
Frostschutz. Damit Slush-Eis nicht komplett gefriert, enthält es oft Glycerin. Das kann für Kinder gefährlich werden. © Getty Images
Je wärmer, desto größer der Appetit auf Slush-Eis. Die quietschbunten Eisgetränke enthalten aber oft Glycerin. Bei Kindern kann das Übelkeit und Kopfschmerzen auslösen.
Schon relativ kleine Portionen Slush-Eis können bei Kindern Übelkeit, Durchfall oder Kopfschmerzen verursachen – in Extremfällen sogar Bewusstlosigkeit oder Krämpfe. Eine britische Studie berichtet von 21 Fällen aus den vergangenen sieben Jahren, bei denen Kinder in Großbritannien und Irland kurz nach dem Verzehr eines solchen Wassereises notfallmedizinisch betreut werden mussten. Die Kinder waren zwischen zwei und sechs Jahre alt. Alle erholten sich schnell wieder. Die Symptome der Kinder werden auf das in vielen Slushies enthaltene Glycerin zurückgeführt.
Glycerin verhindert komplettes Gefrieren
Slush-Eise sind halbgefrorene Getränke aus Sirup und Wasser. Die Slush-Eis-Maschinen, in denen beständig ein Rührarm das Getränk in Bewegung hält, stehen in vielen Kiosken, Schnellrestaurants, Kinos und Freizeitparks. Verkauft werden die Eisgetränke meist in Größen ab 0,33 Liter.
Glycerin ist in der EU als Lebensmittelzusatzstoff E 422 für diese Getränken erlaubt − ohne Höchstmengenbegrenzung. Laut der britischen Studie enthalten vor allem zuckerfreie Slushies Glycerin. Es hat etwa 60 Prozent der Süßkraft von Haushaltszucker. Außerdem verhindert Glycerin, dass das Getränk vollkommen gefriert. So erinnert seine Konsistenz eher an Schneematsch, auf Englisch „slush“ genannt.
Behörde in Deutschland untersuchte 62 Getränke
In Deutschland sind bisher zwar keine Notfälle dieser Art gemeldet, aber das zuständige Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) äußert in einer aktuellen Analyse ebenfalls gesundheitliche Bedenken. Das BfR hat den Glyceringehalt von 62 Slush-Eis-Proben ausgewertet und stellt fest: Beim Getränk mit dem höchsten Glyceringehalt würde ein fünfjähriges Kind schon beim Verzehr von 35 Millilitern eine kritische Menge des Stoffes zu sich nehmen.
Nur kleine Portionen sind unbedenklich
Von den untersuchten Proben enthielt rund die Hälfte mehr als 25 Gramm Glycerin je Liter und zehn Proben mehr als 50 Gramm. Der Spitzenwert lag bei 142 Gramm Glycerin je Liter Getränk.
Laut BfR bestehen gesundheitliche Bedenken, wenn Menschen 250 oder mehr Milligramm Glycerin je Kilogramm Körpergewicht zu sich nehmen. Vor allem Kinder erreichen diese Schwelle mit glycerinhaltigen Getränken schnell. Von Slushies, die 50 Gramm Glycerin je Liter enthalten, dürften 30 Kilogramm schwere Kinder – soviel wiegen viele Achtjährige – maximal 150 Milliliter trinken. Für ein 20 Kilogramm schweres, etwa fünfjähriges Kind wären höchstens 100 Milliliter vertretbar. Die Becher, in denen Slushies verkauft werden, sind oft größer.
Briten fordern Warnhinweise
Konkrete Empfehlungen für die Anbieter von Slush-Eis leitet das BfR aus seinen Befunden nicht ab. Andere gehen da weiter. Die britischen Lebensmittelbehörden FSA und FSS haben schon 2023 eine Richtlinie erlassen, nach der glycerinhaltige Slushies mit einem Warnhinweis versehen werden sollen.
Außerdem sollen Anbieter in Lokalen sicherstellen, dass Kinder bis zehn Jahre nur ein solches Getränk pro Tag zu sich nehmen – also zum Beispiel kein kostenloses Nachfüllen anbieten. In Irland gelten ähnliche Empfehlungen. Für Kinder bis vier Jahre seien die Eisgetränke ungeeignet. Die Autoren der Fallstudie empfehlen gar eine Altersgrenze von acht Jahren.
Lieber gutes Fruchteis kaufen
Doch was tun, wenn der Nachwuchs das bunte Eisgetränk vehement einfordert? Unser Test von Frucht- und Wassereis zeigt, dass die besten Produkte nur fruchteigenes Aroma und vergleichsweise wenig Zucker enthalten. Sie können eine erfrischende Alternative zu den Eisgetränken sein.
Eine etwas gröbere, aber ganz ähnliche Konsistenz wie Slush-Eis bietet eine traditionelle sizilianische Granita. Sie lässt sich ganz einfach selbst herstellen: 200 Milliliter frisch gepressten Zitronensaft, 60 Gramm Zucker und 240 Milliliter Wasser sowie nach Belieben etwas Zitronenabrieb solange mischen, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Den Mix drei bis vier Stunden ins Tiefkühlfach stellen und alle 30 Minuten mit einer Gabel durchrühren, bis eine dickflüssige, mit Eiskristallen durchsetzte Masse entstanden ist.
Das Rezept stammt aus dem Stiftung-Warentest-Buch „Eis! Gelato! Sorbet! Alles selbst gemacht!“. Es lässt sich je nach Geschmack leicht mit anderen Fruchtsäften oder pürierten Früchten abwandeln. Und auch aus Limonade oder Cola lässt sich mit der Methode ein Slush-ähnliches Eisgetränk zubereiten.
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