Blutspende Weshalb es lohnt, Blut zu spenden

Trans­fusionen retten Leben. Doch Blut­konserven sind Mangelware. Wir geben Tipps, wie Sie auf gesunde Weise spenden und wo Sie Blutspende­dienste in Ihrer Nähe finden.

Blutspenden – vor allem im Sommer wichtig

Immer wieder kommt es zu Engpässen bei den Blut­konserven – je nach Bundes­land und Blutgruppe ist die Versorgung unterschiedlich. Besonders häufig sind Blut­konserven in den Sommermonaten knapp. Denn in der Ferien- und Urlaubs­zeit verringert sich regel­mäßig die Zahl der Spende­rinnen und Spender. Dabei gilt: Blut­konserven werden immer gebraucht, in Deutsch­land täglich rund 15 000 Stück – etwa für Operationen oder zur Versorgung von Unfall­opfern. Wer regel­mäßig spendet, kann Leben retten.

Nur etwa drei von hundert Menschen spenden regel­mäßig Blut

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) – das Bundes­institut für Impf­stoffe und biomedizi­nische Arznei­mittel – verzeichnete für das Jahr 2022 rund 3,6 Millionen Voll­blutspenden. Zwar haben laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) 47 Prozent der Menschen in Deutsch­land schon mindestens einmal im Leben Blut gespendet. Doch nur etwa drei Prozent der spende­fähigen Bevölkerung gehören zu den regel­mäßigen aktiven Blutspendern.

Was Menschen zurück­hält

Die Bereitschaft, Blut zu spenden, hat in den vergangenen Jahren abge­nommen. Vor allem die Zahl der Voll­blutspenden ist seit 2011 auf einem Abwärts­trend. Gesundheitliche Gründe und die Einnahme von Medikamenten halten viele Menschen vom Spenden ab. In einer repräsentativen Befragung gaben 33 Prozent der Befragten aber auch an, keine Zeit gehabt oder nicht daran gedacht zu haben. Manche Menschen halten sich zu alt für eine Blutspende. Doch seit einer Änderung des Trans­fusions­gesetz 2023 gibt es keine Höchst­alters­grenze für die Blut- oder Plasmaspende mehr. Seitdem dürfen auch Männer, die Sex mit Männern haben, Blut spenden.

Tipp: Wurden Sie schon mal allein aufgrund Ihres Alters nicht zum Blutspenden zugelassen, können Sie nun wieder versuchen, Spenderin oder Spender zu werden. Ärztinnen und Ärzte beur­teilen individuell über Ihre Spende­fähig­keit.

Gutes für andere tun

Blut lässt sich bislang nicht künst­lich herstellen. Millionen von Deutschen sind auf Spenden ihrer Mitmenschen angewiesen: nach Unfällen, bei Operationen, in der Krebs­therapie.

Dass so viel Blut gebraucht wird, liegt – abge­sehen von der Vorrats­haltung für Katastrophen – in erster Linie am medizi­nischen Fort­schritt: Viele Operationen und Trans­plantationen, die Blut­trans­fusionen erfordern, waren früher nicht mach­bar. Zudem werden die Deutschen immer älter und laufen in höherem Alter eher Gefahr, an Krebs zu erkranken. Präparate auf Basis von gespendetem Blut sind ein wichtiger Teil der Krebs­therapie.

Blutspende - Weshalb es lohnt, Blut zu spenden

© Stiftung Warentest

Gutes für sich selbst tun

Blut­hoch­druck gegen­steuern. Wer spendet, tut auch sich selbst etwas Gutes. Forschungen der Berliner Charité haben heraus­gefunden, dass hohe Blutdruckwerte im Lauf mehrerer Blutspenden sinken können. Das kann die Bluthochdrucktherapie unterstützen. Für Menschen mit bestimmten Krankheiten, die zu viel Eisen im Blut haben oder zu viele rote Blutkörperchen, sind Aderlässe sinn­voll.

Gesund­heits-Check inklusive. Vor jeder Blutspende erfolgt zudem ein kleiner gesundheitlicher Routine-Check: Blut­druck, Hämoglobin und Temperatur messen. Nach der Spende wird das Blut auf Infektions­krankheiten wie Hepatitis B und Hepatitis C oder HI-Viren geprüft. So erhält der Spender Sicherheit, dass das Blut frei von solchen Erregern ist.

Blutgruppe kennen. Nach der ersten Spende gibt es den Blutspende­ausweis. In dem ist auch die Blutgruppe des Spenders vermerkt. Wer den Ausweis immer bei sich trägt, dem kann im Notfall schneller geholfen werden.

Wer Blut spenden darf – und wer nicht

Gesund und voll­jährig

Wer spenden will, muss gesund sein und darf kein erhöhtes Risiko für bestimmte Infektions­krankheiten haben. Außerdem müssen Spende­rinnen und Spender mindestens 18 Jahre alt sein und wenigs­tens 50 Kilogramm wiegen.

