Auto­kinder­sitze im Test

So fährt Ihr Kind sicher mit

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Auto­kinder­sitze im Test - Gute Sitze bekommen Sie schon ab 40 Euro

Gut gelaunt und gut geschützt. Babys fahren rück­wärts am sichersten. © Stiftung Warentest / Jordis Antonia Schlösser

Viele Kinder sind nicht richtig ange­schnallt, zeigt eine Studie von Unfall­forschern. Das hebt den Schutz von Kinder­sitzen nahezu auf. Wir sagen, worauf es ankommt.

Auto­kinder­sitze im Test Testergebnisse für 425 Auto­kinder­sitze

Was bei Babys und Klein­kindern wichtig ist

Fast jedes zweite Kind in einem Auto ist nicht richtig ange­schnallt. Zu diesem Ergebnis kam eine Unter­suchung von mehr als 1 000 Fahrten mit Kindern, veröffent­licht von Unfall­forschern in den Jahren 2018 und 2019. Auch bei Babyschalen passieren viele Fehler, etwa, dass Gurte verwechselt wurden. Worauf Sie bei der Montage der Sitze und beim Anschnallen von Babys und kleinen Kindern im Auto besonders achten sollten.

1. Wenn möglich: Isofix-Sitze nutzen

Eine sichere Fahrt für Ihr Kind beginnt mit der Wahl eines sicheren Sitzes. Oft ist nicht das Kind zu lose ange­schnallt, sondern schon der Sitz. Isofix-Sitze sind weniger fehler­anfäl­lig als solche, die mit den Sicher­heits­gurten des Autos fixiert werden. Bei ihnen ragen hinten unten an Sitz oder an der Basis zwei Haken hervor, die in passende Klick­vorrichtungen im Auto einrasten.

Isofix-Sitze für kleinere Kinder haben einen dritten Sicherungs­punkt: entweder unten einen Stützfuß zum Auto­boden oder oben einen Gurt, einen „Top Tether“, der hinter dem Sitz befestigt wird. Achten Sie darauf, dass der Isofix-Sitz Ihrer Wahl für Ihr Fahr­zeug zugelassen ist. Die Zulassung zeigt, dass der Anbieter den Sitz auch mit Ihrem Fahr­zeug­typ getestet hat.

Isofix ist jedoch kein Garant für Sicherheit. In den Autokindersitz-Tests der Stiftung Warentest fallen immer wieder Sitze auf, die in unseren Crashtests nicht genügend Schutz bieten.

2. Sitze mit Fang­tisch vor dem Kauf ausprobieren

Bei Sitzen mit Fangtisch können Eltern wenig falsch machen: Sie sind einfach zu hand­haben. Kind in den Sitz, Fang­tisch fest­schnallen, fertig. Der Fang­tisch hat den Vorteil, dass das Kind bei einem Unfall über den gepols­terten Tisch abrollt. Bewegung und Polster mindern die Kräfte, denen das Kind ausgesetzt ist.

Aber: Probieren Sie unbe­dingt vorher aus, ob Ihr Kind den Fang­korb mag – einige fühlen sich durch das Tisch­chen einge­engt.

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Tisch­chen als Fang­körper. Erhöht die Sicherheit, aber manche Kinder fühlen sich einge­engt. © Stephan Huger | Studio Huger

3. Bei Gurtsicherung die Gurte nicht verwechseln

Wenn der Sitz oder die Babyschale mit dem Auto­gurt befestigt wird, müssen Sie aufpassen, die Gurte beim Anschnallen der Schale nicht zu verwechseln. Hier gilt wie bei Erwachsenen: Der Beckengurt sichert nach oben, der Schultergurt umspannt vorn herum die Babyschale, wie um einen dicken Bauch. Und die Gurte müssen durch die Führungs­hilfen der Babyschalen durch­gefädelt werden.

In unserer Test­daten­bank finden Sie durch­aus sichere Sitze, die mit den Autogurt fixiert werden.

