Tortelloni im Test Frische Pasta aus dem Kühl­regal – oft gut

Tortelloni im Test - Frische Pasta aus dem Kühl­regal – oft gut

Ricotta-Spinat-Füllung. Dazu passen Tomatensugo oder Salbeibutter.
Fleisch-Füllung. In Bologna serviert man sie in Brühe oder mit einer Bolognese-Soße.
Käse-Füllung. Sie harmoniert beispiels­weise mit grünem Pesto. © Jule Felice Frommelt

Gefüllt mit Ricotta und Spinat, Käse oder Fleisch verbreiten sie italienisches Flair. Oft heißt unser Urteil „buono“: gut. Aber wir fanden auch Keime und einen Schad­stoff.

Tortelloni im Test Testergebnisse für 19 Pasta aus dem Kühl­regal 9/2020 freischalten

Die bequemen Zeiten für Pasta-Lieb­haber begannen 1983. Frische Tortelloni und Ravioli gabs fortan nicht nur beim Italiener, sondern auch im Supermarkt – als eins der ersten „Chilled Food“-Produkte über­haupt: gekühlt und fix aufzuwärmen. Zwei, drei Minuten in siedendem Wasser ziehen lassen, basta.

Deutlich mehr Zeit und Fingerspitzengefühl braucht es, gefüllte Pasta selbst herzu­stellen. In Italien sind „maestri pastai“ darauf spezialisiert – Frauen und Männer, die den Nudelteig dünn und dehn­bar ausrollen, kunst­voll formen und füllen. Tortelloni haben vor allem in Bologna Tradition, wo sie „in brodo“, das heißt in Fleisch­brühe, oder mit Bolognese-Soße serviert werden. Können Fertigprodukte da mithalten?

Wir haben 19 gefüllte Tortelloni aus dem Kühl­regal verkostet, auf Keime und Schad­stoffe untersucht und ihre Zusammenset­zung analysiert. Ausgewählt haben wir die Sorten Ricotta-Spinat, Käse und Fleisch. Die pikanten Tört­chen – Tortelloni geht auf „torta“ zurück, italienisch für Torte – kosten pro 100 Gramm rund 30 Cent bis 1,30 Euro.

Unser Rat

Gute Pasta fanden wir in jeder der drei geprüften Sorten. Die besten Fleisch-Tortelloni kommen von Rewe (53 Cent pro 100 Gramm) und von Stein­haus (92 Cent). Bei den Tortelloni mit Ricotta und Spinat liegen Hilcona (80 Cent) und Rewe (53 Cent) vorn. Von den Käse-Tortelloni erwiesen sich alle als gut: die güns­tigen von Aldi Nord, Aldi Süd und Edeka für 29 bis 30 Cent – und erneut Rewe, diesmal mit Bio-Käse-Tortelloni für 78 Cent.

Stein­haus macht Gewinner

Unser Urteil: 13 der 19 sind als schnelle Mahl­zeit zu empfehlen. Sie schneiden gut ab, darunter alle mit Käse-Füllung. Mangelhaft aufgrund eines Schad­stoffs sind die Ricotta-Spinat-Tortelloni von Lidl/Italiamo.

Sowohl Markenware als auch Produkte von Handels­ketten über­zeugen. Das Prädikat „Testsieger“ verdient Stein­haus. Das Unternehmen aus Remscheid ist seit den 1980er Jahren im Pastageschäft tätig und hat etwa jedes zweite Tortelloni-Produkt im Test hergestellt – sieben Mal mit gutem Ergebnis: eins unter eigenem Namen, sechs weitere für die Handels­ketten Aldi Nord und Süd, Lidl und Rewe. Wer das weiß, kann Geld sparen. So kosten die für Rewe produzierten Fleisch-Tortelloni nur ungefähr die Hälfte der Original-Stein­haus-Pasta. Beide sind ebenbürtig und erzielten eine sehr gute Note in der Verkostung.

Rana schmeckt spitze, hat aber Keime

Giovanni Rana stellt seit 1962 in der Nähe von Verona frische Pasta her. Er bezeichnet sich als Markt­führer: „Noch nie waren sie so gut!“, bewirbt er seine Ricotta & Spinaci-Tortelloni. Tatsäch­lich attestieren unsere Verkoster den großen, gelben Teiglingen eine glatte 1,0 in der Sensorik: Sie riechen aromatisch, die Füllung ist weich und cremig. Weniger appetitlich: Ranas „pasta fresca originale italiana“ ist stark mit Keimen belastet, vor allem Enterobakterien. Das weist auf schlechte Hygiene in der Produktion hin. Noch mehr Enterobakterien wiesen wir in den Ricotta-Spinat-Tortelloni von Tressini nach, einer Marke aus Ulm.

