Staubsauger im Test

Warum Akkus­auger besser für die Umwelt sind als Kabels­auger

Datum:
  • Text: Anne Mandt, Meike Rix, Reiner Metzger
  • Testleitung: Michael Morys
  • Produkt­auswahl: Diana Senger
  • Leitung Faktencheck: Dr. Claudia Behrens.
Staubsauger im Test - Akkus­auger gegen Boden­staubsauger – das Duell

Großer Vergleich. Wer frisst mehr Strom – Akku- oder Kabel­staubsauger? © Getty Images (M)

Staubsauger mit Kabel schneiden bei der Ökobilanz schlechter ab als Geräte mit Akku. Denn der Strom­verbrauch macht mehr aus als die Produktion von Gerät und Akku.

Staubsauger im Test Testergebnisse für 119 Staub­sauger freischalten

Akku gegen Kabel: Die Ökobilanz

Die einen schlu­cken ordentlich Strom übers Kabel und verlangen alle paar Wochen einen neuen Beutel, die anderen müssen häufig geladen werden und benötigen nach einigen Jahren einen neuen Lithium-Ionen-Akku. Doch wer ist das Öko-Teufelchen: der Akku- oder der Kabel­staubsauger? Ökologische Unschulds­engel sind beide nicht: Die Gehäuse sind aus Plastik, ihr Innenleben ist ein Gemisch aus Metallen und Kunststoffen.

Wir haben in einer Unter­suchung aus dem Jahr 2022 die Lebens­wege der Sauger nachgezeichnet – von der Fabrik über Fracht­container, Waren­lager und Geschäft bis nach Hause und schließ­lich ins Recycling und den Elektroschrott. Unterwegs verursachen sie Treib­hausgase, verbrauchen Rohstoffe, Wasser und Strom.

Verlierer nach Punkten

All diese Auswirkungen haben wir zusammengezählt, gewichtet und in Umwelt­schadens­punkte umge­rechnet. Je mehr Punkte für ein Gerät, desto schlechter seine Ökobilanz. Ergebnis: Akkus­auger haben eine eindeutig bessere Ökobilanz als Geräte mit Kabel. Ein Akkus­auger erreicht 23 Umwelt­schadens­punkte, ein Kabels­auger fast 33.

Hohe Punkt­zahl? Schlechte Bilanz!

Die Umwelt­schadens­punkte fassen Öko-Einflüsse aus jedem Lebens­abschnitt der Sauger zusammen. Beispiele:

  • Produktion. Welche Rohstoffe, wie viel Strom und Wasser werden benötigt, wie viel Wald wird gerodet? Welche Schad­stoffe entstehen?
  • Trans­port. Wie weit hat es der Sauger bis zum Kunden − und wie kommt er dahin?
  • Nutzung. Wie viel Strom verbraucht das Gerät? Welche Verbrauchs- und Verschleiß­teile sind wie oft notwendig?
  • Entsorgung. Was lässt sich recyceln, was wird verbrannt?

Knack­punkt ist der Strom­verbrauch

Allein mit ihrem Strom­verbrauch häufen Kabel­staubsauger fast so viele Schadens­punkte an wie Akkus­auger im gesamten Lebens­zyklus. Für die Bilanz haben wir angenommen, dass sie zehn Jahre je eine Stunde pro Woche benutzt werden. Dabei verbrauchen Kabelmodelle etwa doppelt so viel Strom wie Akkus­auger.

An den Reglern drehen

Wer einen Staubsauger nutzt, kann den Strom­verbrauch selbst stark senken − den alten Kabel­sauger durch ein spar­sames Gerät ersetzen oder den Putzhelfer auf nied­riger Saug­stufe betreiben. Volle Pulle heißt: höherer Strom­verbrauch, schlechtere Ökobilanz. Bei Akkus­augern verschleißt dabei die Batterie schneller. Die notwendigen Ersatz­teile belasten die Ökobilanz zusätzlich. Noch schlechter sieht sie aus, wenn sich der Akku nicht wechseln lässt, sodass bei ausgelaugter Batterie gleich ein neuer Sauger fällig ist.

Der Akku macht den Kohl nicht fett

Im aktuellen Staubsauger-Test wiegen fast alle Kabelgeräte zwei- bis dreimal so viel wie Akkus­auger. Doch in Akkus­augern ist mehr Elektronik verbaut, die eine aufwendigere Produktion erfordert. Deshalb wirkt sich die Produktion bei beiden ökologisch etwa gleich stark aus.

