
Hohe Kosten. Manchmal können Menschen ihre private Krankenversicherung (PKV) nicht mehr bezahlen. Es gibt Wege, wie sie ihre medizinische Versorgung auch in solchen Fällen sichern können. © Adobe Stock / Alexander Raths
Reicht das Geld nicht für die PKV-Beiträge, heißt es schnell zu handeln. Standardtarif und Basistarif können Auswege sein, der Notlagentarif ist nur eine Zwischenlösung.
Ob im Rentenalter oder als Solo-Selbstständige – manchmal ist es kaum mehr möglich, die Beiträge der privaten Krankenversicherung weiter aufzubringen. Privatversicherte sollten dann rasch handeln, bevor sich Schulden auftürmen. Die sogenannten Sozialtarife können in einigen Fällen eine Lösung bieten. Wir erklären wann dann Standard- oder Basistarif passen können, wann jemand im „normalen“ Tarif bleiben kann und in welchen Fällen nur noch die Versicherung im Notlagentarif möglich ist. In Kurzbeschreibungen aller Sozialtarife erfahren Sie: Wer kann rein? Was kostet es? Für wen ist das gut? Wie kommt man wieder raus?
Unsere ausführlichen Tabellen über alle Leistungsbereiche vom Krankenhaus über Arzt- und Zahnarztbehandlung bis hin zu Medikamenten, Heil- und Hilfsmitteln zeigen, was Basis-, Standard- und Notlagentarif hier jeweils bieten. Sie stellen gegenüber, was in der privaten und der gesetzlichen Krankenversicherung üblich ist.
Private Krankenversicherer (PKV) bieten Sozialtarife
Unterschieden wird bei den Sozialtarifen in Standard-, Basis- und Notlagentarif. Im Jahr 2022 waren rund 172 000 Menschen in einem dieser Tarife versichert. Mit dem Standardtarif oder dem Basistarif können sich Kundinnen und Kunden einen vollständigen Versicherungsschutz auf dem Niveau der gesetzlichen Krankenversicherung erhalten. Der Notlagentarif ist allenfalls eine Zwischenlösung, um vorübergehende Engpässe zu überbrücken.
Standardtarif: Oft eine gute Lösung für ältere Versicherte
Vor allem Menschen im Rentenalter haben dieses Problem: Einkünfte und Erspartes reichen für die laufenden Kosten, doch die Beiträge der privaten Krankenversicherung werden zunehmend zur Belastung. Sie können gegensteuern, indem sie in einen günstigeren Tarif ihres Versicherers oder in den Standardtarif wechseln. Der Standardtarif für Rentner bietet Leistungen, die sich grob an denen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) orientieren. Die Beiträge sind für langjährig Versicherte oft besonders niedrig. Laut PKV-Verband zahlten Standardtarif-Versicherte im Jahr 2022 durchschnittlich 390 Euro im Monat.
Staatliche Hilfe ist möglich
Hilfebedürftigkeit. In finanziellen Notlagen gibt es auch Hilfe vom Amt. Wir geben Hinweise, wie privat Krankenversicherte vorgehen sollten, wenn sie Hilfe vom Jobcenter oder Sozialamt (zum Beispiel Bürgergeld oder Grundsicherung) benötigen. Unsere tabellarische Übersicht zeigt die Vor- und Nachteile von Basistarif, Standardtarif und dem Verbleiben im „normalen“ privaten Tarif für finanziell Hilfebedürftige.
Schritt-für-Schritt-Anleitung. Was tun, wenn‘s brennt? Unsere Kurzanleitung gibt Tipps, wie Betroffene Weg aus der Notlage finden und sich ihren Krankenversicherungsschutz erhalten können.
Notlagentarif: Hilft bei Beitragsschulden für kurze Zeit
Nur in Ausnahmefällen und für kurze Zeit ist der Notlagentarif die passende Lösung. Für diesen Sozialtarif kann sich niemand aktiv entscheiden. Die Versicherungsgesellschaften stufen Kundinnen und Kunden automatisch in den Notlagentarif um, wenn sie über mehrere Monate ihre Beiträge nicht zahlen konnten. Dort erhalten sie nur noch die Kosten für die nötigsten medizinischen Leistungen erstattet, zum Beispiel auch eine Behandlung im Krankenhaus in akuten, nicht aufschiebbaren Fällen. Aus medizinischer Sicht ist die Versicherung im Notlagentarif wegen des stark eingeschränkten Leistungsumfangs riskant. Aus finanzieller Sicht ist er dauerhaft ebenfalls nicht empfehlenswert. Denn im Notlagentarif entnehmen Versicherer Geld aus den angesparten Alterungsrückstellungen des normalen Tarife. Je länger jemand im Notlagentarif verbleibt, umso teurer wird es später im Normaltarif.