Beide Anbieter kassieren dafür im Punkt mikrobiologische Qualität ein Mangelhaft. Insgesamt bewerten wir beide Produkte noch mit Ausreichend. „Eine akute Gesund­heits­gefahr durch Enterobakterien ist zwar nicht ganz auszuschließen, ist aber unwahr­scheinlich“, sagt Julia Schwietering, Projektleiterin dieser Unter­suchung. Einige Vertreter des Bakterien­stamms könnten etwa immun­geschwächten Personen schaden. Bei der Zubereitung in heißem Wasser würden sie in der Regel abge­tötet.

Frisch, dafür begrenzt halt­bar

Frische­produkte wie die Tortelloni im Test sind per se anfäl­lig für Keime und gehören in den Kühl­schrank. Die meisten sind 21 bis 42 Tage halt­bar. In der Herstellung werden sie üblicher­weise gebrüht und pasteurisiert. Vier Produkte sind teil­getrocknet, ihnen wurde Wasser entzogen. Sie halten oft länger: bis zu 120 Tage. Konservierungs­stoffe fanden wir in keinem Produkt.

Lidl-Produkt stark mit Chlorat belastet

Dafür stießen wir auf einen Schad­stoff: Die Ricotta-Spinat-Tortelloni von Lidl/Italiamo sind sehr stark mit Chlorat belastet. Die Ursache könnte wieder in der Produktion liegen: Womöglich wurde gechlortes Wasser einge­setzt, etwa um Zutaten zu waschen.

Chlorat kann die Jodaufnahme hemmen, was vor allem für Menschen mit Schild­drüsen­erkrankungen zum Problem werden kann. Isst ein 60 Kilo schwerer Erwachsener 124 Gramm der Lidl-Tortelloni, was etwa der halben Packung entspricht, über­schreitet er die täglich tolerier­bare Menge Chlorat – unser Urteil lautet mangelhaft.

Als übliche Portions­größe gehen wir von 200 Gramm gekochten Tortelloni aus. Unsere Nähr­wert­analysen ergaben, dass alle Tortelloni optimal mit Kohlenhydraten und Eiweiß versorgen. Einige enthalten viel Salz. Die höchsten Fett­gehalte fanden wir in der Pasta von Lidl/Italiamo, Rana und Stein­haus. Sie bieten vergleichs­weise groß­zügige Füllungen an.

Füll­stoffe und Aroma keine Seltenheit

Die Füllung selbst, auch Farce genannt, besteht nur etwa zur Hälfte aus den Zutaten, die groß beworben werden: Ricotta, Spinat, Käse, Rind- oder Schweine­fleisch. Der Rest sind Gewürze und vor allem Füll­stoffe wie Paniermehl und Pflanzenfasern, etwa Zichorie und Bambus. „In Produkten, die mit traditioneller Herstellung oder Italien-Bezug werben, rechnet wohl kein Verbraucher mit Pflanzenfasern“, sagt Julia Schwietering. Rana und Lidl/Italiamo ziehen wir daher Punkte in der Deklaration ab. Lidl und Rana setzen auch Aromen ein, ebenso Hilcona in seiner konventionellen Pasta. Da das üblich ist, um stan­dardisierte Produkte herzu­stellen, werten wir das nicht negativ. Viele Anbieter zeigen aber: Es geht ohne.

Eier meist aus Bodenhaltung

Ohne Ei kommt bis auf die Bio-Tortelloni von Pasta Nuova kein Kandidat aus. Der Ei-Anteil im Teig liegt zwischen 3 und 30 Prozent. Packungs­angaben zufolge verwenden fast alle Hersteller Eier aus Bodenhaltung – aus Tier­wohl­sicht nicht gerade ein Plus­punkt. Nur zwei Produkte enthalten Eier von Legehennen mit genügend Auslauf: die Bio-Pasta von Hilcona und von Rewe.

Wasser­bad besser als Mikrowelle

Übrigens: Damit die schnelle Mahl­zeit ein Genuss wird, sollten Tortelloni besser nicht in der Mikrowelle erwärmt werden. Unsere Versuche ergaben, dass sie so trocken werden. Besser, sie ziehen in siedendem Wasser. Stark kochen sollte das Wasser nicht, sonst tritt es über die Teigkanten ein. Eine hoch­wertige Füllung sollte nicht durch die Soße erschlagen werden. Butter, Olivenöl oder ein Pesto reichen. Buon appetito!

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