
Der beste Sitz taugt wenig, wenn er nicht richtig auf Ihr Kind abgestimmt oder falsch befestigt ist. Mit unseren Tipps ist Ihr Kind sicher unterwegs.
Testergebnisse für 400 Autokindersitze
Unfallforscher schlagen Alarm
Fast jedes zweite Kind in einem Auto ist nicht richtig angeschnallt. Das belegen Ergebnisse einer Untersuchung von mehr als 1 000 Fahrten mit Kindern, veröffentlicht von Unfallforschern in den Jahren 2018 und 2019. Kommt es zu schweren Bedienfehlern, ist die Schutzwirkung des Sitzes bei einem Unfall nahezu aufgehoben. Ein häufiges Beispiel sind zu lose angegurtete Kinder: Wenn die Hand locker zwischen Kind und Gurt hindurchzustecken ist, sitzt der Gurt zu locker. Lässt der Gurt noch mehr Platz, können die Folgen schwerwiegend sein. Bei einem Unfall reichen die zusätzlichen losen Zentimeter, damit das Kind mit Wucht beschleunigt und dann in die Gurte knallt.
Isofix-Sitze helfen gegen Fehlbedienung
Oft ist nicht das Kind zu lose angeschnallt, sondern schon der Sitz. Isofix-Sitze sind weniger fehleranfällig als solche, die mit den Sicherheitsgurten des Autos fixiert werden. Beim Isofix-System ragen hinten unten an Sitz oder Basis zwei Haken hervor. Fast alle neueren Autos haben auf der Rücksitzbank kleine „Isofix“-Aufnäher oder -Plastikkapseln. Dahinter verbergen sich Klickvorrichtungen, in die Isofixhaken fest einrasten. Jetzt ist der Sitz nur noch an einem dritten Punkt zu sichern, oben per Gurt oder unten per Stützfuß.
Gefährliche Fehler bei Babyschalen
Die Studie der Unfallforscher zeigt: Auch bei Babyschalen passieren viele Fehler. Teils sitzen die Gurte für die Kleinen zu locker. Gravierend bei Babyschalen war auch oft das Verwechseln der Gurte beim Anschnallen der Schale selbst. Hier gilt wie bei Erwachsenen: Der Beckengurt sichert nach oben, der Schultergurt vorne herum die Babyschale, wie um einen dicken Bauch (siehe Grafik). Und die Gurte müssen durch die Führungshilfen der Babyschalen durchgefädelt werden.

Sitz zu groß oder zu klein
Bei größeren Kindern muss die Rückenlehne passen. Denn die sorgt erstens mit ihren seitlichen Polsterbacken für den Seitenaufprallschutz des Kopfes. Und zweitens führt sie mit einer Gurtschnalle den Sicherheitsgurt korrekt über die Schulter – nicht zu hoch und nicht zu niedrig.

Kleine fahren rückwärts

Babys und Kleinkinder sind deutlich besser geschützt, wenn ihre Sitzschale entgegen der Fahrtrichtung – also als Reboarder – montiert ist. Dadurch verringert sich die Last auf Hals und Wirbelsäule bei der häufigsten Unfallart, dem Frontalaufprall. Experten empfehlen Rückwärtssitzen bis zu einem Alter von zweieinhalb bis vier Jahren, mindestens aber, bis das Kind sicher laufen kann. Erst dann können Hals und Nacken auch in Fahrtrichtung einem Aufprall einigermaßen widerstehen. Manche solche Sitze sind auf Schienen verschiebbar, damit die Beine länger entgegen der Fahrtrichtung Platz haben.
Datenbank Autokindersitze, geeignet für rückwärtigen Einbau.
Bis zu 12 Jahren mit Sitzhilfe
Bis zu einer Größe von 150 Zentimetern oder bis zur Vollendung des 12. Lebensjahres (also bis zum 12. Geburtstag) müssen Kinder gemäß Paragraf 21 der Straßenverkehrsordnung einen Kindersitz nutzen. Der medizinische Grund dafür: Bis zu diesem Alter ist das Becken noch nicht genügend ausgewachsen. Deshalb kann ein ungünstig verlaufender Fahrzeuggurt bei einem Unfall zu erheblichen Verletzungen im Unterleib führen. Ein präzise über die Beckenknochen geführter Gurt senkt dieses Risiko. Außerdem sind hier Sitze samt Rückenlehne und Seitenbacken zu empfehlen. Nur diese gewähren Schutz beim Seitenaufprall.
Testergebnisse für 400 Autokindersitze
Bequemer Einbau dank Isofix

