
Crashtest. Jetzt neu mit Modellen mit sehr gutem Airbag-Kindersitz. © Stiftung Warentest
Die Stiftung Warentest bewertet Autokindersitze aktuell in vier Disziplinen: Unfallsicherheit, Handhabung, Ergonomie und Schadstoffe. Lesen Sie hier, wie wir testen.
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Testergebnisse für 225 AutokindersitzePrüfmethodik wird regelmäßig angepasst
Die Stiftung Warentest prüft regelmäßig Autokindersitze. Die Noten in den Disziplinen heißen Gruppenurteile. Aus den vier Gruppenurteilen ergibt sich die Gesamtnote, das test-Qualitätsurteil. Wenn erforderlich, passen wir die Prüfungen an den technischen Fortschritt oder neue Studienerkenntnisse an. Im Folgenden beschreiben wir das aktuelle, seit Mai 2022 gültige Prüfprogramm. Links auf frühere Testprogramme finden Sie am Ende dieses Textes.
Hinweis: Für die Tests ab Mai 2022 haben wir die Schadstoffanalyse angepasst. Die Analyse der Bezugsstoffe, welche sich im Kontaktbereich des Kindes befinden, wird nun für PAK, Flammschutzmittel (Organophosphor-Verbindungen) und Formaldehyd nicht mehr in Mischproben, sondern in Einzelproben durchgeführt.
Herzstück des Tests: Die Crashtests
Ob ein Kindersitz bei einem Unfall gut schützt, kann man ihm nicht ansehen. Die Stiftung Warentest prüft die Sicherheit in aufwendigen Crashtests. Frontalaufprall und Seitenaufprall stehen auf dem Programm. Die Testbedingungen sind dabei für alle Kindersitze gleich. Bietet ein Kindersitz unterschiedliche Befestigungsarten, zum Beispiel Isofix oder Dreipunktgurt, vorwärts- oder rückwärtsgerichtet, mit oder ohne Basis, Rückenlehne mit Ruheposition, dann führen die Tester eine entsprechende Anzahl von Crashtests für alle Varianten durch. Das gilt auch für unterschiedlich große Dummys zum Beispiel bei mitwachsenden Kindersitzen.
Autokindersitze – die Prüfungen im Detail
Die Stiftung Warentest testet Autokindersitze gemeinsam mit dem ADAC, dem österreichischen ÖAMTC und dem TCS aus der Schweiz sowie Verbraucherorganisationen aus Belgien, China, Dänemark, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Hongkong, Irland, Italien, Niederlande, Österreich, Portugal, Schweden, Slowenien, Spanien, Thailand, Tschechien, Ungarn. Sind zwei Produkte weitgehend ähnlich, prüfen wir die abweichenden Eigenschaften separat.
Gewichtung
Die Stiftung Warentest berechnet das test-Qualitätsurteil aus den Gruppenurteilen Unfallsicherheit, Handhabung und Ergonomie. Jedes Gruppenurteil geht mit einem festen Anteil ins Qualitätsurteil ein. Ausnahme: Das Gruppenurteil für Schadstoffe geht nicht direkt ins Qualitätsurteil ein. Nur wenn die Tester Schadstoffe in kritischer Menge finden, werten sie das Qualitätsurteil ab. Die Gruppenurteile selbst entstehen aus einer Vielzahl von Einzelurteilen.
Die Gruppenurteile für Autokindersitze sind wie folgt gewichtet:
- Unfallsicherheit 50 %
- Handhabung 40 %
- Ergonomie 10 %
- Schadstoffe 0 %
Abwertungen
Abwertungen führen dazu, dass sich Produktmängel verstärkt auf das test-Qualitätsurteil auswirken. Sie sind in der Test-Tabelle mit einem Sternchen gekennzeichnet.
- Lautet die Note in einem der Prüfpunkte Unfallsicherheit, Handhabung oder Schadstoffe mangelhaft, kann das test-Qualitätsurteil nicht besser als mangelhaft sein.
- Ab der Note befriedigend (2,6) im Prüfpunkt Unfallsicherheit oder Handhabung werten wir das test-Qualitätsurteil ab.
- Ab der Note ausreichend (3,6) im Prüfpunkt Schadstoffe werten wir das test-Qualitätsurteil ab.