Der Akku selbst schlägt vergleichs­weise schwach auf die Ökobilanz durch. Selbst problematische Rohstoffe wie Lithium oder Kobalt fallen kaum ins Gewicht, dafür sind die verwendeten Mengen zu gering. Die Batterie verursacht gerade mal einen Schadens­punkt – obwohl die Gewinnung von Lithium das Grund­wasser gefährdet. Kinder riskieren im Kongo für den Abbau von Kobalt ihr Leben. In unsere Ökobilanz konnten soziale Folgen oder Menschen­rechts­verletzungen nicht einfließen. Möglicher­weise würde das Ergebnis sonst anders aussehen.

Mit Ökostrom wird es besser

Beim größten Posten Strom­verbrauch dürfte sich die Ökobilanz in Zukunft quasi auto­matisch verbessern. Denn woher der Strom stammt, fließt auch ein. Für die Ökobilanz wurde noch mehr als die Hälfte des Stroms in Deutsch­land aus Kohle, Gas und Co erzeugt. Doch der Ökostrom­anteil steigt, aktuell liegt er etwa bei der Hälfte, so das Statistische Bundesamt.

Tipp: Die Ökobilanzen von Staubtüchern haben wir in unserem Staubwedel- und Mikrofasertücher-Test untersucht.

Stromhunger verhagelt die Ökobilanz

Staubsauger im Test - Akkus­auger gegen Boden­staubsauger – das Duell

© Stiftung Warentest, Getty Images (M)

Allein durch seinen Strom­verbrauch häuft der Kabels­auger fast so viele Umwelt­schadens­punkte an wie ein Akkus­auger in seinem gesamten Lebens­zyklus − selbst dann, wenn dieser irgend­wann einen Ersatz­akku braucht. Die ökologischen Auswirkungen von Produktion, Trans­port und Entsorgung liegen beim Kabel- und Akkus­auger dagegen fast gleich­auf.

Auf Dauer hilft weniger Power

Staubsauger im Test - Akkus­auger gegen Boden­staubsauger – das Duell

Grafik korrigiert am 11.2.2022. © Stiftung Warentest, Adobe Stock (M)

Im Nutzungs­szenario (Stromhunger verhagelt die Ökobilanz) sind wir davon ausgegangen, dass die Staubsauger auf höchster Stufe laufen.

Der Dreh. Wenn wir nun an den Reglern drehen, ändert sich die Ökobilanz drastisch. Bei hoher Leistung verbrauchen sowohl Kabel- als auch Akkus­auger etwa doppelt so viel Strom wie auf nied­riger Stufe. Allerdings kann auf nied­riger Stufe die Saug­leistung leiden.

Umge­kehrt kommt bei Akkus­augern hinzu: Volle Pulle fördert den Verschleiß des Akkus. Läuft der Akkus­auger in zehn Betriebs­jahren immer auf hoher Stufe, braucht er drei neue Akkus, auf nied­riger Stufe dagegen keinen einzigen. Wer auf Kabels­auger setzt, kann auch ein Gerät mit nied­rigerer Leistungs­aufnahme anschaffen und so Strom sparen.

Akku wechseln statt Sauger wegwerfen

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© Stiftung Warentest, Getty Images (M)

Bei vielen Akku­staubsaugern lässt sich der Akku austauschen. Das ist praktisch und außerdem gut für die Ökobilanz.

Der Vorteil. Der Produktions­aufwand für einen Ersatz­akku ist vergleichs­weise gering und verursacht nur einen zusätzlichen Umwelt­schadens­punkt (siehe linker Balken). Bei Betrieb auf mitt­lerer Stufe ist ein neuer Akku nach knapp sechs Jahren fällig, wenn der alte nach 600-maligem Laden und Entladen dahin ist.

Es gibt aber immer noch Geräte mit fest verbautem Akku. Da müssen Nutzerin oder Nutzer nicht nur den ausgelaugten Akku ersetzen, sondern den kompletten Sauger. Produktion, Trans­port und Entsorgung eines zweiten Geräts belasten die Ökobilanz deutlich. Am Strom­verbrauch in der Nutzungs­phase ändert sich nichts.

Neue Stromsparer zahlen sich schnell aus

Staubsauger im Test - Akkus­auger gegen Boden­staubsauger – das Duell

© Stiftung Warentest, Getty Images (M)

Oft ist es besser für Umwelt und Geldbeutel, ein Haus­halts­gerät möglichst lange zu nutzen. Manchmal rentiert sich Wegwerfen aber doch – wenn das alte Gerät Unmengen an Strom verbraucht.

