
Plötzlich Halsweh, bohrende Kopfschmerzen, eine Schürfwunde am Knie? Da ist eine Hausapotheke Gold wert. Sie hilft Ihnen, sich bei leichten Erkrankungen und Verletzungen schnell zu versorgen – auch nachts, am Wochenende und fernab der nächsten Arztpraxis oder Apotheke. Doch was gehört in das Notfall-Schränkchen? Die Arzneimittelexperten der Stiftung Warentest helfen mit einer Checkliste und nennen die günstigsten geeigneten Medikamente.
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Was in die Hausapotheke gehört
Eine Hausapotheke umfasst normalerweise verschiedene Verbands- und Hilfsmittel sowie rezeptfreie Medikamente, die erfahrungsgemäß oft nützlich sind – etwa gegen Schmerzen und Fieber, zur Behandlung von Durchfall oder zur Wunddesinfektion. Sie bilden gewissermaßen die Grundausstattung. Bei weiteren Mitteln ist die persönliche Krankheitsanfälligkeit zu beachten – ob man beispielsweise oft Allergien, Sodbrennen oder Verstopfung hat.
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Besondere Personengruppen: Kinder, Schwangere, Ältere
Wer eine Hausapotheke zusammenstellt, kann nach Bedarf weitere rezeptfreie Medikamente einbeziehen – und sollte an die ganze Familie denken. Kinder brauchen oft andere oder niedriger dosierte Medikamente als Erwachsene (Medikamentöse Behandlung von Kindern). Dabei sind je nach Alter nochmals Unterschiede möglich, etwa zwischen Babys, Kleinkindern und Schulkindern. Auch für Schwangere, Stillende und Senioren gelten teilweise Besonderheiten. Kunden sollten daher in der Apotheke darauf hinweisen, wenn sie rezeptfreie Mittel für eine dieser Personengruppen benötigen.
Hausapotheke nicht in Bad oder Küche aufbewahren
Viele Deutsche haben ihre Hausapotheke im Badezimmer. Doch genau das ist keine gute Wahl, ebenso wenig die Küche. An beiden Plätzen herrscht häufig ein feucht-warmes Klima, was die Arzneiqualität enorm mindern kann. Besser eignen sich etwa das Schlafzimmer, der Flur oder eine Abstellkammer, also recht kühle, dunkle, trockene Räume. Wenn für die Aufbewahrung Besonderheiten gelten, steht das auf der Packung.
Wichtig: Heben Sie Medikamente immer in der Originalverpackung auf – inklusive Beipackzettel. So sind im Akutfall alle wichtigen Angaben verfügbar. Der Schrank oder die Box mit der Hausapotheke sollten abschließbar sein – vor allem, wenn im Haushalt auch Kinder wohnen oder zu Besuch kommen.
Medikamente nie in die Spüle oder Toilette werfen
Wer eine Hausapotheke hat, sollte sie regelmäßig kontrollieren. Ist noch alles Wichtige drin? Hat sich der Bedarf in der Familie geändert? Sind Verfallsdaten abgelaufen?
Wichtig: Tabletten, Tropfen und sonstige Medikamente dürfen nie über die Spüle oder Toilette beseitigt werden! Sie können Gewässer schwer belasten. Teils ist die Entsorgung über den Restmüll möglich, teils gelten kommunal abweichende Regeln. Manche Apotheken nehmen auf freiwilliger Basis Altarzneien an. Mehr Infos zur umweltgerechten Entsorgung finden Sie in unserer Medikamentendatenbank.
Warnzeichen nicht aussitzen
Und noch etwas Wichtiges zum Schluss: Die Hausapotheke ist vor allem zum kurzzeitigen Einsatz für eher leichte Beschwerden gedacht. Länger dauernde und schwere Symptome erfordern einen Arztbesuch. In Extremsituationen – wie stark blutenden Wunden, ernsten Verbrennungen, Kreislaufzusammenbruch, Anzeichen auf Herzinfarkt oder Schlaganfall – sollten Sie nicht zögern und sofort den Notruf 112 wählen.
Tipp: Es empfiehlt sich, noch weitere Telefonnummern parat zu haben – von Ihrem Hausarzt, vom ärztlichen Bereitschaftsdienst (116 117) und vom Giftnotruf in Ihrem Bundesland.
