Dunkle Schokolade im Test Sechs Bitterschoko­laden deutlich mit Schad­stoffen belastet

Dunkle Schokolade im Test - Sechs Bitterschoko­laden deutlich mit Schad­stoffen belastet

© Stock Food / Photocuisine / Christian Adam

Mehr Kakao, weniger Zucker als Voll­milch­schokolade: Die Dunkle ist geschmack­lich vielfältig. Besonders die 13 Guten im Test dürften Genießer erfreuen. Aber: Sechs Tafeln sind deutlich mit Schad­stoffen belastet.

Dunkle Schokolade im Test Testergebnisse für 24 Bitterschokolade 12/2020 freischalten

Schokolade fragt nicht, Schokolade versteht. Sie tröstet oder macht gute Laune – und ist Treibstoff für die Seele. Ganz so, als könne man Glück essen. Nur zwei Prozent der Leute in unserem Land essen keine Schokolade. Alle anderen genießen sie gelegentlich bis enthusiastisch. Pro Kopf, Bauch und Jahr werden in Deutsch­land faszinierende 9,2 Kilogramm vertilgt und 40 Euro für Schoko­laden­waren ausgegeben. Zwei Drittel aller verkauften Tafeln sind Milch­schoko­laden, gefolgt von dunklen Schoko­laden, die knapp ein Viertel aller Käufer, nun ja, bitter nötig hat.

Unser Rat

Die beste Bitterschokolade ist Hachez Edle Bitter (für 1,99 Euro pro 100 Gramm), gefolgt von der etwas teureren Lindt Excellence Edelbitter mild (2,29 Euro). Aber auch preis­werte Bitterschoko­laden schneiden gut ab: etwa Aldi Moser Roth Edel Bitter (0,84 Euro) und Lidl J.D. Gross Ecuador (0,84 Euro), die zu den güns­tigsten zählen – und ein Nach­haltig­keits­siegel tragen.

Wenn es dunkel wird

Schwarz, feinherb, edel- oder zartbitter – egal, wie sie genannt wird: Dunkle Schokolade wird nicht einfach genascht, sondern genossen. Wir verkosteten 24 Bitterschoko­laden mit einem Kakao­gehalt von 60 bis 75 Prozent. Im Labor prüften wir sie auch auf Schad­stoffe, Keime und darauf, ob die Angaben auf der Verpackung stimmen.

Das Ergebnis: 13 Schoko­laden sind gut, darunter teure Marken von Hachez und Lindt sowie güns­tige Handels­marken von Aldi, Lidl und Edeka. Zwei im Test sind nicht besser als ausreichend. Außerdem wollten wir wissen, ob dunkle Schokolade für die Gesundheit vorteilhafter ist als hellere (Interview Dunkle Schokolade ist die gesündere Wahl) und ob sie wirk­lich alle glück­lich macht, etwa auch die Bauern, die die Bohnen ernten (siehe Artikel Nach­haltig erzeugter Kakao).

Bittere Funde

In sechs Bitterschoko­laden wiesen wir erhöhte Schad­stoff­gehalte nach. Die von Heilemann, Rewe, Rots­tern und Zetti enthalten aromatische Mineral­ölkohlen­wasser­stoffe (Moah), die als potenziell krebs­er­regend gelten. Fair-afric ist deutlich mit gesättigten Mineral­ölkohlen­wasser­stoffen (Mosh) belastet – diese können sich in Organen anreichern und sie schädigen. Da der Orientierungs­wert bei Mosh knapp über­schritten ist und Moah nicht nach­weisbar sein sollten, lauten die Schad­stoff­noten nur ausreichend. Akut schädlich sind die Mineral­ölrück­stände nicht, aber besser wäre, diese Schoko­laden nicht täglich aufzutafeln.

Neue Grenz­werte für Kadmium

Das gilt auch für die Original Beans: wegen des höchsten Kadmi­umgehalts im Test. Zu viel Kadmium kann nierenschädlich wirken. Daher hat die EU 2019 lange erwartete Höchst­gehalte für das Schwer­metall einge­führt: Eine Bitterschokolade darf je Kilo höchs­tens 0,8 Milligramm enthalten. Alle im Test lagen darunter, auch die Original Beans mit 0,56 Milligramm. Ein 60 Kilo schwerer Erwachsener müsste wöchentlich etwa 270 Gramm – fast vier Tafeln dieser Schokolade – essen, um die tolerier­bare Aufnahme­menge auszuschöpfen. Andere Metalle wie Aluminium waren in allen geprüften Produkten unauffäl­lig.

Für die Sinne

Sensorisch sind fünf Schoko­laden ohne Fehl und Tadel: sehr gut. 13 sind gut. Bittere Schokolade ist geschmack­lich vielfältiger als Milch­schokolade. Auch in unserem Test: Sie kann leicht blumig riechen und nach Zitrus schme­cken wie die von Hachez, eine leichte Espresso- und Cassis-Note haben wie die von Aldi, herb sein und ein wenig Orange erkennen lassen wie Merci oder den Sinnen mit mildem Tabak und Vanille schmeicheln wie die Lindt. Bei vielen Schoko­laden ist Vanille als Zutat angegeben. In einigen ließ sie sich selbst mit empfindlichen Analysemethoden nicht nach­weisen. Bewertet haben wir das jedoch nicht, weil wir nicht beweisen können, dass keine Vanille zugegeben wurde. Nach­weisen konnten wir Vanille nur in Hachez und Lindt.