- Sind die Ergebnisse im Crashtest – Frontal- oder Seitenaufprall mangelhaft, kann die Note im Prüfpunkt Unfallsicherheit nicht besser als mangelhaft sein.
- Ab der Note befriedigend bei den Prüfpunkten Frontal- oder Seitenaufprall beziehungsweise Sicherheit der Sitzkonstruktion wird die Teilnote Unfallsicherheit abgewertet.
- Ist der Schutz vor Fehlbedienung mangelhaft, kann die Handhabung nicht besser sein.
- Ab der Note befriedigend im Prüfpunkt Schutz vor Fehlbedienung, Einbauen oder Anschnallen, werten wir die Note im Prüfpunkt Handhabung ab.
- Das Urteil für Schadstoffe kann nicht besser sein als das schlechteste Einzelurteil für einen der untersuchten Schadstoffe.
Sind die Urteile gleich oder nur geringfügig schlechter als diese Noten, ergeben sich nur geringe negative Auswirkungen. Je schlechter die Urteile ausfallen, desto stärker ist der jeweilige Abwertungseffekt.
Unfallsicherheit 50 %
Das Urteil berechnet die Stiftung Warentest aus den Crashtest-Ergebnissen aller Befestigungsarten. Lässt sich ein Sitz vorwärts- und rückwärtsgerichtet montieren, muss er beide Crashtests absolvieren. In das Qualitätsurteil geht jeweils die schlechteste Note aller Montagearten ein.
Die Prüfungen werden durchgeführt in Anlehnung an die Normen UN ECE R 44 und R 129.
Unter anderem haben wir die Vorverlagerung und Belastung des Kopfes bewertet, die Belastung der Brust und das Bauchverletzungsrisiko. Wir prüfen mit unterschiedlich großen Dummys.
Im Vergleich zu den Tests bis 2019 wurden die Dummys für die Gewichtsklasse I und II (9 bis 25 kg) bzw. bei i-Size-Sitzen für Kinder von ca. 87 bis 105 cm mit neuen Sensoren (Bauch) ausgestattet.
Ebenfalls für die Gewichtsklasse I und II bzw. bei i-Size-Sitzen für Kinder von ca. 87 bis 125 cm wurden die Dummys um einen Hüftschild erweitert. Hierdurch wird verhindert, dass der Gurt in den für Dummys typischen Spalt zwischen Bauch und Oberschenkel rutscht. Dem Dummy für die Gewichtsklasse III (22 bis 36 kg) bzw. bei i-Size-Sitzen für Kinder über 125 cm wurde ein weiterentwickeltes Schulterteil eingesetzt.
Aufprallversuche mit einem an den Testvorgaben des Automobil-Bewertungsprogramms Euro-NCAP orientierten Schlitten erfolgten mit einer VW-Polo-Rohkarosse.
Frontaufprall: Die Testkarosse mit dem Kindersitz wird beim Frontaufprall auf 64 km/h beschleunigt. Dann prallt sie auf das Hindernis. Hochgeschwindigkeitskameras halten jede Bewegung fest. Diese Videosequenzen werden genau ausgewertet, falls es zu schlechten Testergebnissen kommt. Die extreme Zeitlupe lässt keinen Moment während des Aufpralls aus.
Seitenaufprall: Der Kindersitz wird auf einer Testbank befestigt, die quer auf dem Prüfschlitten montiert ist. Aufprall des Sitzes bei etwa 25 Kilometern pro Stunde gegen eine feststehende Tür. Das entspricht im realen Verkehrsgeschehen einem Aufprall, bei dem ein Auto mit 50 Kilometern pro Stunde in die Seite eines stehenden Wagens fährt. Abweichend von ECE-R 129: Die Tür ist nur mit 20 Millimeter Styrodur verkleidet und der Aufprallwinkel beträgt 80 Grad statt 90 Grad.
Sicherheit der Sitzkonstruktion: Drei Experten beurteilten den Gurtverlauf und die Standfestigkeit des Kindersitzes auf dem Fahrzeugsitz.
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Testergebnisse für 225 AutokindersitzeHandhabung 40 %
Das Urteil Handhabung beinhaltet folgende Einzelprüfungen:
Schutz vor Fehlbedienung: Drei Experten und vier Testpersonen prüfen die Sitze im Praxistest. Falsch montierte Systeme stellen den Unfallschutz infrage. Die Experten bewerten das konzeptionelle Fehlbedienungsrisiko – auch mit Blick darauf, dass die Kindersitze manchmal von Personen bedient werden, die mit dem System nicht vertraut sind.
