So haben wir getestet
Im Test: 28 Olivenöle mit deklarierter Güteklasse „nativ extra“– 16 Öle kommen jeweils aus nur einem Land, 12 sind laut Etikett Mischungen aus verschiedenen Ländern. Neun Öle tragen ein Biosiegel. Wir wählten häufig verkaufte Produkte aus sowie einige aus dem Feinkosthandel, zwei davon hatte die Zeitschrift „Der Feinschmecker“ prämiert. Wir kauften die Öle im Juli und August 2019, ein Produkt nachträglich im Dezember 2019. Die Preise ermittelten wir durch Befragen der Anbieter im November und Dezember 2019.
Sensorische Qualität: 65 %
Eine spezialisierte Verkostergruppe führte für uns die sensorische Prüfung durch: ein Panel, das beim Internationalen Olivenölrat akkreditiert ist. Es prüfte nach der Olivenölverordnung (Verordnung (EWG) Nr. 2568/91 über die Merkmale von Olivenölen und Oliventresterölen sowie die Verfahren zu ihrer Bestimmung). Sie schreibt unter anderem blaue Verkostungsgläser vor, die Anonymisierung der Proben, Anzahl und Schulung der Verkoster, Prüfbogen und Auswertung der Ergebnisse. Zusätzlich charakterisierte die Prüfergruppe den Gesamteindruck: Welche positiven Ausprägungen hat das Öl, wie nachhaltig sind sie, wie ausgewogen sind alle Eindrücke im Zusammenspiel? Sensorisch auffällige oder fehlerhafte Öle ließen wir von zwei weiteren akkreditierten Panels testen. Ein Öl, das nach den Beschreibungen mindestens zweier Panels fehlerhaft war, bewerteten wir mit mangelhaft.
Chemische Qualität: 10 %
Die Olivenölverordnung legt für viele chemische Parameter Grenzwerte fest. Sie dienen der Identitäts- und Qualitätskontrolle und helfen, minderwertige und verfälschte Öle zu entlarven. So bestimmten wir entsprechend der Olivenölverordnung den Gehalt an freien Fettsäuren und berechneten daraus die Säurezahl. Wir bestimmten die Peroxidzahl, die UV-Absorption bei 232 und bei 270 nm, den Wachsgehalt, die Fettsäuremethylester und -ethylester sowie die Sterine. Gemäß den Verfahren der Deutschen Gesellschaft für Fettwissenschaft (DGF) prüften wir die Fettsäurezusammensetzung gemäß Methode C-VI 10a/11d, das Triglyceridspektrum nach Methode C-VI 14 (08), die Steradiene nach Methode C-VI 8b (99), Isomere Diglyceride mittels Methode C-VI 16 (18), polymerisierte Triglyceride mit Methode C III-3d (02), Pyropheophytine gemäß Methode C-VI 15 (18) und die Anisidinzahl gemäß Methode C-VI 6e (05) (12). Die Totox-Zahl berechneten wir, um die Frische des Öls einzuschätzen.
Schadstoffe: 10 %
Wir untersuchten die Olivenöle gemäß Methoden der Amtlichen Sammlung von Untersuchungsverfahren (ASU) nach § 64 Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB): auf Pestizide mittels Methode L 00.00–34, B(E)TX (Benzol, Ethylbenzol, Toluol, m-, p- und o-Xylol) und Styrol gemäß Methode L 00.00–24, niedrig siedende Halogenkohlenwasserstoffe (LCKW) nach Methode L 13.04–01 und Restlösemittel gemäß Methode L 13.00–14. Wir prüften auf polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) per LC-LC-GC-MS/MS und auf Weichmacher per LC-MS/MS. Wir bestimmten Eisen und Kupfer in Anlehnung an Methode DIN EN 15763:2010. Auf Arsen, Blei, Kadmium und Nickel prüften wir nach Methode DIN EN 15763:2010 und auf Mineralölkohlenwasserstoffe in Anlehnung an Methode DIN EN 16995:2017.
Verpackung: 5 %
Wir prüften, ob die Flaschen einen Schutz vor Licht bieten, Recyclinghinweise und Materialkennzeichnungen tragen und ob sie eine Originalitätssicherung haben. Drei Prüfpersonen testeten, ob sich die Produkte problemlos öffnen lassen, gut und sauber zu dosieren sind und ob sich die Behältnisse wieder dicht verschließen lassen.
Diskrepanz zwischen Herkunftsangabe und Laboranalyse: 0 %
Die 16 Öle mit einer Länder-Herkunftsangabe prüften wir mit zwei Methoden: der Kernresonanzspektroskopie (NMR) und der Nahinfrarotspektroskopie (NIR). Dabei werden die aufgenommenen Spektren jeweils mit Proben aus den Datenbanken verglichen, für die insbesondere authentische Olivenöle untersucht und charakterisiert wurden. Kein Öl war auffällig. Die Herkunft von Ölmischungen aus mehreren Ländern ist im Labor nicht überprüfbar.
Deklaration: 10 %
Drei Experten begutachteten auf Basis lebensmittelrechtlicher Vorschriften – insbesondere der Vorgaben in der Olivenölverordnung –, ob die deklarierten Angaben vollständig und richtig sind. Dabei bewerteten wir Lagerungshinweise, Nährwertkennzeichnung, Verwendungsempfehlungen sowie Werbeaussagen. Wir prüften zudem Schriftgröße, Lesbarkeit und Übersichtlichkeit der Angaben.
Abwertungen
Abwertungen bewirken, dass sich Produktmängel verstärkt auf das test-Qualitätsurteil auswirken. Sie sind in der Tabelle mit einem *) gekennzeichnet. Folgende Abwertungen setzten wir ein: Bei sensorischen Fehlern bewerteten wir die sensorische Qualität und das test-Qualitätsurteil mit mangelhaft. Lautete das Schadstoffurteil ausreichend, konnte das Gesamturteil nur eine halbe Note besser sein. War die Schadstoff-Note mangelhaft, konnte das test-Qualitätsurteil nicht besser sein. Bei ausreichender chemischer Qualität oder Deklaration werteten wir das Qualitätsurteil um eine halbe Note ab.
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