In der Grippewelle des Jahres 2025 werden Influenza-Viren in allen Altersgruppen häufig nachgewiesen, besonders oft aber bei Schulkindern. Sollten sie geimpft werden? Die Stiko empfiehlt die Grippe-Impfung lediglich Kindern ab einem Alter von sechs Monaten, die infolge einer Grunderkrankung besonders gefährdet sind. Gesunden Kindern und Jugendlichen empfiehlt die Stiko die Grippe-Impfung nicht. Begründung: Bei ihnen verläuft eine Influenza-Erkrankung in der Regel ohne schwerwiegende Komplikationen.
Kinderärzte wünschen Impfempfehlung für alle Kinder
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) argumentiert dagegen, dass Kinder eine Schlüsselrolle bei der Verbreitung der Influenza haben, insbesondere in den Kindertagesstätten und Schulen. Während der Corona-Pandemie konnten Kinder und Jugendliche geimpft werden, wenn Familien dies wollten. Die gesetzlichen Krankenversicherungen übernahmen die Kosten, auch wenn keine chronische Grunderkrankung vorlag. „Mindestens eine Rückkehr zu dieser Empfehlung, wenn nicht eine Änderung der Empfehlung würden wir uns wünschen“, sagt Dr. Tanja Brunnert, Bundespressesprecherin des BVKJ, gegenüber Stiftung Warentest.
Die Impfung der Kinder würde laut BVKJ auch Säuglinge unter 6 Monaten schützen, die noch nicht selbst geimpft werden können und besonders gefährdet seien. Außerdem ließen sich die Fallzahlen in der Allgemeinbevölkerung durch Unterbrechung der Infektionsketten verringern. Insgesamt sei die Impfquote für die Influenza-Impfung deutschlandweit zu niedrig.
Nasenspray-Impfung für Kinder ab zwei Jahren möglich
Speziell für Kinder ab zwei Jahre und Jugendliche bis einschließlich 17 Jahre ist die Grippeimpfung mit einem Nasenspray zugelassen. Es enthält abgeschwächte, lebende Virenstämme, die ähnlich wie bei den Spritzimpfstoffen auf die aktuelle Saison angepasst sind.
Das Spray soll laut Stiko vorrangig verwendet werden, wenn Gründe gegen die Impfung per Piks sprechen – etwa wenn Kinder eine Gerinnungsstörung oder Angst vor Spritzen haben. Für Erwachsene ist das Nasenspray in Deutschland nicht zugelassen.
Impfstoff-Zusammensetzung jährlich neu festgelegt
Grippeviren sind enorm wandlungsfähig. Daher prüft die Weltgesundheitsorganisation WHO jedes Jahr, welche Stämme vermutlich in der nächsten Saison zirkulieren, und gibt entsprechende Empfehlungen für die Herstellung der Impfstoffe, die dann in verschiedenen Varianten zur Verfügung stehen. Bei den meisten handelt es sich um sogenannte Tot- oder Spaltimpfstoffe mit Bestandteilen von Influenza-Viren, die gespritzt werden.
Hochdosierte Impfstoffe für Menschen ab 60 Jahre
Menschen ab 60 Jahre sollen laut Stiko-Empfehlung möglichst einen hochdosierten Grippeimpfstoff wie das Präparat Efluelda bekommen. Es enthält dieselben Viren-Bestandteile wie andere Grippe-Impfstoffe zum Spritzen – aber deutlich höher dosiert. Das soll das Immunsystem, das üblicherweise mit zunehmendem Lebensalter nachlässt, stärker anregen.
Studien bescheinigen den Hochdosis-Impfstoffen eine geringfügig bessere Schutzwirkung. Sind sie nicht anwendbar oder verfügbar, ist auch eine Impfung mit einem niedriger dosierten Impfstoff sinnvoll.
Leichte Nebenwirkungen möglich
In der Regel sind Grippeimpfstoffe gut verträglich. Gelegentlich treten Allgemeinsymptome wie bei einer Erkältung auf, etwa Fieber, Müdigkeit oder Gliederschmerzen, die meist innerhalb von ein bis zwei Tagen abklingen. Bei Grippe-Impfstoffen zum Spritzen kann es zudem vorübergehend zu leichten Schmerzen, Rötungen und Schwellungen an der Injektionsstelle kommen – eine typische Reaktion bei Impfungen.
