
Bei Babybrei auf Abwechslung setzen. Was Baby beizeiten ausprobiert, schmeckt ihm vielleicht auch später noch. © Getty Images / Catherine Delahaye
Anfangs geht nichts über Muttermilch. Ab wann aber können Babys Brei essen? Und wie lässt sich Allergien vorbeugen? Die Stiftung Warentest gibt Tipps zur Baby-Ernährung.
Die ersten Monate: Stillen oder Flasche
Eine ausgewogene Ernährung im ersten Lebensjahr fördert die Entwicklung und kann zum Schutz vor Krankheiten beitragen. Die folgenden Empfehlungen zur gesunden Ernährung von Säuglingen stützen sich vor allem auf die Erkenntnisse des Forschungsdepartments für Kinderernährung (FKE) der Universitätskinderklinik Bochum und die Handlungsempfehlungen des bundesweiten Netzwerks Gesund ins Leben.
Sie sind wissenschaftlich begründet und berücksichtigen die körperliche Entwicklung von Babys. Für die erste Zeit nach der Geburt lautet die einhellige Empfehlung: Muttermilch ist die beste Wahl – als alleinige Nahrung mindestens für die ersten vier Lebensmonate.
Muttermilch hat gesundheitliche Vorteile
Muttermilch deckt den Energie- und Nährstoffbedarf des Säuglings voll ab und passt sich während der Entwicklung des Kindes an dessen Bedürfnisse an. Sie verändert sich sogar während einer Stillmahlzeit: Zuerst ist sie dünnflüssig und durstlöschend, dann wird sie fett- sowie energiehaltiger und sättigend.
Gestillte Kinder haben im Vergleich zu Flaschenkindern ein verringertes Risiko für Durchfall, Mittelohrentzündungen und späteres Übergewicht. Auch Frühgeborene profitieren von den Vorteilen und sollten gestillt oder mit abgepumpter Muttermilch gefüttert werden.
Übrigens: Muttermilch ist heute weniger mit Schadstoffen aus der Umwelt belastet als noch vor 25 Jahren.
Stillen senkt das Krebsrisiko bei der Mutter
Auch für die Mutter hat es gesundheitliche Vorteile, wenn sie dem Kind die Brust gibt: Die Gebärmutter bildet sich nach der Geburt schneller zurück, das Risiko für Brust- und Eierstockkrebs sinkt. Das Stillen fördert zudem die emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind. Nicht zuletzt ist Muttermilch praktisch: Sie ist hygienisch einwandfrei, gut temperiert und muss weder extra gekauft noch zubereitet werden.
Tipp: Treten Probleme beim Stillen auf, heißt es nicht automatisch, dass Mütter früher abstillen müssen. Hebammen und Stillgruppen können helfen. Eine Stillberatung bieten an: zum Beispiel die La Leche Liga Deutschand, der Berufsverband Deutscher Laktationsberaterinnen IBCLC und die Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen.
Darauf sollten Mütter in der Stillzeit achten
Ausgewogene Ernährung. Mütter sollten in der Stillzeit auf eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung achten und ausreichend trinken – am besten zu jeder Stillmahlzeit. Koffeinhaltige Getränke sind in Maßen erlaubt.
Keine Drogen. Alkohol, Zigaretten und andere Drogen sollten Stillende dagegen meiden. Experten sind sich einig, dass für den Säugling ein kompletter Alkoholverzicht am sichersten ist. Wenn die Mutter ausnahmsweise doch ein kleines Glas Wein oder Bier trinkt, dann nach dem Stillen, damit der Alkohol bis zur nächsten Stillmahlzeit möglichst wieder vollständig abgebaut ist.
Jodtabletten nehmen. Stillende Mütter müssen in der Regel keine Nahrungsergänzungsmittel wie etwa Vitamintabletten nehmen – bis auf Jod: Sie sollten nicht nur Jodsalz verwenden, sondern auch täglich eine Tablette mit 100 Mikrogramm Jod nehmen. Jod-Tabletten gibt es rezeptfrei in Apotheken, die Einnahme sollte aber mit dem Arzt abgesprochen sein: Bei bestimmten Schilddrüsenerkrankungen etwa sollten Frauen kein Jod zusätzlich einnehmen.
