So finden Sie den passenden Kindersitz
Die Dummy-Familie wartet auf ihren Einsatz: Die Stiftung Warentest untersucht die Größenanpassung der Kindersitze mit verschiedenen Puppen. Livetests mit Kindern ergänzen den Test.
Ein guter Kindersitz fürs Auto muss zu Ihrem Kind passen: Damit das Kind nicht eingezwängt wird, muss er genügend Platz, gleichzeitig aber auch ausreichend Halt bieten. Angeboten werden derzeit sowohl Sitze, die nach Gewicht des Kindes zugelassen sind (alte Norm R 44), als auch Sitze, die nach Körpergröße sortieren (neue Norm R 129 „i-Size“). Unterschied: Die neuere „i-Size“-Norm schreibt als zusätzliche Prüfung den Seitenaufprall vor. Gute Qualität garantiert aber keine der beiden Normen. Sie sind nur Mindeststandards. Unsere Tests gehen tiefer – und mit den neuen Filtern für Baby, Kleinkind und Kind finden Sie jetzt noch schneller den passenden Sitz für Ihr Kind.
Welcher Sitz für welches Alter?
Hand aufs Herz: Wissen Sie, wie schwer Ihr Kind gerade ist? Gut, die Körpergröße, die kennen Sie, denn Ihr Kind wächst schnell und Sie kaufen regelmäßig neue Kleidung. Aber der Sitz, den Ihr Kind und Sie zum Favoriten erkoren haben, ist dann dummerweise doch nach Gewicht zugelassen? Um Ihnen Orientierung im Normwirrwarr zu bieten, haben wir Gewicht und Größe zu drei neuen Filtern verknüpft. Wir unterscheiden nun nach Sitzen für
Babys: Körpergröße bis 87 Zentimeter; Gewicht bis 13 Kilogramm,
Kleinkinder: Körpergröße 61 bis 105 Zentimer; Gewicht 9 bis 18 Kilogramm,
Kinder: Körpergröße 100 bis 150 Zentimeter; Gewicht 15 bis 36 Kilogramm.
Unsere Grafik führt zum richtigen Sitz
Unsere Grafik erfasst Kinder nach Größe und Gewicht und ordnet sie gemäß statistischen Durchschnittswerten den drei Altersgruppen Baby, Kleinkind und Kind zu. Nach ihnen sind die Kindersitze im Test sortiert. Die Grafik zeigt, wo der passende Sitz zu finden ist. Doch aufgepasst: Die angegebenen Werte sind Mittelwerte. Sie helfen, eine passende Vorauswahl zu treffen. Nehmen Sie Ihr Kind aber unbedingt zum Kauf mit und lassen es probesitzen. Kinder sind bei gleichem Alter nun mal sehr verschieden groß und breit.

R 129 (i-Size): Kindersitze nach Größe
i-Size. Sämtliche Sitze, die nach Norm R 129 (i-Size) zugelassen sind, sortieren Sitze nach der Größe des Kindes. Dabei gibt es keine behördlich festgelegten Spannen. So finden Eltern in Geschäften beispielsweise Sitze für Babys von 40 bis 75 Zentimetern Körpergröße ebenso wie Babysitze, die laut Anbieter bis 87 Zentimeter Körpergröße passen. Grundlage unserer Einteilung in Sitze für Baby, Kleinkind und Kind sind die maximalen Spannen:
Babys bis 87 Zentimeter Größe,
Kleinkind 61 bis 105 Zentimeter,
Kind 100 bis 150 Zentimeter.
Länger nutzbare Autokindersitze
Angeboten werden außerdem Sitze, die Kinder über mehrere Lebensphasen begleiten sollen, also beispielsweise vom Baby- bis ins Kleinkindalter. Ein solcher Sitz passt dann beispielsweise in der Regel für Kinder von 40 bis 105 Zentimetern Körpergröße.
i-Size Sitze: Meist teurer, aber auch meist besser
Die Sitze nach der neuen Norm i-Size sind meist teurer als die nach Kindergewicht klassifizierten. Allerdings schneiden sie im Schnitt bei unseren Tests im wichtigen Prüfpunkt Unfallsicherheit besser ab.
