Unterhaltungs­elektronik Auf der Suche nach grünen Geräten

Unterhaltungs­elektronik - Auf der Suche nach grünen Geräten

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Unablässig ruft die Elektronikbranche neue Trends ins Leben und produziert dazu Millionen von Geräten. Die größten Umsatz­zuwächse bringen derzeit 3D-Fernseher, Tablet-PCs und Smartphones. Auf der diesjäh­rigen IFA, der Leit­messe der Branche, wurden bereits mögliche künftige Stars wie OLED-Fernseher in Szene gesetzt. test.de hat dagegen auf der IFA inno­vative umwelt­freundliche Geräte gesucht – und wurde meist enttäuscht.

Grüne Geräte bleiben Rand­erscheinung

Ein Gang über die diesjäh­rige IFA macht schnell klar, auf welche Trends die Elektronikbranche setzt: Ohne riesigen 3D-Fernseher geht zuhause wohl bald gar nichts mehr. Für manche Geräte braucht es nicht mal mehr 3D-Brillen. Gleich­zeitig werden bereits die schi­cken, superflachen OLED-TVs angepriesen. Die Themen Umwelt­schutz und Nach­haltig­keit gehen dagegen inmitten der gewaltigen Farb- und Toninszenierungen der Marken­hersteller unter. Nur hier und da blitzen sie kurz auf, etwa bei Panasonic. Auf einer „Eco“-Wand präsentiert der japa­nische Hersteller seine stromsparenden Flach­bild­fernseher mit neuem EU-Energielabel, das seit November 2011 für Fernseher Pflicht ist. Auch der korea­nische Hersteller Samsung demons­triert, wie stromsparend seine neuen Fernsehmodelle sind. Das Smartphone Galaxy SIII soll ebenfalls bis zu 14 Prozent CO2 einsparen – Grund sei das effizientere Aufladegerät. Hama präsentiert Tastaturen aus Bambus und Notebooktaschen aus recycelten PET-Flaschen. Rundum grüne Geräte sind jedoch nirgends zu finden.

Grün steht meist für stromsparend

Doch was ist eigentlich grüne Unterhaltungs­elektronik? Viele Hersteller verstehen darunter in erster Linie stromsparende Geräte. Tatsäch­lich hat sich hier den vergangenen Jahren sehr viel getan. Manch einer redet allerdings bereits vom Biohandy – nur weil es piept, wenn der Akku aufgeladen ist. Um wirk­lich grün zu sein, also umwelt­freundlich, braucht es aber deutlich mehr. Das fängt an mit einer nach­haltigen Beschaffung der unzäh­ligen Materialien. Oftmals handelt es sich um seltene und kritische Rohstoffe wie Platin, Indium und Tantal, ohne die heut­zutage kaum ein Unterhaltungs­gerät läuft. Grün sind Handys, Laptops & Co. auch nur dann, wenn sie keine kritischen Chemikalien enthalten, möglichst lange genutzt und später einfach auseinander­gebaut und recycelt werden können. Neben diesen Umwelt­aspekten spielt die soziale Komponente eine wichtige Rolle, sprich die Arbeits­bedingungen in den meist asiatischen Zuliefer­erbetrieben. Bisher gibt es keine Elektronikgeräte, die all diese grünen Aspekte umfassen. Immerhin beginnen die Hersteller vermehrt, einzelne Aspekte peu à peu umzu­setzen. Welche Firma hier Vorreiter ist und wer noch Nach­holbedarf hat, zeigen unter anderem die CSR-Tests der Stiftung Warentest, der Elektronik­führer von Greenpeace und Studien von Germ­anwatch (siehe Rankings von Elektronikfirmen).

Alternative Materialien, kleinere Verpackungen

Gut fünf Jahre ist es her, dass sich Nokia und Samsung erst­mals an umwelt­freundlicheren Handys versuchten. Nokia entwickelte ein Gerät, dessen Gehäuse zur Hälfte aus erneuer­baren Rohstoffen besteht. Außerdem bieten die Finnen seit längerem Handys in deutlich kleineren Verpackungs­kartons an: So wird an Material und Trans­port­kosten gespart. Samsung zog mit ähnlichen Ideen bei zwei Modellen nach, verkauft wurden sie allerdings nur außer­halb Europas. Solche kleinen Schritte in Richtung Nach­haltig­keit sind nach wie vor freiwil­lig.

Logos kenn­zeichnen umwelt­verträgliche Geräte

Unterhaltungs­elektronik - Auf der Suche nach grünen Geräten

Doch es gibt auch gesetzliche Verpflichtungen für Elektronik­hersteller. Dazu zählen die EU-Vorschriften Reach und RoHS, die die Verwendung von kritischen Stoffen wie Blei, Queck­silber und bromierten Flamm­schutz­mitteln in den Geräten minimieren beziehungs­weise vermeiden wollen. Besonders umwelt­verträgliche Geräte erkennen Verbraucher im Laden unter anderem an Logos wie dem Blauen Engel oder der Umwelt­blume. In Zukunft könnte ein weiteres Siegel Verbreitung finden: die „Green Product-Zertifizierung“ des TÜV Rhein­land. Seit kurzem können Unternehmen Elektronikgeräte darüber zertifizieren lassen. Dazu müssen sie beispiels­weise nach­weisen, dass sie Chemikalien verantwortungs­voll einsetzen, recycelte Materialien verwenden, auf Energieeffizienz achten und eine CO2-Bilanz erstellen. Zusätzlich besichtigt der TÜV ein Mal im Jahr die Fertigungs­stätten. Die ersten Geräte mit diesem neuen Logo (siehe Bild) sind PC-Monitore von Lenovo sowie Fernseher von LG und Samsung.

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Kommentarliste

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  • blorian am 13.03.2024 um 23:19 Uhr

    Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Spam

  • blorian am 13.03.2024 um 23:19 Uhr

    Kommentar vom Autor gelöscht.

  • j.o.h am 07.09.2012 um 00:10 Uhr
    Wo ist das Ranking?

    Das Link verspricht ein Ranking - aber kein Ranking zu finden. Was mir bei Test fehlt: Rankings, die man sich selbst erstellt, indem man z.B. Themen an- oder wegklickt (wie Kinderarbeit, Umwelt, neutrale Evaluation, Transparenz ...). Ansonsten habe ich lieber ein etwas unzulängliches Ranking als überhaupt keins. Also: Bitte Ranking reintun, wenn's schon drauf steht!

  • gbenec am 06.09.2012 um 23:25 Uhr
    Hoffnung auf Sinneswandel bei uns allen

    Ich wünsche mir sehr, dass wir uns alle beim Kauf von elektonischen Geräten daran erinnern, dass wir neben der Freude daran auch an die herstellenden Menschen und die Umwelt denken.Ihr Artikel hat mich getroffen.G.