommer­zeit? Oder auf ewig Winter­zeit? Das klingt nach einer einfachen Entscheidung, ist aber ein ziemliches Dilemma. Nur so viel ist sicher: Die Zeit­umstellung ist nicht beliebt! Die Mehr­heit der abstimmenden Europäer – und zwar 84 Prozent – votierte bei einer EU-Umfrage 2018 gegen sie. Im März 2019 sprach sich dann auch das EU-Parlament dagegen aus und beschloss, die Zeit­umstellung endgültig abzu­schaffen – angedacht war eigentlich schon bis 2021.

Passiert ist bis heute allerdings nichts. Das Parlament über­lässt jedem Mitglied­staat selbst, sich für eine Zeitzone zu entscheiden – und erwartet gleich­zeitig, dass die Zeitplanung im Binnenmarkt weiterhin reibungs­los funk­tioniert. Die Idee: Die Länder sollen sich unter­einander abstimmen.

Unterschiedliche Interessen in Europa

Doch in der Abstimmung liegt das Problem. Da die einzelnen EU-Länder unterschiedliche Interessen haben, konnten sich die 27 Mitglied­staaten bislang nicht geschlossen auf Sommer- oder Winter­zeit einigen. So favorisieren beispiels­weise Portugal, Deutsch­land und Zypern die Sommer­zeit – dagegen sind etwa Finn­land, Dänemark und die Nieder­lande für die Normal­zeit, also die Winter­zeit. Und die Griechen etwa würden sogar gern die Zeit­umstellung beibehalten.

Zeit­umstellung - Sommer­zeit bereitet vielen Probleme

Hitzige Debatte. Bislang konnten sich die EU-Mitglied­staaten nicht auf Sommer­zeit oder Winter­zeit einigen. © Getty Images / Simon McGill, Getty Images (M)

Die Sonne geht nicht über­all zur selben Zeit auf

Die unterschiedlichen Interessen hängen vor allem mit den verschiedenen Zeitzonen und dem jeweiligen Tages­anbruch vor Ort zusammen.

Das Gebiet der EU-Mitglieds­staaten erstreckt sich (die Azoren ausgenommen) derzeit über drei Zeitzonen:

1. Die west­europäische Zeit gilt in: Irland und Portugal.

2. Die mittel­europäische Zeit (+1 Stunde) gilt in: Belgien, Dänemark, Deutsch­land, Frank­reich, Italien, Kroatien, Luxemburg, Malta, Nieder­lande, Österreich, Polen, Schweden, Slowakische Republik, Slowenien, Spanien, Tsche­chische Republik und Ungarn.

3. Die osteuropäische Zeit (+2 Stunden) gilt in: Bulgarien, Estland, Finn­land, Griechen­land, Lett­land, Litauen, Rumänien und Zypern.

Da der Sonnen­aufgang von Osten her beginnt, gibt es demzufolge in Europa keinen einheitlichen Tages­anbruch.

  • In Deutsch­land geht die Sonne im östlichsten Osten (etwa in Görlitz) eine halbe Stunde früher auf als im west­lichsten Westen Deutsch­lands (etwa in Aachen).
  • Gegen­wärtig müssen sich beispiels­weise Frank­reich und Spanien mit der Uhrzeit nach dem Sonnen­stand von Deutsch­land richten, obwohl sie im Längengrad-Bereich von Groß­britannien liegen.
  • Auch bei der Tages­licht­menge gibt es große Unterschiede. Während die südlichen Länder das ganze Jahr über mit viel Tages­licht gesegnet sind, haben die Länder im Norden zwar helle Sommer, aber dunkle Winter.

Keine einfache Antwort für Europa möglich

Das macht es umso schwieriger, allen geografischen Unterschieden Rechnung zu tragen. Denn wer verordnet sich schon freiwil­lig dunklere Tage oder hellere Nächte? So könnte in Spanien bei ewiger Sommer­zeit die Sonne im Winter erst gegen 9.30 Uhr aufgehen – während in Polen bei ewiger Winter­zeit die Sonne im Sommer schon um 3 Uhr aufgehen würde. Beide Länder befinden sich aber inner­halb der mittel­europäischen Zeitzone – und müssten je nach gefundener Lösung, unter Umständen große Kompromisse eingehen. Die Frage, ob nun die Sommer­zeit oder die Winter­zeit abge­schafft werden sollte, ist also nicht so einfach zu beant­worten.

