Testergebnisse für 400 Autokindersitze
Hinweis: Für die Tests ab Mai 2021 wurde die Schadstoffanalyse angepasst. Die Bezugsstoffe, welche sich im Kontaktbereich des Kindes befinden, werden nun nicht mehr auf Isothiazolinone, bromierte Flammschutzmittel und Farbstoffe untersucht. Dafür werden sie nun zusätzlich auf kurzkettige Chlorparaffine geprüft.
Autokindersitze – die Prüfungen im Detail
Die Stiftung Warentest testet Autokindersitze gemeinsam mit dem ADAC, dem österreichischen ÖAMTC und dem TCS aus der Schweiz sowie Verbraucherorganisationen aus Belgien, China, Dänemark, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Hongkong, Irland, Italien, Niederlande, Österreich, Portugal, Schweden, Slowenien, Spanien, Thailand, Tschechien, Ungarn. Bei ähnlichen Produkten prüften wir die abweichenden Eigenschaften separat.
Gewichtung
Die Stiftung Warentest berechnet das test-Qualitätsurteil aus den Gruppenurteilen Unfallsicherheit, Handhabung und Ergonomie. Jedes Gruppenurteil geht mit einem festen Anteil ins Qualitätsurteil ein. Ausnahme: Das Gruppenurteil für Schadstoffe geht nicht direkt ins Qualitätsurteil ein. Nur wenn die Tester Schadstoffe in kritischer Menge finden, werten sie das Qualitätsurteil ab. Die Gruppenurteile selbst entstehen aus einer Vielzahl von Einzelwertungen, auch Einzelurteile genannt.
Die Gruppenurteile für Autokindersitze sind wie folgt gewichtet:
- Unfallsicherheit 50 %
- Handhabung 40 %
- Ergonomie 10 %
- Schadstoffe 0 %
Abwertungen
Abwertungen führen dazu, dass sich Produktmängel verstärkt auf das test-Qualitätsurteil auswirken. Sie sind in der Test-Tabelle mit einem Sternchen gekennzeichnet.
- Ist die Unfallsicherheit, die Handhabung oder die Note für Schadstoffe mangelhaft kann das test-Qualitätsurteil nicht besser sein.
- Ab befriedigend (2,6) im Urteil Unfallsicherheit oder Handhabung werten wir das test-Qualitätsurteil ab.
- Ab ausreichend (3,6) im Urteil Schadstoffe werten wir das test-Qualitätsurteil ab.
- Sind Frontal- oder Seitenaufprall mangelhaft, kann die Unfallsicherheit nicht besser sein.
- Ab befriedigend im Urteil Frontal- oder Seitenaufprall oder Sicherheit der Sitzkonstruktion führt das zu einer Abwertung der Unfallsicherheit.
- Ist der Schutz vor Fehlbedienung mangelhaft, kann die Handhabung nicht besser sein.
- Ab befriedigend im Urteil Schutz vor Fehlbedienung, Einbauen oder Anschnallen, führt das zu einer Abwertung der Handhabung.
- Das Urteil für Schadstoffe kann nicht besser sein als das schlechteste Einzelurteil für einen der untersuchten Schadstoffe.
Sind die Urteile gleich oder nur geringfügig schlechter als diese Noten, ergeben sich nur geringe negative Auswirkungen. Je schlechter die Urteile, desto stärker ist der jeweilige Abwertungseffekt.
Unfallsicherheit 50 %
Das Urteil berechnet die Stiftung Warentest aus den Crashtest-Ergebnissen aller Befestigungsarten. Lässt sich ein Sitz vorwärts- und rückwärtsgerichtet montieren, muss er beide Crashtests absolvieren. In das Qualitätsurteil geht jeweils die schlechteste Note aller Montagearten ein.
Die Prüfungen werden durchgeführt in Anlehnung an die Normen UN ECE R 44 und R 129.
Unter anderem wird die Vorverlagerung und Belastung des Kopfes bewertet, die Belastung der Brust und das Bauchverletzungsrisiko. Es wird mit unterschiedlich großen Dummys geprüft.
Im Vergleich zu den Tests bis 2019 wurden die Dummys für die Gewichtsklasse I und II (9 bis 25 kg) bzw. bei i-Size-Sitzen für Kinder von ca. 87 bis 105 cm mit neuen Sensoren (Bauch) ausgestattet.
Ebenfalls für die Gewichtsklasse I und II bzw. bei i-Size-Sitzen für Kinder von ca. 87 bis 125 cm wurden die Dummys um einen Hüftschild erweitert. Hierdurch wird verhindert, dass der Gurt in den für Dummys typischen Spalt zwischen Bauch und Oberschenkel rutscht. Dem Dummy für die Gewichtsklasse III (22 bis 36 kg) bzw. bei i-Size-Sitzen für Kinder über 125 cm wurde ein weiterentwickeltes Schulterteil eingesetzt.
Aufprallversuche mit einem an den Testvorgaben des Automobil-Bewertungsprogramms Euro-NCAP orientierten Schlitten erfolgten mit einer VW-Polo-Rohkarosse.
