Kinder­desserts im Test Wie gesund sind Frucht­zwerge, Mons­terbacke & Co?

Kinder­desserts im Test - Wie gesund sind Frucht­zwerge, Mons­terbacke & Co?

© Getty Images / Westend61

Viel Zucker, Fett und Kalorien – einige Joghurts und Puddings sind eher Süßig­keiten. Erstaunlich gut kommen Frisch­käsezubereitungen weg.

Kinder­desserts im Test Testergebnisse für 25 Kinder­desserts 10/2020 freischalten

Biene Maja, Eis­prinzessin, Dinos: Bilder von Zeichentrick­film-Idolen und Maskott­chen schmü­cken die Becher. Das trifft den Nerv von Kindern – genauso wie die Namen Frucht­zwerge, Mons­terbacke oder Leckermäulchen.

Kinder­desserts präsentieren sich vielfältig im Kühl­regal. In unserem Einkaufs­wagen landeten für diesen Test Frisch­käsezubereitungen, Joghurts und Pud- dings. Für Kinder schme­cken die Nachtische wie ein Traum: süß, cremig, oft kräftig nach Erdbeere oder Schoko. Einige können aber zum Albtraum für die Gesundheit der Kleinen werden. Speziell Puddings und Joghurts mit „Topping“ – also einer Extraportion Schokolinsen oder Butterkeks zum Drauf­streuen – haben oft viel Zucker, Fett und Kalorien.

Im Test von 25 Kinder­desserts schneiden vier ausreichend und eins mangelhaft ab. Schluss­licht ist ein Schoko-Milchdessert von Zott, das besonders viel Fett enthält. Doch es geht auch anders: Empfehlen können wir acht Frisch­käsezubereitungen sowie einen Joghurt und drei Puddings.

Unser Rat

Fast alle Frisch­käsezubereitungen schneiden gut ab. Ernährungs­physiologisch am besten sind die Frucht­zwerge weniger süß (53 Cent pro 100 Gramm), gefolgt von den Frucht­zwerge-Varianten bio (80 Cent) und klassisch (53 Cent) sowie Ehrmanns Mons­terbacke (26 Cent). Ähnlich gut sind zum Beispiel die preis­werten Handels­marken Frucht­juniors von Aldi Süd und Aldi Nord (17 Cent pro 100 Gramm).

Wie das Drittel einer Tafel Schokolade

Die fünf Produkte am Tabellen­ende sind eigentlich Süßig­keiten – in einer Portion ballen sich etwa so viele Kalorien wie in einem Drittel von einer Tafel Milch­schokolade.

Eltern sollten diese Produkte nur selten als Nachtisch oder als Zwischenmahl­zeit anbieten. Sie könnten sonst ein dickes Problem befeuern: Nach Auskunft des Robert-Koch-Instituts sind in Deutsch­land 15 Prozent der Kinder und Jugend­lichen überge­wichtig.

Auf die Portions­größe kommt es an

Das wichtigste Test­kriterium für uns ist die ernährungs­physiologische Qualität. Gute Noten in diesem Punkt bedeuten, dass sich ein Kind eine Portion als Nachtisch oder Snack ruhigen Gewissens genehmigen kann. Für Kinder ab etwa sieben Jahre wären sogar zwei kleine Becher drin.

Das Maximum an Zucker, Fett und Kalorien, das die Deutsche Gesell­schaft für Ernährung empfiehlt, erreichen diese Produkte längst nicht. So bleibt Spielraum für Obst zwischen­durch oder für ein ausgewogenes Haupt­gericht.

Das Geheimnis vieler guter Desserts: Sie sind als kleine 50- bis 60-Gramm-Portionen abge­füllt und enthalten allein dadurch weniger Zucker und Fett. Für ein fünf­jähriges Kind ist ein kleiner Becher am Tag in Ordnung. Das gilt für das üppigste Produkt im Test eher nicht: Angry Birds von Zott hat pro Portion bis zu sechs­mal so viel Kalorien wie ein Becher Frucht­zwerge oder Mons­terbacke, etwa viermal so viel Zucker und 14-mal so viel Fett.

An Natur­joghurt oder Quark mit Obst reicht kein Dessert aus dem Test heran. Kinder nehmen mit ihnen weniger freien Zucker und eine Extra-Portion Vitamine zu sich (siehe Rezept „Vanille-Vla mit Beeren“ im PDF).

Rezepturen in 20 Jahren verschlankt

Kinder­desserts finden sich seit Jahr­zehnten im Handel und stehen schon genauso lange als Dick­macher in der Kritik. So pauschal lässt sich das nicht mehr sagen: Einige Anbieter haben die Rezepturen gehörig verschlankt. Das belegt der Rück­blick auf den Test von Kinder­molkerei­produkten vor 20 Jahren: Damals enthielten die klassischen und die „weniger süßen“ Frucht­zwerge sowie Mons­terbacke etwa doppelt so viel Fett, ein Drittel mehr Zucker, ein Drittel mehr Kalorien. Auch Leckermäulchen hat heute eine schlankere Rezeptur.

Fast alle schme­cken richtig gut

Unwiderstehlich sind die meisten Desserts auf der Zunge. In der sensorischen Prüfung bewerten wir Geruch, Geschmack und Konsistenz: 9 Produkte erhalten ein Sehr gut, 15 ein Gut. Darunter sind die Schwergewichte von Zott, die „kräftig nach Kakao und gerösteter Haselnuss“ schme­cken. Das Verführerische kommt nicht von ungefähr: Hersteller peppen den Geschmack auf – mit natürlichem oder synthetisch hergestelltem Aroma. Echte Früchte machen in vielen Desserts nur 6 Prozent aus.

Kalzium­zusatz bringt wenig

Frisch­käse gehört von Haus aus zu den kalziumarmen Milch­produkten. Bei fünf Frisch­käsezubereitungen haben die Hersteller Kalzium zugesetzt, um sie auf das Niveau von Joghurt zu bringen. Auf den Verpackungen steht der Hinweis „Calcium“ oder „Calcium und Vitamin D“. Das heißt: Ein Becher trägt im Schnitt nur 12 bis 15 Prozent zum Tages­bedarf kleiner Kinder bei. Mit zwei Portionen nehmen sie zwar mehr vom knochen­stärkenden Mineralstoff auf – aber auch mehr Zucker, Fett und Kalorien.

Auch das zugesetzte Vitamin D steuert pro Becher maximal 4 Prozent zum Tages­bedarf bei. Kinder sollten lieber jeden Tag nach draußen gehen, in der Sonne bildet sich mehr knochen­stärkendes Vitamin D in der Haut.

Kleine Becher, großer Müll­berg

Zusätzliche Pappen mit Werbung für neue Zeichentrick­filme, Extra-Kunststoff-Kammern für Schokolinsen, viele kleine Becher statt eines großen – einige Desserts sind aufwendig verpackt und machen viel Müll.

Das ist die Kehr­seite der kleinen Bechergrößen. Fürs Kind sind die Mini-Portionen aber gut: Im besten Fall vernascht es weniger Dessert.

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