
Lebenslanger Schutz. Manche Impfungen sind auch im Erwachsenenalter sinnvoll. © Adobe Stock / thodonal
Impfen ist für viele Erwachsene kein Thema – sollte es aber sein. Welchen Impfschutz die Stiftung Warentest empfiehlt und welche Impflücken Sie schließen sollten.
Manche vermeintliche Kinderkrankheit schlägt auch im Alter zu
Letzte Tetanusimpfung vor 30 Jahren? Impfpass verloren oder nie einen gehabt? Kommt öfter vor, als man denkt. Viele Erwachsenen haben längst nicht alle Impfungen, die von der zuständigen Ständigen Impfkommission (Stiko) offiziell empfohlen und von der Krankenkasse bezahlt werden – und das betrifft nicht nur die Corona-Impfung. Viele wissen schlichtweg nicht, dass manche Impfungen auch jenseits der Kindheit nützen – weil die zugehörigen Krankheiten in jedem Alter zuschlagen können.
Impfungen für Erwachsene – das bietet unser Testbericht
Unabhängige Bewertungen. Die Impfexperten der Stiftung Warentest fassen ihre Einschätzungen zu zehn wichtigen Impfungen zusammen und sagen, welche für Erwachsene sinnvoll sind.
Fakten zu Impfungen und Krankheiten. Unsere Tabellen und Artikel geben einen Überblick über Grippe, Gürtelrose & Co und nennen die wichtigsten Fakten zur Impfung. Wir sagen, wie die Krankheiten übertragen werden, welche gesundheitlichen Folgen sie haben können und wer besonders gefährdet ist. Außerdem klären wir über die Wirkungsweise der jeweiligen Impfungen und Impfstoffe auf, nennen mögliche Nebenwirkungen und Komplikationen und sagen, wie lange die Impfwirkung anhält.
Welche Impfungen für Erwachsene sinnvoll sind
Seit 2012 beurteilt ein Expertenkreis im Auftrag der Stiftung Warentest Impfungen (So sind wir vorgegangen). Wichtig für Erwachsene sind demnach regelmäßige Impfungen gegen Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten. Manchen Erwachsenen nützt außerdem die Impfung gegen Kinderlähmung (Polio), Masern, Mumps und Röteln – wenn sie keinen vollständigen Schutz aus der Kindheit haben. Bei der Impfung gegen Grippe, Pneumokokken und Keuchhusten sind die Einschätzungen der Stiftung Warentest differenziert und weichen teilweise von den offiziellen Empfehlungen ab.
Tabellen, Artikel, Impfkalender
Details zu allen genannten Impfungen haben wir einzeln in Tabellen und Artikeln aufbereitet. Einen schnellen Überblick bietet unser Impfkalender. Hintergrundwissen steht in unserem Special Impfungen – Risiko oder Rettung? Der Fakten-Check.
Wichtig: Unsere Einschätzungen sind als grundsätzliche Hilfe zu betrachten. Die individuelle Entscheidung hängt vom Gesundheitszustand ab und ist mit dem Arzt zu treffen.
Impfpass mitnehmen
Wer seinen Impfschutz überprüfen oder komplettieren lassen möchten, kann den Hausarzt beim nächsten Routinetermin fragen. Neben Allgemeinmedizinern eignen sich beispielsweise auch Internisten oder Reisemediziner als Ansprechpartner. Egal zu welchem Arzt Sie gehen – nehmen Sie möglichst Ihren Impfpass mit. Das Dokument zeigt, ob überhaupt Impfungen nötig sind, und wenn ja, welche. Oft ist dann beispielsweise nur eine Auffrischungsimpfung nötig, etwa gegen Tetanus und Diphtherie. Eine Grundimmunisierung erfordert oft mehrere Termine. Auch bei fehlendem Impfpass ist eine Impfberatung durch den Arzt sinnvoll.
