
Einige Beispiele für rezeptfrei erhältliche Präparate mit Omeprazol oder Pantoprazol. Es gibt auch Mittel in höherer Dosierung und in größeren Packungen, die der Arzt verordnet – oft bei Langzeitanwendung.
Säureblocker wie Omeprazol und Pantoprazol sind für Magenkranke oft unverzichtbar. Sie werden aber auffällig oft verordnet – auch bei Beschwerden wie Reizmagen, ohne dass ihr Nutzen hierfür belegt ist. Patienten sollten die auch als Protonenpumpenhemmer bekannten Magenschutzmittel nicht allzu sorglos schlucken. Auf Dauer könnten sie schaden – das legen Studien nahe. Aktuell gibt es Hinweise darauf, dass die Säureblocker das Risiko für Speiseröhrenkrebs erhöhen.
Verordnungen der „Alleskönner“ nehmen seit Jahren zu
Deutsche Ärzte verschrieben laut aktuellem Arzneiverordnungsreport im Jahr 2016 rund 3,8 Milliarden Tagesdosen Magenschutzmittel, sogenannte Protonenpumpenhemmer. Das sind fast dreimal mehr als noch 2007. Zwar leiden auch immer mehr Menschen an der Refluxkrankheit, gegen die Betroffene oft Säureblocker einnehmen. Das allein kann den anhaltend starken Anstieg der Verordnungen aber nicht erklären. Die teils auch rezeptfreien Wirkstoffe wie Omeprazol, Pantoprazol und Esomeprazol unterdrücken die Bildung von Magensäure fast vollständig. Sie gelten als Alleskönner – und werden daher auch bei Magenproblemen ohne klare Diagnose eingesetzt.
Risiko für Speiseröhrenkrebs scheint bei Langzeitanwendern erhöht
Generell sind die Wirkstoffe gut verträglich. Bei Langzeiteinnahme scheinen sich jedoch auch Risiken zu ergeben. Eine aktuelle Untersuchung liefert einen neuen Hinweis dafür: So zeigt eine Auswertung der Daten von knapp 800 000 Langzeitanwendern in Schweden ein deutlich höheres Risiko für Speiseröhrenkrebs im Vergleich zur Gesamtbevölkerung. Bemerkenswert: Dieser Zusammenhang besteht auch bei Patienten, die die Mittel nicht wegen der Refluxkrankheit sondern aus anderen Gründen nahmen. Die Refluxkrankheit ist ein bekannter Risikofaktor für Speiseröhrenkrebs.
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Hinweise auf weitere Risiken bei Daueranwendung
In der Vergangenheit gaben Studien Hinweise auf weitere Risiken bei Daueranwendung – etwa auf ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenentzündung und Darminfektionen. Der säurelose Magen erleichtert den auslösenden Bakterien wohl den Eintritt in den Körper. Aber die Risikodaten stammen überwiegend aus Beobachtungsstudien und können deshalb einen ursächlichen Zusammenhang nicht sicher nachweisen. Denn Patienten, denen Säureblocker verordnet werden, sind häufig älter oder kränker als Nichtanwender dieser Mittel.
Gefahr eines Vitamin-B12-Mangels
Bekannt ist außerdem, dass Protonenpumpenhemmer langfristig einen Mangel an Vitamin B12 begünstigen können. Die Aufnahme des Vitamins aus der Nahrung erfordert Magensäure. Das gilt auch für Magnesium, Eisen und Kalzium. Mangelt es an Kalzium, kann Osteoporose entstehen, was wiederum das bereits beschriebene Risiko für Knochenbrüche erhöht. Zudem können sich die Säureblocker darauf auswirken, wie andere Arzneimittel in den Körper aufgenommen werden.
Daueranwendung von Magenmitteln überprüfen
Aufgrund dieser vielen Hinweise sollten Ärzte und Patienten die langfristige Einnahme von Säureblockern kritisch prüfen: Es ist beispielsweise weder ihr Nutzen bei Reizmagen belegt noch bei einer prophylaktischen Einnahme, um stressbedingten Magenschmerzen vorzubeugen. Auch bei Verdauungsbeschwerden wie Druck in der Magengegend, Sodbrennen, Völlegefühl und Aufstoßen ist eine Daueranwendung nicht angebracht. Problematisch ist außerdem, dass Patienten bei einem Krankenhausaufenthalt routinemäßig ein Magenschutzmittel bekommen, das sie dann häufig ohne Grund nach der Entlassung einfach weiter nehmen.
Protonenpumpenhemmer bewertet durch die Stiftung Warentest
Rezeptfreie Protonenpumpenhemmer gegen Sodbrennen sollten Sie ohne ärztlichen Rat höchstens dreimal im Jahr für maximal zwei Wochen nehmen. Mediziner sollten die Mittel nur gezielt bei zugelassenen Indikationen verordnen. Laut Bewertung der Stiftung Warentest sind sie „geeignet“ bei Sodbrennen, Magen- und Zwölffingerdarmgeschwür und zum Schutz vor Magenbluten durch andere Arzneien. Die Dosis ist möglichst niedrig zu wählen und die Notwendigkeit regelmäßig zu prüfen.
Tipp: Lassen Sie sich von Ihrem Arzt beraten, ob die Einnahme eines Säureblockers in Ihrem Fall noch sinnvoll ist. Gibt es noch einen guten Grund für die Einnahme? Wie groß sind der Nutzen einer Langzeitbehandlung und die individuellen Risiken in der jeweiligen Situation? Vielleicht können Sie das Mittel weglassen oder die Dosis reduzieren. Wichtig ist, dass der Arzt dabei Ihre gesamte Medikation im Blick hat.
Magenschutzmittel mit Strategie absetzen
Unüberlegt sollten Patienten ein Magenschutzmittel nicht von Ihrer Medikamentenliste streichen. Bei abruptem Absetzen nach einer längeren Anwendung können Sodbrennen oder andere säurebedingte Magenbeschwerden stärker auftreten als vorher. Denn durch den Wegfall der Säureblockade kommt es zu einer vermehrten Magensäureproduktion.
Tipp I: Setzen Sie Omeprazol und Co nicht von einem Tag auf den anderen ab. Reduzieren Sie in Absprache mit Ihrem Arzt die Dosis nach und nach: Halbieren Sie sie etwa für eine oder zwei Wochen. Oder nehmen Sie den Säureblocker im Wechsel mit einem säurehemmenden Mittel wie Ranitidin. Die reduzierte Dosis können Sie dann eine weitere Woche nur noch jeden zweiten Tag nehmen. Schließlich können Sie versuchen, sie ganz wegzulassen.
Tipp II: Teilen Sie nicht einfach Tabletten oder Kapseln. Viele sind mit einem säurestabilen Überzug ausgestattet, damit sie sich nicht schon im Magen auflösen, sondern erst im Dünndarm: Dort nimmt der Körper die Wirkstoffe auf und transportiert sie über das Blut zu ihrem Wirkort, den säureproduzierenden Zellen des Magens. Beim Teilen oder Zerkleinern geht die Wirksamkeit verloren. Wählen Sie stattdessen niedriger dosierte Kapseln oder Tabletten. Eine Ausnahme sind sogenannte Multi-Unit-Pellet-Systeme – erkennbar an der Abkürzung „MUPS“ im Namen des Präparats. Dabei ist der Wirkstoff in kleine Kügelchen (Pellets) verpackt. Diese Tabletten können Sie zerbrechen. Achten Sie aber darauf, dass Sie die Pellets nicht zerbeißen und kauen.