Tipps für die Reiseapotheke
In den Urlaub braucht niemand seinen gesamten Arzneischrank mitzunehmen. Doch einige Mittel können auf Reisen sehr hilfreich sein. Was genau, hängt abermals von individuellen Bedingungen ab: von bekannten Vorerkrankungen und Krankheitsanfälligkeiten sowie vom Ziel und den geplanten Aktivitäten. Gegebenenfalls nicht vergessen: Sonnenschutz- und Insektenschutzmittel! Für so ziemlich jede Reise zu empfehlen sind außerdem Medikamente gegen Schmerzen und Fieber, Durchfall oder zur Wunddesinfektion – und etwas Verbandsmaterial wie Pflaster, Schere, Pinzette.
Diese Arzneien sind als Grundausstattung sinnvoll
Diese rezeptfreien Medikamente sind erfahrungsgemäß oft nützlich und daher für die Hausapotheke empfehlenswert.
Arzneimittel gegen Schmerzen und Fieber
Die Wirkstoffe Ibuprofen, Paracetamol oder Acetylsalicylsäure (ASS) lindern leichte bis mäßige Schmerzen und senken Fieber. Um Nebenwirkungen zu vermeiden, sind die Dosierempfehlungen laut Beipackzettel unbedingt einzuhalten.
Ibuprofen und Paracetamol sind bereits für Kinder unter 12 Jahren geeignet – altersgerecht dosiert. Es gibt spezielle Kinder-Präparate, darunter Säfte und Zäpfchen.
Mittel zur Wunddesinfektion und -heilung
Desinfektionsmittel töten Bakterien, Pilze und Viren, die Entzündungen verursachen können. Meist reicht es, verletzte Haut einmalig zu desinfizieren. Die Wirkstoffe Povidon-Jod und Octenidin/Phenoxyethanol brennen nicht so stark – gut etwa für Kinder. Aber bei Babys unter sechs Monaten kein Povidon-Jod ohne Arzt anwenden.
Wunden heilen oft von allein. Teils lässt sich der Prozess unterstützen, etwa durch Cremes und Salben mit Dexpanthenol oder Zinkoxid, die auf wunde Haut, oberflächliche Schürfwunden oder um die Wunde aufgetragen werden.
Medikamente gegen Schnupfen
Sprays oder Tropfen mit abschwellenden Stoffen wie Xylometazolin oder Oxymetazolin machen die Nase frei. Präparate ohne Konservierungsmittel sind besonders gut verträglich. Aber dennoch: Nicht länger als 5 bis 7 Tage anwenden, sonst gewöhnt sich die Nasenschleimhaut daran und schwillt beim Absetzen wieder an.
Kinder unter sechs Jahren brauchen dem Alter entsprechend niedriger dosierte Präparate.
Medikamente gegen Hustenreiz
Der Wirkstoff Dextromethorphan ist geeignet, um trockenen Reizhusten zu dämpfen – etwa um nachts besser zu schlafen. Ohne Arzt nur wenige Tage nehmen. Manche niedrig dosierten Präparate können bereits Schulkinder bekommen.
Sobald Husten schleimig wird, ist es sinnvoll, das Abhusten zu unterstützen, beispielsweise durch Tee oder Inhalieren. Viel genutzt werden auch Hustenlöser, etwa mit Ambroxol, Acetylcystein, Efeu oder Thymian in Erwachsenen- und Kinderdosis. Ihre Wirksamkeit sollte noch besser belegt werden. Daher bewerten unsere Experten sie nur als mit Einschränkung geeignet.
Medikamente gegen Halsschmerzen
Wer Halsschmerzen hat, braucht viel Speichel. Er befeuchtet die Rachenschleimhaut, das erleichtert das Schlucken. Zudem enthält er Abwehrstoffe gegen Erkältungserreger. Anregen lässt sich der Speichelfluss beispielsweise durch Hals- oder Hustenbonbons oder durch Pastillen mit Emser Salz. Ganz egal, welches Mittel zum Lutschen gewählt wird – es sollte zuckerfrei sein. Manche Halsschmerztabletten enthalten betäubende, schmerzstillende oder desinfizierende Stoffe, etwa Mittel mit Lidocain oder Ambroxol. Diese bewerten wir als mit Einschränkung geeignet. Die Wirksamkeit sollte besser belegt werden.
Mittel gegen Durchfall
Elektrolytmischungen werden in Wasser aufgelöst und ersetzen Stoffe, die bei Durchfall verloren gehen. Das ist wichtig, sonst können Patienten austrocknen. Vor allem Kinder und Senioren sind gefährdet. Bei zusätzlichem Erbrechen am besten löffelweise, aber oft schlucken.
