Blau für die Jungs, pink für die Mädels – nicht nur bei der Farbgebung macht die Kosmetikindustrie klare Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Für speziell auf sie zugeschnittene Produkte müssen Männer teils deutlich tiefer in die Tasche greifen. Ist der hohe Preis für Bodylotions oder Handcremes gerechtfertigt? test erklärt, wann sich die Investition lohnt und worin sich Mann und Frau – in Sachen Pflege – wirklich unterscheiden.
Koffein, Taurin, Aktivkohle sprechen den Abenteurer im Mann an
Sie sollen Müdigkeit vertreiben und Power liefern – mit Cell-Booster oder Feuchtigkeits-Turbo. Viele enthalten Koffein, Taurin oder Aktivkohle: Für Männer bestimmte Kosmetikprodukte sprechen den Sportler, den Abenteurer an. Das scheint zu funktionieren: Während das Frauensegment gesättigt scheint, wuchs der Herrenmarkt im vergangenen Jahr um knapp 4 Prozent, so der Kosmetikverband VKE.
Männerkosmetik erobert die Parfümerien

For Men. Männerkosmetik ist in der Regel blau oder schwarz verpackt. Die Werbeversprechen sind meist auf englisch. © Thinkstock
Reine Männerpflege wie Aftershave oder Rasierwasser macht nach Angaben des Industrieverbands Körperpflege- und Waschmittel (IKW) etwa 6 Prozent des Kosmetikmarktes aus – Produkte wie Duschgel, Bodylotion oder Shampoo nicht mitgerechnet, da sie sich nicht immer zuordnen lassen. In Parfümerien bestimmt Herrenkosmetik mehr als 20 Prozent des Angebots, so der Bundesverband Parfümerien.
Einige Produkte sind überflüssig
Ob Nivea, L’ Oréal, Dove, Balea oder Isana – sämtliche Kosmetikriesen wollen dem Mann an die Haut. Meist sind die Herren-Linien an dem Wörtchen „Men“ hinter dem Markennamen zu erkennen. Markige, meist englischsprachige Versprechen zieren viele der dunkelblau oder schwarz verpackten Produkte. Das Äußere der Männerkosmetik ist genau auf die Zielgruppe abgestimmt, auf den Inhalt trifft das nicht immer zu.
Männerhaut ist weniger empfindlich
„Spezielle Lippenpflege oder Handcreme für Männer ist beispielsweise unnötig“, sagt Dermatologin Maja Hofmann, Oberärztin an der Charité in Berlin. Die Pflegebedürfnisse von Männern und Frauen unterschieden sich an diesen Hautpartien nicht wesentlich. Bei Gesichtscreme sei es hingegen meist besser, wenn Er und Sie nicht in den gleichen Tiegel greifen: Männerhaut ist weniger empfindlich und produziert deutlich mehr Talg. „Die meisten Männer brauchen daher für das Gesicht eine weniger reichhaltige Pflege als Frauen“, sagt Hofmann.
Verwirrung im Drogeriemarkt
Kunden können allerdings kaum erkennen, welche Flaschen, Tuben und Tiegel für welches Geschlecht sinnvoll sind. Viele Herren greifen wohl vor allem wegen der Aufmachung zu speziellen Männerprodukten. Das ist oft unnötig teuer. Es gibt viele Unisex-Artikel, die günstiger sind und sich in der Zusammensetzung kaum von den Men-Produkten unterscheiden. Das verrät ein Blick auf die Liste der Inhaltsstoffe. Die wenigsten wissen jedoch, wie sich das Kleingedruckte richtig lesen lässt.
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- Feine Haare im Gesicht sind ganz natürlich, doch vor allem bei jungen Frauen gibt es die Tendenz, diese zu rasieren. Der Trend heißt Dermaplaning – und er birgt Risiken.
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- Fast alle Barttrimmer im Test stutzten Bärte akkurat. Doch nicht jeder lässt sich gut bedienen, reinigen oder aufladen. Ein teures Modell fällt wegen Schadstoffen durch.
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- Shampoo, Bodylotion und Parfüm gibt es auch im Stück. Sie erweisen sich als Alternative zu Flüssigprodukten: Sie eignen sich fürs Reisen und belasten die Umwelt weniger.
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„Spezielle Lippenpflege oder Handcreme für Männer ist beispielsweise unnötig“ dem kann ich nicht zustimmen. Gerade in der kalten Jahreszeit, oder wenn man beruflich bedingt sich oft die Hände waschen muss, ist Handcreme auch bei vielen Männern unerlässlich. Die Haut trocknet aus, wird spröde und rissig. Mit einer simplen Handcreme aus dem Supermarkt oder Drogerie lässt sich das unterbinden. Ähnlich verhält sich das mit den Lippen. Wenn man im Winter viel im Freien ist, dann empfielt sich die Benutzung von Lippenpflegeprodukten.
Wissenschaftliche Standards zu Hautkrankheiten aus der Sicht einer Hautärztin können unübersehbar auf Verkaufsstrategie Richtung "Überallerhältlichkeit" (Ubiquität) ausgerichteten "Schönheitsmitteln" (Kosmetika) - die frau also nicht mehr wie früher in ihrer Apotheke oder Drogerie anrühren lassen könnte - immer nur mit abschätzigen Zweifeln begegnen. Typischerweise vergessen Schulmediziner die angestrebte (selten studierte) Ganzheitlichkeit ihres Wirkens: Bekomme (ohne Krankenkasse: bekäme) ich für rissige Handwerkerhaut oder ständig spröde männliche 'Schmallippen' eine medizinische Salbe verordnet, werden diese Hautpartien bald wieder einwandfrei sein. Das gleiche wird mit stylish verpackter Bodylotion und teuren, mir selbst 'gegönnten' Hautcremes auch passieren -- aber mit viel positiverem Selbstbewusstsein und langanhaltendem Zugehörigkeitsgefühl. Zu den Gesunden, Schönen und Reichen.