4. Stützfuß nicht auf Staufächer stellen

Einige Kinder­sitze werden mit einem Stützfuß am Fahr­zeugboden abge­stützt. Er verhindert, dass der Kinder­sitz bei einem Aufprall nach vorn kippt. Achten Sie darauf, dass der Stützfuß nicht auf ein Staufach trifft. Solche Fächer im Fahr­zeugboden gibt es häufiger in Vans. Die Abdeckungen der Staufächer sind meist weniger stabil als der Fahr­zeugboden und stützen den Kinder­sitz nicht genügend ab. Fragen Sie beim Auto­hersteller nach.

5. Kleine Kinder und Babys rück­wärts fahren lassen

Babys und Klein­kinder sind deutlich besser geschützt, wenn die Sitz­schale entgegen der Fahrt­richtung – also als Reboarder – montiert ist. Die Nackenmuskulatur von Babys und Klein­kindern ist noch nicht stark genug, um einen frontalen Aufprall genügend abzu­fangen. Fahren sie rück­wärts, verringert sich die Last auf Hals und Wirbelsäule bei der häufigsten Unfallart, dem Frontal­aufprall.

Experten empfehlen, dass Kinder bis zu einem Alter von zwei­einhalb bis vier Jahren rück­wärts sitzen sollten, mindestens aber, bis sie sicher laufen können. In unserer Test­daten­bank finden Sie solche Reboarder-Sitze. Manche von ihnen sind auf Schienen verschieb­bar, damit die Beine länger entgegen der Fahrt­richtung Platz haben.

6. Airbag ab- und wieder anschalten

Wenn Sie einen rück­wärts­gerichteten Kinder­sitz auf dem Beifahrersitz montieren, müssen Sie den Airbag deaktivieren. Löst der akti­vierte Airbag aus, könnte er den Sitz nach hinten schleudern.

Schalten Sie den Beifahrer-Airbag sofort wieder an, wenn Sie den rück­wärts­gerichteten Kinder­sitz entfernen. Lassen Sie den Airbag ange­schaltet, wenn Sie einen Kinder­sitz in Fahrt­richtung verwenden. Schieben Sie den Beifahrersitz in diesem Fall aber möglichst weit nach hinten, damit der Airbag das Kind zwar auffängt, nicht aber mit voller Wucht trifft.

7. Hosen­träger-Gurte fest anziehen

Der Stan­dard-Gurt für Babyschalen und Auto­kinder­sitze für Klein­kinder ist ein Hosen­träger-Gurt – als Drei­punkt- oder Fünf­punkt-Variante. Er verläuft über Hüfte und Schulter und schließt am Bauch. Ziehen Sie ihn fest an – zwischen Kind und Gurt sollte maximal eine flache Hand passen. In unserer Daten­bank finden Sie Autokindersitze mit Hosenträgergurt.

Was bei größeren Kindern wichtig ist

Kommt es zu schweren Bedien­fehlern, ist die Schutz­wirkung des Kinder­sitzes bei einem Unfall nahezu aufgehoben. Darauf sollten Sie achten, wenn Sie Autokindersitze für größere Kinder montieren und Kinder darin anschnallen:

1. Für Kinder bis zu 12 Jahren einen Sitz nutzen

Bis zu einer Größe von 150 Zenti­metern oder bis zum zwölften Geburts­tag müssen Kinder gemäß Straßenverkehrs­ordnung einen Kinder­sitz nutzen. Halten Sie sich daran, denn ein ungünstig verlaufender Fahr­zeuggurt bei einem Unfall zu erheblichen Verletzungen im Unterleib führen. Denn das Becken ist bis zu diesem Alter noch nicht genügend ausgewachsen. Ein Kinder­sitz mit präzise über die Beckenknochen geführtem Gurt senkt dieses Risiko.

2. Wenn möglich Isofix-Kinder­sitze wählen

Wenn Sie Isofix-Halterungen im Auto haben, sollten Sie die nach Möglich­keit für den Kinder­sitz nutzen. Isofix-Sitze weisen hinten unten zwei stabile Schienen auf, die heraus­ragen und einen Einrast­mecha­nismus haben. Damit klicken sie in fest verankerte Ösen in den Sitzen. So sind Isofix-Sitze weniger fehler­anfäl­lig als solche, die mit den Sicher­heits­gurten des Autos fixiert werden. In Sitzen für Größere werden Kinder zusätzlich mit dem Fahr­zeuggurt ange­schnallt.