Auch mit Fertigmilch gedeihen Babys gut
Ist Stillen nicht möglich oder reicht die Muttermilch nicht aus, gedeihen Babys auch mit industriell hergestellter Säuglingsnahrung zum Anrühren gut (Pre-Milch im Test).
Mit „Pre“-Pulver angerührte Milch enthält als verdauliches Kohlenhydrat ausschließlich Milchzucker (Laktose) – so wie Muttermilch. Anfangsnahrung mit der Bezeichnung „1“ kann zusätzlich zum Milchzucker andere Kohlenhydrate wie Stärke enthalten. Dass sie damit länger sättigt, ist nicht erwiesen.
Tipp: In unserem Artikel Fit fürs Fläschchen sagen wir, wie sinnvoll Folgemilch ist und worauf Sie bei der Wahl von Flasche, Sauger sowie bei der Zubereitung der Milchmahlzeit achten sollten.
Milchalternativen: Ungeeignet als alleinige Nahrung
Pflanzliche Milchalternativen wie Haferdrink, Sojadrink, Mandel- oder Reisdrink sind nicht als alleinige Nahrung für Säuglinge geeignet. Und auch von selbsthergestellter Flaschenmilch aus Kuhmilch, Ziegen-, Schaf- oder Stutenmilch raten Experten ab, um die Nährstoffversorgung und Gesundheit des Säuglings nicht zu gefährden.
Frühestens ab dem 5. Monat: Brei mit Gemüse
Im zweiten Lebenshalbjahr steigt der Nährstoffbedarf des Babys. Muttermilch allein reicht dann nicht mehr aus. Da Säuglinge sich unterschiedlich schnell entwickeln, empfehlen Experten den ersten Brei in einem Zeitfenster: frühestens ab dem 5. und spätestens ab dem 7. Monat – also zwischen der 17. und 26. Woche.
Interesse an Essen ist wichtig
Das Baby sollte den Kopf halten und mit Hilfe sitzen können – und sich für Essen interessieren. Außerdem sollte seine Zunge den Brei nicht sofort wieder aus dem Mund schieben. Hat das Kind anfangs Schwierigkeiten, vom Löffel zu essen, sollten Eltern einige Tage warten, bis sie einen neuen Versuch starten.
Zusätzlich zum Brei sollten Mütter ihre Babys weiter nach Bedarf stillen. Flaschenkinder trinken weiter Säuglingsanfangsnahrung.
Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei als erste Breisorte
Als ersten Brei empfehlen Ernährungswissenschaftler einen herzhaften Brei mit Fleisch (Babybrei im Test). Fleisch liefert gut verfügbares Eisen, ein wichtiger Nährstoff in Babys zweitem Lebenshalbjahr: Sein Bedarf ist in dieser Zeit besonders hoch und die vor der Geburt angelegten Eisenvorräte des Kindes sind meist aufgebraucht.
Zuerst werden kleine Portionen püriertes Gemüse einzeln mit etwas Öl eingeführt, etwa Karotten, Zucchini, Kürbis oder Pastinake. Klappt es mit der Verdauung und dem Essen vom Löffel, sollten ein paar Tage später Kartoffeln und Fleisch dazukommen. Es eignen sich Rind, Lamm, Schwein und Geflügel.
Auch mal Fisch oder Getreide statt Fleisch
Einmal pro Woche sollten Eltern das Fleisch durch fettreichen Fisch wie Lachs ersetzen. An einem weiteren Tag sollte der Brei vegetarisch sein und statt Fleisch Vollkorngetreide enthalten. Zu welcher Tageszeit das Baby den Brei bekommt, ist nicht so wichtig. Bewährt hat sich die Mittagszeit.
Statt mit Kartoffeln können Eltern den Brei auch mit Nudeln, Reis oder anderen Getreidearten zubereiten oder fertig im Glas kaufen. Die Gemüsesorten können sie von Anfang an wechseln. Lehnt das Baby neues Gemüse ab, sollten es Eltern nach ein paar Tagen ruhig noch mal versuchen. Studien zeigen, dass Ablehnung sich meist legt.