Nicht jeder darf Blut spenden

Wer nicht spenden darf, regelt die Hämotherapie-Richtlinie, die auf dem Trans­fusions­gesetz basiert. Die Liste an Ausschluss­kriterien ist lang. Einige Personen dürfen dauer­haft, andere vorüber­gehend nicht spenden.

Dauer­haft ausgeschlossen sind Menschen mit Erkrankungen etwa Diabetiker, die Insulin nehmen, HIV-Infizierte oder Personen, die Malaria haben oder hatten. Auch Menschen, die Drogen konsumieren oder bei denen dafür ein begründeter Verdacht besteht, dürfen kein Blut spenden.

Vorüber­gehend ausgeschlossen sind laut der Richt­linie der Bundes­ärztekammer zum Beispiel Personen mit einem Sexual­verhalten, „das ein deutlich erhöhtes Über­tragungs­risiko für durch Blut über­trag­bare schwere Infektions­krankheiten birgt“. Sie dürfen erst vier Monate nach ihrem letzten Sex wieder Blut oder Plasma spenden. Zu dieser Personengruppe zählen unter anderem Sexarbeite­rinnen und Sexarbeiter sowie Menschen, die inner­halb von vier Monaten vor der Spende Sex mit insgesamt mehr als zwei Personen hatten.

Homo­sexuelle Männer sind nicht mehr pauschal von der Blutspende ausgeschlossen. Im Transfusionsgesetz heißt es seit einer Gesetzes­änderung 2023: „Die sexuelle Orientierung und die Geschlecht­sidentität (...) dürfen bei der Bewertung des Risikos, das zu einem Ausschluss oder einer Rück­stellung von der Spende führt, nicht berück­sichtigt werden.“

Von einer Blutspende zurück­gestellt werden können auch Menschen, die kürzlich operiert wurden. Wer tätowiert oder gepierct wurde, muss vier Monate warten. Schwangere und Stillende dürfen nicht spenden. Wer einen Schnupfen hat, wird nach Hause geschickt – und darf nach einer Woche wieder­kommen. All das wird in einem Vorgespräch mit einem Arzt und dem Spender-Fragebogen erfragt.

So spenden Sie auf gesunde Weise

Viel trinken. Vor und nach der Spende reichlich trinken hilft, dem Flüssig­keits­verlust vorzubeugen und ihn auszugleichen. Am besten: Wasser oder ungesüßte Getränke.

Ruhe gönnen. Planen Sie für Vorgespräch und Spende etwa eine Stunde ein. Die eigentliche Spende dauert fünf bis zehn Minuten. Danach sollten Sie dem Körper eine halbe Stunde Ruhe gönnen, um sich wieder zu erholen.

Gutes essen. Essen vor und nach der Spende stabilisiert den Kreis­lauf. Eisenhaltige Nahrungs­mittel sind gut, etwa Eigelb, Linsen und Hirse, Haferflocken im Müsli oder auch Fleisch wie Rinderleber. In Kombination mit Vitamin C etwa aus Orangensaft oder Beerenfrüchten kann der Körper das Eisen besonders gut aufnehmen.

Pass führen. Jeder Erst­spender erhält einen Pass, Blutgruppe und Rhesus­faktor sind dort vermerkt. Zwischen zwei Voll­blut-Spenden sollen normaler­weise 12 Wochen, minimal aber 8 Wochen liegen. Blutplasma darf häufiger gespendet werden.

Drei Arten, Blut zu spenden

Blut ist nicht gleich Blut. Wer spenden will, kann auch nur bestimmte Bestand­teile seines Lebens­saftes für das Wohl anderer abgeben. Hier ein Über­blick:

Die Voll­blutspende

Das ist die klassische Blutspende. Weiterge­geben wird sie nicht als Voll­blut, sondern als Konzentrat von Erythrozyten. Das sind die roten Blutkörperchen, die Sauer­stoff und Kohlen­stoff­dioxid trans­portieren. Sie werden aus dem Blut extrahiert, wie Blutplätt­chen und Plasma. Die Spende dauert etwa fünf bis zehn Minuten, ein halber Liter wird aus der Armvene entnommen.

Männer dürfen bis zu sechs Mal im Jahr Blut spenden, Frauen bis zu vier Mal. Zwischen zwei Spenden müssen mindestens acht Wochen liegen, damit sich der Eisen­gehalt im Blut erneuern kann. Bei Frauen dauert es wegen der Mens­truation etwas länger als bei Männern, den Eisen­verlust wieder auszugleichen.

Die Plasmaspende

Blutplasma ist der flüssige Bestand­teil des Blutes, in dem Zellen wie die roten und weißen Blutkörperchen schwimmen. Er besteht vor allem aus Wasser plus Fetten, Eiweißen, Zucker, Mineralstoffen, Gasen und Hormonen. Plasma benötigen vor allem Menschen mit Verbrennungen sowie Arznei­mittel­hersteller. Es wird aus Voll­blut gewonnen, vor allem aber durch Apherese (Blut­wäsche).

