Staubsauger im Test

Mit Kabel oder Akku – was hat die bessere Ökobilanz?

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Staubsauger im Test - Akkus­auger gegen Boden­staubsauger – das Duell

Wer frisst mehr Strom: Akku- oder Kabel­staubsauger? © Getty Images (M)

Staubsauger mit Kabel belasten die Umwelt deutlich stärker als Geräte mit Akku. Das liegt vor allem an ihrem höheren Strom­verbrauch. Hier lesen Sie die Details.

Staubsauger im Test Testergebnisse für 125 Staub­sauger freischalten

Akku gegen Kabel: Die Ökobilanz

Die einen schlu­cken ordentlich Strom übers Kabel und verlangen alle paar Wochen einen neuen Beutel, die anderen müssen häufig geladen werden und benötigen nach einigen Jahren einen neuen Lithium-Ionen-Akku. Die Gehäuse sind aus Plastik, ihr Innenleben ist ein Geheimnis aus Metallen und Kunststoffen: Ökologische Unschulds­engel sind beide nicht. Doch wer ist das Öko-Teufelchen: der Akku- oder der Kabel­staubsauger?

Wir haben in einer Unter­suchung aus dem Jahr 2022 die Lebens­wege der Sauger nachgezeichnet – von der Fabrik über Fracht­container, Waren­lager und Geschäft bis nach Hause und schließ­lich ins Recycling und den Elektroschrott. Unterwegs verursachen sie Treib­hausgase, verbrauchen Rohstoffe, Wasser und Strom.

Verlierer nach Punkten

All diese Auswirkungen haben wir zusammengezählt, gewichtet und in Umwelt­schadens­punkte umge­rechnet. Je mehr Punkte für ein Gerät, desto schlechter seine Ökobilanz. Ergebnis: Akkus­auger haben eine eindeutig bessere Ökobilanz als Geräte mit Kabel. Ein Akkus­auger erreicht 23 Umwelt­schadens­punkte, ein Kabels­auger fast 33.

Hohe Punkt­zahl? Schlechte Bilanz!

Die Umwelt­schadens­punkte fassen Öko-Einflüsse aus jedem „Lebens­abschnitt“ der Sauger zusammen. Beispiele:

  • Produktion. Welche Rohstoffe, wie viel Strom und Wasser werden benötigt, wie viel Wald wird gerodet? Welche Schad­stoffe entstehen?
  • Trans­port. Wie weit hat es der Sauger bis zum Kunden − und wie kommt er dahin?
  • Nutzung. Wie viel Strom verbraucht das Gerät? Welche Verbrauchs- und Verschleiß­teile sind wie oft notwendig?
  • Entsorgung. Was lässt sich recyceln, was wird verbrannt?

Knack­punkt ist der Strom­verbrauch

Allein mit ihrem Strom­verbrauch häufen Kabel­staubsauger fast so viele Schadens­punkte an wie Akkus­auger im gesamten Lebens­zyklus. Für die Bilanz haben wir angenommen, dass sie zehn Jahre je eine Stunde pro Woche benutzt werden. Dabei verbrauchen Kabelmodelle etwa doppelt so viel Strom wie Akkus­auger.

An den Reglern drehen

Wer einen Staubsauger nutzt, kann den Strom­verbrauch selbst stark senken − den alten Kabels­auger durch ein spar­sames Gerät ersetzen oder den Putzhelfer auf nied­riger Saug­stufe betreiben. Volle Pulle heißt: höherer Strom­verbrauch, schlechtere Ökobilanz. Bei Akkus­augern verschleißt dabei die Batterie schneller. Die notwendigen Ersatz­teile belasten die Ökobilanz zusätzlich. Noch schlechter sieht sie aus, wenn sich der Akku nicht wechseln lässt, sodass bei ausgelaugter Batterie gleich ein neuer Sauger fällig ist.

Der Akku macht den Kohl nicht fett

Im aktuellen Staubsauger-Test wiegen fast alle Kabelgeräte zwei- bis dreimal so viel wie Akkus­auger. Doch in Akkus­augern ist mehr Elektronik verbaut, die eine aufwendigere Produktion erfordert. Deshalb wirkt sich die Produktion bei beiden ökologisch etwa gleich stark aus.

Der Akku selbst schlägt vergleichs­weise schwach auf die Ökobilanz durch. Selbst problematische Rohstoffe wie Lithium oder Kobalt fallen kaum ins Gewicht, dafür sind die verwendeten Mengen zu gering. Die Batterie verursacht gerade mal einen Schadens­punkt – obwohl die Gewinnung von Lithium das Grund­wasser gefährdet. Kinder riskieren im Kongo für den Abbau von Kobalt ihr Leben. In unsere Ökobilanz konnten soziale Folgen oder Menschen­rechts­verletzungen nicht einfließen. Möglicher­weise würde das Ergebnis sonst anders aussehen.

