Dunkle Schokolade im Test

Nach­haltig erzeugter Kakao: Noch viel zu tun

Dunkle Schokolade im Test - Sechs Bitterschoko­laden deutlich mit Schad­stoffen belastet

Riskant. Kinder sind durch scharfes Werk­zeug wie Macheten, schwere Lasten und Pestizide gefährdet. © Getty Images / Benjamin Lowy

Allen Bemühungen zum Trotz: Gefähr­liche Kinder­arbeit hat in West­afrika zugenommen. Ist auf Nach­haltig­keits­versprechen über­haupt Verlass?

Dunkle Schokolade im Test Testergebnisse für 24 Bitterschokolade 12/2020 freischalten

Süße Versprechen

Die deutsche Schoko­laden­industrie berichtet stolz: 72 Prozent ihrer verkauften Süßwaren enthalten nach­haltig erzeugten Kakao, wenn auch nur teil­weise. Er kommt aus Programmen wie Fairtrade, Utz (siehe Test Nachhaltigkeitssiegel) oder Cacao Life von Mondelez. Die Zahl täuscht. Rund 70 Prozent des Kakaos bezieht Deutsch­land aus der Elfen­beinküste und Ghana – dort nahm riskante Kinder­arbeit unter 5- bis 17-Jährigen seit 2008 um 13 Prozent zu, erhob die Forschungs­einrichtung Norc der University of Chicago. Zeitgleich stieg die Produktion um 62 Prozent. Versuche, Kinder­arbeit einzudämmen, verpuffen also nicht ganz, wirken aber ungenügend.

„Im Kakao­sektor können Händler nur begrenzt in die Lieferkette eingreifen“, sagt Michael Wind­fuhr, stell­vertretender Direktor des Deutschen Instituts für Menschen­rechte. Die Regierungen vor Ort müssten mitspielen. Einiges könne der Sektor gemein­sam angehen: „Entwaldung stoppen, Land­nutzungs­rechte stärken, Preise erhöhen. Vom Preis hängt das Familien­einkommen ab.“ In Ghana und Elfen­beinküste setzen jetzt die Kakao­behörden pro Tonne einen Aufschlag von 400 US-Dollar auf den Welt­markt­preis durch und geben 70 Prozent davon an die Bauern weiter. „Man darf nun nicht Über­produktion forcieren, sonst sinkt der Preis“, sagt Torben Erbrath, Geschäfts­führer des Bundes­verbands der Deutschen Süßwaren­industrie.

Tritt das geplante Lieferkettengesetz in Kraft, müssen Hersteller künftig dokumentieren, wie sie Menschen­rechte einhalten. Bisher ist das freiwil­lig. Noch sagt Verbands­chef Erbrath: „Es sollte reichen, wenn Hersteller nach­weisen, dass sie nach­haltig zertifizierten Kakao einkaufen“. Das dürfte zu wenig sein.

Versprechen im Check

Dunkle Schokolade im Test - Sechs Bitterschoko­laden deutlich mit Schad­stoffen belastet

Made in Africa. Von der Bohne bis zur Tafel in Afrika produziert, so lautet der Slogan von Fairafric. © Stiftung Warentest / Thomas Voßbeck

Nur jede dritte Schokolade im Test trägt ein Nach­haltig­keits­siegel wie Fairtrade, Utz Certified, Gepa Fair+. Unabhängig davon machen acht Anbieter Nach­haltig­keits­aussagen auf den Verpackungen: von fairen Preisen über Schutz des Regen­walds bis zur Produktion in Afrika. Was ist da dran? Wir baten die Anbieter – dmBio, Fairafric, Gepa, Naturata, Original Beans, Rewe, Ritter Sport, Vivani – um Belege wie Zertifikate, Rechnungen, Verträge.

Alle belegten ihre Angaben trans­parent und plausibel. Ob Kinder­arbeit tatsäch­lich ausgeschlossen oder Schmetterlinge geschützt werden, können wir anhand von Papier aber nur begrenzt über­prüfen. Rund erscheint das Konzept von Fairafric: Die Firma produziert in Ghana, schafft Arbeits­plätze und zahlt Farmern hohe Prämien. Auch Gepa und Original Beans bezahlen Erzeuger weit über Welt­markt­niveau.