Die Spende dauert 30 bis 60 Minuten. Ein Gerät trennt rund 600 bis 750 Milliliter Plasma ab und leitet alle anderen Blut­bestand­teile wieder zurück in den Kreis­lauf, oft mit Kochsalzlösung, um den Flüssig­keits­verlust auszugleichen. Zwischen zwei Plasmaspenden müssen mindestens zwei spendefreie Tage liegen. Frauen und Männer dürfen maximal 60 Mal im Jahr Plasma spenden.

Die Thrombozytenspende

Die Thrombozyten, auch Blutplätt­chen genannt, verschließen Wunden: Sie verklumpen durch akti­vierte Gerinnungs­faktoren, dichten so die Verletzung ab. Vor allem Menschen, deren Blut­gerinnung gestört ist, etwa durch Chemo­therapie, benötigen sie. Gewonnen werden sie via Voll­blutspende oder – separat – über Apherese. Dabei wird Blut aus der Armvene in eine Maschine mit sterilem Schlauch­system geleitet und ein Gerinnungs­hemmer beigefügt. Die Plätt­chen werden via Zentrifuge vom restlichen Blut separiert; letzteres wird wieder dem Blut­kreis­lauf zugeführt. Die Leber baut die Gerinnungs­hemmer rasch ab.

Die Spende dauert eine bis eineinhalb Stunden, ist alle 14 Tage und bis zu 26-mal pro Jahr möglich. Wer Plasma oder Thrombozyten spenden will, muss vorher einmal Voll­blut gespendet haben.

Blutspende­dienste in Ihrer Nähe finden

Unter diesen Internet­adressen finden Spendewil­lige Anlauf­stellen in ihrer Nähe. Auch die Website der Bundes­zentrale für gesundheitliche Aufklärung hilft weiter – unter der Adresse blutspenden.de.

Blutspende­dienste

Kontakt

Sozial­verband Deutsches Rotes Kreuz

drk-blutspende.de

Kostenfreie Spenderhotline: 0 800/1 19 49 11

Baden-Württem­berg und Hessen

blutspende.de

Bayern

blutspendedienst.com

West (Rhein­land-Pfalz, Nord­rhein-West­falen und Saar­land)

blutspendedienst-west.de

NSTOB ( Nieder­sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Oldenburg Bremen) und Meck­lenburg-Vorpommern

blutspende-leben.de

Nord­ost (Berlin, Brandenburg, Hamburg, Sachsen, Schleswig-Holstein)

blutspende-nordost.de

Daten­bank für Blut- und Plasma-Spende­dienste bei der
Bundes­zentrale für gesundheitliche Aufklärung

blutspenden.de/blutspendedienste

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 17.06.2024 um 11:01 Uhr
    Einseitige Tabelle

    @TestLesende: Vielen Dank für den Hinweis. Wir haben in der Tabelle einen Link zu einer Datenbank für Blut- und Plasma-Spendedienste (inkl. privater Unternehmen und Kliniken) der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ergänzt.

  • Gelöschter Nutzer am 16.06.2024 um 12:22 Uhr
    Einseitige Tabelle

    Ich finde es etwas einseitig, dass alle sechs in der Tabelle aufgeführten Blutspende­dienste zum Deutschen Roten Kreuz gehören. Neben dem DRK gibt es auch einige Privatunternehmen und Krankenhäuser, bei denen man spenden kann.
    Ich spende regelmäßig in einem Universitätskrankenhaus. Im Zuge der Corona-Pandemie wurde dort auf Online-Terminbuchung umgestellt. Die Wartezeit ist dadurch minimal.

  • vactorio am 24.11.2022 um 02:25 Uhr
    @j-m.s Siehe Grafik oben

    Ja, es ist sogar hier eine Grafik mit im Artikel die zeigt wie Blut genutzt wird. „Fast nie“ erscheint mir bei 12% dann doch die falsche Ausdrucksweise zu sein - und ist sicher kein Argument gegen das Spenden.

  • j-m.s am 04.11.2022 um 22:36 Uhr
    keine guten Argumente

    Das Hauptargument fürs Blutspenden ist immer Leben retten bei Unfällen oder Operationen. Aber gerade dafür braucht man so gut wie nie Vollblut. Bei Unfällen oder Operationen ist man fast nie auf Blutspenden angewiesen, denn da arbeitet man mit angereicherten Kochsalzlösungen.
    Sehr viel Vollblut wird allerdings für zweifelhafte Krebstherapien ver(sch)wendet.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 06.07.2020 um 14:07 Uhr
    Bezahlung

    @thorec: Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) weist auf seiner Website darauf hin, dass es den Krankenhäusern für Blutpräparate einen Geldbetrag in Rechnung stellt. "Mit diesen Erlösen decken wir die Kosten, die wir zur Herstellung von Blutpräparaten benötigen", schreibt das DRK. Es gehe dabei um den Betrieb des deutschlandweiten Netzes an Blutspendediensten mit mehreren tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Mehr Infos zum Thema unter www.drk-blutspende.de/blutspendedienste/versorgung-und-finanzierung.php. (BS/SL)