
Crashtest. Jetzt neu mit Modellen mit sehr gutem Airbag-Kindersitz. © Stiftung Warentest
Die Stiftung Warentest bewertet Autokindersitze aktuell in vier Disziplinen: Unfallsicherheit, Handhabung, Ergonomie und Schadstoffe. Lesen Sie hier, wie wir testen.
Testergebnisse für 425 Autokindersitze
Prüfmethodik wird regelmäßig angepasst
Die Stiftung Warentest prüft regelmäßig Autokindersitze. Die Noten in den Disziplinen heißen Gruppenurteile. Aus den vier Gruppenurteilen ergibt sich die Gesamtnote, das test-Qualitätsurteil. Wenn erforderlich, passen wir die Prüfungen an den technischen Fortschritt oder neue Studienerkenntnisse an. Im Folgenden beschreiben wir das aktuelle, seit Oktober 2022 gültige Prüfprogramm. Links auf frühere Testprogramme finden Sie am Ende dieses Textes.
Hinweis: Für die Tests ab Oktober 2022 haben wir die Schadstoffanalyse angepasst. Die Analyse der Materialien, welche sich im Kontaktbereich des Kindes befinden, wird nun für PAK und Flammschutzmittel (Organophosphor-Verbindungen) in Einzelproben durchgeführt.
Herzstück des Tests: Die Crashtests
Ob ein Kindersitz bei einem Unfall gut schützt, kann man ihm nicht ansehen. Die Stiftung Warentest prüft die Sicherheit in aufwendigen Crashtests. Frontalaufprall und Seitenaufprall stehen auf dem Programm. Die Testbedingungen sind dabei für alle Kindersitze gleich. Bietet ein Kindersitz unterschiedliche Befestigungsarten, zum Beispiel Isofix oder Dreipunktgurt, vorwärts- oder rückwärtsgerichtet, mit oder ohne Basis, Rückenlehne mit Ruheposition, dann führen die Tester eine entsprechende Anzahl von Crashtests für alle Varianten durch. Das gilt auch für unterschiedlich große Dummys zum Beispiel bei mitwachsenden Kindersitzen.
Autokindersitze – die Prüfungen im Detail
Die Stiftung Warentest testet Autokindersitze gemeinsam mit dem ADAC, dem österreichischen ÖAMTC und dem TCS aus der Schweiz sowie Verbraucherorganisationen aus Belgien, China, Dänemark, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Hongkong, Irland, Italien, Niederlande, Österreich, Portugal, Schweden, Slowenien, Spanien, Thailand, Tschechien, Ungarn. Sind zwei Produkte weitgehend ähnlich, prüfen wir die abweichenden Eigenschaften separat.
Gewichtung
Die Stiftung Warentest berechnet das test-Qualitätsurteil aus den Gruppenurteilen Unfallsicherheit, Handhabung und Ergonomie. Jedes Gruppenurteil geht mit einem festen Anteil ins Qualitätsurteil ein. Ausnahme: Das Gruppenurteil für Schadstoffe geht nicht direkt ins Qualitätsurteil ein. Nur wenn die Tester Schadstoffe in kritischer Menge finden, werten sie das Qualitätsurteil ab. Die Gruppenurteile selbst entstehen aus einer Vielzahl von Einzelurteilen.
Die Gruppenurteile für Autokindersitze sind wie folgt gewichtet:
- Unfallsicherheit 50 %
- Handhabung 40 %
- Ergonomie 10 %
- Schadstoffe 0 %
Abwertungen
Abwertungen führen dazu, dass sich Produktmängel verstärkt auf das test-Qualitätsurteil auswirken. Sie sind in der Test-Tabelle mit einem Sternchen gekennzeichnet.
- Lautet die Note in einem der Prüfpunkte Unfallsicherheit, Handhabung oder Schadstoffe Mangelhaft, kann das test-Qualitätsurteil nicht besser als Mangelhaft sein.
- Ab der Note Befriedigend (2,6) im Prüfpunkt Unfallsicherheit oder Handhabung werten wir das test-Qualitätsurteil ab.
- Ab der Note Ausreichend (3,6) im Prüfpunkt Schadstoffe werten wir das test-Qualitätsurteil ab.
- Sind die Ergebnisse im Crashtest – Frontal- oder Seitenaufprall mangelhaft, kann die Note im Prüfpunkt Unfallsicherheit nicht besser als Mangelhaft sein.
- Ab der Note Befriedigend bei den Prüfpunkten Frontal- oder Seitenaufprall beziehungsweise Sicherheit der Sitzkonstruktion werten wir die Teilnote Unfallsicherheit ab.
- Ist der Schutz vor Fehlbedienung mangelhaft, kann die Handhabung nicht besser sein.
- Ab der Note Befriedigend im Prüfpunkt Schutz vor Fehlbedienung, Einbauen oder Anschnallen, werten wir die Note im Prüfpunkt Handhabung ab.