Basistarif: Sinnvoll mit Hilfe vom Jobcenter oder Sozialamt
Wer auf längere Sicht nicht genug Geld hat, um die Krankenversicherung zu bezahlen, sollte sich schnell ans Jobcenter oder den Sozialhilfeträger wenden, bevor Schulden entstehen. Für Hilfebedürftige im Sinne der Sozialgesetze ist der Basistarif oft die passende Lösung. Der bietet Leistungen, die fast exakt denen der GKV nachgebildet sind und die Versicherer müssen seinen Beitrag halbieren, solange finanzielle Hilfebedürftigkeit vorliegt oder droht.
Endet die Hilfebedürftigkeit, ist die optimale Lösung oft nicht der PKV-Basistarif. Rentner zahlen im Standardtarif meist deutlich weniger. Die monatlichen Kosten für den Basistarif liegen für die meisten beim Höchstbeitrag von 807,98 Euro im Monat (Wert für 2023).
Unser Rat
Gegensteuern. Handeln Sie frühzeitig, wenn es Ihnen schwerfällt, Ihre private Krankenversicherung auf Dauer zu finanzieren. Oft können Sie Ihre Beiträge senken, indem Sie in einen günstigeren Tarif Ihres Versicherer wechseln. In unserem Special „Tarif in der privaten Krankenversicherung wechseln“ lesen Sie, wie es geht. Sind Sie unter 55 Jahren, lohnt es zu prüfen, ob Sie in die ‧gesetzliche Krankenkasse zurück können.
Vorsicht beim Selbstbehalt. Lassen Sie sich nicht auf hohe Selbstbehalte von einigen Tausend Euro ein, um Beiträge zu sparen. Erkranken Sie ernsthaft, können hohe Kosten auf Sie zukommen und Sie können den Selbstbehalt dann nicht mehr rückgängig machen.
Standardtarif für Ältere. Sind Sie 55 Jahre oder älter und finden bei Ihrem Versicherer keine geeignete Wechselmöglichkeit, bietet der Standardtarif oft einen Ausweg. Er bringt in der Regel eine deutliche Beitragssenkung bei geringerem Leistungsumfang.
Basistarif. Ein Wechsel in den Basistarif entlastet Sie nicht genügend, wenn Sie den Höchstbeitrag von derzeit rund 808 Euro im Monat zahlen müssen. Der Basistarif ist sinnvoll, wenn Sie Sozialleistungen wie Bürgergeld oder Grundsicherung beziehen oder diese Hilfen wegen der Krankenversicherungsbeiträge voraussichtlich benötigen werden.
Geringere Leistungen akzeptieren
Wer aus einem PKV-Hochleistungstarif kommt, muss sich umstellen: Alle drei Sozialtarife bieten zum Beispiel keine Chefarztbehandlung im Krankenhaus sowie keine oder begrenzte Leistungen beim Zahnersatz. Eine Versorgungsgarantie gibt es nur bei Praxen mit Kassenzulassung. Die kassenärztlichen und -zahnärztlichen Vereinigungen müssen sicherstellen, dass Patientinnen und Patienten in den Sozialtarifen medizinisch versorgt werden. Wer keine Praxis findet, kann sich an diese Stellen wenden.
Ihre Erfahrungen sind uns wichtig
Die Beitragsersparnis in den Sozialtarifen ist allerdings nur ein Gesichtspunkt. Wichtig ist auch, wie es Standard-, Basis- oder Notlagentarif-Versicherten beim Arzt oder Zahnarzt ergeht und wie die Abrechnung mit dem Versicherer läuft. Bitte berichten Sie uns über Ihre Erfahrungen.
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@tanteherma: Die individuelle Beitragashöhe kann nur der Anbieter selbst ermitteln. Sie ist abhängig von der Vorversicherungszeit und dem Alter. Altersrückstellungen aus dem Altvertrag müssen voll angerechnet werden.
Wie errechnet sich diese?