Wenn Sie Isofix-Halterungen im Auto haben, sollten Sie die nach Möglichkeit für den Kindersitz nutzen. Isofix-Sitze weisen hinten unten zwei stabile Schienen auf. Diese ragen heraus und haben einen Einrastemechanismus. Damit klicken sie in fest verankerte Ösen in den Sitzen. Alle Pkws ab 2014, aber auch viele ältere, haben diese genormte Verbindung. Isofix-Halterungen sind zwei stabile Ösen in der Ritze zwischen Sitz und Lehne. Meist auf den äußeren Rücksitzen, bei manchen Modellen auch in der Mitte oder auf dem Beifahrersitz.
Isofix-Sitze für kleinere Kinder haben einen dritten Sicherungspunkt: entweder unten einen Stüzfuß zum Autoboden oder oben einen Gurt („Top Tether“), der hinter dem Sitz befestigt wird. Achten Sie darauf, dass der Isofix-Sitz Ihrer Wahl für Ihr Fahrzeug zugelassen ist. Die Zulassung zeigt, dass der Anbieter den Sitz auch mit Ihrem Fahrzeugtyp getestet hat.
Isofix ist jedoch kein Garant für gute Qualität. Es kommen immer wieder Produkte in den Test, die in unseren Crashtests nicht genügend Schutz bieten.
Datenbank Autokindersitze mit Isofix-Befestigung.
Isofix mit Autogurt

In Sitzen für Größere werden Kinder mit dem Fahrzeuggurt angeschnallt, der Kindersitz selbst per Isofix auf dem Autositz befestigt. Das Unterteil des Kindersitzes funktioniert als Sitzerhöher, die Rückenlehne schützt bei einem Seitenaufprall und führt den Fahrzeuggurt optimal. Die Rückenlehne hilft auch, wenn Kinder während der Fahrt einschlafen. Der Oberkörper bleibt in Position und rutscht nicht unter dem Gurt weg. Das sorgt zusätzlich für Sicherheit.
Universal-Kindersitz mit Autogurt

Universal-Kindersitze werden nur mit dem Dreipunkt-Autogurt befestigt. Vorteil: Sie passen in praktisch jedes Fahrzeug, das Sicherheitsgurte hat, Oldtimer zum Beispiel. Seit den 1970er Jahren haben Autos serienmäßig Sicherheitsgurte. Mit ihnen werden Babyschalen oder Kindersitze befestigt, indem der Gurt um den Kindersitz herumgeführt wird – Gurtführungen halten den Fahrzeuggurt in Position. Nachteil: Es passieren Fehler bei der Gurtführung. Oft sind die Gurte zu locker. Und in manchen Fahrzeugen ist der Gurt dafür zu kurz. Deshalb: Vor dem Kauf ausprobieren, ob der Sitz zu einem und ins Auto passt.
Datenbank Universal-Kindersitze für den Autogurt.
Gurte und Stütze – darauf sollten Sie achten