Eltern sollten Babys nicht vegan ernähren
Für herzhaften vegetarischen Brei ersetzen Eltern das Fleisch durch Getreide und geben etwas Orangensaft oder Obstpüree dazu (Test Apfelmus und Apfelmark). Vollkorngetreide, zum Beispiel Hafer- oder Hirseflocken, zählt zu den eisenreichen pflanzlichen Lebensmitteln. Vitamin C aus Fruchtsaft oder Mus hilft dem Körper, pflanzliches Eisen besser zu verwerten.
Ernährungswissenschaftler raten ausdrücklich davon ab, Säuglinge vegan zu ernähren: Dabei ist das Risiko für einen Nährstoffmangel groß und die Gesundheit des Kindes gefährdet. Eltern, die ihr Kind dennoch vegan ernähren möchten, müssen ihm in jedem Fall ein Präparat mit Vitamin B12 oder damit angereicherte Lebensmittel geben (Test Nahrungsergänzungsmittel für Vegetarier und Veganer). Außerdem sollten sie sich von Kinderarzt oder Kinderärztin sowie einer Ernährungsfachkraft beraten und begleiten lassen.
Fingerfood plus Brei statt Baby-led Weaning
Parallel zum Brei können die Kleinen üben, weiches Obst, weich gekochte Gemüse- oder Kartoffelstücke zu greifen und zu essen. Babys komplett breifrei zu ernähren, sehen Experten kritisch. Die Idee beim sogenannten „Baby-led Weaning“ (BLW; deutsch: durch das Baby gesteuertes Abstillen) ist, dass Säuglinge den Übergang vom Gestilltwerden zur Familienernährung selbst bestimmen: Sie nehmen abgesehen von der Muttermilch nur Fingerfood statt Brei zu sich.
Lebensmittel, die dafür in Frage kommen, haben aber meist nur eine geringe Energiedichte. Dieses Konzept setzt daher bis zum ersten Geburtstag auf Muttermilch als Hauptenergiequelle. Dabei ist laut den Handlungsempfehlungen für die Ernährung von Säuglingen eine ausreichende Nährstoffversorgung nicht immer gegeben. Wer auf Nummer sicher gehen will, kombiniert Brei und Fingerfood.
Milchbrei und Obstbrei mit Getreide

Schnell selbst gemacht. Milch-Getreide-Brei schmeckt Babys auch am Abend. © Jule Felice Frommelt
Ab dem 6.-8. Monat: Milch-Getreide-Brei
Wenn Babys etwa einen Monat den herzhaften Brei essen, ersetzt ein Milch-Getreide-Brei eine weitere Stillmahlzeit, meist am Abend. Er liefert Eiweiß und viele Mineralstoffe, speziell Kalzium. Wir hatten 2019 fertige Milch-Getreide-Breie im Test und fanden in einigen reichlich Zucker oder Schadstoffe.
Dieser Brei ist aber fix selbst gemacht (Rezept): Er besteht aus Kuhmilch (3,5 Prozent Fett) oder industriell hergestellter Säuglingsmilch (Pre-Nahrung im Test), Getreideflocken oder Vollkorngrieß sowie Obst. Größere Mengen Kuhmilch sollten Babys erst gegen Ende des ersten Lebensjahrs bekommen. Auch Quark und Joghurt sind wegen ihres relativ hohen Eiweißgehaltes jetzt noch nicht zu empfehlen.
Ab dem 7.-9. Monat: Getreide-Obst-Brei
Einen Monat später fällt noch eine weitere Stillmahlzeit weg, stattdessen gibt es nun Getreide-Obst-Brei. Er liefert vor allem Vitamine. Getreideflocken und Obst können die gleichen wie beim Milch-Getreide-Brei sein. Viele füttern ihn nachmittags.
Zusätzlich sollte das Kind nun zu jedem Brei Wasser oder für Säuglinge geeigneten Tee ohne Zucker zu trinken bekommen. Fertige Tee-Saft-Mischungen für Babys sind teilweise erstaunlich zuckrig. Reine Säfte wie Apfelsaft, Birnensaft oder Saftschorlen enthalten von Natur aus Zucker und sind als Getränk für Babys nicht geeignet.
Babybrei selbst machen oder fertig kaufen?