Frontaufprall: Die Testkarosse mit dem Kindersitz wird beim Frontaufprall auf 64 km/h beschleunigt. Dann prallt sie auf das Hindernis. Hochgeschwindigkeitskameras halten jede Bewegung fest. Diese Videosequenzen werden genau ausgewertet, falls es zu schlechten Testergebnissen kommt. Die extreme Zeitlupe lässt keinen Moment während des Aufpralls aus.
Seitenaufprall: Der Kindersitz wird auf einer Testbank befestigt, die quer auf dem Prüfschlitten montiert ist. Aufprall des Sitzes bei etwa 25 Kilometern pro Stunde gegen eine feststehende Tür. Das entspricht im realen Verkehrsgeschehen einem Aufprall, bei dem ein Auto mit 50 Kilometern pro Stunde in die Seite eines stehenden Wagens fährt. Abweichend von ECE-R 129: Die Tür ist nur mit 20 Millimeter Styrodur verkleidet und der Aufprallwinkel beträgt 80 Grad statt 90 Grad.
Sicherheit der Sitzkonstruktion: Drei Experten beurteilten den Gurtverlauf und die Standfestigkeit des Kindersitzes auf dem Fahrzeugsitz.
Handhabung 40 %
Das Urteil Handhabung beinhaltet folgende Einzelprüfungen:
Schutz vor Fehlbedienung: Drei Experten und vier Testpersonen prüfen die Sitze im Praxistest. Falsch montierte Systeme stellen den Unfallschutz infrage. Die Experten bewerten das konzeptionelle Fehlbedienungsrisiko – auch mit Blick darauf, dass die Kindersitze manchmal von Personen bedient werden, die mit dem System nicht vertraut sind.
Einbauen, Anschnallen, Sitzumbau und Größenanpassung: Beurteilung durch drei Experten. Für die Bewertung des Sitzein- und -ausbaus kommen aktuelle Fahrzeugmodelle zum Einsatz.
Gebrauchsanleitung: Ein Experte beurteilt die Anleitung nach einer Checkliste.
Reinigung und Verarbeitung: Zwei Experten beurteilen das Abnehmen und die Waschbarkeit des Bezugs sowie die Verarbeitung des Sitzes.
Testergebnisse für 400 Autokindersitze
Ergonomie 10 %
Drei Experten beurteilten mit Kindern und Dummys in Prüffahrzeugen den Platzbedarf im Fahrzeug, den Platz für das Kind, den Komfort für das Kind (Beinauflage, Polsterung und Sichtverhältnisse für das Kind) und die Sitzposition (Winkel der Sitzlehne und Platzangebot für die Beine). Die genutzten Testwagen: Ford Fiesta, VW T-Cross, Citroen Berlingo.
Schadstoffe 0 %
Materialien im Kontaktbereich des Kindes wurden auf folgende Schadstoffe getestet: PAK in Anlehnung an die Spezifikation AfPS GS2019:01 PAK des Ausschusses für Produktsicherheit. Phthalate (Weichmacher) und kurzkettige Chlorparaffine nach Extraktion mit GC-MS.
Test auf Formaldehyd in Anlehnung an EN 71–9. Test auf in EN 71–9 gelistete Flammschutzmittel (Organophosphor-Verbindungen) und auf Organozinn- und phenolische Verbindungen in Anlehnung an Ökotex-Standard 100. Die Schadstoffgehalte werden teilweise auf den Ergebnissen von Mischproben bewertet.
Preise
Der Produktfinder Autokindersitze zeigt Ladenpreise. Die Stiftung Warentest erhebt die Preise mittels Anbieterbefragung. Der Stand des Preises wird für jedes Produkt angezeigt.
Frühere Prüfprogramme
Die Prüfungen aus früheren Jahre weichen in einzelnen Punkten vom aktuellen Testverfahren ab. Die Testergebnisse lassen sich deswegen nicht 1:1 vergleichen.
Autokindersitz-Test 2015 bis 2019
Autokindersitz-Test 2011 bis 2014
Autokindersitz-Test für die Jahre bis 2010.
Testergebnisse für 400 Autokindersitze
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- Sitzerhöhungen ohne Rückenlehne sind erlaubt, bieten aber wenig Sicherheit. Im Crashtest knallte der Dummy-Kopf gegen die Tür. Die Stiftung Warentest rät: Spendieren Sie...
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- Babyschalen sind meist sicher. Das zeigen unsere Kindersitz-Tests. Doch nun versagte ein eigentlich sicherer Babysitz beim Crashtest – schuld ist das Zusammenspiel von...
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@Dilledöppchen: Leider haben wir den Autokindersitz Cybex Solution s2 nicht überprüft und können dazu leider keine Aussage machen. Bitte wenden Sie sich direkt an den Anbieter mit der Frage, ob eine Baugleichheit vorliegt.
Sehr geehrtes Expertenteam,
mein Sohn wird im September 4 Jahre alt und fährt bisher im Reboarder von besafe und passt dort von der Körpergröße eigentlich noch sehr gut rein, der Sitz hinten ragt noch recht weit über den Kopf hinaus. Mir wäre am Liebsten er führe darin solange er noch reinpasst, da dies wahrscheinlich das Sicherste ist.