- Fangkörper. Beim Unfall rollt das Kind über den gepolsterten Tisch ab. Bewegung und Polster mindern die Kräfte, denen das Kind ausgesetzt ist. Eltern können wenig falsch machen: Kindersitze mit Fangtisch sind einfach zu handhaben. Kind in den Sitz, Fangtisch festschnallen, fertig. Probieren Sie aber unbedingt vorher aus, ob Ihr Kind den Fangkorb mag. Einige fühlen sich durch das Tischchen eingeengt.
Datenbank: Autokindersitze mit Fangtisch. - Hosenträgergurt. Dieser Gurt ist in Babyschalen und Gruppe-I-Sitzen (für Kleinkinder) integriert. Er verläuft über Hüfte und Schulter und schließt am Bauch. Es gibt Dreipunkt- und Fünfpunkt-Hosenträgergurte. Beide Varianten sind höhenverstellbar. Probieren Sie den Hosenträgergurt vor dem Kauf aus. Wählen Sie den Sitz, den Sie am besten anpassen können. Ziehen Sie den Hosenträgergurt immer fest an. Faustregel: Zwischen Kind und Gurt sollte maximal eine flache Hand passen.
Datenbank: Autokindersitze mit Hosenträgergurt. - Stützfuß. Einige Kindersitze werden mit einem Stützfuß am Fahrzeugboden abgestützt. Er verhindert, dass der Kindersitz bei einem Aufprall nach vorne kippt. Achten Sie darauf, dass der Stützfuß nicht auf ein Staufach trifft. Solche Fächer im Fahrzeugboden gibt es häufiger in Vans. Die Abdeckungen der Staufächer sind meist weniger stabil als der Fahrzeugboden und stützen den Kindersitz nicht genügend ab. Fragen Sie beim Autohersteller nach.
- Kopfstütze entfernen. Kindersitze mit hoher Rückenlehne liegen oft besser am Autositz an, wenn Sie die Autokopfstütze umdrehen oder entfernen.
- Komplett benutzen. Benutzen Sie den Kindersitz immer mit Rückenteil und Kopfstütze. Nur so fährt Ihr Kind wirklich sicher.
Kindersitz vorne und rückwärts? Airbag abschalten!
- Airbag abschalten. Schalten Sie den Beifahrer-Airbag ab, wenn Sie auf dem Vordersitz einen rückwärtsgerichteten Kindersitz montieren. Der Airbag könnte den Sitz nach hinten schleudern.
- Airbag anschalten. Schalten Sie den Beifahrer-Airbag sofort wieder an, wenn Sie den rückwärtsgerichteten Kindersitz entfernen. Lassen Sie den Airbag angeschaltet, wenn Sie einen Kindersitz in Fahrtrichtung verwenden. Schieben Sie den Beifahrersitz in diesem Fall möglichst weit nach hinten, damit der Airbag das Kind zwar auffängt, nicht aber mit voller Wucht trifft.
Testergebnisse für 400 Autokindersitze
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- Sitzerhöhungen ohne Rückenlehne sind erlaubt, bieten aber wenig Sicherheit. Im Crashtest knallte der Dummy-Kopf gegen die Tür. Die Stiftung Warentest rät: Spendieren Sie...
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- Aufgrund eines möglichen Sicherheitsrisikos durch eine veränderte Komponente hat der Anbieter BeSafe die Babyschale BeSafe iZi Go X1 mit Isofix-Basis zur Reparatur...
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- Kinder müssen bei Autofahrten mit einem Kindersitz oder einer ähnlichen zugelassenen Rückhalteeinrichtung geschützt werden. Das Gurtsystem Smart Kid Belt hat eine...
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@martin.unterholzner: Airbags füllen sich bei einem Unfall binnen Millisekunden mit Gas. Der Kunststoffbeutel soll verhindern, dass der Kopf mit Wucht irgendwo aufprallt. Diese Technik gibt es nun auch für Autokindersitze. Das erste Produkt dieser Art stammt von Maxi-Cosi, den wir schon untersucht haben.
Sensoren in der Sitzhalterung geben das Signal an eine Steuerung. Sie löst den Airbag aus. Luftsäcke schnellen aus den Brustgurten und bilden ein Kissen vor dem Gesicht des Kindes. Der Airbag senkt die gemessenen Belastungen für Kopf und Nacken beim Frontcrash, aber nur wenn das Kind in Fahrtrichtung sitzt. Sicherer ist es indes, den kleinen Passagier entgegen der Fahrtrichtung zu transportieren. Dann ist ein Airbag unnötig. Auch beim Seitenaufprall hat der Luftsack keine Vorteile. Billigere Produkte aus unseren Tests von Autokindersitzen, auch vom selben Anbieter, bieten hier Besseres.