Ob Sie den Brei für Ihr Baby kaufen oder selbst zubereiten, ist eine persönliche Entscheidung. Beides hat seine Vorteile. Wer fertige Babybreie kauft, spart Zeit und Arbeit. Fertigbreie im Glas sind auch praktisch für unterwegs. Selbstgemachter Brei ist dagegen meist preiswerter als gekaufter und Eltern können die Zutaten selbst bestimmen.
Bei Fertigbrei auf die Zusammensetzung achten
Mittagsbrei aus dem Glas. Babymenüs, etwa mit Gemüse, Kartoffeln und Fleisch versorgen die Kleinen teilweise nicht optimal mit Eisen. Denn sie enthalten mitunter wenig Fleisch. Wird das Kind mit Fertigbrei ernährt, sollte es mindestens fünfmal pro Woche einen fleischhaltigen Brei bekommen, damit es ausreichend mit Eisen versorgt ist.
In unserem Babybrei-Test fanden wir zudem in allen Babymenüs Spuren von Furan. Der Schadstoff bildet sich beim Sterilisieren der Fertigbreie und gilt als unvermeidbar in Gläschen mit Gemüsebrei. Eltern sollten die Breie im offenen Gläschen im Wasserbad erwärmen und dabei umrühren: So verflüchtigt sich ein Teil des Furans.
Milch-Getreide-Brei aus dem Glas oder als Pulver zum Anrühren. Bei fertigem Milch-Getreide-Brei sollten Eltern darauf achten, dass er Vollkorn enthält, aber möglichst wenig Aromen, Fruchtpulver, Zucker – auch nicht als Glukose oder Fruktose – und andere geschmacksgebende Zusätze. Vorteilhaft ist der Zusatz von Jod – auch als Kaliumjodid oder -jodat angegeben.
Getreide-Obst-Brei aus dem Glas. Auch hier sollte das Getreide als Vollkorn enthalten sein. Getreide-Obst-Breie sollten keine geschmacksgebende Zusätze wie Zucker oder Aromen enthalten.
Selbstgekochtes am besten portionsweise einfrieren
Wer den Brei selbst zubereitet, entscheidet auch selbst über die Zutaten. Eltern können den Fleischanteil bestimmen, die Geschmacksvielfalt von Gemüse und Obst nutzen und bewusst auf Salz und Zucker verzichten.
Beim Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei sollte Fleisch sollte vor allem vom Rind kommen. Es enthält mehr Eisen und Zink als Schwein oder Geflügel. Es ist empfehlenswert, mehrere Portionen auf einmal zu kochen und portionsweise in Gefrierdosen oder Gläschen einzufrieren. Dann ist der Brei einige Monate haltbar, im Kühlschrank dagegen nur einen Tag. Aufgewärmte Breiportionen sollten kein zweites Mal erwärmt werden.
Für den Milch-Getreide-Brei eignet sich Vollmilch mit 3,5 Prozent Fett – als pasteurisierte Frischmilch oder H-Milch. Das Getreide sollte in Form von Grieß oder Flocken Bestandteil sein – am besten Vollkornprodukte.
Tipp: Wenn gestillte Babys selbstgekochten Milch-Getreide-Brei mit Kuhmilch bekommen, sollten Eltern ihnen täglich eine halbe Tablette mit 50 Mikrogramm Jod geben (siehe Interview: „Rein vegetarisch? Für Babys zweite Wahl“).
Rezepte aus den Kochbüchern der Stiftung Warentest
Rezepte für Babybreie finden Eltern auch in unseren Kochbüchern Yummy Mami und Yummi Mami Ruckzuck – und außerdem viele weitere Kochideen für die Zeit nach dem Brei.
Ab dem 10. Monat: Übergang zum Familienessen
Etwa ab dem 10. Monat beginnt das Kind mit der Familie zu essen. Auch der Übergang vom Brei zum Familienessen richtet sich nach der Entwicklung des Kindes. Manche sind schon vor dem zehnten Monat besonders neugierig, andere sind eher noch kaufaul. Am Familientisch möchten Kinder gern selbstständig essen – mit dem Löffel oder der Hand. Auch das Trinken aus der Tasse können sie jetzt lernen.