Denkbar ist möglicherweise auch noch ein Mittel mit Loperamid. Der Wirkstoff stellt den Darm ruhig und kann bei schwerem, krampfartigen Durchfall helfen. Ohne Arzt maximal zwei Tage nehmen und bei Kindern unter 12 Jahre nur nach ärztlicher Absprache.
Je nach Bedarf ebenfalls empfehlenswert
Der eine hats mit dem Magen, die andere kann nachts schlecht einschlafen. Je nach persönlicher „Leidensbiografie“ kann es sinnvoll sein, die Hausapotheke mit weiteren rezeptfreien Medikamenten gegen häufige Erkrankungen zu bestücken – beispielsweise:
Medikamente gegen Übelkeit
Gegen Übelkeit und Erbrechen sowie Reisekrankheit hilft Diphenhydramin. Bei akutem Erbrechen sind Zäpfchen vorteilhaft. Kinder brauchen niedriger dosierte Mittel – zudem Dosierhinweise genau beachten! Bei unter Dreijährigen am besten vorher zum Arzt gehen.
Arzneimittel gegen Verstopfung
Viele verschiedene rezeptfreie Abführmittel sind geeignet. Die Wirkstoffe Bisacodyl und Natriumpicosulfat beispielsweise reizen die Darmwand. Lactulose und Macrogol helfen, weil sie vermehrt Wasser im Darm binden. Weitere geeignete Mittel enthalten Flohsamen, Glyzerin, Magnesiumsulfat, mineralische Mischungen oder Sennes.
Auf Dauer können Abführmittel den Darm noch träger machen. Daher ohne Arzt höchstens zwei Wochen nehmen. Kinder am besten ohne ärztlichen Rat gar nicht mit Medikamenten behandeln – auch nicht mit altersgerechten.
Mittel gegen Sodbrennen
Sogenannte Antazida wie Hydrotalcit und Magaldrat lindern Sodbrennen, indem sie übermäßige Magensäure binden. Säureblocker wie Omeprazol und Pantoprazol unterdrücken die Produktion. Sie wirken später, aber dafür länger als Antazida. Grundsätzlich gilt: Arzneimittel gegen Sodbrennen ohne Arzt nicht länger als zwei Wochen nehmen und sie Kindern besser gar nicht auf eigene Faust geben.
Medikamente gegen Schlafprobleme
Die Wirkstoffe Diphenhydramin und Doxylamin können kurzfristig gegen Schlafstörungen helfen. Sie sollten nur wenige Tage, maximal zwei Wochen zum Einsatz kommen – weil auf Dauer die Wirkung oft nachlässt und um Nebenwirkungen wie Schwindel und Verwirrtheit zu vermeiden.
Arzneimittel gegen Allergien
Wer allergisch auf Reize reagiert – beispielsweise mit Heuschnupfen auf bestimmte Pollen –, kann vorsorglich zu Hause Medikamente bereithalten. Akut wirksam sind etwa Tabletten mit Antihistaminika wie Loratadin oder Cetirizin. Diese Stoffe blockieren Bindungsstellen für den Botenstoff Histamin, der bei Allergien eine Schlüsselrolle spielt.
Teils sind die Tabletten bereits bei Kindern einsetzbar: Beipackzettel beachten. Es gibt noch viele weitere geeignete Präparate, darunter Augentropfen und Nasenspray gegen Heuschnupfen.
Mittel gegen Juckreiz
Der Wirkstoff Hydrocortison zählt zu den Glucocorticoiden, die entzündliche Reaktionen dämpfen. Der Haut hilft das etwa bei Ekzemen und Juckreiz. Manche Cremes sind rezeptfrei erhältlich. Ohne Arzt höchstens zwei Wochen und nicht großflächig nutzen. Bei Kindern unter sechs Jahren immer den Arzt fragen.
Bei Sonnenbrand oder Insektenstichen reicht oft Kühlen. Und sehr hilfreich: Sonnen- und Mückenschutzmittel vorbeugend nutzen. Das erspart der Haut manche Strapaze.
Verbands- und Hilfsmittel
Neben rezeptfreien Medikamenten sind in der Hausapotheke auch Verbands- und Hilfsmittel sinnvoll:
- Wundpflaster
- Mullbinden und -kompressen
- Verbandsklammern und Sicherheitsnadeln
- Rollenpflaster
- Dreiecktuch
- Einmalhandschuhe
- Kalt/Warm-Kompresse (oft im Gefrierfach zu lagern)
- Pinzette
- Schere
- Zeckenzange, -karte oder Ähnliches
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