Die jeweils verantwort­lichen Fach­minister müssen also faire Lösungen aushandeln. Eine Lösung wäre, Europa nach dem jeweiligen Sonnen­stand in chronobiologisch passende Zeitzonen einzuteilen.

Aber, wenn es keine einheitliche Zeitzone mehr gibt, so befürchten einige, dann würde der europäische Binnenmarkt wegen bürokratischer Hürden und Ineffizienzen nicht mehr reibungs­los funk­tionieren. Belege gibt es dafür jedoch nicht.

Innere Uhr, sozialer Jetlag und die Schlafkultur

Zeit­umstellung - Sommer­zeit bereitet vielen Probleme

Haben die Lerchen die Macht? In Deutsch­land beginnt der Alltag so früh wie in keinem anderen Land Europas. © Getty Images / Juri Samsonov, GlobalP (M)

Experten zufolge sind viele Menschen nicht in der Lage, ihren Schlafbedarf oder ihre Schlafqualität richtig einzuschätzen. Die einen glaubten, schlecht und zu wenig zu schlafen. Andere seien über­zeugt, mit nur fünf Stunden Schlaf auszukommen. Prüfe man das im Einzel­fall nach, stelle sich in den meisten Fällen heraus, dass die Selbst­wahr­nehmung der Menschen trüge.

Einfach erklärt verhält es sich meist so: Wer abends nicht einschlafen kann, ohne dass ein körperliches Problem dahintersteckt, der geht schlichtweg zur falschen Zeit schlafen. Und wer morgens einen Wecker braucht, lebt gegen seine innere Uhr. Mehr als 80 Prozent der Deutschen benötigen einen Wecker, schätzen Schlaf­forscher.

Das Diktat der sozialen Uhr

Lange vor Erfindung der Sommer­zeit hat die Natur die innere Uhr einge­richtet. Sie macht aus den Menschen Früh- oder Spät­aufsteher („Lerchen“ und „Eulen“), Kurz- oder Lang­schläfer – oder Typen dazwischen. Doch wie jeder Einzelne tickt, darauf nimmt unsere äußere Uhr, also unser Alltag, keine Rück­sicht.

Das fängt in der Schule an und hört im Job nicht auf. Streng tickt die soziale Uhr. Nirgendwo in Europa beginnt der Tag so zeitig wie in Deutsch­land. Hier­zulande tickt die soziale Uhr mitunter noch wie vor hundert Jahren, als die Land­wirt­schaft den Takt vorgab, die Geschäfte noch nicht bis 21 Uhr geöffnet hatten, es noch keine Globalisierung und keine 24-Stunden-Gesell­schaft gab.

Ticken wir noch richtig?

Innere Uhr. Unseren Schlaf-Wach-Rhythmus bestimmt die innere Uhr. Viele Rädchen greifen da ineinander: So geben unter anderem Licht­verhält­nisse und genetische Komponenten – mehr als 50 Gene sind daran beteiligt – unseren Takt vor. Die innere Uhr können wir nicht selbst bestimmen, sie ist naturgegeben und tickt bei jedem Menschen anders. Keiner kann also entscheiden, ob er Früh­aufsteher oder Spät­aufsteher, Lerche oder Eule sein will.

Sozialer Jetlag. Die Unstimmig­keit zwischen biologischer Innen­zeit und sozialer Uhr wird als sozialer Jetlag bezeichnet. Weil innere und äußere Uhr unterschiedlich ticken, verschiebt sich der Schlaf-Wach-Rhythmus. Anders als beim üblichen Jetlag gibt es in dem Fall aber keinen veränderten Sonnen­stand, der die Umstellung unterstützt. Viele Menschen müssen sich der sozialen Uhr anpassen. Gesünder aber wäre: Die soziale Uhr passte sich der biologischen an.

Der Feind des Teen­agers: Der Wecker

Viele Schüler entwickeln sich in der Pubertät von Lerchen zu Eulen. Ihre innere Uhr schickt sie später ins Bett. Unbarm­herzig klingelt dann aber in der Frühe der Wecker – und wird für viele zum Feind. Sie müssen zu früh aufstehen, starten über­müdet in den Tag und werden dann sozu­sagen in ihrer biologischen Mitter­nacht unter­richtet. Deshalb schlagen deutsche Schlaf­forscher flexiblere Unterrichts­anfänge vor: in der Unterstufe um 8, in der Mittel­stufe um 9 und in der Oberstufe erst um 10 Uhr. Die Leistungs­fähig­keit würde sich so erheblich verbessern.

