
Pflege absichern. Eine Pflegetagegeldversicherung kann in bestimmten Konstellationen sinnvoll sein. © Getty Images / Westend61 / Robin Skjoldborg
Pflegetagegeldversicherungen im Vergleich – doch die Kosten sind hoch und können weiter steigen. Die Stiftung Warentest hat 70 Tarife geprüft.
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Testergebnisse für 70 PflegetagegeldversicherungenEine private Pflegezusatzversicherung kann helfen, wenn die Pflege zu teuer wird. Nach Angaben des Verbands der Ersatzkassen (vdek) müssen Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner 2023 im bundesweiten Schnitt 1 139 Euro selbst für die Pflege bezahlen. Zusammen mit den Kosten für Unterkunft und Investitionen sind es sogar 2 411 Euro durchschnittlich im Monat – 278 Euro mehr als im Vorjahr. Bei der häuslichen Pflege kann der Finanzierungsbedarf in bestimmten Situationen, etwa wenn eine 24-Stunden-Betreuung nötig wird, noch deutlich höher ausfallen.
Die gesetzliche Pflegeversicherung übernimmt zwar einen großen Teil der Kosten und im Notfall springt das Sozialamt ein – trotzdem müssen Pflegebedürftige oft an ihr Erspartes ran. Wer im Alter nicht sein Vermögen für Pflege aufbrauchen will oder sich schlicht eine komfortablere Pflegesituation wünscht, kann mit einer privaten Pflegetagegeldversicherung vorsorgen.
Pflegetagegeld – warum sich unser Test für Sie lohnt
Testergebnisse
Unsere Tabellen zeigen Bewertungen der Stiftung Warentest für 27 Pflegetagegeldversicherungen von 24 privaten Krankenversicherern von Allianz und DKV über Huk Coburg bis Württembergische, jeweils für 45-Jährige und 55-Jährige, insgesamt Ergebnisse für 70 Tarife (Stand: Mai 2023).
Die besten Pflegetagegeldtarife für Sie
Wir haben uns angesehen, inwieweit die Tarife eine mögliche Lücke zwischen Zahlungen der gesetzlichen Pflegeversicherung und den Pflegekosten schließen können – und somit im Pflegefall eine echte Hilfe sind.
Tipps und Hintergrund
Pflegetagegeldtarife sollten unterschiedliche Leistungen in verschiedenen Pflegegraden und -situationen bieten. Dazu zeigen wir zwei Modellvarianten, deren Leistungen in den Produktkategorien auf unsere Vorgaben angepasst sind. Wir erklären außerdem die Gründe, warum die Kosten für die Tarife steigen und zählen Vorteile und Nachteile dieser Versicherungsform auf.
Heftartikel als PDF
Nach dem Freischalten erhalten Sie den Heftartikel aus Finanztest 07/23 zum Download.
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Testergebnisse für 70 PflegetagegeldversicherungenPflegetagegeldversicherungen im Vergleich
Finanztest hat 27 Pflegetagegeldtarife für zwei Modellfälle (70 Tarifergebnisse insgesamt) untersucht und dabei besonderes Augenmerk auf das finanzielle Leistungsniveau gelegt. Es wird aufgezeigt, welche Zahlungen Versicherte in den einzelnen Pflegegraden bei Versorgung zu Hause oder im Heim erhalten. Für unsere Modellkunden haben wir abgefragt, wie sie mit dem von uns vorgesehenen Budget im jeweiligen Tarif versorgt wären. Das waren 115 Euro im Monat, wenn der Vertrag mit 55 Jahren beginnt, 75 Euro im Monat für bei Vertragsbeginn 45-Jährige.
Leistungen für den Pflegefall
Grundsätzlich gilt: Je älter Kundinnen und Kunden beim Abschluss sind, umso höher fallen ihre Beiträge aus. Wir haben ermittelt, in welchem Maße Leistungen aus den angebotenen Verträgen den von uns ermittelten geschätzten Bedarf im Pflegefall decken. Das Ergebnis: Viele Tarife schaffen es, eine mögliche finanzielle Lücke zu schließen und sind somit für 45-Jährige und 55-Jährige geeignet.
Vorteil: Pflegelücke schließen
Was für den Abschluss einer Pflegetagegeld-Police spricht:
Pflegelücke. Ein passender Tarif kann finanzielle Pflegelücken schließen und leistet auch, wenn jüngere Menschen pflegebedürftig werden, etwa durch Unfall oder Krankheit. Das ausgezahlte Geld steht zur freien Verfügung: für Hilfe im Haushalt oder für Angehörige, die ihre Arbeitszeit reduzieren.
Vermögensschutz. Hohe Pflegekosten zehren mitunter ein Vermögen auf. Eine Police kann insbesondere für diejenigen sinnvoll sein, die Wohneigentum vererben wollen.
