Methylcellulose in Lebens­mitteln Fleisch­ersatz – essen wir etwa Kleister?

Methylcellulose in Lebens­mitteln - Fleisch­ersatz – essen wir etwa Kleister?

Unbe­denk­lich. In vielen Fleisch­ersatz-Produkten dient Methylcellulose als Verdickungs­mittel. © Getty Images

Enthält Fleisch­ersatz Tapeten­kleister? Auf Social Media wird das heiß diskutiert. Auch die Stiftung Warentest erreichen dazu Anfragen. Was an der Behauptung dran ist.

Kann das wirk­lich sein? Steckt in vegetarischen und veganen Fleischersatz-Produkten ein Zusatz­stoff, der gleich­zeitig Haupt­bestand­teil von Tapeten­kleister ist? Die über­raschende Antwortet lautet: ja. Es handelt sich um Methylcellulose.

Das breite Einsatz­gebiet der Substanz sorgt bei vielen für Bedenken. Kann das, was in Kleister und Fertigmörtel steckt, in Lebens­mitteln über­haupt bekömm­lich sein? Ist Methylcellulose – die als Zusatz­stoff die Nummer E 461 trägt – vielleicht sogar schädlich?

E 461 auch in von uns getesteten Produkten

E 461 ist keine Unbe­kannte: In Lebens­mitteln wird der Zusatz­stoff als Verdickungs- und Gelier­mittel einge­setzt. In unseren Tests begegnete er uns etwa in veganer Salami-Pizza, Veggie-Bratwürsten, -Schnitzeln und -Nuggets. Auch pflanzenbasierte Burger-Patties werden oft durch Methylcellulose zusammen­gehalten.

In der Natur kommt Methylcellulose nicht vor. Sie wird synthetisch aus Zellulose hergestellt, also aus pflanzlichen Molekülen, die auch der Grund­stoff für Papier sind. Methylcellulose löst sich in kaltem Wasser sehr gut auf, es entsteht eine zähe Flüssig­keit.

Zusatz­stoff ist in der EU zugelassen

„Methylcellulose ist als Zusatz­stoff in der EU zugelassen und wird als so unbe­denk­lich einge­stuft, dass es keinen Grenz­wert dafür gibt“, sagt Charlotte Granobs, Projektleiterin bei der Stiftung Warentest.

Methylcellulose kommt nicht nur in Veggie-Ersatz­produkten zum Einsatz, sondern auch in herkömm­lichen Lebens­mitteln, beispiels­weise als Stabilisator in Mayonnaise, Kuchen­cremes oder Tiefkühlpommes. „Wenn man viele dieser Produkte zu sich nimmt, ist vermutlich das Risiko durch die enthaltenen Mengen an Salz, Zucker und gesättigten Fett­säuren höher als dasjenige, das von dem Zusatz­stoff ausgeht“, so Granobs. Übrigens: Methylcellulose kann von Menschen nicht verdaut werden, sie wird unver­ändert ausgeschieden.

Methylcellulose ist als Zusatz­stoff in der EU zugelassen und wird als so unbe­denk­lich einge­stuft, dass es keinen Grenz­wert dafür gibt.

Charlotte Granobs, Projektleiterin für Lebens­mittel bei der Stiftung Warentest

In Bio-Produkten nicht erlaubt

Eine Gesund­heits­gefahr stellt E 461 also nicht dar. Wer dennoch darauf verzichten möchte, kann bei Fleisch­ersatz zu Bioprodukten greifen. In denen ist Methylcellulose nicht zugelassen.

Die EU-Öko-Verordnung erlaubt allerdings die verwandte Hydroxy­propylmethylcellulose (E 464). Bei den Anbau­verbänden Bioland, Demeter und Natur­land ist auch dieses Verdickungs­mittel tabu.

Insider­wissen: Auch die Prüfpakete, mit denen wir in unseren Tests von Kühlschränken und Gefriergeräten Fleisch simulieren, enthalten eine Form der Methylcellulose.

Bitte keinen Kleister essen

Bei aller Unbe­denk­lich­keit, es ist dringend davon abzu­raten, Tapeten­kleister zu essen oder damit selbst Veggie-Wurst herzu­stellen. Denn Kleister besteht zwar haupt­sächlich aus Methylcellulose, enthält aber in der Regel auch Kunst­harze und andere Stoffe. Für den Verzehr ist er nicht geeignet.

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