Der Vergleich. Wir haben den Strom­verbrauch eines Kabels­augers, der etwa 2 000 Watt Leistung aufnimmt, in Umwelt­schadens­punkte umge­rechnet (gelbe Linie). Solche Geräte dürfen seit 2014 nicht mehr verkauft werden, sind aber vielfach noch im Dienst. Die grüne Linie zeigt, was sich durch einen neuen Kabels­auger mit 650 Watt Leistung ändert. Seine Produktion und die Entsorgung des Altgeräts haben wir berück­sichtigt, weshalb der Neue bei zehn Punkten startet. Schon im dritten Jahr steht er besser da als der alte Strom­fresser.

Häufig gestellte Fragen zur Ökobilanz

Was die Saug­leistung angeht, schneiden Kabels­auger oft besser ab als Akkus­auger. Die Ökobilanz fiel anders­herum aus: Über eine Nutzungs­dauer von zehn Jahren kommen die Akkus­auger in unser Modell­rechnung insgesamt besser weg. Das verblüffte Viele. Daher gehen wir auf einige besonders häufig geäußerte Thesen und Fragen ein.

Warum haben Akkus­auger eine bessere Ökobilanz als Geräte mit Kabel?
Da ein Staubsauger zu den Geräten gehört, die häufig benutzt werden, fällt auf lange Sicht der Energieverbrauch stärker ins Gewicht. Und der ist bei Akkus­augern meist geringer als bei Kabels­augern – auch im aktuellen Test. Denn zum Beispiel haben Akkus­auger keinen Schlauch, sodass die Wege, die der Schmutz zurück­legt, kürzer sind. Außerdem helfen oft aktiv mitdrehende Bürsten beim Reinigen.

Sie nehmen an, dass Kabel- und Akkus­auger gleich gut saugen. Dabei sind Kabels­auger oft besser. Muss man das nicht berück­sichtigen?
Wäre ein Akkus­auger so schlecht, dass alle Flächen mehr­fach gesaugt werden müssten, wäre das ökologisch unbe­friedigend – und nervig. Von einer vergleich­baren Leistung sind wir ausgegangen, weil hoch­wertige Akkus­auger, was die Reinigungs­leistung angeht, in unseren Tests immer wieder mit den besten Kabels­augern mithalten.

Bei einer Nutzung von zehn Jahren muss der Akku doch auch mal gewechselt werden. Fällt die Ökobilanz dann nicht anders aus?
Nein. Läuft der Akkus­auger auf hoher Stufe, sind in zehn Jahren drei Akkuwechsel notwendig. Die haben wir in unserer Modell­rechnung berück­sichtigt. Trotz insgesamt vier Akkus in zehn Jahren kommt der Akkus­auger besser weg. Problematisch ist aber natürlich, wenn bereits nach wenigen Jahren kein Ersatz­akku mehr erhältlich oder der Akku nicht wechsel­bar ist – dann ist der Akkus­auger unbrauch­bar und die Ökobilanz fällt ungünstig aus.

Akkus­auger werden oft nur als zusätzliches Zweitgerät gekauft. Da bringt die bessere Ökobilanz nichts.
Stimmt. Denn es dauert sehr lange, bis der geringere Strom­verbrauch die Umwelt­wirkungen aus Produktion, Trans­port und Entsorgung ausgleicht. Geht ein Staubsauger jedoch kaputt, lohnt es sich bei älteren Staubsaugern mit einer hohen Leistungs­aufnahme von deutlich über 1000 Watt meist weder ökologisch noch finanziell, sie zu reparieren. Es ist besser, sie durch einen guten Akkus­auger zu ersetzen.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • schopi am 26.08.2025 um 16:38 Uhr
    Staubbehälterentleerung

    @Stiftung_Warentest: Ihre Antwort zeigt, daß sie hier offenbar nicht richtig bewerten/testen. Ja, beim Entleeren kann Staub durch die Gegend wirbeln. Bei den bisherigen Bosch-Saugern (als Beispiel) muß man aber mit den Händen in den Dreck greifen, mehrere Komponenten zerlegen und kann nicht einfach den Behälter tief in die Tonne halten - das geht hingegen bei anderen Herstellern von Akku-Saugern, so daß bei diesen nur vernachlässigbar Staub aufgewirbelt wird.
    Solange derartigen Unterschiede nicht in der Bewertungskategorie berücksichtigt werden, ist die Bewertung wertlos. Es steht dann leider zu vermuten, daß auch in anderen Kategorien derart unspezifisch getestet wird.
    Dass das Staubrückhaltevermögen während des Betriebs "so gut ist" zeigt mir meine Nase an meinem Bosch BSS825CARP. Mein früherer Sauger mit Hepa filter war geruchlos. Das Teil hier muß oft geleert werden, weil es ständig müffelt. Das neueste Bosch-Modell hat hingegen auch Hepa - warum wohl?