Kommentarliste
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Es gibt schlicht keine doppelblinden, randomisierten Studien gegen Placebo, die eine Reduktion der Sterblichkeit zeigen. Man wird durch wiederholte Impfung lediglich toleranter gegenüber dem Virus. So funktioniert die Desensibilisierung bei Allergien auch. Ein hoher Vitamin D-Spiegel bringt sehr viel mehr.
@JFL: Die Aussage Ihres Kinderarztes deckt sich nicht mit den Aussagen der Ständigen Impf-Kommission des RKI: Sie hält sowohl die Spritze als auch das Nasenspray gegen Grippe für gleichwertig und gibt keiner Variante den Vorzug (siehe hier, Frage "Was ist bei dem Influenza-Lebendimpfstoff (LAIV, Nasenspray) zu beachten?" https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/Influenza/faq_ges.html
In den vergangenen Wochen haben sich mehrere Vertreter der Kinder- und Jugendarzt-Verbände FÜR die diesjährige Grippeimpfung bei Kindern ausgesprochen, weil diese zu den Hauptüberträgern des Virus zählen, ihn in Gemeinschaftseinrichtungen schnell weitergeben und lange ansteckend sein können. Für die Verordnung des Nasensprays muss der Arzt allerdings Gründe sehen wie etwa eine Spritzenphobie, Gerinnungsstörungen oder dass das Kind gesundheitlich stärker gefährdet ist. Auch ein Anruf bei der Krankenkasse zwecks Kostenübernahme kann Klärung bringen, da das Nasenspray teurer ist als die klassische Spritze. Kurzum: Es bedarf diese Saison besonders engagierter Eltern, um gute individuelle Lösungen zu finden. (nm/cr)
Hallo,
ich wollte die Impfung mit Nasenspray nutzen, aber der Kinderarzt sagt, diese wirke nicht. Nach seiner Aussage habe sich sogar der Fachverband der Kinder- und Jugendärzte dagegen ausgesprochen. Nach Auskunft der Apotheke darf die Impfung mit Nasenspray nur "unter besonderen Bedingungen" verordnet werden.
Daher wundere ich mich, wie Stiftung Warentest zu der Empfehlung kommt, auch die Impfung mit Nasenspray zu empfehlen.
Viele Grüße
@surfcut:Bereits seit 2012 veröffentlicht die Stiftung Warentest regelmäßig Einschätzungen zu Impfungen, die durch einen Expertenkreis entwickelt werden. Nähere Informationen zu den Experten und der genutzten Methodik finden Sie unter dem Link "so sind wir vorgegangen". Dort können Sie auch ein kostenfreies PDF mit einer ausführlichen Methodenbeschreibung herunterladen.
Mit dem Start unserer Impfveröffentlichungen haben wir von Anbeginn eine andere Impfstrategie bezüglich der Grippeimpfung vorgeschlagen – nämlich alle Kinder und Jugendlichen statt der gesunden über 60-Jährigen standardmäßig zu impfen, die aufgrund ihrer guten Immunantwort nicht nur selbst geschützt würden, sondern wesentlich zum Schutz von Ungeimpften und Risikogruppen beitragen könnten. Solange jedoch diese vorgeschlagene Impfstrategie nicht ihren Niederschlag in der Realität findet, raten wir natürlich nicht grundsätzlich von der Impfung ab – sondern empfehlen auch den über 60-Jährigen, für die die Ständige Impfkommission generell eine Standardimpfung empfiehlt, die Inanspruchnahme einer Grippeimpfung mit ihrem Arzt zu besprechen und individuell abzuwägen (siehe unsere Tabelle oben). Darüber hinaus befürworten wir grundsätzlich auch innerbetriebliche Impfprogramme, wenn eine hohe Durchimpfung erreicht werden kann (siehe ebenso Tabelle). Wo viele Menschen zusammenkommen, verbreiten sich Viren leicht.
Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und angesichts der Tatsache, dass nicht für alle Menschen in Deutschland eine Grippeimpfung zur Verfügung stehen wird, rät unser Expertenkreis aktuell insbesondere gefährdeten Personengruppen zu einer Impfung. (ka/bp)
...ist mir, warum die Stiftung Warentest hier generell von einer Impfung älterer gesunder zugunsten der Impfung von Kindern abrät entgegen der Impfempfehlung der STIKO und des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn, der kürzlich noch dazu aufrief, möglichst viele sollten sich impfen lassen, am besten alle. Wer hat denn nun Experten? Die Stiftung Warentest etwa? Und wer sind diese Experten? Ärzte oder Journalisten? Alles SEHR schleierhaft und der Verbraucher bleibt ratlos zurück!