Auch für den Schutz beim Seitenaufprall gibt es Vorschriften bei der i-Size-Norm R 129. i-Size-Sitze durften ursprünglich nur mit dem Einrastsystem Isofix befestigt werden. Es gibt mittlerweile aber i-Size-Sitze, die sich mit dem Autogurt befestigen lassen – für Oldtimer zum Beispiel. Optimal: Es gibt sehr viele i-Size-zertifizierte Autos. Die sind von Hause aus auf die neue Sitznorm optimiert und bieten Isofix-Anker für das praktische Einklicksystem mit Isofix-Bügeln: Autokindersitze für Isofix-Befestigung.
Tipp: Verbindlich vorgeschrieben ist i-Size nicht. Sie können weiterhin andere mit Sehr Gut und Gut bewertete Sitze bedenkenlos kaufen und verwenden. Allerdings ergeben Untersuchungen der Unfallforschung der Versicherer, dass viele Kindersitze mit Gurten zu locker mit dem Auto verbunden sind. Rütteln Sie an Ihrem Sitz: Wenn das Auto mitwackelt, ist er fest genug.
R 44: Kindersitze nach Gewicht
Die alte Norm zur Zulassung von Kindersitzen, R 44, basiert auf dem Gewicht des Kindes. Achtung: Nur Sitze, die nach den letzten beiden Fassungen dieser Norm (R 44-03 und R 44-04) zugelassen sind, dürfen weiterhin verkauft werden. Ist diese Bedingung erfüllt, spricht allerdings nichts gegen einen Sitz, der nach Gewicht zugelassen ist. Sie sind mitunter preiswerter als nach neuer Norm und Größe zugelassene Sitze. In unseren Tests haben wir eine ganze Reihe gute oder sogar sehr gute gefunden. Und: Bei Kindersitzen, die nach Gewicht sortiert sind, können sich Eltern an fixen Gewichtsklassen orientieren.
Für Kinder von ... | |||
Gewicht (etwa) | Größe (etwa) | Alter (etwa) | |
Für Kinder von ... | |||
Gewicht (etwa) | Größe (etwa) | Alter (etwa) | |
Nicht mitwachsende Sitze | |||
Gruppe 0 | bis 10 kg | bis 75 cm | Geburt bis 1 Jahr |
Gruppe I | 9 bis18 kg | 75 cm bis 100 cm | 1 bis 4 Jahre |
Gruppe II | 15 bis 25 kg1 | bis 125 cm | 3,5 bis 7 Jahre |
Gruppe III | 25 bis 36 kg 2 | bis 150 cm | 7 bis 12 Jahre |
Mitwachsende Sitze | |||
Gruppe 0+ | bis 13 kg | bis 90 cm | Geburt bis 15 Monate |
Gruppe 0+/I | bis 18 kg | bis 100 cm | Geburt bis 4 Jahre |
Gruppe I/II | 9 bis 25 kg | 72 bis 125 cm | 1 Jahr bis 7 Jahre |
Gruppe I/II/III | 9 bis 36 kg | 75 bis 150 cm | 1 bis 12 Jahre |
Gruppe II/III | 15 bis 36 kg | 95 bis 150 cm | 3,5 bis 12 Jahre |
Größe, Alter und Gewicht. Die Normgruppe legt nur das Gewicht fest. Alter und Größe sind Richtwerte. Kinder wachsen unterschiedlich schnell und sie sind im selben Alter auch unterschiedlich schwer.
Wichtig ist, dass der Kindersitz zu Ihrem Kind passt (nicht zur Norm).
- 1 Reine Gruppe II Sitze sind selten. Alternative: Mitwachsende Sitze der Gruppe I/II oder II/III.
- 2 Reine Gruppe III Sitze sind Sitzerhöher ohne Rückenlehne. Sitzerhöher erwiesen sich im Crashtest als mangelhaft. Experten raten ab. Hier fehlt der Schutz beim Seitenaufprall. Alternative: Mitwachsende Sitze der Gruppe I/II/III oder II/III.
Babyschalen 0+ (bis 13 Kilogramm). Reichen für Kleinkinder bis etwa 15 Monate. In diesem Alter sind die Kinder etwa 76 bis 88 Zentimeter groß. Tipp: Wählen Sie einen rückwärts gerichteten Sitz (Reboarder-Kindersitz). Ihr Kind fährt darin sicherer. Denn in diesem Alter ist die Nackenmuskulatur noch nicht stark genug, um einen frontalen Aufprall genügend abzufangen. Die Babyschale ist zu klein, wenn der Kopf Ihres Kindes über den oberen Schalenrand ragt.
Normgruppe I (9 bis 18 Kilogramm). Vierjährige sind statistisch zwischen 96 und 112 Zentimeter groß. In diesem Alter überschreitet bereits jedes vierte Kind das Gewichtslimit von 18 Kilogramm. Tipp: Kaufen Sie einen mitwachsenden Sitz. Bei diesen Sitzen lassen sich Breite, Höhe und Gurtverlauf anpassen.
Normgruppe II (15 bis 25 Kilogramm). Sechsjährige sind zwischen 108 und 127 Zentimeter groß. Jedes zweite Kind ist in diesem Alter bereits schwerer als 25 Kilogramm. Tipp: Auch in dieser Altersgruppe helfen mitwachsende Sitze. Verwenden Sie den Sitz aber stets mit Rückenlehne und Kopfstütze. Nur so fährt Ihr Kind wirklich sicher.
Normgruppe III (22 bis 36 Kilogramm). Zwölfjährige sind zwischen 139 und 168 Zentimeter groß. Kinder ab einer Größe von 1,50 Meter benötigen keinen Kindersitz mehr. Sie können den normalen Autogurt benutzen. Kinder die kleiner sind, sollten im Autokindersitz sitzen – auch wenn sie schwerer sind als 36 Kilogramm. Tipp: Optimieren Sie den Gurtverlauf des Autogurts über die obere Verstelleinrichtung. Wichtig: Der Gurt muss über die Schulter laufen. Er darf nicht am Hals einschneiden oder unter dem Arm durchgehen – beides gravierende Fehler, welche die Unfallforscher der Versicherer zur Genüge kennen.
Ein Sitz für jedes Alter oder für jedes Alter ein eigener Sitz?
Wer sein Neugeborenes aus der Klinik abholt und nach Hause fährt, dürfte kaum auf die Idee kommen, dass es einen Sitz gibt, in dem es von der Geburt bis zum zwölften Lebensjahr fahren kann. Das klingt verlockend, verspricht der eine Sitz für alle Zeiten doch sowohl Zeitersparnis bei der Auswahl als auch finanzielle Ersparnis, weil nur noch ein Sitz statt zwei oder drei benötigt werden.
Nachteil im Crashtest. Doch im Prüflabor zeigt sich: Der einzige noch erhältliche von uns geprüfte Sitz für alle Altersgruppen, der Joie Verso, ist bloß befriedigend. Auch inzwischen nicht mehr erhältliche Sitze wie der Graco Milestone und der Apramo Allstage schnitten nicht besser ab. In unseren Tests haben wir immer wieder festgestellt: Kein Sitz für alle Altersgruppen schützt Kinder beim Frontalcrash gut oder sehr gut.
Unbequem zu handeln. Ein weiterer Nachteil mitwachsender Sitze: Ihr Korpus ist für größere Kinder gebaut. Zur Anpassung an kleinere Kinder liefern die Anbieter sogenannte Nestchen mit, die die Sitzschale verkleinern. Das allerdings erschwert die Handhabung. Die Schalen sind sperrig und schwer. Wer sie mal eben samt Nachwuchs aus dem Auto nehmen will, hat wenig Freude damit. Auch deswegen schneiden alle All-in-one-Sitze im Prüfpunkt Handhabung nicht gut ab.
Unsere Empfehlung: mindestens zwei Sitze kaufen
Meist ist es daher die bessere Entscheidung, für Neugeborene zunächst eine Babyschale zu nutzen und auf einen größeren Sitz umzusteigen, wenn das Kind herausgewachsen ist. Babyschalen sind deutlich handlicher und fürs Mitnehmen mit einem Henkel ausgestattet. Teils bleibt ihre Basis auf dem Autositz und die mobile Trageschale wiegt etwa vier bis fünf Kilogramm oder gar weniger. Braucht ihr Kind später einen größeren Sitze lässt sich der mit wenigen Handgriffen anpassen: Die Rückenlehne wird in die Länge gezogen und je nach Bauart wird entweder der Fangkörper vor dem Bauch des Kindes oder der Hosenträgergurt entfernt. Anschließend schnallt sich der Nachwuchs mit dem Dreipunkt-Fahrzeuggurt an, bis er entweder 1,50 Meter groß ist oder 12 Jahre alt. Dann darf er ganz ohne Kindersitz mitfahren.
Alternative: Die Zwei-Sitz-Lösung. Wer sich zumindest einen Sitz sparen möchte, kann zum Beispiel auf einen Sitz für Kinder vom Baby- bis zum Kleinkindalter zurückgreifen. In dieser Gruppe bieten zumindest einige Kindersitze im Test guten Schutz.
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