Mehr Komfort. Die Pflegesituation lässt sich mit dem Geld aus der Police komfortabler gestalten, zum Beispiel mit mehr Hilfe im Alltag oder zusätzlichen Physiotherapien.
Nachteile: Beitragssteigerung und Verlustrisiko
Diese Argumente sprechen gegen den Abschluss einer Police:
Kosten. Die Beiträge sind hoch und steigen im Lauf der Jahre oder Jahrzehnte. Wird die Police gekündigt, ist das Geld weg.
Keine Pause. Versicherte zahlen die Beiträge lebenslang, oft auch, wenn sie selbst pflegebedürftig sind. Nur selten ist es möglich, die Beitragszahlungen kurz auszusetzen.
Nicht planbar. Es ist schwer vorhersehbar, wie sich die Beiträge entwickeln. Sie steigen nicht nur, wenn sich das Pflegetagegeld erhöht. Auch andere Faktoren können dazu führen wie eine schlechte Zinssituation und höhere Ausgaben der Versicherer – zum Beispiel durch eine steigende Anzahl von versicherten Pflegebedürftigen.
Das können Sie vor dem Freischalten sehen
In der Übersicht zu unseren Untersuchungsergebnissen zeigen wir Ihnen schon vor dem Freischalten, welche Anbieter und Tarife wir geprüft haben. Sehen können Sie auch, nach welchen Kriterien Sie die Ergebnisse filtern können.
Stolperstein Gesundheitsprüfung
Menschen mit Vorerkrankungen haben es schwerer, sich für den Pflegefall zu versichern. Oft müssen sie mehr bezahlen oder sie werden ganz abgelehnt. Einige gut bewertete Tarife sind strenger bei der Gesundheitsprüfung. Wer gesund ist, kann diese wählen. Wer aber bereits unter Erkrankungen leidet, kann versuchen, eine Versicherung bei einem Anbieter zu bekommen, der bei der Auswahl weniger restriktiv vorgeht.
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Testergebnisse für 70 PflegetagegeldversicherungenPflegegeld, Sachleistungen und Co
Rund 5 Millionen pflegebedürftige Menschen bekommen derzeit Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung, etwa Zuschüsse zu den Heimkosten, Pflegegeld und Pflegesachleistungen. Der Begriff Pflegesachleistungen führt dabei oft in die Irre, denn dabei geht es nicht um Sachen sondern um Zahlungen an die ambulanten Dienstleister, die Pflegebedürftige zu Hause versorgen. Darüber hinaus gibt es weitere Zuschüsse etwa für die Tages-, Nacht- und Kurzzeitpflege, die Betroffenen ab Pflegegrad 1 und deren Angehörigen finanzielle Entlastung bringen.
Tipp: Alle wichtigen Informationen rund ums Thema Pflege und mögliche finanzielle Leistungen finden Sie in unserem umfangreichen Special Pflegeversicherung: Diese Leistungen stehen Ihnen zu.
„Beschäftigen Sie sich frühzeitig mit der Frage nach einer möglichen Pflegebedürftigkeit im Alter, damit Sie sich klar werden, was Sie sich dann wünschen und wie das finanziert werden könnte.“
Sabine Baierl-Johna, Projektleiterin Pflegeversicherung bei Finanztest
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Testergebnisse für 70 Pflegetagegeldversicherungen-
- Werden Menschen pflegebedürftig, brauchen sie Hilfe – von Familienmitgliedern oder Pflegefachkräften. Finanzielle Unterstützung bietet die gesetzliche Pflegeversicherung.
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- Ob klassisches Pflegeheim, Betreutes Wohnen oder Pflege-WG: Geeignete Wohnformen gibt es inzwischen für jeden Bedarf. Wir erklären, wie sie funktionieren.
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- Fallen Pflegende aus oder machen Urlaub, können Pflegebedürftige Ersatzpflege organisieren. Seit 1. Juli 2025 soll ein neues Entlastungsbudget vieles leichter machen.
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Die KPET mit unverändert 40,-€ Tagegeld erhöht sich zum 01.07. um ca. 40%. Das ist unverschämt.
Gerne führe ich ausführlicher aus, wie ich es meinte im u.g. Kommentar mit der Verrechnung:
in den AGB's der Bayerischen wird auf Verrechnung von vorrangigen Versicherungsleistungen, insbesondere die, der gesetzlichen Kassen, hingewiesen. Der Passus ist, wie der Rechtsanwalt sagte, für Pflegegelder eigentlich gar nicht vorgesehen, wurde aber vom Gesetzgeber als vorausgesetzt angesehen, was eine Gesetzeslücke zur Folge hatte, da die Versicherer immer alle Lücken nutzen, wenn es vom Gesetzgeber nicht ausführlich im Gesetz beachtet wurde. Die AGB's beziehen sich allgemein auf alle Zusatzversicherungen, ergo, es ist ein Passus, der eigentlicht für Zahnversicherungen, etc. gelten sollte aber nun für alle Pflegebahr und Pflegeversicherungen auch gilt, wie z.B. auch bei der Inter, bei der meine Tochter versichert ist. Die monatlichen Leistungen sind 1500 Euro in Stufe 5 und 4, 850 in 3. Pflegebahr ist bei 3 280 Euro. 1500-280 = 1220 Euro - 1363 Euro gesetz = -143 Euro.
