
Charakteristischer Hautausschlag. Affenpocken manifestieren sich durch Pusteln. © Adobe Stock / Ирина Старикова
Die Viruserkrankung breitet sich weiter stark aus: Die WHO hat die höchste Alarmstufe für viele Länder ausgerufen. Wir informieren über Verlauf, Impfung und Vorbeugung.
Die WHO hat den Affenpocken-Ausbruch als „gesundheitliche Notlage mit internationaler Tragweite“ eingestuft. Was bedeutet das?
Damit hat die WHO am 23. Juli 2022 die höchste Warnstufe ausgerufen und stuft die Ausbreitung dieses Virus als eine globale Bedrohung ein, für die eine internationale Koordination erforderlich ist. Die Affenpocken haben sich seit Mai 2022 stark ausgebreitet und wurden inzwischen in über 70 Ländern nachgewiesen – über 80 Prozent der bestätigten Fälle traten in Europa auf.
Damit verbunden sind Empfehlungen für Staaten, wie das Geschehen eingedämmt und kontrolliert werden könnte. Dazu gehören etwa die Isolation und Behandlung von Erkrankten, die Nachverfolgung von Kontaktpersonen, die Impfung von Menschen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko. In Deutschland regelt diese Aspekte das Robert-Koch-Institut.
Wer sollte sich gegen Affenpocken impfen lassen?
Die Ständige Impfkommission hat am 9. Juni 2022 für gefährdete Gruppen eine Impfempfehlung veröffentlicht. Sie gilt derzeit unter Vorbehalt und muss noch ein vorgeschriebenes Stellungnahmeverfahren mit Bundesländern und Fachkreisen durchlaufen.
Für folgende Menschen ab 18 Jahren kann eine Impfung mit dem in der EU zugelassenen Pockenimpfstoff danach sinnvoll sein:
Bei Kontakt zu Infizierten. Alle, die über nicht-intakte Haut, Schleimhäute oder Berührungen des Gesichts in engem körperlichen Kontakt mit einer erkrankten Person standen, sollten sich vorbeugend impfen lassen. Als enger körperlicher Kontakt gilt Sex, aber auch der Umgang in einem gemeinsamen Haushalt. Die vorbeugende Impfung kommt zudem für medizinisches Fachpersonal in Frage, das bei Kontakt mit einem Erkrankten nicht ausreichend geschützt war oder für Labormitarbeitende, die versehentlich ungeschützten Kontakt zu Laborproben mit aktivem Affenpockenmaterial hatten.
Männer, die gleichgeschlechtliche sexuelle Kontakte mit wechselnden Partner haben. In Deutschland sind nach Behördenaussagen bislang Affenpocken-Erkrankungen in erster Linie in dieser Gruppe aufgetreten.
Personal in Speziallaboratorien. Menschen, die von Berufs wegen im Labor mit infektiösen Laborproben hantieren, sollten nach einer Risikobewertung durch zuständige Sicherheitsbeauftragte an eine Impfung denken.
Wie läuft die Impfung ab?
Nach Kontakt mit einem Menschen, der an Affenpocken erkrankt ist, sollte die Impfung so früh wie möglich in einem Zeitraum von 14 Tagen erfolgen. Die Grundimmunisierung erfolgt normalerweise mit zwei Impfstoffdosen, die mit einem Abstand von mindestens 28 Tagen gegeben werden. Wer früher bereits gegen Pocken geimpft wurde, kommt mit einer Impfdosis aus.
Laut Robert-Koch-Institut haben Menschen, die gegen Pocken geimpft wurden, wahrscheinlich einen gewissen Schutz vor einer Affenpocken-Infektion. In der Bundesrepublik Deutschland wurde die Pflicht zur Erstimpfung 1976 aufgehoben, in der DDR im Jahr 1982. Das bedeutet, dass die Mehrheit der Bevölkerung unter 50 Jahren nicht mehr gegen Pocken geimpft wurde. Bei Personen, die in der Vergangenheit schon gegen Pocken geimpft wurden, reicht laut RKI aktuell eine einmalige Impfung mit dem zugelassenen Impfstoff mit dem Namen Imvanex oder Jynneos aus.