3. Universalsitze mit Auto­gurt fest anschnallen

Universal-Kindersitze werden nur mit dem Drei­punkt-Auto­gurt befestigt. Vorteil: Sie passen in praktisch jedes Fahr­zeug, das Sicher­heits­gurte hat, auch in einen Oldtimer zum Beispiel. Seit den 1970er-Jahren haben Autos serien­mäßig Sicher­heits­gurte. Mit ihnen werden Babyschalen oder Kinder­sitze befestigt, indem der Gurt um den Kinder­sitz herum­geführt wird – Gurtführungen halten den Fahr­zeuggurt in Position.

Nutzen Sie einen solchen Sitz, müssen Sie aufpassen. Denn bei der Gurtführung passieren schnell Fehler. Oft sind die Gurte zu locker, sodass der Sitz bei einem Unfall nicht in Position gehalten wird. Bei manchen Fahr­zeugen ist der Auto­gurt zudem zu kurz dafür. Deshalb: Vor dem Kauf ausprobieren, ob der Sitz zum eigenen Auto passt.

4. Kinder­sitze für Größere immer komplett benutzen

Benutzen Sie den Kinder­sitz immer mit Rücken­teil und Kopf­stütze. Nur so fährt Ihr Kind wirk­lich sicher. Das Unterteil des Kinder­sitzes funk­tioniert als Sitzerhöher, die Rückenlehne schützt bei einem Seiten­aufprall und führt den Fahr­zeuggurt optimal. Die Rückenlehne hilft auch, wenn Kinder während der Fahrt einschlafen. Der Oberkörper bleibt in Position und rutscht nicht unter dem Gurt weg. Das sorgt zusätzlich für Sicherheit.

5. Richtige Länge der Rückenlehne wählen

Achten Sie darauf, dass die Rückenlehne die richtige Länge hat. Denn nur, wenn sich der Kopf tatsäch­lich zwischen den seitlichen Pols­terba­cken befindet, können sie bei einem Seiten­aufprall schützen. Zudem führt eine passende Rückenlehne den Sicher­heits­gurt mit einer Gurt­schnalle korrekt über die Schulter.

Auto­kinder­sitze im Test - Gute Sitze bekommen Sie schon ab 40 Euro

Falsch und richtig. Links: Der Sitz ist zu groß, der Gurt läuft über den Hals. Rechts: Der Gurt sitzt richtig und packt beim Unfall an der Schulter an. © Adobe Stock, Stiftung Warentest / René Reichelt (M)

6. Gurt fest­ziehen und optimal anpassen

Optimieren Sie den Gurt­verlauf des Auto­gurts über die obere Verstell­einrichtung. Wichtig: Der Gurt muss über die Schulter laufen. Er darf nicht am Hals einschneiden oder unter dem Arm durch­gehen.

Häufig sind Kinder zudem zu lose angegurtet: Wenn die Hand locker zwischen Kind und Gurt hindurch­zuste­cken ist, sitzt der Gurt zu locker. Lässt der Gurt noch mehr Platz, können die Folgen schwerwiegend sein. Bei einem Unfall reichen die zusätzlichen losen Zenti­meter, damit das Kind mit Wucht beschleunigt und dann in die Gurte knallt.

7. Auto­kopf­stütze bei hoher Lehne entfernen

Wenn Kinder schon recht groß sind, verhindern die Kopf­stützen des Autos manchmal, dass Kinder­sitze mit hoher Rückenlehne korrekt anliegen. Ist das der Fall, sollten Sie die Auto­kopf­stütze umdrehen oder ganz heraus­nehmen. Der Kopf des Kindes wird ja durch den Kinder­sitz gestützt.