Einbauen, Anschnallen, Sitzumbau und Größenanpassung: Beurteilung durch drei Experten. Für die Bewertung des Sitzein- und -ausbaus kommen aktuelle Fahrzeugmodelle zum Einsatz.
Gebrauchsanleitung: Ein Experte beurteilt die Anleitung nach einer Checkliste.
Reinigung und Verarbeitung: Zwei Experten beurteilen das Abnehmen und die Waschbarkeit des Bezugs sowie die Verarbeitung des Sitzes.
Ergonomie 10 %
Drei Experten beurteilten mit Kindern und Dummys in Prüffahrzeugen den Platzbedarf im Fahrzeug, den Platz für das Kind, den Komfort für das Kind (Beinauflage, Polsterung und Sichtverhältnisse für das Kind) und die Sitzposition (Winkel der Sitzlehne und Platzangebot für die Beine). Die genutzten Testwagen: Ford Fiesta, VW T-Cross, Citroen Berlingo.
Schadstoffe 0 %
Materialien im Kontaktbereich des Kindes wurden auf folgende Schadstoffe getestet: PAK in Anlehnung an die Spezifikation AfPS GS2019:01 PAK des Ausschusses für Produktsicherheit. Phthalate (Weichmacher) und kurzkettige Chlorparaffine nach Extraktion mit GC-MS.
Test auf Formaldehyd in Anlehnung an EN 71–9. Test auf in EN 71–9 gelistete Flammschutzmittel (Organophosphor-Verbindungen) und auf Organozinn- und phenolische Verbindungen in Anlehnung an Ökotex-Standard 100. Die Schadstoffgehalte werden teilweise auf den Ergebnissen von Mischproben bewertet. Für PAK, Flammschutzmittel (Organophosphor-Verbindungen) und Formaldehyd wurden Einzelproben analysiert. Für PAK, Flammschutzmittel (Organophosphor-Verbindungen) und Formaldehyd wurden Einzelproben analysiert.
Preise
Der Produktfinder Autokindersitze zeigt Ladenpreise. Die Stiftung Warentest erhebt die Preise mittels Anbieterbefragung. Der Stand des Preises wird für jedes Produkt angezeigt.
Frühere Prüfprogramme
Die Prüfungen aus früheren Jahre weichen in einzelnen Punkten vom aktuellen Testverfahren ab. Die Testergebnisse lassen sich deswegen nicht 1:1 vergleichen.
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Testergebnisse für 225 Autokindersitze-
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Schade das hier nicht zwischen Babyschale und Kindersitz für,... Naja Kinder Unterschieden wird. Bei diesem durcheinander sind die Ergebnisse irgendwie Nutzlos. Man kann doch eine Babyschale für Neugeborene nicht mit einem Sitz fürz4 jährige vergleichen. Die Anforderungen an den Körper sind völlig unterschiedlich.
@Haus1111: Zu 1. Nach Einschätzung unserer Experten handelt es sich bei den gefundenen Gehalten an PFAS-Verbindungen um Verunreinigungen. Für Kinder, die den Sitz benutzen, besteht allenfalls ein geringes Risiko. Wir kritisieren in diesem Fall vor allem die Umweltbelastung durch die Ewigkeitschemikalien.
Zu 2. Mit der anderen Bezugsvariante haben wir den Sitz noch nicht getestet.
@Haus111: Mit Blick auf die Kosten für die Verbraucher:innen, haben wir uns eher für die preisgünstigen Bezugsvarianten eines Kindersitzes entscheiden. Im Falle Cybex wären das die Comfortvarianten.
Liebes Team,
Zum neuen Kindersitze Test habe ich 2 Fragen
1.) es gibt eine Unterscheidung in Schadstoffe und Umweltschadstoffe- kann ich davon ausgehen wenn die Schadstoffbewertung super und die Umweltschadstoffbelastung schlecht ist, dass durch Kontakt des Kindes mit dem Stoff kein direkter Schaden zu erwarten ist?
2.) der anoris comfort wurde vom Markt genommen- heißt das, dass in der plus Variante keine Umweltschadstoffe zu finden waren?
Vielen Dank und LG
Wurden bei den Cybex sitzen immer der Comfort Stoff untersucht oder auch der Plus Stoff?
LG