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Viel Zucker, Fett und Kalorien – einige Joghurts und Puddings sind eher Süßigkeiten. Erstaunlich gut kommen Frischkäsezubereitungen weg.
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Testergebnisse für 25 Kinderdesserts 10/2020Biene Maja, Eisprinzessin, Dinos: Bilder von Zeichentrickfilm-Idolen und Maskottchen schmücken die Becher. Das trifft den Nerv von Kindern – genauso wie die Namen Fruchtzwerge, Monsterbacke oder Leckermäulchen.
Kinderdesserts präsentieren sich vielfältig im Kühlregal. In unserem Einkaufswagen landeten für diesen Test Frischkäsezubereitungen, Joghurts und Pud- dings. Für Kinder schmecken die Nachtische wie ein Traum: süß, cremig, oft kräftig nach Erdbeere oder Schoko. Einige können aber zum Albtraum für die Gesundheit der Kleinen werden. Speziell Puddings und Joghurts mit „Topping“ – also einer Extraportion Schokolinsen oder Butterkeks zum Draufstreuen – haben oft viel Zucker, Fett und Kalorien.
Im Test von 25 Kinderdesserts schneiden vier ausreichend und eins mangelhaft ab. Schlusslicht ist ein Schoko-Milchdessert von Zott, das besonders viel Fett enthält. Doch es geht auch anders: Empfehlen können wir acht Frischkäsezubereitungen sowie einen Joghurt und drei Puddings.
Unser Rat
Fast alle Frischkäsezubereitungen schneiden gut ab. Ernährungsphysiologisch am besten sind die Fruchtzwerge weniger süß (53 Cent pro 100 Gramm), gefolgt von den Fruchtzwerge-Varianten bio (80 Cent) und klassisch (53 Cent) sowie Ehrmanns Monsterbacke (26 Cent). Ähnlich gut sind zum Beispiel die preiswerten Handelsmarken Fruchtjuniors von Aldi Süd und Aldi Nord (17 Cent pro 100 Gramm).
Wie das Drittel einer Tafel Schokolade
Die fünf Produkte am Tabellenende sind eigentlich Süßigkeiten – in einer Portion ballen sich etwa so viele Kalorien wie in einem Drittel von einer Tafel Milchschokolade.
Eltern sollten diese Produkte nur selten als Nachtisch oder als Zwischenmahlzeit anbieten. Sie könnten sonst ein dickes Problem befeuern: Nach Auskunft des Robert-Koch-Instituts sind in Deutschland 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen übergewichtig.
Auf die Portionsgröße kommt es an
Das wichtigste Testkriterium für uns ist die ernährungsphysiologische Qualität. Gute Noten in diesem Punkt bedeuten, dass sich ein Kind eine Portion als Nachtisch oder Snack ruhigen Gewissens genehmigen kann. Für Kinder ab etwa sieben Jahre wären sogar zwei kleine Becher drin.
Das Maximum an Zucker, Fett und Kalorien, das die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, erreichen diese Produkte längst nicht. So bleibt Spielraum für Obst zwischendurch oder für ein ausgewogenes Hauptgericht.
Das Geheimnis vieler guter Desserts: Sie sind als kleine 50- bis 60-Gramm-Portionen abgefüllt und enthalten allein dadurch weniger Zucker und Fett. Für ein fünfjähriges Kind ist ein kleiner Becher am Tag in Ordnung. Das gilt für das üppigste Produkt im Test eher nicht: Angry Birds von Zott hat pro Portion bis zu sechsmal so viel Kalorien wie ein Becher Fruchtzwerge oder Monsterbacke, etwa viermal so viel Zucker und 14-mal so viel Fett.
An Naturjoghurt oder Quark mit Obst reicht kein Dessert aus dem Test heran. Kinder nehmen mit ihnen weniger freien Zucker und eine Extra-Portion Vitamine zu sich (siehe Rezept „Vanille-Vla mit Beeren“ im PDF).
Rezepturen in 20 Jahren verschlankt
Kinderdesserts finden sich seit Jahrzehnten im Handel und stehen schon genauso lange als Dickmacher in der Kritik. So pauschal lässt sich das nicht mehr sagen: Einige Anbieter haben die Rezepturen gehörig verschlankt. Das belegt der Rückblick auf den Test von Kindermolkereiprodukten vor 20 Jahren: Damals enthielten die klassischen und die „weniger süßen“ Fruchtzwerge sowie Monsterbacke etwa doppelt so viel Fett, ein Drittel mehr Zucker, ein Drittel mehr Kalorien. Auch Leckermäulchen hat heute eine schlankere Rezeptur.
Fast alle schmecken richtig gut
Unwiderstehlich sind die meisten Desserts auf der Zunge. In der sensorischen Prüfung bewerten wir Geruch, Geschmack und Konsistenz: 9 Produkte erhalten ein Sehr gut, 15 ein Gut. Darunter sind die Schwergewichte von Zott, die „kräftig nach Kakao und gerösteter Haselnuss“ schmecken. Das Verführerische kommt nicht von ungefähr: Hersteller peppen den Geschmack auf – mit natürlichem oder synthetisch hergestelltem Aroma. Echte Früchte machen in vielen Desserts nur 6 Prozent aus.
Kalziumzusatz bringt wenig
Frischkäse gehört von Haus aus zu den kalziumarmen Milchprodukten. Bei fünf Frischkäsezubereitungen haben die Hersteller Kalzium zugesetzt, um sie auf das Niveau von Joghurt zu bringen. Auf den Verpackungen steht der Hinweis „Calcium“ oder „Calcium und Vitamin D“. Das heißt: Ein Becher trägt im Schnitt nur 12 bis 15 Prozent zum Tagesbedarf kleiner Kinder bei. Mit zwei Portionen nehmen sie zwar mehr vom knochenstärkenden Mineralstoff auf – aber auch mehr Zucker, Fett und Kalorien.
Auch das zugesetzte Vitamin D steuert pro Becher maximal 4 Prozent zum Tagesbedarf bei. Kinder sollten lieber jeden Tag nach draußen gehen, in der Sonne bildet sich mehr knochenstärkendes Vitamin D in der Haut.
Kleine Becher, großer Müllberg
Zusätzliche Pappen mit Werbung für neue Zeichentrickfilme, Extra-Kunststoff-Kammern für Schokolinsen, viele kleine Becher statt eines großen – einige Desserts sind aufwendig verpackt und machen viel Müll.
Das ist die Kehrseite der kleinen Bechergrößen. Fürs Kind sind die Mini-Portionen aber gut: Im besten Fall vernascht es weniger Dessert.
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