
Flugzeuge im Kopf. Fünf bis zehn Prozent aller Menschen reagieren auf Gleichgewichtsstörungen beim Reisen sehr sensibel. © Getty Images
Kurvige Straßen und turbulente Flüge können die Urlaubsreise verleiden. Die Stiftung Warentest nennt Mittel, mit denen sich Schwindel und Brechreiz vorbeugen lässt.
Diese Mittel helfen gegen Reiseübelkeit
Vom mulmigen Gefühl bis zum Erbrechen
Meist passiert es auf See oder während eines unruhigen Fluges, oft auch im Auto oder Zug, im Karussell oder in der Schiffsschaukel: Zuerst ist da ein flaues Gefühl im Magen, dann setzt Schwindel ein, der Kopf wird müde und schwer. Übelkeit kommt hinzu – manchmal bis zum Erbrechen. Erst wenn wieder fester Boden spürbar ist, lässt der Spuk nach.
Gleichgewichtssinn ist gestört
Was passiert bei der Reise- oder Seekrankheit im Organismus? Wenn unsere Augen das, was passiert, nicht mehr kontrollieren und zum Beispiel am Horizont keinen Halt finden können, gerät der Gleichgewichtssinn aus dem Lot. Die Signale aus dem Gleichgewichtsorgan im Innenohr stimulieren schließlich das Brechzentrum im Hirnstamm. Mediziner nennen dieses vorübergehende Unwohlsein Kinetose.
18 Mittel gegen Reisekrankheit im Test
Kein Grund zu verzweifeln: Wer seine Reise gut plant, kann vorbeugen. Medikamente können zudem der Übelkeit entgegenwirken. Die Arzneimittelexperten der Stiftung Warentest haben 18 Mittel für Reisekranke bewertet, darunter Tabletten, Zäpfchen, Kapseln, Sirup und Reisekaugummi für Erwachsene und Kinder.
Mittel gegen Reiseübelkeit im Test: Sie haben die Wahl
Das bietet unser Test
Unsere Test-Tabelle listet rezeptfreie Mittel gegen Reisekrankheit mit verschiedenen Wirkstoffen auf. Sie erfahren, welche Mittel geeignet sind und mit welchen Nebenwirkungen Sie rechnen müssen. Nach dem Freischalten erhalten Sie den Heftartikel aus test 06/21 zum Download.
Diese Mittel helfen gegen Reiseübelkeit
Zwei Wirkstoffe eignen sich zur Vorbeugung
Für Erwachsene und Jugendliche beurteilen die Experten zwei Wirkstoffe als geeignet: Diphenhydramin und Scopolamin. Sie können Übelkeit und Erbrechen unterbinden.
Häufige Nebenwirkung: Müdigkeit
Diphenhydramin stammt aus der Gruppe der Antihistaminika, die üblicherweise bei Allergien zum Einsatz kommen. Es genügt, eine halbe Stunde vor Reiseantritt 50 Milligramm einzunehmen: Das entspricht einer Tablette Emesan. Wie nahezu alle Mittel im Test macht auch Emesan müde. Betroffene sollten nach der Einnahme also nicht selbst Auto fahren oder ein Boot lenken.
Kombi-Wirkstoff bei Reisekrankheit ohne Extranutzen
Diphenhydramin steht auch gepaart mit 8-Chlortheophyllin zur Wahl und heißt dann Dimenhydrinat. In der Praxis bringt die Kombination der beiden Wirkstoffe aber keinen Vorteil gegenüber Diphenhydramin allein. Aus Sicht unserer Experten sind Mittel mit Dimenhydrinat nur mit Einschränkung geeignet.
Für Kinder sind alle Mittel nur eingeschränkt geeignet
Kindern im Alter von zwei bis zwölf Jahren wird häufig übel auf Reisen. Eltern sollten ihnen Medikamente nur dann geben, wenn andere Maßnahmen nichts bewirken. Grund: Keiner der verfügbaren Wirkstoffe und Mittel ist für jüngere Kinder uneingeschränkt geeignet. Kinder reagieren empfindlicher auf die Mittel. Auch sie können davon müde werden – und das für längere Zeit. Bei manchen bewirken sie auch das Gegenteil: etwa Unruhe und Erregung, Nebenwirkungen wie Verstopfung oder trockener Mund.
1 000 Arzneimittel für Kinder bewertet
Auch bei anderen Krankheiten und Beschwerden stellt sich die Frage: Welche Medikamente eignen sich für ein Kind? Unser Buch Medikamente für Kinder gibt dazu umfassend Auskunft. Es beinhaltet wissenschaftlich geprüfte Bewertungen von 1 000 Arzneimitteln, etwa gegen Erkältung, Blasenentzündung und ADHS.
Diese Mittel helfen gegen Reiseübelkeit
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Für eine Reise durch die Alpen habe ich Ingwerkapseln in einer Tagesdosis von 1000 mg ausprobiert: Bereits fünf Tage vor der Fahrt habe ich morgens und abends je eine Kapsel mit 500 mg eingenommen, während der Fahrt dann selbstverständlich auch. Ich habe deutlich gespürt, dass Fahrbewegungen, die mir sonst Übelkeit verschaffen, dieses Mal ohne entsprechende Empfindungen blieben, was ich nur auf die Wirkung des Ingwers zurückführen kann. Ich war ebenso überrascht wie begeistert! Ob diese Wirkung auch bei Schiffsreisen ausreichen würde, kann ich nicht sagen – das müsste ich erst noch ausprobieren.
Vielen Dank für die Antwort! Das wäre dann doch mal eine Anregung für einen zukünftigen Test. :-) Allein die Möglichkeit, Medikamenteneinnahme zu vermeiden, wäre ja schon ein Anreiz.
Einen Anreiz könnten - falls das Prinzip funktioniert - wohl auch andere Hersteller noch gebrauchen. Es lässt sich tatsächlich ein Modell ergoogeln, von immer demselben Hersteller, aber das wirkt so, als ob es kaum eine einzige Urlaubsreise überleben würde.
@Anna_C: Diese Reisebrille, die Übelkeit beim Auto- oder Bootfahren verhindern soll, haben wir bisher nicht geprüft, so dass wir hier keine untersuchungsgestützte Empfehlung geben können. Im Netz findet man Videos wie etwa vom Wissenschaftsmagazin Galileo, das die Brille ebenfalls an einer Probandin untersucht hat und Besserung verspricht. Ob die Brille tatsächlich jedermann von der Reiseübelkeit befreit, bleibt jedoch offen. (bp)
Vor längerer Zeit gab es in irgendeinem norddeutschen Regional-Fernsehsender einmal eine Sendung über eine Brille gegen Seekrankheit. In den Gläsern war eine Wasserwaage eingebaut, auf der ein schwarzer Balken schwamm – sozusagen ein eingebauter Horizont, der den Gleichgewichtssinn wieder in Einklang brachte mit dem "gesehenen" Horizont.
In der Sendung berichteten die Mitreisenden, denen diese Brille auf der schaukelnden Helgolandfahrt zum Testen angeboten wurde, dass das bei ihnen gut funktioniert hätte.
Von dieser Brille habe ich nachher nie wieder etwas gehört und auch nie eine im Handel gesehen. Schade. Das hätte mich interessiert, ob dieses Prinzip tatsächlich funktioniert und eine echte Alternative zu Medikamenten darstellt.