Nur noch ein Stück­chen

Immerhin: Auf den Mindest­kakao­anteil ist Verlass, nur die von Rots­tern erreicht die deklarierten 70 Prozent nicht. Auf einigen Verpackungen, wie der von Aldi, steht „wieder­verschließ­bar“. Das ergibt beim Erlebnis Bitterschokolade Sinn. Wir haben verstanden: in Maßen, nicht in Massen.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 25.06.2025 um 12:00 Uhr
    Lieblingsschokolade

    @vier56: Vielen Dank für Ihr Interesse an unserer Veröffentlichung zum Thema Bitterschokolade. Leider ist es ein Grundproblem unserer Testarbeit, dass wir in unseren Untersuchungen nicht alle am Markt erhältlichen dunkle Schokoladen prüfen und nicht alle Verbraucherwünsche erfüllen können. Mit diesem Dilemma müssen wir und leider auch unsere Leserinnen und Leser leben. Im Test sind 24 dunkle Schokoladen mit Kakaogehalten zwischen 60 und 75 Prozent. Sechs sind Bioprodukte. Da unsere Untersuchungen sehr kostspielig sind, ist die Anzahl der Testplätze begrenzt. Jedem Test geht eine Marktauswahl voraus. Wir wählten die Produkte vornehmlich nach Marktbedeutung aus. Wir legen großen Wert darauf, dass möglichst viele Leserinnen und Leser einen Nutzen aus unseren Testergebnissen ziehen können. Wenn Produkte nicht im Testfeld berücksichtigt werden, ist dies nicht mit einer Negativwertung verbunden. Es sind schlicht und einfach Kapazitätsgründe, die dem Umfang unserer Tests Grenzen setzen.

  • vier56 am 25.06.2025 um 10:35 Uhr
    Unsere Lieblingsschokolade ist nicht dabei

    Wir sind Schokoladenfreaks (75 und 80%) und haben alle mehr oder weniger edlen Marken schon ausgiebig probiert, wobei hohe Preise nicht unbedingt auch hohe Qualität bedeuten. (Wie Lindt es bei ständig abnehmender Qualität so weit nach vorne schaffen konnte, ist uns ein Rätsel. Da ist die Aldischokolade um Grade besser!)
    Aber keine konnte der Bonnat 75% das Wasser – oder besser: die Kakaobutter – reichen. Da wird noch konsequent conchiert und keine ab 75% schmilzt im Mund wie diese. Außerdem bietet sie eine derartige Fülle von Aromastoffen, dass uns, wenn wir nach dem Urlaub ein paar Pfunde abnehmen müssen, zwei Stückchen für mindestens zwei Stunden jeglichen Heißhunger vertreiben.
    Warum diese wunderbare Schokolade in Ihrem Test fehlt, ist uns ein Rätsel. Schade.
    Zugegeben, diese Marke aus Voiron in Südfrankreich ist in Deutschland unsereres Wissens nur online erhältlich, aber Sie haben ja auch andere getestet, die man nicht im Supermarkt kriegt.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 04.01.2021 um 10:57 Uhr
    Bitterschokolade und Schadstoffe

    @Benchek: Wir haben die Schokolade auf zahlreiche Schadstoffe geprüft, darunter Kadmium, Aluminium, Kupfer, Nickel, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Schimmelpilzgift, Acrylamid, Pflanzenschutzmittel sowie Mineralölkohlenwasserstoffe.
    Nur dann, wenn wir wirklich hohe Gehalte eines Schadstoffes gefunden haben, vergaben wir ein ausreichendes Schadstoffurteil - so bei der Schokolade von Beans, die stark mit Cadmium belastet ist oder bei der Schokolade aus der Heilemann Confiserie und der Schokolade von Rewe, bei denen wir Aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe nachgewiesen haben. Wir haben bei diesem Test bewusst keine exakten Analysenergebnisse aller Schadstoffuntersuchungen veröffentlicht. Tun wir dies (etwa in reinen Schadstofftests), so möchten wir zu jedem Wert auch eine gesundheitliche Einordnung leisten – das können wir bei dieser Vielzahl von geprüften Schadstoffen nicht im Detail. Die Einordnung erfolgt schließlich über die Urteile. Beim Schadstoffurteil von 2,5 kann man also beruhigt davon ausgehen, dass der tägliche Verzehr einer üblichen Menge Schokolade der Lieblingsmarke kein gesundheitliches Risiko darstellt. (js/cr)

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 30.12.2020 um 11:33 Uhr
    Kakaogehalt

    @Maxirichter80: Auf dieser Seite erhalten Sie zu unserem Test Bitterschokolade, oben links, unter dem Punkt 7 (Inhalt) alle Testergebnisse in Form einer Tabelle. Mit einem Klick öffnet sich die Tabelle. Wenn Sie dann die gewünschte Schokolade anklicken, erhalten Sie alle dazugehörigen Testergebnisse übersichtlich dargestellt. So auch den Kakaoanteil: "laut Deklaration mindestens…in (%)".
    Oder Sie öffnen das PDF und erhalten alle Testergebnisse nebeneinander dargestellt. In der ersten Zeile finden Sie den Kakaoanteil jeder getesteten Schokolade. Wir hoffen, Ihnen hiermit behilflich gewesen zu sein. (cr)

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 21.12.2020 um 12:41 Uhr
    Theobromingehalt

    @Dorox09: Den Theobromingehalt der Schokoladen bestimmten wir, um zusammen mit anderen Parametern den Kakaogehalt zu berechnen. Bei den Schokoladen im Test lag der Theobromingehalt bei unter 1 Prozent. (JS/SL)