- Das Urteil für Schadstoffe kann nicht besser sein als das schlechteste Einzelurteil für einen der untersuchten Schadstoffe.
Sind die Urteile gleich oder nur geringfügig schlechter als diese Noten, ergeben sich nur geringe negative Auswirkungen. Je schlechter die Urteile ausfallen, desto stärker ist der jeweilige Abwertungseffekt.
Unfallsicherheit 50 %
Das Urteil berechnet die Stiftung Warentest aus den Crashtest-Ergebnissen aller Befestigungsarten. Lässt sich ein Sitz vorwärts- und rückwärtsgerichtet montieren, muss er beide Crashtests absolvieren. In das Qualitätsurteil geht jeweils die schlechteste Note aller Montagearten ein.
Die Prüfungen werden durchgeführt in Anlehnung an die Normen UN ECE R 44 und R 129.
Unter anderem haben wir die Vorverlagerung und Belastung des Kopfes bewertet, die Belastung der Brust und das Bauchverletzungsrisiko. Wir prüfen mit unterschiedlich großen Dummys.
Im Vergleich zu den Tests bis 2019 wurden die Dummys für die Gewichtsklasse I und II (9 bis 25 kg) bzw. bei i-Size-Sitzen für Kinder von circa 87 bis 105 cm mit neuen Sensoren (Bauch) ausgestattet.
Ebenfalls für die Gewichtsklasse I und II bzw. bei i-Size-Sitzen für Kinder von circa 87 bis 125 cm wurden die Dummys um einen Hüftschild erweitert. Hierdurch wird verhindert, dass der Gurt in den für Dummys typischen Spalt zwischen Bauch und Oberschenkel rutscht. Dem Dummy für die Gewichtsklasse III (22 bis 36 kg) bzw. bei i-Size-Sitzen für Kinder über 125 cm wurde ein weiterentwickeltes Schulterteil eingesetzt.
Aufprallversuche mit einem an den Testvorgaben des Automobil-Bewertungsprogramms Euro-NCAP orientierten Schlitten erfolgten mit einer VW-Polo-Rohkarosse.
Frontaufprall: Die Testkarosse mit dem Kindersitz wird beim Frontaufprall auf 64 km/h beschleunigt. Dann prallt sie auf das Hindernis. Hochgeschwindigkeitskameras halten jede Bewegung fest. Diese Videosequenzen werden genau ausgewertet, falls es zu schlechten Testergebnissen kommt. Die extreme Zeitlupe lässt keinen Moment während des Aufpralls aus.
Seitenaufprall: Der Kindersitz wird auf einer Testbank befestigt, die quer auf dem Prüfschlitten montiert ist. Aufprall des Sitzes bei etwa 25 Kilometern pro Stunde gegen eine feststehende Tür. Das entspricht im realen Verkehrsgeschehen einem Aufprall, bei dem ein Auto mit 50 Kilometern pro Stunde in die Seite eines stehenden Wagens fährt. Abweichend von ECE-R 129: Die Tür ist nur mit 20 Millimeter Styrodur verkleidet und der Aufprallwinkel beträgt 80 Grad statt 90 Grad.
Sicherheit der Sitzkonstruktion: Drei Experten beurteilten den Gurtverlauf und die Standfestigkeit des Kindersitzes auf dem Fahrzeugsitz.
Testergebnisse für 425 Autokindersitze
Handhabung 40 %
Das Urteil Handhabung beinhaltet folgende Einzelprüfungen:
Schutz vor Fehlbedienung: Drei Experten und vier Testpersonen prüfen die Sitze im Praxistest. Falsch montierte Systeme stellen den Unfallschutz infrage. Die Experten bewerten das konzeptionelle Fehlbedienungsrisiko – auch mit Blick darauf, dass die Kindersitze manchmal von Personen bedient werden, die mit dem System nicht vertraut sind.
Einbauen, Anschnallen, Sitzumbau und Größenanpassung: Beurteilung durch drei Experten. Für die Bewertung des Sitzeinbaus und Sitzausbaus kommen aktuelle Fahrzeugmodelle zum Einsatz.
Gebrauchsanleitung: Ein Experte beurteilt die Anleitung nach einer Checkliste.
Reinigung und Verarbeitung: Zwei Experten beurteilen das Abnehmen und die Waschbarkeit des Bezugs sowie die Verarbeitung des Sitzes.
Ergonomie 10 %
Drei Experten beurteilten mit Kindern und Dummys in Prüffahrzeugen den Platzbedarf im Fahrzeug, den Platz für das Kind, den Komfort für das Kind (Beinauflage, Polsterung und Sichtverhältnisse für das Kind) und die Sitzposition (Winkel der Sitzlehne und Platzangebot für die Beine). Die genutzten Testwagen: Ford Fiesta, VW T-Cross, Citroen Berlingo.