Mit Ökostrom wird es besser

Beim größten Posten Strom­verbrauch dürfte sich die Ökobilanz in Zukunft quasi auto­matisch verbessern. Denn woher der Strom stammt, fließt auch ein. Aktuell wird noch mehr als die Hälfte des Stroms in Deutsch­land aus Kohle, Gas und Co erzeugt. Doch in den kommenden Jahren steigt der Ökostrom­anteil weiter.

Tipp: Die Ökobilanzen von Staubtüchern haben wir in unserem Staubwedel- und Mikrofasertücher-Test untersucht.

Stromhunger verhagelt die Ökobilanz

Staubsauger im Test - Akkus­auger gegen Boden­staubsauger – das Duell

© Stiftung Warentest, Getty Images (M)

Allein durch seinen Strom­verbrauch häuft der Kabels­auger fast so viele Umwelt­schadens­punkte an wie ein Akkus­auger in seinem gesamten Lebens­zyklus − selbst dann, wenn dieser irgend­wann einen Ersatz­akku braucht. Die ökologischen Auswirkungen von Produktion, Trans­port und Entsorgung liegen beim Kabel- und Akkus­auger dagegen fast gleich­auf.

Auf Dauer hilft weniger Power

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Grafik korrigiert am 11.2.2022. © Stiftung Warentest, Adobe Stock (M)

Im Nutzungs­szenario (Stromhunger verhagelt die Ökobilanz) sind wir davon ausgegangen, dass die Staubsauger auf höchster Stufe laufen.

Der Dreh. Wenn wir nun an den Reglern drehen, ändert sich die Ökobilanz drastisch. Bei hoher Leistung verbrauchen sowohl Kabel- als auch Akkus­auger etwa doppelt so viel Strom wie auf nied­riger Stufe. Allerdings kann auf nied­riger Stufe die Saug­leistung leiden.

Umge­kehrt kommt bei Akkus­augern hinzu: Volle Pulle fördert den Verschleiß des Akkus. Läuft der Akkus­auger in zehn Betriebs­jahren immer auf hoher Stufe, braucht er drei neue Akkus, auf nied­riger Stufe dagegen keinen einzigen. Wer auf Kabels­auger setzt, kann auch ein Gerät mit nied­rigerer Leistungs­aufnahme anschaffen und so Strom sparen.

Akku wechseln statt Sauger wegwerfen

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© Stiftung Warentest, Getty Images (M)

Bei vielen Akku­staubsaugern lässt sich der Akku austauschen. Das ist praktisch und außerdem gut für die Ökobilanz.

Der Vorteil. Der Produktions­aufwand für einen Ersatz­akku ist vergleichs­weise gering und verursacht nur einen zusätzlichen Umwelt­schadens­punkt (siehe linker Balken). Bei Betrieb auf mitt­lerer Stufe ist ein neuer Akku nach knapp sechs Jahren fällig, wenn der alte nach 600-maligem Laden und Entladen dahin ist.

Es gibt aber immer noch Geräte mit fest verbautem Akku. Da müssen Nutzerin oder Nutzer nicht nur den ausgelaugten Akku ersetzen, sondern den kompletten Sauger. Produktion, Trans­port und Entsorgung eines zweiten Geräts belasten die Ökobilanz deutlich. Am Strom­verbrauch in der Nutzungs­phase ändert sich nichts.

Neue Stromsparer zahlen sich schnell aus

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© Stiftung Warentest, Getty Images (M)

Oft ist es besser für Umwelt und Geldbeutel, ein Haus­halts­gerät möglichst lange zu nutzen. Manchmal rentiert sich Wegwerfen aber doch – wenn das alte Gerät Unmengen an Strom verbraucht.

Der Vergleich. Wir haben den Strom­verbrauch eines Kabels­augers, der etwa 2 000 Watt Leistung aufnimmt, in Umwelt­schadens­punkte umge­rechnet (gelbe Linie). Solche Geräte dürfen seit 2014 nicht mehr verkauft werden, sind aber vielfach noch im Dienst. Die grüne Linie zeigt, was sich durch einen neuen Kabels­auger mit 650 Watt Leistung ändert. Seine Produktion und die Entsorgung des Altgeräts haben wir berück­sichtigt, weshalb der Neue bei zehn Punkten startet. Schon im dritten Jahr steht er besser da als der alte Strom­fresser.

Häufig gestellte Fragen zur Ökobilanz

Was die Saug­leistung angeht, schneiden Kabels­auger oft besser ab als Akkus­auger. Die Ökobilanz fiel anders­herum aus: Über eine Nutzungs­dauer von zehn Jahren kommen die Akkus­auger in unser Modell­rechnung insgesamt besser weg. Das verblüffte Viele. Daher gehen wir auf einige besonders häufig geäußerte Thesen und Fragen ein.

Warum haben Akkus­auger eine bessere Ökobilanz als Geräte mit Kabel?
Da ein Staubsauger zu den Geräten gehört, die häufig benutzt werden, fällt auf lange Sicht der Energieverbrauch stärker ins Gewicht. Und der ist bei Akkus­augern meist geringer als bei Kabels­augern – auch im aktuellen Test. Denn zum Beispiel haben Akkus­auger keinen Schlauch, sodass die Wege, die der Schmutz zurück­legt, kürzer sind. Außerdem helfen oft aktiv mitdrehende Bürsten beim Reinigen.