Zutaten zerdrücken, nicht mehr pürieren
Aus den drei Brei- und den verbliebenen Milchmahlzeiten werden nun drei größere Haupt- und zwei kleinere Zwischenmahlzeiten. Gemüse, Kartoffel und Fleisch müssen nicht mehr püriert sein – es reicht, sie mit der Gabel zu zerdrücken beziehungsweise klein zu schneiden. Immer noch ungeeignet sind aber kleine und harte Lebensmittel wie Nüsse. Sie können beim Verschlucken leicht in die Luftröhre gelangen.
Mütter können weiter stillen, wenn sie mögen
Zum Frühstück und Abendessen reicht es aus, wenn die Kleinen anfangs etwa eine halbe Scheibe Brot – klein geschnitten ohne Kruste – mit Butter, Streichwurst oder Frischkäse essen, dazu etwas Obst oder Rohkost, und eine Tasse Milch trinken. Das Brot sollte zumindest teilweise Vollkornbrot aus fein gemahlenem Vollkornmehl sein. Anstelle einer Brotmahlzeit ist auch Müsli möglich. Zu den Zwischenmahlzeiten gibt es auch Brot oder Zwieback mit Gemüserohkost oder Obst. Stillen ist weiterhin möglich, wenn gewünscht.
Kein Honig im ersten Lebensjahr
Im ersten Lebensjahr sollten Babys noch keinen Honig bekommen. Ihre Darmflora ist noch nicht ausgereift. Deshalb können Bakteriensporen des Bakteriums Clostridium botulinum aus dem Honig im Darm auskeimen und das Nervengift Botulismustoxin bilden. Das kann die Atmung lähmen. Mit Honig gesüßte Babyfertignahrung ist aber ungefährlich. Sie wird bei der Herstellung ausreichend hoch erhitzt, das tötet die Bakterien ab. Nach dem ersten Geburtstag können Kinder Honig essen. Allerdings in Maßen.
Vitamin D und Fluorid
Der Mensch kann aus dem Licht der Sonne über die Haut selbst Vitamin D bilden (FAQ Vitamin D). Bei Säuglingen ist diese Fähigkeit aber noch nicht vollständig ausgebildet. Daher sollten sie ein Vitamin-D-Präparat bekommen.
Vitamin D beugt Rachitis vor
Zusätzlich Vitamin D3 geben. Nehmen Säuglinge zu wenig Vitamin D auf, können sie Rachitis bekommen. Bei dieser Krankheit entkalken die Knochen und verbiegen sich infolgedessen. Da auch die Vitamin-D-Versorgung durch die Muttermilch zur Bedarfsdeckung bei Säuglingen nicht ausreicht, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin allen Säuglingen im ersten Lebensjahr täglich – auch im Sommer – 400 bis 500 Internationale Einheiten (I.E.) Vitamin D3 zu geben, entweder in Form von einer Tablette oder als Tropfen. Bei im Winter geborenen Kindern gilt das auch für die Wintermonate des zweiten Lebensjahres.
Überdosierung vermeiden. Bei Tropfen ist es wichtig, die empfohlene Tropfenzahl genau einzuhalten, um eine Überdosierung zu vermeiden. Einfacher zu dosieren sind Vitamin-D-Tabletten: Sie lassen sich gut auf einem Teelöffel mit abgekochtem Wasser oder etwas Muttermilch auflösen und dem Kind vorsichtig einflößen. Klappt das nicht, kann man die Tablette direkt vor dem Stillen in die Wangeninnenseite des Kindes legen – dort löst sie sich beim Stillen auf.
Fluorid zur Kariesvorbeugung
Oft ist in den Vitamin-D-Tabletten auch Fluorid zur Vorbeugung von Karies enthalten. Viele Kinderärzte empfehlen ab dem 8. Lebenstag täglich eine Tablette mit Vitamin D und 0,25 mg Fluorid. Die Arzneimittelexpertinnen der Stiftung Warentest sehen das kritisch, da nicht ausreichend nachgewiesen ist, dass die Gabe von Fluoriden bereits vor dem ersten Zahndurchbruch etwas nutzt. Hierfür fehlen die von der Stiftung Warentest geforderten Studien. Diese wären aber notwendig, um zu belegen, dass diese Kombinationsmittel sinnvoll zusammengesetzt sind.