Hallo,
ich habe hier gelesen, lese regelmäßig, kann mir leider Ihr Abo auch nicht mehr leisten, also, ich bin 86 Jahre alt, inzwischen mit Pflegegrad 3.
Ich hatte nie eine Pflegeversicherung. Bei uns gab es dass noch nie.
Im Jahr 2008 hat meine Tochter für mich und meinen Mann einen Pflegetagegeldtarif bei der Bayrischen abgeschlossen. Einer der ersten, die es gab. Damals gab es einen geringen Anteil ohne Gesundheitsfragen, d.h., ich und mein Mann waren damals noch laut Arzt gesund, obwohl mein Mann damals bereits Diabetiker war, was der Arzt nicht erkannt hat. Die Pflegetarife hat sie mit Dynamik abgeschlossen. Dann kam damals das Angebot der Demenzversicherung dazu. Ohne Gesundheitsprüfung. Das hat sie auch noch abgeschlossen. Als dann der Pflegebahr kam, hat sie auch abgeschlossen. 2009 erkrankte mein Mann an Krebs. Der Prozeß mit der Versicherung ist noch nicht abgeschlossen. PflegeBahr wurde abgezogen. Eine Befreiung gibt es nicht. Die Beiträge sind höher als die Auszahlungsgelder
@clepper: Selbstverständlich liegen uns tatsächliche Beitragsverläufe zu einzelnen Tarifen vor. In 2016 hatten wir hierzu eine Leserumfrage gestartet und uns sehr viele Beitragsverläufe im Detail angeschaut. Auch bei jeder neuen Untersuchung schauen wir uns die Beitragsentwicklungen der Kosten beim Neuabschluss an. Obwohl so viele Informationen vorliegen, lassen sich daraus keine belastbaren Aussagen über die zukünftige Beitragsentwicklung in einzelnen Tarifen treffen.
Beitragssteigerungen, wie wir sie heute kennen, kamen vor dem Inkrafttreten des Pflegestärkungsgesetzes II in 2017, das den Begriff der Pflegebedürftigkeit neu definierte, nicht vor. Vor 2017 war die Beitragsentwicklung in den Tarifen noch relativ stabil. Mit der Einführung der fünf Pflegegrade erhielten viel mehr Menschen Zugang auf die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung, was sich auch auf die Leistungen der Pflegezusatzversicherungen auswirkte.
Die Pflegeversicherungen sind bei ihren Kalkulationen zwar verpflichtet, die Pflegehäufigkeiten, also die einzelnen Pflegefälle in den Altersstufen zu berücksichtigen. Doch es gibt zu viele andere Faktoren, die sich auf den Beitrag auswirken.
Umstände, wie gesetzliche Neuregelungen, das lange Zinstief (und die damit verbundene Herabsetzung des Rechnungszinses) und Veränderungen hinsichtlich der zu erwartenden Lebenserwartung der Pflegebedürftigen haben einen großen Einfluss auf die Beitragsentwicklung, der sich nicht vorhersehen lässt.
Vielen Dank für Ihre Antwort. Das sehe ich auch so, vorhersehen kann man das nicht. Aber abfragen. Eine seriöse Versicherung sollte damit keine Probleme haben. In diesem Sinne vermisse ich auch in jeglichen Fundstellen, leider eben auch bei ihnen, ein Beispiel einer echten Beitragsentwicklung über einen Verlauf von z.B. 10 Jahren. Damit sich der potentielle Kunde vorher ein Bild machen kann, bevor er auf die Nase fällt. Denn das tut er mit dieser Art Versicherung definitiv. Wenn ich auf mein Beispiel zurück kommen darf: ca. 90 % mehr Beitrag im Verlauf von 10 Jahren OHNE DYNAMIK!! Und jetzt bin ich Rentner. D.h., ich habe ein geringeres Einkommen. In nochmal 10 Jahren kann ich wohl tatsächlich nicht mehr bezahlen und muss kündigen. Ein Fest für die Versicherung, die mir genau 0,00 € zurückzahlen muss. Und die "Unwägbarkeiten" sollten die Versicherungen von Anfang an in einem gewissen Maße einkalkulieren. Das sind sie ihren Kunden und hoffentlich auch der geltenden Rechtslage schuldig.