Handys, Computer & Co. bestehen aus einer Vielzahl von Rohstoffen, darunter Edelmetalle, seltene Schwermetalle und so genannte Seltene Erden. Viele dieser Metalle nehmen Schlüsselfunktionen ein: Kobalt etwa macht Akkus hitzbeständig, Indium lässt Touchscreens per Fingerstreich bedienen. Da die weltweite Nachfrage das Vorkommen bei weitem übersteigt, sind Konflikte programmiert.
60 Rohstoffe in einem Gerät
Allein ein Handy enthält schätzungsweise 60 verschiedene Rohstoffe. Größere Mengen davon machen Quarz, Eisen und Aluminium aus. Kleine, aber entscheidende Mengen entfallen auf Edelmetalle wie Gold und Silber sowie auf Rohstoffe wie Kobalt, Tantal, Germanium, Indium, Palladium und Niob. In einem Handy stecken ebenfalls winzige Mengen Yttrium und Europium – zwei der siebzehn so genannten Seltenen Erden. Für die Elektronikbranche sind diese Metalle von enormer Bedeutung. Europium wird unter anderem als Leuchtstoff in Plasmabildschirmen eingesetzt. Neben Yttrium, Neodym und Cer ist Europium ein besonders knappes Metall – und damit besonders begehrt und teuer.
China kontrolliert Seltene Erden
Seltene Erden kommen zwar weltweit vor, aber nur an wenigen Stellen ist ihre Konzentration in der Erdkruste so hoch, dass sich ein Abbau überhaupt lohnt. Sie sitzen meist in kleinen Mengen in Mineralien. Nur unter großem Aufwand lassen sie sich isolieren. Den weltweiten Handel kontrolliert seit langem China. Seltenen Erden werden derzeit fast ausschließlich in China abgebaut – dort also, wo die großen Anbieter von Handys, Fernsehern und PC-Tablets auch größtenteils die Geräte fertigen lassen. Die Monopolstellung Chinas hat Folgen: Stoppt das Land die Exporte oder fährt die Produktion einer Mine herunter, schnellen die Preise meist in die Höhe.
Abbau unter kritischen Bedingungen
Der Abbau der begehrten Rohstoffe ist meist ein schmutziges Geschäft, und das in vielfacher Hinsicht. So musste eine kalifornische Mine, die Mountain Pass Mine, vor Jahren schließen – wegen Verseuchung einer angrenzenden Wüste durch radioaktives Abwasser. Der Minenbetreiber versucht nun einen Neuanfang. Besonders umstritten ist der Abbau von Coltan im afrikanischen Kongo, wo Milizen und Armee über den Rohstoffhandel einen blutigen Bürgerkrieg finanzieren. Menschenrechtler berichten von Hungerlöhnen, Zwangsarbeit und Zwangsprostitution in und um die Minen. Aus der Erzverbindung Coltan werden die Metalle Tantal und Niob gewonnen – und fast alle Elektronikgeräte sind auf die sehr hitzebeständigen Kondensatoren aus Tantal angewiesen.
Nachweis für Coltan entwickelt
Handyhersteller wie Nokia fordern von ihren Lieferanten, dass das Tantal in ihren Produkten nicht aus dem Kongo stammt. Um den Kongo auszuschließen zu können, braucht es allerdings einen Herkunftsnachweis – und dieser kann nur vor Ort im Förderland gegeben werden, bevor Tantal zu Pulver verarbeitet und in Kondensatoren eingebaut wird. Einen solchen Herkunftsnachweis gibt es tatsächlich. Entwickelt hat ihn die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover. Die Datenbank, die es dazu braucht, umfasst momentan 1 200 Coltanproben aus aller Welt, größtenteils aus dem Kongo. Das Ziel: Coltanproduzenten vor Ort zu zertifizieren. Diese könnten dann damit werben, dass ihr Coltan aus einer konfliktfreien Region kommt – und Elektronikhersteller am Ende der Kette mit ihren Geräten auch. Bisher ist das nach Aussage der Bundesanstalt aber noch Zukunftsmusik.
Recycling sichert rare Rohstoffe
Wie gehen Elektronikhersteller ansonsten mit der Rohstoffknappheit um? Viele haben erkannt, dass das richtige Recycling von Altgeräten kostbare Materialien und Metalle sichern kann. Denn wenn Wertstoffhöfe alte Elektronikgeräte auseinander nehmen, finden sie wahre Schätze. In einem Kilogramm Handyschrott stecken schätzungsweise 69 Gramm Kupfer und 16 Milligramm Gold. PC-Hersteller Lenovo beispielsweise setzt in seinen Bildschirmen heute bereits recyceltes Material ein. Der Anteil beträgt derzeit 30 Prozent aus und soll auf 60 Prozent gesteigert werden. Ziel ist es, einen Rohstoff-Kreislauf zu erzeugen. Das Ganze kann allerdings nur klappen, wenn die Nutzer mitziehen und ihre gebrauchten Geräte entsprechend entsorgen.
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Das Link verspricht ein Ranking - aber kein Ranking zu finden. Was mir bei Test fehlt: Rankings, die man sich selbst erstellt, indem man z.B. Themen an- oder wegklickt (wie Kinderarbeit, Umwelt, neutrale Evaluation, Transparenz ...). Ansonsten habe ich lieber ein etwas unzulängliches Ranking als überhaupt keins. Also: Bitte Ranking reintun, wenn's schon drauf steht!
Ich wünsche mir sehr, dass wir uns alle beim Kauf von elektonischen Geräten daran erinnern, dass wir neben der Freude daran auch an die herstellenden Menschen und die Umwelt denken.Ihr Artikel hat mich getroffen.G.