Übrigens: Die Empfehlung der Kinderärzte gilt nicht für ungestillte Babys, wenn das Wasser für die Fertigmilch mehr als 0,3 mg Fluorid pro Liter enthält. Den Fluorid-Gehalt des Leitungswassers veröffentlichen die örtlichen Wasserwerke. Bei Mineralwasser, das zur Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet ist, steht der Fluoridgehalt auf dem Etikett.
Nicht Fluoridtabletten und -zahnpasta gleichzeitig
Ab dem Durchbruch der ersten Milchzähne empfehlen Zahnärzte, diese einmal täglich mit einer geringen Menge fluoridhaltiger Kinderzahnpasta zu putzen. Um ein Zuviel an Fluorid zu vermeiden, empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung, Kindern keine Fluoridtabletten mehr zu geben, sobald die Eltern anfangen, die Zähne der Kinder mit fluoridierter Zahnpasta zu putzen. Durch die regelmäßige Aufnahme überhöhter Mengen an Fluorid können nämlich weiße bis gräuliche Flecken am Zahnschmelz entstehen. Welche Zahnpasta sich für Kinder in welchem Alter empfiehlt steht in unseren FAQ Zahnreinigung.
Allergien vorbeugen
Wenn Eltern anfangen Brei zu füttern, müssen sie Nahrungsmittelallergene nicht vermeiden oder später einführen, um Allergien vorzubeugen. Diese Empfehlung von früher gilt inzwischen als veraltet. Auch Kinder, deren Eltern an Allergien leiden, können durchaus Fisch und Kuhmilch als Bestandteile der Beikost zu sich nehmen.
Nutzen allergenarmer Kost ist nicht belegt
Es ist nicht belegt, dass eine allergenarme Ernährung der Vorbeugung von Allergien nützt. Im Gegenteil: Setzt sich das kindliche Immunsystem früh mit Allergenen auseinander, beugt das möglicherweise sogar Allergien vor.
So gibt es etwa Hinweise, dass Kinder, die früh Eier essen, ein verringertes Risiko für eine Hühnereiweiß-Allergie haben. Und eine britische Studie zeigte, dass Kinder, die früh regelmäßig Erdnussprodukte wie Erdnussbutter verzehrten, deutlich seltener eine Erdnussallergie entwickelten als jene, die konsequent darauf verzichteten.
Wichtig: Ganze Nüsse sind für Kleinkinder bis vier Jahre als Knabberspaß tabu, da sie die Atemwege blockieren können.
Gluten am besten in kleinen Mengen einführen
Manche Eltern sorgen sich, dass ihr Kind eine Unverträglichkeit auf glutenhaltiges Getreide wie Weizen entwickelt beziehungsweise an Zöliakie erkrankt (Gluten: Wer das Getreide-Eiweiß meiden sollte). Gluten steckt im Milch-Getreide-Brei, wenn dieser Getreidesorten wie Weizen oder Roggen enthält. Breie, die ausschließlich Reis, Mais oder Hirse enthalten, sind glutenfrei.
Nach aktuellem Kenntnisstand ist es egal, wann Eltern Gluten einführen und ob die Mutter das Kind zu diesen Zeitpunkt stillt. Beides scheint das Risiko für eine Zöliakie nicht zu beeinflussen. Es gibt allerdings Hinweise aus Beobachtungsstudien, dass Babys nicht sofort hohe Mengen Glutenmengen bekommen sollten. Daten aus kontrollierten Studien fehlen zu. Die Experten des Netzwerks Gesund ins Leben empfehlen, Gluten erst in kleinen Mengen einzuführen – zum Beispiel eine Nudel, ein Löffel Getreidebrei – und die Menge dann schrittweise zu steigern.
-
Zahnpflege Das braucht es für gesunde Zähne
- Welche Zahnpasta eignet sich für wen? Worauf kommt es bei Kinderzähnen an? Muss Zahnseide wirklich sein? Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Thema Zahnpflege.
-
Kinderdesserts im Test Wie gesund sind Fruchtzwerge, Monsterbacke & Co?
- Viel Zucker, Fett und Kalorien – einige Fertigdesserts für Kinder sind eher Süßigkeiten. