Olivenöl im Test

So erkennen Sie ein gutes Olivenöl

Datum:
  • Text: Swantje Water­straat
  • Testleitung: Dr. Jochen Wettach
  • Produkt­auswahl: Sylvia Keske-Fouda
  • Leitung Faktencheck: Dr. Claudia Behrens
Olivenöl im Test - Preise runter, Qualität rauf

Verkosten. Dem Charakter von Olivenöl auf die Spur zu kommen, macht Spaß! © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser

Geruch und Geschmack sowie Preis und Etikett liefern Hinweise auf die Qualität. Hier lesen Sie, worauf zu achten ist und wie Sie Olivenöl verkosten.

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Was Etikett und Preis aussagen

Eins vorweg: Ob ein natives Olivenöl extra mit einem minderwertigen Öl oder mit Öl anderer Ölsorten verfälscht wurde, können nur Labore aufdecken. Auch kritische Schad­stoff­belastungen sind für Verbrauche­rinnen und Verbraucher nicht erkenn­bar. Doch wer Nase und Gaumen schult, kann geschmack­lich gute Öle von schlechten unterscheiden und Vorlieben entdecken.

  • Nützliches Etikett. Einige Angaben, etwa zur Güteklasse, sind verpflichtend. Kein Muss, aber interes­sant ist das Ernte­jahr der verarbeiteten Oliven. So haben frische Öle eine stärkere Bitter­keit und Schärfe. Ebenfalls freiwil­lig sind Details zur Ernte – zum Beispiel welche Olivensorten verwendet wurden, ob hand­gepflückt wurde oder das Öl gefiltert ist. All das kann die Qualität beein­flussen. Ungefilterte Öle etwa sind nur kurz halt­bar.
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© bmel

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  • Detaillierte Herkunfts­angaben. Auch EU-Herkunfts­siegel wie die geschützte Ursprungs­bezeichnung (g.U.) geben Hinweise zur Qualität: Für Öle mit diesem rot-gelben Siegel müssen die Oliven in einem bestimmten Gebiet angebaut, gepresst und das daraus gewonnene Öl ebenso dort abge­füllt sein.
    Bei dem blau-gelben Siegel der geschützten geografischen Angabe (g.g.A.) muss mindestens ein Produktions­schritt im definierten Gebiet erfolgen. Darüber hinaus gelten weitere Produktions- und Qualitäts­anforderungen. Unser Test zeigt: Bieten Händler verschiedene Öle als Eigenmarken an, sind die mit geschützter Herkunft tendenziell von besserer Qualität als jene ohne − aber auch teurer.
  • Teurer Top-Geschmack. Wer besondere Noten von frischem Olivenöl sucht, sollte etwas mehr Geld ausgeben. Das stellen wir in unseren Tests seit 2016 immer wieder fest. In den jüngsten Tests von 2024 und 2025 war jeweils nur ein Öl sensorisch sehr gut – beide Male das teuerste.

So verkosten Sie Olivenöl in drei Schritten

Aromatisch und ausdrucks­stark? Auch bitter und scharf? Oder etwa ranzig? Dem Geruch und Geschmack von Olivenöl auf die Spur zu kommen, macht Spaß!

Laden Sie doch Freunde ein und lassen jeden ein Öl mitbringen. Vergleichen Sie am besten verschiedene Öle – zum Beispiel solche aus nur einem Land mit preis­werten Mischungen.

1. Abdecken und erwärmen

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© Stiftung Warentest

Profis verkosten Olivenöl aus farbigen Gläsern, damit die Farbe des Öls sie nicht in ihrem Urteil beein­flusst – die Farbe sagt nichts über die Qualität des Öls aus. Für den Test zu Hause tun es auch Grappa- oder Weingläser. Vier Esslöffel Öl in einem sich nach oben verengendem Glas mit Deckel in der warmen Hand schwenken. Flüchtige Aroma­komponenten sammeln sich oben im Glas.

2. Riechen

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© Stiftung Warentest

Deckel ab, Glas zur Nase führen, den Geruch tief einziehen und versuchen, die Aromen zu charakterisieren. Wie intensiv riecht es und wonach? Bei der Geruchs­probe geht es um die Fruchtig­keit. Je nach Olivensorte und Ernte­zeit duftet Olivenöl grün-fruchtig oder süßlich-reif. Ein gutes Olivenöl sollte möglichst intensiv und harmo­nisch riechen.

3. Schme­cken

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© Stiftung Warentest

Öl in den Mund nehmen, Luft einziehen, alles „kauen“ und schlu­cken. Erst dann ist die Schärfe spür­bar. Ganz wichtig: Bitter­keit und Schärfe sind bei Olivenöl keine Fehler, sondern Zeichen von Frische. Sie lassen mit der Lager­zeit nach. Die begleitenden Geschmacks­nuancen sind vielfältig in Art und Intensität, sie reichen von Arti­schocke oder grünem Apfel bis zu roten Beeren oder reifer Banane. Ein gutes Öl sollte ausgewogen sein, bittere oder scharfe Eindrücke sollten fruchtige Noten nicht über­lagern. Neutralisieren Sie beim Verkosten zwischen zwei Ölen Ihren Gaumen mit Wasser, Brot oder Apfel­schnitzen.

