
Licht und Schatten. Der Ergobag Strahlebär (links) leuchtet grell. Der Lego Ninjago fällt kaum auf. © Stiftung Warentest / Hendrik Rauch
Kinder haben keine Knautschzone. Damit sie auf dem Schulweg gut zu sehen sind, müssen ihre Ranzen grell leuchten. Das schaffen nur 8 der 22 Ranzen im Test.
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Testergebnisse für 22 Schulranzen 02/2019Sie erzählen Geschichten, albern herum, spielen Klingelstreiche – auf dem Schulweg knüpfen Kinder soziale Kontakte und lernen nebenbei, sich allein zurechtzufinden. „Der eigenständige Weg zur Schule wirkt offenbar positiv auf Psyche, Körper und geistige Fähigkeiten“, sagt die Psychologin Jessica Westman (Interview im PDF S. 85). Da wird der Straßenverkehr schon mal zur Nebensache. Gerade Schulanfänger schätzen Gefahren nicht richtig ein, laufen plötzlich auf die Straße. Wo Kinder unachtsam sind, müssen andere auf sie aufmerksam werden. Ein Schulranzen, der gut sichtbar ist, verschafft im Ernstfall wertvolle Zeit: Mit jeder Sekunde mehr, die ein Autofahrer bei Tempo 50 benötigt, um eine Gefahr zu erkennen, rollt das Auto etwa 14 Meter weiter.
Unser Rat
Auf dem Schulweg zählt Sicherheit mehr als das Motiv des Ranzens. Im Hellen und Dunkeln mindestens gut zu sehen sind Cubo Neo Edition Illumibär und der Pack Neo Edition Strahlebär von Ergobag (beide 259 Euro) sowie der 2 in 1Pegasus Dream (229 Euro) und der Touch2Space Pirate (219 Euro) von Step by Step. Alle vier sind im täglichen Gebrauch gut.
Gut zu sehen und gut zu tragen
Wir haben 22 Ranzen zu Set-Preisen von 119 bis 259 Euro geprüft. Zum Set zählen mindestens eine Sport- und eine Federtasche. Zwei Ranzen haben wir mit zusätzlich erhältlichen Leuchtflächen zum Anzippen geprüft. Zwölf Modelle bewerten wir wegen schlechter Warnwirkung mit Mangelhaft. Acht Schultaschen fallen im Straßenverkehr mit guter oder sehr guter optischer Warnwirkung auf. Alle acht überzeugen auch im täglichen Gebrauch.
Sicherer Strahlebär, unsicherer Ninjago
Die beste Warnwirkung zeigt der Strahlebär von Ergobag. Mit ihm sind Schülerunterwegs deutlich erkennbar – dank neongelb-pinker fluoreszierender Signalflächen. Ganz im Gegensatz zum LegoEasy Ninjago: An ihm befinden sich vorn lediglich retroreflektierende Umrisse eines Drachens. Sie werfen zwar Scheinwerferlicht zurück. Doch der Katzenaugeneffekt wirkt nur bei Dunkelheit und ist viel zu schwach. Im Hellen sichtbare fluoreszierende Flächen fehlen ihm komplett.
Grelle Farben werden schnell gesehen
Mindestens 20 Prozent der Vorder- und Seitenflächen eines Schulranzens sollten aus fluoreszierenden Signalfarben bestehen. So sieht es die Sicherheitsnorm zur Prüfung von Schulranzen vor. Sie ist kein Gesetz, aber ein von Anbietern und Verbraucherschützern gemeinsam ausgehandelter Maßstab für gute Qualität. Bis vor einigen Monaten erlaubte die Norm nur gelbe und orange Signalflächen. Diese Farben leuchten besonders grell und das menschliche Auge nimmt sie schneller wahr als andere. Das ließ Anbietern von Schulranzen aber wenig Spielraum im Design. Seit Oktober gilt eine überarbeitete Version der Norm, die unter anderem auch neongrün und pink erlaubt. Im Test haben wir sie bereits berücksichtigt.*
Pink leuchtet nicht hell genug
Unter den zwölf Ranzen, die wegen mangelnder Warnwirkung durchfallen, sind die Scouts Alpha Summer Green und Genius Flowery. Beide tragen pinke Warnflächen. Doch die Stoffe leuchten bei Tageslicht nicht hell genug. Zwei Ranzen bewerten wir insgesamt mit Befriedigend, da sie im Hellen zumindest halbwegs sichtbar sind. Nur acht Ranzen sind sowohl tagsüber als auch im Dunkeln sicher zu sehen.
