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Würzige Hackfleischsoßen gibt es fertig zu kaufen und als Pulver zum Anrühren. Im Test liegt Markenware vorn. Die Sieger zaubern italienisches Flair auf den Teller. Die Verlierer schmecken hingegen stark nach Bratensoße.
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Alle Testergebnisse für Bolognesesoßen 09/2012Es braucht Stunden, eine Pastasoße selbst zu machen. Für Italiener ist das keine fixe Angelegenheit. Wer bei ihnen zu Gast ist, lernt vielleicht ihr Geheimnis kennen. Den ganzen Vormittag lassen sie die geliebte Nudelsoße langsam auf dem Herd vor sich hin köcheln. Nur so werde sie dick und entfalte ihr Aroma, sagen sie.
Nicht jeder kocht Nudelsoßen mit so viel Hingabe – und greift stattdessen zu Fertigprodukten. Glas oder Dose öffnen, Soße erhitzen, über die Nudeln geben – basta. Aber taugen diese schnellen und bequemen Soßen etwas? Sind sie gut? Genügen sie auch anspruchsvollen Pastafans?
Bolognese mit und ohne Fleisch
Wir haben fertige Bolognese ausgewählt, die beliebte Soße mit Hackfleisch. Sie passt zu Spagetti und Co., eignet sich als Füllung für Lasagne und als Pizzabelag. Neben Tomatensoßen mit Kräutern und scharfer Arrabbiata zählt sie in Deutschland zu den gefragtesten Sorten. Im Supermarkt finden Verbraucher unterschiedlichste Angebote: ungekühlte und gekühlte Soßen, Bolognese mit Fleisch, „Veggie-Soßen“ ohne Fleisch sowie Tütenpulver, denen Hackfleisch und Wasser zugefügt werden muss. Wir haben sie verglichen. Das Gros der 27 Produkte im Test machen fertige Soßen im Glas aus.
Häufig greifen die Deutschen zu günstigen Pastasoßen. Vor allem Discounter bieten sie schon für 79 Cent je Glas an. Umsatz macht die Branche aber vor allem mit Markenprodukten. Welche sind nun besser?
Markenware schlägt Aldi und Co.
Der Test zeigt: Besser ist die Markenware. Die Soßen von Barilla, Mirácoli, Ökoland und Birkel im Glas schneiden am besten ab. Außer Bioanbieter Ökoland sind das alles bekannte Nudelhersteller. Die Firma Birkel etwa hat ihre Bolognese-Soße bereits seit mehr als 30 Jahren im Sortiment.
Beim Geschmack können die Bolognesen der Handelsketten Lidl, Netto Marken-Discount, Aldi (Nord und Süd), Edeka, Kaufland, Penny und Rewe mit ihnen nicht mithalten, auch wenn sie insgesamt gut abschneiden. Aussehen, Geruch, Geschmack und Konsistenz waren entscheidend: Unsere Prüfer verkosteten die Soßen pur. Sie fanden enorme Unterschiede. Manche Soße schmeckte nach Tomatenmark, andere nach Gemüsebrühe, Sojasoße oder Pappe.
Barilla mit Traumnote im Geschmack
Wie aber sollte eine ideale Bolognese-Soße schmecken? Das demonstriert der Testsieger: die Bolognese der italienischen Firma Barilla. Sie riecht und schmeckt kräftig nach Tomate, geschmortem Fleisch und mediterranen Kräutern – drei wesentliche kulinarische Eigenschaften. Sie ist besonders fruchtig und aromatisch. Fleisch und Gemüse sind weich, die Soße erinnert an Mus – wie bei einer selbstgemachten Bolognese (siehe Rezept). In der sensorischen Beurteilung bekommt sie die Note 1,0 – für ein Fertigprodukt eine klasse Leistung. Auch das Gesamturteil lautet sehr gut.
Barilla und Ökoland ohne Zusatzstoffe
Barilla glänzt nicht allein: Die Bolognesen Mirácoli und Ökoland kommen ihr in Geruch und Geschmack sehr nahe. Keine andere Soße im Test reicht an diese drei heran: weder eine gekühlte noch eine vegetarische – erst recht nicht ein Soßen-Fix aus der Tüte. Hinzu kommt: Barilla und Ökoland schaffen das ohne Zusatzstoffe und Aromen. Und beweisen, dass ein Fertigprodukt allein auf Basis natürlicher Zutaten überzeugen kann (siehe „Zusammensetzung der Bolognese-Soßen“).
Originalrezept in Bologna hinterlegt
Ursprungsort der Bolognese-Soße ist die norditalienische Stadt Bologna. Sie ist Hauptstadt der Region Emilia-Romagna, die wegen ihrer vielen kulinarischen Spezialitäten als Speisekammer Italiens bezeichnet wird. Nicht nur Bolognese, auch Tortellini, Parmaschinken, Parmesan und Aceto Balsamico kommen von dort.
Um das ursprüngliche Bolognese-Rezept zu bewahren, wurde es 1982 bei der Industrie- und Handelskammer Bologna eingetragen. Es sieht neben Rindfleisch und süßem Speck unter anderem etwas Milch und Weißwein vor. Im Original heißt es „ragù alla bolognese“, wobei mit Ragout heutzutage eine Beilage zu Nudeln wie Tagliatelle oder Fettuccine gemeint ist. Diese Bandnudeln nehmen mit ihrer großen Oberfläche viel Soße auf. Anders als bei uns sind Spagetti Bolognese in Italien eher unüblich.
