Für ihre Mitglieder hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft eine Berufshaftpflichtversicherung abgeschlossen. Aber sie hat Mängel.
Den Hauptschlüssel für das Schulzentrum hat er verloren, mehr als 10 000 Euro kostete das Auswechseln der gesamten Schließanlage – und doch lacht der Lehrer. Jedenfalls auf dem Foto im Mitgliederwerbeprospekt der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Der dort abgebildete Pädagoge ist fein raus, den Schaden wegen des Schlüsselverlusts muss er nicht selbst bezahlen. „Die Berufshaftpflicht der GEW hat das für mich übernommen“, so seine beruhigende Reklamebotschaft.
Für die Mitglieder in 14 ihrer insgesamt 16 Landesverbände hat die GEW bei der Volksfürsorge eine Berufshaftpflichtversicherung abgeschlossen. Zwei Landesverbände haben eigene Verträge mit anderen Gesellschaften: die GEW in Sachsen mit dem Versicherer Zürich, in Brandenburg mit der DBV-Winterthur. 91 444,78 Euro Jahresbeitrag insgesamt zahlt die GEW für die Gruppenversicherung bei der Volksfürsorge.
Für die Mitglieder kostet dieser Schutz nichts extra; die Versicherung ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Er richtet sich bei Beamten und Angestellten des öffentlichen Dienstes nach der jeweiligen Besoldungs- oder Vergütungsgruppe. Die Professorin zahlt also deutlich mehr an die Gewerkschaft als die Kindergärtnerin. Freiberuflich Beschäftigte zahlen 0,66 Prozent des Honorars.
Im Durchschnitt beträgt der Mitgliedsbeitrag für vollzeitbeschäftigte GEW-Mitglieder in Ostdeutschland 16,90 Euro monatlich, in Westdeutschland sind es 19,67 Euro. Die GEW betrachtet die Berufshaftpflichtversicherung zusätzlich zu ihren normalen gewerkschaftlichen Aufgaben als Teil ihrer Leistungen für die Mitglieder.
Vorteile
Jedes Mitglied, das mindestens drei Monate lang Beitrag bezahlt hat, ist automatisch versichert. Der Schutz ist breit, schließt etwa auch die Lehrertätigkeit an ausländischen Schulen ein.
Das Risiko, den Schulschlüssel zu verlieren, sichert die Gruppenversicherung überdurchschnittlich gut ab. Die Versicherungssumme hierfür beträgt 20 000 Euro.
Nachteile
Unterdurchschnittlich ist jedoch die Versicherungssumme für Personen- und Sachschäden. Sie beträgt pauschal 2 Millionen Euro. Das ist zu niedrig. Diese niedrige Versicherungssumme in der Gruppenversicherung ist auch deshalb unverständlich, weil die Volksfürsorge durchaus ein Angebot mit ausreichender Versicherungssumme von pauschal 3 Millionen Euro macht: den Tarif „Superschutz“, den jeder Pädagoge individuell abschließen kann – ob GEW-Mitglied oder nicht.
Weiterer Nachteil: Für Vermögensschäden im Zusammenhang mit Klassenfahrten tritt die Volksfürsorge laut GEW nicht ein. So blieb ein Berliner Lehrer auf den Kosten sitzen, als eine Klassenreise storniert werden musste. Der Lehrer hatte den Reisevertrag unterschrieben, weder das Land Berlin noch die Schule selbst hafteten. Und auch die Versicherung weigerte sich zu zahlen.
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- Die Haftpflichtversicherung schützt vor finanziellen Folgen eigener Fehler. Im Privathaftpflicht-Vergleich sind über 400 Angebote. Top-Tarife gibt es ab 48 Euro im Jahr.
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- Über eine Million Unfälle von Kindern zählt die gesetzliche Unfallversicherung pro Jahr. Wichtig ist, jeden Unfall in Kita, Schule oder auf dem Weg dorthin zu melden.
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- Ob Wohnungs-, Büro- oder Autoschlüssel – ein Verlust ist ärgerlich, oft auch teuer. Wir erklären, was bei Schlüsselverlust zu tun ist und wann welche Versicherung zahlt.
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@podl: Vielen Dank für Ihre Anregung.
Welche (gut und sehr gut bewerteten) Berufsunfähigkeitsversicherungen mit einer Dienstunfähigkeitsversicherung daherkommen, können Sie mithilfe einer Filtereinstellung der interaktiven Tabelle im Test entnehmen:
www.test.de/berufsunfaehigkeit
Die Berufsunfähigkeitsversicherung für Beamte macht vornehmlich in den ersten 5 Dienstjahren Sinn, weil in dieser Zeit noch nicht der volle Schutz der Versorgungsträgerin für den Fall des Eintrittes einer Dienstunfähigkeit gilt. Ob im konkreten Fall eine Vorsorgelücke besteht, sollten Beamte bei Ihrem Versorgungsamt nachfragen. Dort kann man ihnen sagen, nach wie vielen Dienstjahren das (Mindest-) Ruhegehalt gezahlt wird und wie viel sie bekommen würden, wenn sie dienstunfähig werden würden.
Ich finde nach über 20 Jahren ist es Zeit für ein Update zum Thema Diensthaftpflicht. Auch ein „Beamten Special“ fände ich im Heft interessant (Diensthaftpflicht, BU j/n, PKV, Rechtschutz…)
@GGOH: Im Prinzip gelten die Empfehlungen auch für Erzieher, da die berufsspezifischen Risiken ähnlich sind. Es ist also sinnvoll, sich über eine Berufshaftpflichtversicherung abzusichern. (TK)
Guten Tag,
gelten Ihre Empfehlungen für Lehrer-Berufshaftplichtversicherungen auch für Erzieher/innen und v.a. für Kita-Leiter/innen?
Vielen Dank im Voraus :-)
Während die Hunderttausenden von Lehrern wenigstens teilweise über den Staat mit abgesichert sind, sind das freischaffende Ärzte und Architekten und andere Freiberufler nicht. Davon gibt es aber auch Hunderttausende. Es wäre daher dringend erforderlich an einem Medizinschadenfallbeispiel und einem Bauschadenfallbeispiel in der Finanztest an einem mehrseitigen Artikel durchzuexerzieren, mit was für Schadensfällen und Schadenshöhen mensch es dabei zu tun bekommen kann und dann einen breit gefächerten "Test" bzw Versicherungsvergleich der Berufshaftpflichtversicherungen anzuschließen. Dabei bitte nicht vergessen, auch auf die Feinheiten der Haftung einzugehen, ob ein Arzt oder Architekt oder anderer Freiberufler persönlich haftend arbeitet oder in einer Limited oder GmbH oder anderem juristischen Konstrukt angestellt ist.