Schadstoffe 0 %
Materialien im Kontaktbereich des Kindes wurden auf folgende Schadstoffe getestet: PAK in Anlehnung an die Spezifikation AfPS GS2019:01 PAK des Ausschusses für Produktsicherheit. Phthalate (Weichmacher) und kurzkettige Chlorparaffine nach Extraktion mit GC-MS.
Test auf Formaldehyd in Anlehnung an EN 71–9. Test auf in EN 71–9 gelistete Flammschutzmittel (Organophosphor-Verbindungen) und auf Organozinn- und phenolische Verbindungen in Anlehnung an Ökotex-Standard 100. Die Schadstoffgehalte werden teilweise auf den Ergebnissen von Mischproben bewertet.
Preise
Der Produktfinder Autokindersitze zeigt Ladenpreise. Die Stiftung Warentest erhebt die Preise mittels Anbieterbefragung. Der Stand des Preises wird für jedes Produkt angezeigt.
Frühere Prüfprogramme
Die Prüfungen aus früheren Jahre weichen in einzelnen Punkten vom aktuellen Testverfahren ab. Die Testergebnisse lassen sich deswegen nicht 1:1 vergleichen.
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@hugo75: Den Cybex Solution T i-Fix haben wir nicht untersucht, sodass wir keine bewertenden Aussagen dazu machen können. Ebenso wenig können wir etwas zu einer Baugleichheit mit einem anderen Modell sagen.
Hallo. Gibt es zufällig auch schon eine Einschätzung zum neuen Cybex Solution T i-Fix? Oder ist dieser sogar baugleich zu einem anderen Modell?
@undnocheinnutzername: Wir haben uns mit Ihrer Nachfrage zum sicheren Transport von 3 Kindern intern ausführlich befasst.
Wie gesagt, den Seitenaufpralltest mit drei Passagieren auf den Rücksitzen, haben wir noch nicht untersucht.
Und auch bei Untersuchungen unserer europäischen Partner sitzen keine drei Kinderdummies nebeneinander, sondern nur zwei. Ein Dummy sitzt mit Sitzerhöhung ohne Rückenlehne an der einen und der andere mit einem Kindersitz mit Rückenlehne auf der anderen Türseite, die Mitte bleibt frei.
Die Seitenwangen der Sitzerhöhungen mit Rückenlehne sind jedoch sehr nachgiebig, deshalb ist die Verletzungsgefahr beim Aufprall des Kopfes an die Seitenwange eines danebensitzenden Kindes als nicht besonders hoch einzuschätzen. Die Wirkung eines solchen Aufpralls ist höchst wahrscheinlich sehr viel geringer als bei drei nebeneinandersitzenden Personen ohne Kindersitze mit Rückenlehnen, die dann mit den Köpfen aneinanderprallen.
Unser Tipp: Für den Fall von undnocheinnutzername wären Sitze - für die Kinder, die noch einen benötigen - mit Rückenlehne, aber ohne zusätzliche Seitenprotektoren zu empfehlen. Dies spart Platz und macht den möglichen Aufprall des Kopfes eines danebensitzenden Kindes weniger fest. Auch für diese Sitze gibt es in unserem Produktfinder eine größere Auswahl von Modellen mit einer guten Bewertung.
@undnocheinnutzername: Generell müssen die Autokindersitze stabil im Auto fixiert sein (entweder mit Sicherheitsguten oder mit Isofix-Basis). Informationen zu diesem Aspekt dazu finden Sie unter „So fährt Ihr Kind sicher mit“. Hier haben wir auch mögliche Fehler bei der Montage der Autokindersitze thematisiert.
Wenn die Autokindersitze korrekt montiert sind, dürften für die Fahrgäste – große und kleine – keine Sicherheitsprobleme beim Unfall bestehen, vorausgesetzt, dass sie natürlich angeschnallt sind und ggf. einen passenden Autokindersitz bzw. eine Sitzerhöhung haben.
Untersuchungen zu Szenarien mit falsch montierten Autokindersitzen bzw. zu möglichen Gefahren für Kinder, die neben Kindersitzen transportiert werden, haben wir bisher nicht explizit durchgeführt und können dazu noch keine Aussagen machen. Daher besten Dank für diese wichtige Anregung.
@Stiftung_Warentest: Vielen Dank für Ihre Antwort und sehr gut, dass Sie getestet haben, in welchen Automodellen viel Platz für den Autokindersitzeinbau bieten.
Leider beantwortet das meine Fragen nicht:
Was mache ich wenn ich mir kein neues Auto kaufen kann?
Beeinträchtigen Kindersitze die Sicherheit daneben sitzender (größerer) Kinder (ohne Kindersitz)?
Auch in 16 von 18 der von Ihnen getesteten Automodelle müssen in Familien mit 5 Personen 3 auf der Rückbank sitzen.