Viele Anbieter verkaufen Ranzen einer Modellreihe mit unterschiedlichen Designs. Wir fanden zu fast allen sicheren Ranzen unsichere Geschwistermodelle ohne die erforderlichen Warnflächen.
Rückenlänge anpassen
Neben der Sicherheit sollen Ranzen bequem sein. Keine leichte Aufgabe, schließlich sind Erstklässler unterschiedlich groß und wachsen schnell. Gute Ranzen wachsen mit. Verstellbare Trageriemen haben alle. Auch die Rückenlänge lässt sich meist einstellen. Besonders einfach funktioniert das am Step by Step 2in1: Im Hauptfach befindet sich ein Griff, zum Herausziehen und Drehen, bis die Länge passt. Nicht verstellbar sind die Rückenteile von Lego und Scooli. Der Scooli eignet sich nicht für die Kleinen unter den Erstklässlern: Auf deren Rücken hängt der Ranzen über dem Gesäß.
Keine Haltungsschäden zu befürchten
Manche Eltern befürchten, schwere Ranzen könnten Verspannungen und Haltungsschäden auslösen. Die Ergobags und Scouts wiegen mit allem Zubehör leer rund zwei Kilo und mehr. Dazu kommen die Schulmaterialien. Doch Experten entwarnen: Das Gewicht wirkt zu kurz auf den Rücken, um dauerhafte Schäden zu verursachen. Gut sind Hüftgurte, die außer Lego, Scooli und Step by Step Touch2 alle mitlieferten. Sie nehmen das Gewicht auf und entlasten die Wirbelsäule. Wie Kinder die Tasche rückengerecht tragen, zeigt die Anleitung Ranzen richtig tragen – damit einem entspannten Schulweg nichts im Weg steht.
Alarmierend. Viele Stifte und Tinten (test 8/2018) enthielten Schadstoffe. Saubere finden Sie in unserem Test Buntstifte, Filzstifte und Tinten.
*Absatz korrigiert am 4.2.2019
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- Wie viele Hausaufgaben sind erlaubt? Darf die Schule Handys einkassieren? Droht Schulschwänzern ein Bußgeld? test.de gibt Antworten auf typische Fragen zum Schulrecht.
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- Ist mein Kind schulreif? Welche Schule ist gut? Was ist der beste Schulranzen? Was sind gesunde und leckere Pausensnacks? Wie sich Familien gut vorbereiten können.
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- Die Stiftung Warentest hat Schulbedarf auf Schadstoffe geprüft: Textmarker, Tintenroller, Tinten. Viele sind stark belastet, wir fanden aber auch empfehlenswerte.
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Kommentarliste
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@WoS1969: In unserer Untersuchung der Schulranzen haben drei Experten die Reinigungsmöglichkeiten der Ranzen bewertet.
Auch wenn echte Wäsche nicht immer möglich ist, so lassen sich die Ranzen mit einer Reinigungslösung und einer Bürste in der Regel gut reinigen, auch wenn sie eine Pappenverstärkung haben.
Beim Kauf eines Ranzens sollte auf jeden Fall der Tragekomfort, die Ergonomie und die Sichtbarkeit wichtig sein.
Hallo,
nach dem ersten Schuljahr ist der Ranzen unserer Tochter schon recht unansehnlich. Ein echte Wäsche ist wegen der verwendete Pappverstärkung nicht möglich. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum ein Schulranzen, der äußerlich aus Kunststoff besteht, im Inneren eine Verstärkung aus Pappe braucht und nicht einfach ein weiterer Kunststoff verwendet werden kann. Ich kann dahinter daher nur eine geplante Obsoleszenz vermuten. Um so interessanter hätte ich es gefunden, wenn der Testbericht unter Reinigungsmöglichkeiten auf die An-/Abwesenheit von Pappe eingegangen wäre. Zumindest für mich wird das künftig ein zentraler Aspekt bei einer Kaufentscheidung sein.
259 Euro für einen Rucksack, das ist doch irre. Gibt es da keine sinnvollen Alternativen um diesem Schulranzen-Irrsinn zu entkommen?
Wann werden denn wieder Schulranzen getestet? Gibt ja in letzter Zeit ein paar andere Firmen, von denen man öfter hört, zB school mood, lässig, vavoo, Beckmann, derdiedas,…
@roland83: Ihren Testvorschlag haben wir mit Interesse zur Kenntnis genommen und an unser für die Testplanung zuständiges Gremium, das Untersuchungswünsche unserer Leser registriert, weitergeleitet. Vielen Dank dafür!
Ob und wann eine entsprechende Untersuchung durchgeführt wird, lässt sich momentan allerdings noch nicht übersehen.