Was gilt in Zeiten knapper Impfstoffe?
Der Impfstoff, der gegen Affenpocken eingesetzt wird, ist derzeit knapp. Für die rund 130 000 Menschen in Deutschland, für die eine Impfung in Frage käme, standen Mitte Juli laut RKI nur etwa 40 000 Impfstoff-Dosen zur Verfügung. Sie sollen nun bestmöglich verteilt werden.
Die Stiko rät dringend, alle verfügbaren Dosen zunächst nur für die erste Impfung einzusetzen und mit der zweiten Impfung abzuwarten, bis genug Impfstoff verfügbar sei. Hintergrund: Studien hätten gezeigt, dass bereits nach der ersten Impfung ein Basisschutz gegenüber Affenpocken bestehe. Er halte etwa zwei Jahre an. Die zweite Impfdosis diene dazu, den Impfschutz zu verlängern.
Zurzeit ist in Deutschland nur der Impfstoff mit dem Namen Jynneos verfügbar, der in den USA zugelassen ist. Er ist identisch mit dem Impfstoff Imvanex, der in der EU zugelassen ist.
Ist eine Impfung nach durchgemachter Infektion notwendig?
Für alle, die aktuell eine Affenpocken-Infektion durchgemacht haben, ist laut RKI bis auf weiteres keine Impfung notwendig. Der Immunschutz, der durch die Erkrankung eingetreten sei, bestehe mehrere Jahre.
Woran erkenne ich die Affenpocken?
Erste Symptome sind oft Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen und geschwollene Lymphknoten, Frösteln oder Abgeschlagenheit, teilt das Robert-Koch-Institut (RKI) mit. Einige Infizierte zeigten zunächst aber keine Symptome. Ein paar Tage später entwickele sich ein charakteristischer und teils sehr schmerzhafter Hautausschlag, bei dem die Pusteln am Ende verkrusten und abfallen.
Der Ausschlag konzentriere sich in der Regel auf Gesicht, Handflächen und Fußsohlen. Auch auf dem Mund, den Augen, den Genitalien und Ausscheidungsstellen könnten Haut- und Schleimhautveränderungen vorkommen.
Wie schwer verläuft die Erkrankung?
Im Gegensatz zu den echten Pocken, die seit 1980 als ausgerottet gelten, verlaufen Affenpocken beim Menschen laut RKI in der Regel deutlich milder. Die meisten Menschen erholten sich innerhalb von zwei bis vier Wochen. Die Krankheit verschwinde oft ohne Behandlung von selbst wieder.
Allerdings können auch schwere Verläufe auftreten mit Komplikationen wie Hirnentzündung, bakterieller Hautinfektionen, Bindehaut-, Hornhaut- und Lungenentzündung. Bei einigen Betroffenen könnten Narben und bleibende Hornhautschäden bis hin zum Sehverlust zurückbleiben. Auch Todesfälle sind aus Afrika bekannt.
Wie werden Affenpocken übertragen?
Über Tiere. Menschen können sich vor allem durch den Umgang mit erkrankten Tieren und ihrem Fleisch infizieren, wenn es nicht ausreichend durcherhitzt ist. Ansteckungen von Mensch zu Mensch galten bislang als selten, die Übertragbarkeit des Virus als moderat.
Von Mensch zu Mensch. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist laut Robert-Koch-Institut nur bei engem Körperkontakt mit Infizierten möglich. Das Virus gelange häufig über kleinste Hautverletzungen in den Körper – sowie über Schleimhäute, etwa in Auge, Mund, Nase, Genitalien, Anus. Zu Infektionen können es auch im Rahmen sexueller Aktivitäten kommen. Darüber hinaus sind Übertragungen von Schwangeren auf das Ungeborene seien beschrieben oder von Eltern auf Kinder während und nach der Geburt. Es sei derzeit noch nicht ganz sicher, ob Affenpocken über Sperma oder Vaginalsekrete übertragen werden könnten – erscheint laut RKI aber möglich.