So verkosten die Profis Olivenöl

Fruchtig, bitter, scharf und frei von Fehlern in Geruch und Geschmack – nur so darf Olivenöl der höchsten Güteklasse nativ extra in den Handel. Das schreibt die EU-Olivenöl-Verordnung vor. Ob ein Öl dem entspricht, lässt sich nur mit einer speziellen sensorischen Prüfung fest­stellen.

  • Nur mit Ausbildung. Kein Gerät, keine chemische Analyse erledigt die Prüfung so exakt wie eine feine menschliche Nase. Wer Olivenöl nach EU-Vorgaben kontrolliert, braucht eine Extra-Ausbildung, viel Training und muss zu einem staatlich anerkannten Olivenöl-Panel gehören.
  • Regeln beim Verkosten. Mindestens acht Leute müssen für eine EU-Prüfung in einem Panel zusammen­arbeiten – das gilt auch für die sensorische Prüfung unseres Tests. Sie verkosten das auf 28 Grad Celsius – plus/minus zwei Grad – erwärmte Öl. Geprüft wird in einem blauen Glas, damit die Testenden durch die Farbe des Öls weder positiv noch negativ beein­flusst werden. Eine intensive Farbe zum Beispiel ist nicht gleich­zusetzen mit einem intensiven Geschmack.
  • Fest­gelegte Begriffe. Die Panel-Mitglieder beur­teilen die Öle mit fest­gelegten Begriffen. Fehler sind etwa: ranzig, lakig, wurm­stichig. Positive Attribute sind: fruchtig, bitter, scharf. Zusätzliche Beschreibungen wie „nach roten Beeren“ oder „nach grüner Mandel“ ergänzen das Bild.

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525 Kommentare Diskutieren Sie mit

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 26.05.2025 um 08:29 Uhr
    Heftartikel als PDF

    @R_m1: Den Printartikel des aktuellen Olivenöltests wie auch ältere Tests finden Sie unter der Rubrik "Inhalt" Nr. 8: Download: Heftartikel als PDF. Klicken Sie darauf und scrollen Sie die Seite anschließend etwas nach unten, dann sehen Sie die PDFs, die Sie herunterladen können.

  • R_m1 am 24.05.2025 um 10:33 Uhr
    Außerdem bitte eine PDF-Tabelle mit Zahlen-Noten!

    Wenn ich Ihren Bewertungstabelle als PDF (ohne Artikel und nur für die Auswahl - ich möchte bitte alle) herunterlade, dann sind dort die genauen Noten in Zahlen nicht enthalten.
    Ich möchte für mich eine vernünftigen Schnittmenge zwischen geringsten Schadstoffen, bester chemischer Qualität, bestem Geschmack als Bio-Produkt mit eindeutiger Herkunft aus einer Sorte Oliven, die gut sein muss, zu einem günstigen Preis.
    Ihr Test hilft mir dabei wenig, ist also für meinen Bedarf tatsächlich leider ungeeignet.
    Kann ich bitte trotzdem die Tabelle mit exakten Noten haben?

  • R_m1 am 24.05.2025 um 10:15 Uhr
    Kein PDF des gesamten Artikels obwohl so beworben?

    Ich habe für den Test bezahlt und möchte den gesamten Artikel gerne als PDF. Diesen kann ich jedoch nach Freischaltung nicht finden. Entweder ich kann den Artikel lesen, oder eine Selektion der getesteten Öle anzeigen etc. o. ä.
    Das möchte ich jedoch alles nicht. Ich möchte bitte den tatsächlichen Artikel vollständig als PDF wie beworben. Wie komme ich dort hin, sodass ich mir das PDF herunterladen kann?

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 17.03.2025 um 16:17 Uhr
    Qualität beim Kauf direkt vom Erzeuger

    @Olaf68: Sie können sich beispielsweise im Internet ein Labor suchen, das Olivenöle untersuchen kann bzw. dafür akkreditiert ist. Privatanalysen sind allerdings in der Regel sehr teuer und stehen in keinem Verhältnis zum Preis des zu untersuchenden Produkts.

  • Olaf68 am 16.03.2025 um 14:57 Uhr
    Qualität beim Kauf direkt vom Erzeuger

    Wir kaufen unser Olivenöl oft direkt vom Erzeuger aus Kreta. Laut ihrem Bericht ist der "deutsche Olivenmarkt der strengste der Weil". Daraus schließe ich, dass die Qualität direkt vom Erzeuger schlechter sein kann als die Öle vom gleichen Erzeuger im deutschen Supermarkt. Das gibt mir zu denken. Wie kann ich die Qualität direkt vom Erzeuger überprüfen?