8. Wenn vorhanden: Seiten­schützer anbringen und anpassen

Bei einem seitlichen Crash treten enorme Beschleunigungs­kräfte auf. Der Sitz mit dem Kind kann an den Türrahmen prallen. Der Schleuderweg sollte möglichst kurz, der Aufprall gedämpft sein. Viele Sitze haben dafür seitlich einen Plastik- oder Styroporknubbel. Je nach Modell müssen Eltern diesen Zusatz-Dämpfer anste­cken, umste­cken oder ausklappen.

In unseren Autokindersitz-Tests war dies teils fummelig, teils scheiterten unsere Probanden ganz am Umgang mit diesen Schützern. Sitzen die Polster nicht richtig, bringen sie bei einem Seiten­crash wenig. Nehmen Sie sich deshalb Zeit, die Seiten­schützer ordentlich zu montieren. Sie werden im Übrigen nur an der Sitzseite zum Fenster benötigt. An der Innenseite kostet es unnötig Platz.

Auto­kinder­sitze im Test Testergebnisse für 425 Auto­kinder­sitze

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Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

undnocheinnutzername am 23.05.2023 um 13:11 Uhr
Sicherheit nebeneinander sitzender Kinder

@Stiftung_Warentest: Vielen Dank für Ihre Antwort und sehr gut, dass Sie getestet haben, in welchen Automodellen viel Platz für den Auto­kinder­sitz­einbau bieten.
Leider beantwortet das meine Fragen nicht:
Was mache ich wenn ich mir kein neues Auto kaufen kann?
Beeinträchtigen Kindersitze die Sicherheit daneben sitzender (größerer) Kinder (ohne Kindersitz)?
Auch in 16 von 18 der von Ihnen getesteten Automodelle müssen in Familien mit 5 Personen 3 auf der Rückbank sitzen.

Profilbild Stiftung_Warentest am 23.05.2023 um 10:14 Uhr
Sicherheit beim Transport mehrerer Kinder

@undnocheinnutzername: Sie sprechen in Ihrem Kommentar ein sehr wichtiges Thema an, mit dem sich die Stiftung Warentest bereits 2016 befasst hat. Unter dem Stichwort "Kindersitze einbauen" sind wir der Frage nachgegangen, welches Auto viel Platz für mehrere Kinder bietet und welche Sicherheitsaspekte hier wichtig sind. Informationen dazu finden Sie unter: https://www.test.de/Kindersitze-einbauen-Bei-welchen-Autos-es-passt-4183394-0/

undnocheinnutzername am 22.05.2023 um 22:55 Uhr
Sicherheit daneben sitzender Kinder

Wir haben 3 Kinder im Alter von 7, 12 und 15 Jahren und fahren eine älteren Mercedes-Kombi, d.h. es müssen 3 Personen auf eine Rückbank.
Leider finde ich in keinem Test (weder bei Ihnen noch beim ADAC) Informationen darüber, wie sich die Sitze auf die Sicherheit direkt daneben sitzender Kinder auswirken.
Die 7-Jährige soll einen neuen Sitz bekommen, ich mache mir aber große Sorgen um die Sicherheit des daneben sitzenden Kindes, wenn es z.B. bei einem Seitenaufprall mit dem Kopf gegen den meist herausstehenden Seitenaufprallschutz bei den modernen Kindersitzen (wie z.B. auch dem Kidfix) prallt.
Gibt es dazu irgendwelche Untersuchungen?
Sowohl den Herstellern als auch bei den Standards und den Tests scheint immer nur um die Sicherheit des einen Kindes im Sitz zu gehen und die der anderen Kinder in einer realen Situation mit mehreren Kindern unterschiedlichen Alters nebeneinander scheint irrelevant zu sein.
Einen Bus mit extra Bank für jedes Kind können sich nicht alle leisten …

Profilbild Stiftung_Warentest am 19.05.2023 um 10:12 Uhr
PDF-Dokument

@nils1896: Das Dokument finden Sie unter dem Punkt 7: Download: Heftartikel als PDF

nils1896 am 17.05.2023 um 14:37 Uhr
Testergebnis als PDF fehlt

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