Sie nehmen an, dass Kabel- und Akkus­auger gleich gut saugen. Dabei sind Kabels­auger oft besser. Muss man das nicht berück­sichtigen?
Wäre ein Akkus­auger so schlecht, dass alle Flächen mehr­fach gesaugt werden müssten, wäre das ökologisch unbe­friedigend – und nervig. Von einer vergleich­baren Leistung sind wir ausgegangen, weil hoch­wertige Akkus­auger, was die Reinigungs­leistung angeht, in unseren Tests immer wieder mit den besten Kabels­augern mithalten.

Bei einer Nutzung von zehn Jahren muss der Akku doch auch mal gewechselt werden. Fällt die Ökobilanz dann nicht anders aus?
Nein. Läuft der Akkus­auger auf hoher Stufe, sind in zehn Jahren drei Akkuwechsel notwendig. Die haben wir in unserer Modell­rechnung berück­sichtigt. Trotz insgesamt vier Akkus in zehn Jahren kommt der Akkus­auger besser weg. Problematisch ist aber natürlich, wenn bereits nach wenigen Jahren kein Ersatz­akku mehr erhältlich oder der Akku nicht wechsel­bar ist – dann ist der Akkus­auger unbrauch­bar und die Ökobilanz fällt ungünstig aus.

Akkus­auger werden oft nur als zusätzliches Zweitgerät gekauft. Da bringt die bessere Ökobilanz nichts.
Stimmt. Denn es dauert sehr lange, bis der geringere Strom­verbrauch die Umwelt­wirkungen aus Produktion, Trans­port und Entsorgung ausgleicht. Geht ein Staubsauger jedoch kaputt, lohnt es sich bei älteren Staubsaugern mit einer hohen Leistungs­aufnahme von deutlich über 1000 Watt meist weder ökologisch noch finanziell, sie zu reparieren. Es ist besser, sie durch einen guten Akkus­auger zu ersetzen.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Proschek am 10.11.2023 um 19:32 Uhr
    Bosch kabellos

    Hallo zusammen. Also die gute Haltbarkeit bei Bosch muss ich anzweifeln. Im Bodenteil des Gerätes ist ein Kabel so blöd verlegt, dass es nach einer gewissen Zeit kaputt gehen muss. Zweimal schon passiert in. 3 Jahren.

  • UdoGarsztecki am 09.11.2023 um 09:29 Uhr
    Rowenta Air force Flex - Fehlkostruktion

    Für die Dauerhaftigkeit gibts von mir ein echtes "ungenügend" - führt zur Abwertung.
    Wir haben den AirForce flex 760 nun seit ca. 3 Jahre in Betrieb und er macht nur Ärger:
    - Schlauch Bodenteil-Saugrohr gerissen.
    - Radlager am Bodenteil verschlissen, sodass die Fußplatte fies über den Boden schleift, jetzt auch am Austauschteil. Rowenta hat beides kulant ausgetauscht. Räder bzw. Lagerung lassen sich nicht demontieren.
    - Das Flex-Gelenk am Saugrohr ist gebrochen. Habe Ersatz ohne Gelenk bestellt. Nach Aussage derRowenta-Hotline ist das nicht Kompatbel, ..... ist es aber doch! Eine Schwachstelle weniger.
    - Nun ist die ohnehin wackelige Saugrohraufnahme am Handteil kaputt, weil die Verriegelung und die Führungslamellen viel zu filigran ausgeführt sind. Zuvor auch mehrfach beim Saugen abgefallen. Sollbruchstellen. Schade, denn die Saugleistung ist sehr gut.

  • UdoGarsztecki am 09.11.2023 um 09:24 Uhr

    Kommentar vom Autor gelöscht.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 30.10.2023 um 12:48 Uhr
    Hochflor

    @Bssss: Bei unseren Tests auf Teppich haben sowohl Modelle mit Elektrobürste wie auch mit einer Saugdüse ohne rotierende Bürste gute oder sehr gute Ergebnisse erzielt.
    Sie sollten also auf gute/sehr gute Ergebnisse beim Saugen auf Teppich achten.

  • Bssss am 26.10.2023 um 12:05 Uhr
    Hochflor?

    Guten Tag,
    ich suche einen Staubsauger mit dem u.a. regelmäßig ein Hochflorteppich (Kunstfaser, Auslegware) gereinigt werden soll. Ist nun eine Elektrobürste (oder Turbobürste) empfehlenswert, weil nur so tief sitzender Schmutz herausgelöst wird, oder sollte auf ebendiese verzichtet werden, da sie die Fasern nach und nach herrausrupfen wird?
    Worauf sollte ich beim Kauf achten?
    Ich habe den Artikel hauptsächlich zur Klärung dieser Frage erworben, und auch wenn ich viele spannende Infos erhalten habe, fehlen doch die für mich relevanten - schade.