Über Gegenstände. Das Virus kann auch über Gegenstände übertragen werden, wenn eine infizierte Person damit Kontakt hatte – also etwa über Kleidung, Bettwäsche, Essgeschirr, Sex-Spielzeug. Das RKI weist darauf hin, dass das Virus über Tage und sogar Monate auf Oberflächen und Stoffen überleben könne.

Unter dem Mikroskop: Affenpockenviren (links) und Viruspartikel (rechts). © picture alliance/dpa/Russell Regner/CDC/AP
Wie lässt sich das Risiko einer Übertragung durch Sex verringern?
Wenn Sie wechselnde Sex-Partnerinnen und -partner haben, können Sie deren Zahl senken – rät die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Auch Kondome verringerten das Infektionsrisiko, weil sie den direkten Schleimhautkontakt im Anus und in der Vagina verhindern. Kondome schützten allerdings nicht, wenn Hautveränderungen an anderen Stellen des Körpers berührt würden.
Wer an Affenpocken erkrankt sei, sollte auf jeglichen Sex verzichten – egal, ob oral, anal oder vaginal. Genesene sollten nach Abheilen aller Ausschläge und Abfallen des Schorfs acht Wochen lang beim Sex ein Kondom nutzen, weil das Virus noch eine Weile in der Samenflüssigkeit vorhanden sein könnte.
Wer gehört zur Risikogruppe für schwere Verläufe?
Laut RKI könnten besonders Neugeborene, Kinder, Schwangere, alte Menschen und Immungeschwächte schwer an den Affenpocken erkranken. Auch Gesundheitspersonal sei bei Kontakt mit Erkrankten einem erhöhten Risiko ausgesetzt.
Ab wann und wie lange ist das Virus ansteckend?
Von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit können zwischen 5 und 21 Tage verstreichen. Die aktuellen Daten weisen laut RKI darauf hin, dass auch eine kürzere Inkubationszeit von nur 2 bis 4 Tagen möglich ist. Zur Ansteckung weiterer Personen kann es nach Angaben des RKI kommen, wenn die ersten unspezifischen Symptome wie Fieber und Kopfschmerzen auftreten und der typische Ausschlag noch nicht sichtbar ist. Besonders hohe Viruskonzentrationen befänden sich später in den pockenartigen Hautveränderungen.
Menschen mit Affenpocken sind ansteckend, solange sie Symptome haben – in der Regel zwei bis vier Wochen.
Sollten sich Erkrankte isolieren?
Ja. Für mindestens 21 Tage und mindestens bis zum Abfallen der Krusten – die häusliche Isolierung ist generell empfohlen, teilweise ordnen Behörde sie an. Auch unmittelbaren Kontaktpersonen wird empfohlen, sich 21 Tage zu Hause zu isolieren. Erkrankte sollten den Kontakt zu Haustieren meiden, da auch diese sich mit dem Erreger infizieren könnten.
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... wird durchs Dorf getrieben. So langsam wird diese Virenhysterie zur schlechten Gewohnheit. Es gibt ECHTE Bedrohungen wie Hepatitis C (mit etwas Pech tödliche Verläufe, sehr hohe Anzahl an Infizierten). Es gibt auch tödliche Herpesviren! Nur, Affenpocken gehören nicht zu diesen echten Bedrohungen. Ich fände es schön, wenn Stiftung Warentest nicht so tun würde, als wäre es ein kompetentes Gesundheitsberatungsportal, in dem Epidemiologen tätig sind. Oder sich der Suche nach neuen Betätigungsfeldern des RKIs verweigern würde. Dieser Artikel ist vollkommen nutzlos.