Nicht gegen die innere Uhr leben

Schlafmediziner von der Deutschen Gesell­schaft für Schlaf­forschung und Schlafmedizin (DGSM) betonen, dass die Winter­zeit unserem Schlaf-Wach-Rhythmus am ehesten entspreche, und raten, die Normal­zeit beizubehalten und dem natürlichen Rhythmus zu folgen. Nicht einmal 30 Prozent aller Menschen würden zu den natürlichen Früh­typen, also zu den Lerchen gehören.

Tatsäch­lich richtet sich der individuelle Biorhythmus nicht danach, wann der Schulbus fährt, wann die Arbeits­zeit beginnt, ob es eine Ganz­tags­schule gibt oder wie der Alltag organisiert werden muss. Die innere Uhr fragt nicht nach den Umständen, denn sie ist der Umstand.

Für eine neue Schlafkultur

Gegen die innere Uhr zu leben, gefährdet die Gesundheit. Schlafmediziner sind sich einig: Es fehlt in der Gesell­schaft immer noch an Aufklärung. Und sie fordern: Deutsch­land braucht eine neue Schlafkultur. Die soziale Uhr solle viel öfter den Schlafbedürf­nissen aller gerecht werden, und sie raten: Die Normal­zeit soll beibehalten werden. Mehr noch: Unser Alltag könnte teils sogar später beginnen. Schon eine halbe Stunde mehr Schlaf steigert die Leistungs­fähig­keit um ein Drittel, wie eine Studie der Uni Leipzig belegt.

Darauf sollten Sie bei der Uhren­umstellung achten

Die Zeit­umstellung betrifft nicht nur unsere innere Uhr. Auch alle anderen Uhren müssen angepasst werden. Bei Funk­uhren, Laptops, Computern oder beispiels­weise Smartphones geschieht die Uhren­umstellung auto­matisch. Dafür sorgt die Physika­lisch-Tech­nische Bundes­anstalt in Braun­schweig. Dort wird der Zeitsender programmiert, der das Signal zur Umstellung aussendet. Doch nicht bei jeder Uhr lässt sich einfach die „Auto­matische Zeitzone“ verwenden. Nicht alle empfangen das über Lang­wellensender ausgestrahlte Impuls­signal. Das bedeutet: Wir müssen mecha­nisch nach­helfen (Uhren-Checkliste).

Diese Uhren müssen Sie selbst umstellen

Während sich die meisten Geräte, die Funk- und Internet­verbindung haben – Armband­uhren, Fernseher, Receiver, Laptops, Smartphones – auto­matisch umstellen, müssen andere Uhren per Hand umge­stellt werden. Unsere kleine Check­liste hilft Ihnen, den Über­blick zu behalten.

Küche

Ja‑Häkchen Backofen
Ja‑Häkchen Dampf­garer
Ja‑Häkchen Herd­platte / Koch­feld
Ja‑Häkchen Kaffee­maschine
Ja‑Häkchen Küchen­uhr
Ja‑Häkchen Küchenwaage
Ja‑Häkchen Mikrowelle

Wohn-, Ess- und Schlaf­zimmer

Ja‑Häkchen DVD-Player / Video­rekorder / Spiele­konsolen
Ja‑Häkchen Fußbodenhei­zung
Ja‑HäkchenRadio
Ja‑HäkchenRoll­läden
Ja‑Häkchen Telefon / Anruf­beant­worter/Fax
Ja‑Häkchen Wand- /Stand­uhr
Ja‑Häkchen Wecker/Reise­wecker
Ja‑Häkchen Wetter­stationen

Sons­tiges

Ja‑Häkchen Alarm­anlage
Ja‑Häkchen Auto­uhr/Navi/Standhei­zung
Ja‑Häkchen Bewegungs­melder/Video­über­wachung
Ja‑Häkchen Heiz­therme/Raum­thermostat
Ja‑Häkchen Kamera/Video­kamera
Ja‑HäkchenSchritt­zähler
Ja‑Häkchen Wand­uhr im Büro
Ja‑Häkchen Zeit­schalt­uhren (Warm­wasser­aufbereitung, Bewässerungs­anlage, Haustür, Garagen­tor ...)

Mehr zum Thema

41 Kommentare Diskutieren Sie mit

Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.

Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Gelöschter Nutzer am 01.04.2025 um 18:33 Uhr
    @Dilbert

    Unserem natürlichen Biorhythmus entspricht es, dass wenn die Sonne am höchsten steht, es die Mitte des Tages ist, deshalb auch Mittag genannt. Und die Sonne steht um 12:00 Uhr am höchsten Punkt. Im Sommer wie auch im Winter. Ob uns dann der frühe Sonnenaufgang im Sommer gefällt oder nicht, ist eine ganz persönliche Sache. Ändert nichts an den astronomischen Gegebenheiten. Genau aus diesem Grund gibt es 24 Zeitzonen auf diesem Planeten. Weil es 24 Stunden gibt. Selbst innerhalb einer Zeitzone kann die tatsächliche Zeit um bis zu einer Stunde schwanken. In politisch gezogenen Zeitzonen sogar noch mehr. Schon das ist also ein Kompromiss. Die Sommerzeit ist eine künstliche Zeit, die nicht dem natürlichen Biorhythmus von Menschen, Tieren und Pflanzen entspricht. Es ist eine politisch geschaffene Zeit. Die Begründung dafür war bereits damals falsch und ist es heute erst recht.

  • wolfwehl am 31.03.2025 um 21:44 Uhr
    Für mich überwiegen die Vorteile der Sommerzeit

    Ich genieße die langen hellen Abenden, die uns die Sommerzeit ermöglicht. Im Winter dagegen hätte ich mit der Sommerzeit das Problem, dass es morgens gar nicht mehr hell werden will.
    Übrigens: Fast alle, die über die Zeitumstellung jammern, haben kein Problem damit, im Urlaub bei Fernreisen Zeitverschiebungen bis zu zwölf Stunden achselzuckend in Kauf zu nehmen. Wo bleibt da die Logik?

  • Dilbert am 31.03.2025 um 12:51 Uhr
    Zeitumstellung ist sinnvoll

    Der Artikel enthält 2 Fehler. Zum einen stimmt es nicht, dass die Winterzeit unserem natürlichen Biorhythmus entspricht, auch wenn viele Experten das behaupten. Tatsächlich entspricht es unserem natürlichen Biorhythmus, in etwa bei Sonnenaufgang aufzustehen (Quelle: entspr. Artikel auf n.-tv.de). Dem entspricht aber in den Sommermonaten eben nicht die Winterzeit, nach der es tw. schon um 4 oder noch früher hell wird, sondern eher die Sommerzeit.

    Zum anderen ist die Problemdarstellung bei der Zeitumstellung im Frühjahr zwar übertrieben, aber grundsätzlich sicher zutreffend - es fehlt aber der Hinweis darauf, dass die Zeitumstellung im Herbst dafür den genau gegenteiligen Effekt hat: diese kommt unserer inneren Uhr entgegen und schwächt die jeden Montag auftretenden Probleme (weil fast alle am Wochenende länger geschlafen haben) ab. Insgesamt werden die "Montagsprobleme" einmal verschärft und einmal abgeschwächt, das ergibt insgesamt ein Nullsummenspiel.

  • licum am 29.03.2025 um 19:53 Uhr
    Wenn man Ahnung hat verwendet man Fachbegriffe

    Ihre verwendeten Begriffe stammen aus der Boulevard und Wohlfühlwelt.
    Wie währe es mit MEZ und MESZ, da wird schon klarer, was die nach geographisch physikalischen Grundlagen richtige Zeitfestlegung ist.
    Man kann auch per Definition ein kg leichter oder schwerer machen oder den Meter neu definieren. Das bringt Sommerzeitfan´s vieleicht auch Wohlfühlmomente. Alles nur Selbstbetrug, Aber der ist ja super in Mode.
    Im übrigen 15° Ost, Görlitz.

  • Heimwasser am 29.10.2024 um 23:37 Uhr
    Sommerzeit bringt Müdigkeit & Mangel

    Die Sommerzeit-Umstellung bedeutet, dass die arbeitende Bevölkerung, für die die
    Sommerzeit gemacht wurde, 1 Stunde FRUEHER aufstehen muss.
    Folglich muss sie, bei selben Schlafbedarf, wie zur Winterzeit (Normalzeit),
    1 Stunde früher schlafen gehen.
    Angenommen, eine arbeitende Person muss in Normalzeit Frühs um 06:00 Uhr aufstehen.
    Für einen gesunden 8 Stunden Schlaf muss sie folglich um um 22 Uhr schlafen gehen.
    In der Sommerzeit muss sie nun um 05:00 aufstehen und schon um 21:00 schlafen gehen,
    Die 1 Stunde Uhrzeit-Umstellung mit dem "1 Stunde Abends länger hell" Mythos bringt ihr also das genaue Gegenteil.