Dunkle Schokolade im Test - Sechs Bitterschoko­laden deutlich mit Schad­stoffen belastet

Fair gehandelt. Zu 100 Prozent aus fairen Zutaten, etwa aus Sao Tomé, verspricht Gepa. © Stiftung Warentest / Thomas Voßbeck

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 25.06.2025 um 12:00 Uhr
    Lieblingsschokolade

    @vier56: Vielen Dank für Ihr Interesse an unserer Veröffentlichung zum Thema Bitterschokolade. Leider ist es ein Grundproblem unserer Testarbeit, dass wir in unseren Untersuchungen nicht alle am Markt erhältlichen dunkle Schokoladen prüfen und nicht alle Verbraucherwünsche erfüllen können. Mit diesem Dilemma müssen wir und leider auch unsere Leserinnen und Leser leben. Im Test sind 24 dunkle Schokoladen mit Kakaogehalten zwischen 60 und 75 Prozent. Sechs sind Bioprodukte. Da unsere Untersuchungen sehr kostspielig sind, ist die Anzahl der Testplätze begrenzt. Jedem Test geht eine Marktauswahl voraus. Wir wählten die Produkte vornehmlich nach Marktbedeutung aus. Wir legen großen Wert darauf, dass möglichst viele Leserinnen und Leser einen Nutzen aus unseren Testergebnissen ziehen können. Wenn Produkte nicht im Testfeld berücksichtigt werden, ist dies nicht mit einer Negativwertung verbunden. Es sind schlicht und einfach Kapazitätsgründe, die dem Umfang unserer Tests Grenzen setzen.

  • vier56 am 25.06.2025 um 10:35 Uhr
    Unsere Lieblingsschokolade ist nicht dabei

    Wir sind Schokoladenfreaks (75 und 80%) und haben alle mehr oder weniger edlen Marken schon ausgiebig probiert, wobei hohe Preise nicht unbedingt auch hohe Qualität bedeuten. (Wie Lindt es bei ständig abnehmender Qualität so weit nach vorne schaffen konnte, ist uns ein Rätsel. Da ist die Aldischokolade um Grade besser!)
    Aber keine konnte der Bonnat 75% das Wasser – oder besser: die Kakaobutter – reichen. Da wird noch konsequent conchiert und keine ab 75% schmilzt im Mund wie diese. Außerdem bietet sie eine derartige Fülle von Aromastoffen, dass uns, wenn wir nach dem Urlaub ein paar Pfunde abnehmen müssen, zwei Stückchen für mindestens zwei Stunden jeglichen Heißhunger vertreiben.
    Warum diese wunderbare Schokolade in Ihrem Test fehlt, ist uns ein Rätsel. Schade.
    Zugegeben, diese Marke aus Voiron in Südfrankreich ist in Deutschland unsereres Wissens nur online erhältlich, aber Sie haben ja auch andere getestet, die man nicht im Supermarkt kriegt.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 04.01.2021 um 10:57 Uhr
    Bitterschokolade und Schadstoffe

    @Benchek: Wir haben die Schokolade auf zahlreiche Schadstoffe geprüft, darunter Kadmium, Aluminium, Kupfer, Nickel, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Schimmelpilzgift, Acrylamid, Pflanzenschutzmittel sowie Mineralölkohlenwasserstoffe.
    Nur dann, wenn wir wirklich hohe Gehalte eines Schadstoffes gefunden haben, vergaben wir ein ausreichendes Schadstoffurteil - so bei der Schokolade von Beans, die stark mit Cadmium belastet ist oder bei der Schokolade aus der Heilemann Confiserie und der Schokolade von Rewe, bei denen wir Aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe nachgewiesen haben. Wir haben bei diesem Test bewusst keine exakten Analysenergebnisse aller Schadstoffuntersuchungen veröffentlicht. Tun wir dies (etwa in reinen Schadstofftests), so möchten wir zu jedem Wert auch eine gesundheitliche Einordnung leisten – das können wir bei dieser Vielzahl von geprüften Schadstoffen nicht im Detail. Die Einordnung erfolgt schließlich über die Urteile. Beim Schadstoffurteil von 2,5 kann man also beruhigt davon ausgehen, dass der tägliche Verzehr einer üblichen Menge Schokolade der Lieblingsmarke kein gesundheitliches Risiko darstellt. (js/cr)

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 30.12.2020 um 11:33 Uhr
    Kakaogehalt

    @Maxirichter80: Auf dieser Seite erhalten Sie zu unserem Test Bitterschokolade, oben links, unter dem Punkt 7 (Inhalt) alle Testergebnisse in Form einer Tabelle. Mit einem Klick öffnet sich die Tabelle. Wenn Sie dann die gewünschte Schokolade anklicken, erhalten Sie alle dazugehörigen Testergebnisse übersichtlich dargestellt. So auch den Kakaoanteil: "laut Deklaration mindestens…in (%)".
    Oder Sie öffnen das PDF und erhalten alle Testergebnisse nebeneinander dargestellt. In der ersten Zeile finden Sie den Kakaoanteil jeder getesteten Schokolade. Wir hoffen, Ihnen hiermit behilflich gewesen zu sein. (cr)

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 21.12.2020 um 12:41 Uhr
    Theobromingehalt

    @Dorox09: Den Theobromingehalt der Schokoladen bestimmten wir, um zusammen mit anderen Parametern den Kakaogehalt zu berechnen. Bei den Schokoladen im Test lag der Theobromingehalt bei unter 1 Prozent. (JS/SL)