Sich selber schützen – und andere
Bei vielen Impfungen gilt: Hohe Impfquoten kommen auch Menschen zugute, die selber nicht geimpft werden können. Ein prominentes Beispiel ist Keuchhusten. Er tritt seit einigen Jahren vermehrt bei Erwachsenen auf, denn frühere Erkrankungen und Impfungen schützen nicht dauerhaft. Die Infektion kann zu wochenlangen quälenden Hustenattacken führen. Bei jungen Säuglingen drohen schwere Komplikationen bis hin zu lebensbedrohlichen Atemstillständen. Geimpft werden dürfen die Kleinen erst mit zwei Monaten. Vorher kann jeder sie anstecken – auch Eltern oder Großeltern.
Tipp: Unsere Impf-Einschätzungen für Kinder stellen wir in einem eigenen Testbericht vor. Infos zur Impfung gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die Kindern und Erwachsenen in FSME-Risikogebieten empfohlen wird, finden Sie in unserem Zecken-Special.
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@rischer: Bei einer Impfung werden abgeschwächte oder abgetötete Erreger beziehungsweise Bruchstücke davon in den Organismus eingeschleust, meistens per Spritze. Das Ziel: Ohne eine gefährliche Krankheit auszulösen, aktivieren sie als sogenannte Antigene das körpereigene Immunsystem, etwa zur Bildung von Antikörpern. Das soll fortan die echten Erreger abwehren und so vor der entsprechenden Infektionskrankheit schützen.
Wie funktioniert der Wirkmechanismus bei einer Impfung mit abgeschwächtem Bakterielngift(z.B. Tetanus)?
Das habe ich als Laie noch nicht verstanden.
P.S ich bitte um eine seriöse Antwort, bzw. Link durch die Stiftung Warentest, oder kompetenten Wissenschaftler. Selbsternannte Gurus mit blühender Phantasie müssen draußen bleiben!
@Stiftung_Warentest: Vielen Dank für die detailliertere Einordnung! Allerdings bleibt der Widerspruch für mich bestehend. Aus meiner Sicht wäre die logische Schlussfolgerung, dass sich z.B. jeder im Rahmen einer Tetanusauffrischung auch wieder gegen Keuchhusten impfen lässt. Oder ist das Risiko möglicher Nebenwirkungen/Komplikationen zu groß?
@marvingorden: Für die Impfung gegen Keuchhusten gibt es keinen Einzelimpfstoff, sondern die Impfung wird Erwachsenen einmalig - in der Regel mit der nächsten Impfung gegen Tetanus und Diphtherie - als Kombinationsimpfung verabreicht. Für eine Reihe von Impfungen, dazu zählt auch die Keuchhusten-Impfung, ist noch nicht sicher, ob eine Auffrischungsimpfung sinnvoll ist - ggf. könnte der Impfschutz von 5-10 Jahren auch länger dauern. Neben dem individuellen Schutz des einzelnen Erwachsenen ist außerdem wichtig, dass durch die Impfung von Erwachsenen auch Neugeborene geschützt werden, die selbst noch nicht geimpft werden können - und die sich durch infizierte Erwachsene anstecken können, bei denen die Erkrankung auch einen unspezifischen Verlauf nehmen kann. Für Neugeborene kann die Erkrankung jedoch mit einem hohen Komplikations- und Sterberisiko verbunden sein. Deshalb hat die Ständige Impfkommission in diesem Jahr die zusätzliche Empfehlung ausgesprochen, dass sich Schwangere gegen Keuchhusten zu Beginn des dritten Schwangerschaftsdrittels impfen lassen. Auch für Personal im Gesundheitsdienst (z. B. Hebammen, Ärzte) sowie in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Altenheimen wird die Impfung gegen Keuchhusten empfohlen. Enge Kontaktpersonen eines Säuglings (z. B. Großeltern, Freunde, Babysitter, Tagesmütter) sollten spätestens vier Wochen vor der Geburt eine Auffrischimpfung erhalten, notfalls geht das auch noch später. Davon ausgenommen sind nur Erwachsene, die in den letzten zehn Jahren bereits gegen Keuchhusten geimpft wurden. (ka/bp)
Sie empfehlen die einmalige Impfung gegen Keuchhusten, aber laut Ihrer Tabelle hält die Impfung nur für 5-10 Jahre. Aus meiner Sicht ist das ein Widerspruch. Warum empfehlen Sie die Impfung nur einmalig?