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 19.08.2025 um 14:56 Uhr
    Staubbehälterentleerung

    @schopi: In unserem Testbericht über Staubsauger können Sie nachlesen, dass fast alle Akku-Sauger ohne Staubbeutel arbeiten, Schmutz und Dreck landen in einer sogenannten Staubbox. Der Nachteil dabei ist, dass beim Entleeren oft Staub durch die Gegend wirbelt. Vor allem für Allergiker kann das quälend sein.
    Das Staubrückhaltevermögen guter Akku-Staubsauger während des Betriebs ist dagegen meist sehr gut oder gut. Das heißt: Sie halten den eingesaugten Dreck fast vollständig im Gerät.

  • schopi am 18.08.2025 um 14:02 Uhr
    Zeit für neue Tests von Akkusaugern!

    Bosch hat vor ein paar Monaten schon die Unlimited 10 Reihe auf den Markt gebracht. Neben anderen Änderungen, wurde die Staubbehälterentleerung deutlich verbessert (kein mühsames Zerlegen und Herumstauben mehr, auch setzen sich weniger Haare fest), die Staubfilterung wurde verbessert und auch kann der Staubbehälter mehr Staub aufnehmen.
    Dyson mit seiner deutlich besseren Entleerung als die älteren Bosch Modelle wurde in der Vergangenheit ja schon ungerechtfertigterweise mit der gleichen Bewertung bei der Entleerung bewertet - ich bin gespannt, ob auch bei einem zukünftigen Test eines UL10 wieder pauschal schlecht bewertet wird, nur aus dem Grund, weil das Gerät beutellos ist.
    Ich persönlich finde es inzwischen einfach nur peinlich, daß jeder Sauger, gleich ob Boden- oder Handgerät pauschalt mit der gleichen Bewertung "Ausreichend" abgefertigt wird, wenn er beutellos ist. Als gäbe es da keine Unterschiede.

  • 8iroipln am 17.08.2025 um 21:39 Uhr
    Handhabung Bosch Akkusauger

    Die Handhabung stört mich. Z.B. Ist der Staubbehälter viel zu schnell voll und kann nicht entleert werden ohne Staub frei zu setzen. Ich müsste also bei mir nach ein bisschen Saugen zum Entleeren in der Mülltonne erstmal fünf Stockwerke runter und hoch laufen. Ansonsten saugt der auch das unangeklebte PVC der Vormieter an (ankleben verboten, diverse Probleme mit dem DDR-Boden und Ausdünstungen da drunter, man sollte echt wegziehen), und Haare verheddern sich in der Bürste. Wahrscheinlich haben alle (Akku)sauger diese Probleme.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 07.08.2025 um 10:25 Uhr
    Akkul Laufzeit

    @nils1896: Unter dem Urteil Laufzeit wird eine berechnete Äquivalenzzeit des Staubsaugers einmal auf Teppich und einmal auf Hartboden bewertet. Einige Staubsauger regeln nach kurzer Zeit runter, um besonders lange Laufzeiten bei deutlich schlechterer Saugperformance zu erreichen. Dieses Verhalten ist nachteilig für den Verbraucher, würde aber bei einer Bewertung der gemessenen Laufzeit zu deutlich besseren Urteilen führen. Daher berechnen und bewerten wir die Äquivalenzzeit. Dabei wird die theoretische Laufzeit berechnet, unter der Annahme, dass die Sauger nicht runter regeln würden, sondern die Saugleistung vom Beginn des Saugens beibehalten würden. Die in der Ausstattung angegebene Laufzeit ist die gemessene Laufzeit bei maximal 35 N Schiebekraft auf Teppich, was auch den Einstellungen während der Staubaufnahmeprüfungen entspricht.
    Der Miele Duoflex HX1 hatte ein Gut (2,1) und der Bosch Unlimited 7 ein Befriedigend (3,1) beim Staubrückhaltevermögen