Ihre Anregung weitere Sitze mit Airbag sowie drehbare Reboarder zu untersuchen nehmen wir gern auf. Das Qualitätsurteil lässt sich von untersuchten reinen Reboardern nicht auf drehbare Schwestermodelle übertragen. Bislang haben wir vier drehbare Reboarder mit guten test-Qualitätsurteilen untersucht.
Hallo Stiftung-Warentest-Team,
zuerst bedanke ich mich für die professionellen Tests, welche für mich bei der Kaufentscheidung sehr wichtig sind.
Dann möchte ich noch zwei Anregungen für die nächste Testreihe für Kindersitze geben:
Cybex Anoris T (scheint der erste Sitz mit Airbag zu sein?)
BeSafe iZi Turn i-Size
Zuletzt habe ich noch eine Frage bzw. einen Zweifel: Manche Modelle sind reine Reboarder (z. B. von BeSafe oder Joie). Diese haben Spitzenwerte bei der Sicherheit. Aber es gibt bei BeSafe und Joie Schwestermodelle (den genannten BeSafe iZi Turn oder bei Joie die 360er Modelle), welche auch in die Fahrtrichtung gedreht werden können. Das Testverfahren analysiert alle Einbauvarianten und bewertet dann das schlechteste Ergebnis. Entsteht da nicht ein Anreiz, nur für das Spitzenergebnis beim Sicherheitstest einen reinen Reboarder ins Rennen zu schicken, während in der Praxis die meisten Eltern dann doch zu den drehbaren Schwestermodellen greifen?
@naano: Schaut man sich die Sitze genau an, existieren Unterschiede, die auch die abweichende Bewertung in den Punkten Ergonomie erklären. Bei dem BeSafe iZi Modular X1 i-Size + iZi Modular i-Size Basisstation ist der Sitz ist Teil eines Modulsystems, bei dem verschiedene Kindersitze auf derselben Isofix-Basis befestigt werden können. Der Sitz ist somit von der Basis lösbar. In diesem Sitz kann das Kind bis zu einer Größe von 105 cm rückwärtsgerichtet fahren, aber es kann auch ab 88 cm vorwärtsgerichtet mitfahren.
Bei dem BeSafe iZi Twist ist der Sitz fest mit der Basis verbunden und lässt sich nicht abnehmen. Die Beinauflage und Sitzposition unterscheidet sich geringfügig von der des iZi Modular X1 i-Size und ist etwas schlechter konzipiert. Das Kind wird in diesem Sitz ausschließlich rückwärtsgerichtet transportiert.
Beide Sitze sind recht groß und benötigen somit recht viel Platz im Auto. Auch wird bei beiden Sitzen die Sicht des Kindes aus dem Fahrzeug beeinträchtigt.
Bei allen Prüfungen, ob Unfallsicherheit, Handhabung oder Ergonomie, werden alle möglichen Einbauarten geprüft. Diese werden mit dem kleinsten und dem größten Dummy, für diese Einstellung geprüft. Für die Bewertung ausschlaggebend ist stets das schlechteste Ergebnisse.
Hallo Stiftung Warentest-Team,
laut meinem Fachhändler handelt es sich (bis auf Unterschiede bei der Funktionalität und insbesondere der Basis) beim "BeSafe: iZi Modular X1 i-Size + iZi Modular i-Size Basisstation" und beim "BeSafe: iZi Twist" grundsätzlich um denselben Sitz. Bei den Kriterien "Komfort" und "Sitzposition" haben diese im Test aber unterschiedlich abgeschnitten. In diesem Zusammenhang habe ich folgende Fragen:
- Welche konkreten Unterschiede im Hinblick auf die o.g. Ergonomie-Kriterien haben zu einer unterschiedlichen Bewertung geführt?
- Bei Sitzen die sowohl rückwärts- und vorwärts-gerichtet genutzt werden können: Beziehen sich die Ergonomie-Tests (und die Sicherheits-Tests) auf beide Nutzungsmöglichkeiten oder immer auf eine (auf welche)?
Vielen Dank im Voraus.
@CuddleKat: Reboarder bzw. Sitze, in denen Kinder mit dem Rücken zur Fahrtrichtung sitzen, haben wir viele im Test.
Wenn Sie den Test gekauft haben, finden Sie links in einer Spalte diverse Filter, nach denen die Sitze sortiert werden können. Darunter auch (ziemlich weit unten) "Kind sitzt rückwärts". Der Filter ist jedoch auch schon vor der Bezahlschranke verfügbar.