Bernbacher-Soße ein Flop
Während etwa die Soßen von Barilla und Lidl in Italien hergestellt wurden, gaukeln andere Hersteller italienisches Lebensgefühl nur vor. Beliebt sind Bilder idyllischer toskanischer Landschaften auf den Etiketten. In Wahrheit orientieren sich viele weder am Originalrezept, noch verwenden sie typisch italienische Zutaten.
Ein echter Flop für Italienfans ist die Soße des bayerischen Nudelherstellers Bernbacher. Er preist sein Produkt als „Original italienische Nudelsauce Bolognaise“ an, peppt sie aber mit Hefeextrakt und – als Einziger im Test – mit dem Geschmacksverstärker Glutamat auf. Das Ergebnis: eine dunkle, extrem salzige Bratensoße, die kaum an Tomate erinnert. Italienisch und typisch für Bolognese ist das sicher nicht. Unser Urteil: mangelhaft.
Instantsoßen salzig, kaum tomatig
Genauso untypisch wie Bernbacher schmeckt eine Bolognese, die mit dem Soßen-Fix von Aldi (Nord) angerührt wird. Das Pulver fällt ebenso mit mangelhaft durch. Die übrigen vier Instantsoßen können wir auch nicht empfehlen, darunter Knorr und Maggi. Alle schmecken sehr salzig, keine schmeckt richtig nach Tomate. Da hilft auch das zugefügte Fleisch nicht – der typische Bolognese-Geschmack fehlt.
Keine Feinkost aus dem Kühlregal
Anders als die Tütenpulver präsentieren sich die Bolognese-Soßen aus dem Kühlregal als hochwertig und frisch. Die Firma Steinhaus beispielsweise bewirbt ihre Soßen als „Feinkost-Convenience auf höchstem Niveau“. Kulinarische Höhepunkte fanden wir jedoch bei keiner der drei Gekühlten im Test. Die Steinhaus-Bolognese erreicht das Gut nur knapp. In der Soße von Real Quality fanden die Verkoster zähe und knorpelige Fleischstücke. Die gekühlte Soße von Aldi (Nord) ist sogar die schlechteste vegetarische Bolognese.
Vegetarier, die ein bologneseähnliches Geschmackserlebnis suchen, müssen dennoch nicht darauf verzichten. Auch für sie hält der Test zwei tafelfertige Soßen parat, die gut schmecken: die von Bruno Fischer und von Zwergenwiese.
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- Festtagstauglich: Tropisch mariniertes und knusprig gebratenes Schweinefleisch mit frischer Salsa aus Zwiebel, Frucht und Koriander.
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- Vor „dieser Mogelpackung“ müsse man Verbraucher schützen, fand unser Leser M. und wünschte sich, „dass das in irgendeiner Weise öffentlich gemacht wird.“ Recht hat er!
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- Das Rezept für dieses Nudelgericht mit Stängelkohl stammt aus Apulien. Dort wird das Gemüse, das verwandt mit Brokkoli ist, viel angebaut.
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Ok das klingt nach einem spannenden Experiment und das werde ich gleich diese Woche noch ausprobieren!
Wer kennt die Sosse Bertolli mit Basilico von der NORMA und hat Sie schon mal selber probiert !!! und kann mir sagen wie sie geschmeckt hat !!!! DANKE
Daß, die Soße ist etwas zeitaufwendig ist bekannt, aber die Zusammensetzung, wie hier teilweise angeboten, ist mir nicht ganz geläufig.
Hackfleisch und feine Tomatenwürfel/geschälte Tomaten und Zwiebeln ja, aber es kommen noch feine Karottenwürfel und Selleriewürfel dazu. Zum würzen: Oregano, Thymian, Basilikum,Lorbeer, Salbei und Rosmarin. Ein echtes Rezept von meinen Freunden aus Napoli. Noch Fragen?
Möchte euch kurz ein leckeres und einfacher Rezept von mir vorstellen als gute Bolognese Alternative. Denn eine Bolognese-Soße zuzubereiten ist sehr zeitaufwändig. Eine schnelle Alternative, die durchaus italienisch ist: Bratwurst und Zucchini Soße. Ganz simpel: Darm der Bratwurst entfernen, in mundgerechte Stücke schneiden mit Zwiebeln und Knoblauch anbraten, Zucchini dazugeben, Tomaten in Stücke aus der Dose dazugeben, Salz/Pfeffer -> Fertig. Pasta nach Wahl, ich empfehle Penne. Geringer Mehraufwand, ähnlich günstiger Preis und keine Dosennahrung.
Würde mich über Feedback freuen falls das jemand nachkochen sollte.
Diese ganzen Saucen und auch das angegebene Rezept zum Selbermachen sind doch sehr weit vom Original entfernt. Über "vegetarische Bolognese" möchte ich mich garnicht weiter auslassen.
Hier das Originalrezept für 4 Portionen:
300gr. Rinderbauch oder nicht zu mageres Rindfleisch gehackt
150gr. Bauchspeck in kleine Würfelchen geschnitten
je 50 gr. Zwiebel, Selleriestangen und Karotten gehackt (nicht püriert)
1/2 Glas Wein, 5 Esslöffel Tomatensauce und 200 gr. Vollmilch
Bauchspeck auslassen, Gemüse dazugeben und leicht weich werden lassen, Rinderhack gut unterrühren und achten, dass es nicht zusammenklebt. Wein, Tomatensauce dazugeben, zwei Stunden köcheln lassen, Milch langsam dazugeben. Wenn es zu fest wird, eventuell mit etwas Wasser oder Brühe verlängern, mit Salz und Pfeffer abschmecken. Zum Schluss kann man etwas Sahne dazugeben.
Heiss ins Glas gegeben hält das monatelang.
Zum Servieren Sauce auf die Nudeln, ein Butterstückchen und geriebener Parmesan drauf.
Guten Appetit!