Allerdings beschwerte er sich bei längerem Sitzen zuletzt (3 Stunden), dass er nicht mehr gut sitzen könne und ihm das Sitzen wehtue.
Meine Vermutung ist, dass er durch das Anziehen der Bein zu sehr auf dem Sitzbeinhöckern sitzt und ihm das weh tut nach 2 Stunden Fahrt.
Daher wollen wir uns nun den Cybex solution s i -fix kaufen. Allerdings wird hauptsächlich das Nachfolgermodell s2 angeboten. Ist dies baugleich und sind daher die Testergebnisse vom Vorgängermodell zugrunde zu legen? Ich habe gelesen, dass das Nachfolgermodell denn Seitenaufprallschutz direkt aktiviert hat und somit noch sicherer ist.
Vielen Dank für Ihre Hilfe und Einschätzung
@martin.unterholzner: Airbags füllen sich bei einem Unfall binnen Millisekunden mit Gas. Der Kunststoffbeutel soll verhindern, dass der Kopf mit Wucht irgendwo aufprallt. Diese Technik gibt es nun auch für Autokindersitze. Das erste Produkt dieser Art stammt von Maxi-Cosi, den wir schon untersucht haben.
Sensoren in der Sitzhalterung geben das Signal an eine Steuerung. Sie löst den Airbag aus. Luftsäcke schnellen aus den Brustgurten und bilden ein Kissen vor dem Gesicht des Kindes. Der Airbag senkt die gemessenen Belastungen für Kopf und Nacken beim Frontcrash, aber nur wenn das Kind in Fahrtrichtung sitzt. Sicherer ist es indes, den kleinen Passagier entgegen der Fahrtrichtung zu transportieren. Dann ist ein Airbag unnötig. Auch beim Seitenaufprall hat der Luftsack keine Vorteile. Billigere Produkte aus unseren Tests von Autokindersitzen, auch vom selben Anbieter, bieten hier Besseres.
Ihre Anregung weitere Sitze mit Airbag sowie drehbare Reboarder zu untersuchen nehmen wir gern auf. Das Qualitätsurteil lässt sich von untersuchten reinen Reboardern nicht auf drehbare Schwestermodelle übertragen. Bislang haben wir vier drehbare Reboarder mit guten test-Qualitätsurteilen untersucht.
Hallo Stiftung-Warentest-Team,
zuerst bedanke ich mich für die professionellen Tests, welche für mich bei der Kaufentscheidung sehr wichtig sind.
Dann möchte ich noch zwei Anregungen für die nächste Testreihe für Kindersitze geben:
Cybex Anoris T (scheint der erste Sitz mit Airbag zu sein?)
BeSafe iZi Turn i-Size
Zuletzt habe ich noch eine Frage bzw. einen Zweifel: Manche Modelle sind reine Reboarder (z. B. von BeSafe oder Joie). Diese haben Spitzenwerte bei der Sicherheit. Aber es gibt bei BeSafe und Joie Schwestermodelle (den genannten BeSafe iZi Turn oder bei Joie die 360er Modelle), welche auch in die Fahrtrichtung gedreht werden können. Das Testverfahren analysiert alle Einbauvarianten und bewertet dann das schlechteste Ergebnis. Entsteht da nicht ein Anreiz, nur für das Spitzenergebnis beim Sicherheitstest einen reinen Reboarder ins Rennen zu schicken, während in der Praxis die meisten Eltern dann doch zu den drehbaren Schwestermodellen greifen?
@naano: Schaut man sich die Sitze genau an, existieren Unterschiede, die auch die abweichende Bewertung in den Punkten Ergonomie erklären. Bei dem BeSafe iZi Modular X1 i-Size + iZi Modular i-Size Basisstation ist der Sitz ist Teil eines Modulsystems, bei dem verschiedene Kindersitze auf derselben Isofix-Basis befestigt werden können. Der Sitz ist somit von der Basis lösbar. In diesem Sitz kann das Kind bis zu einer Größe von 105 cm rückwärtsgerichtet fahren, aber es kann auch ab 88 cm vorwärtsgerichtet mitfahren.
Bei dem BeSafe iZi Twist ist der Sitz fest mit der Basis verbunden und lässt sich nicht abnehmen. Die Beinauflage und Sitzposition unterscheidet sich geringfügig von der des iZi Modular X1 i-Size und ist etwas schlechter konzipiert. Das Kind wird in diesem Sitz ausschließlich rückwärtsgerichtet transportiert.
Beide Sitze sind recht groß und benötigen somit recht viel Platz im Auto. Auch wird bei beiden Sitzen die Sicht des Kindes aus dem Fahrzeug beeinträchtigt.
Bei allen Prüfungen, ob Unfallsicherheit, Handhabung oder Ergonomie, werden alle möglichen Einbauarten geprüft. Diese werden mit dem kleinsten und dem größten Dummy, für diese Einstellung geprüft. Für die Bewertung ausschlaggebend ist stets das schlechteste Ergebnisse.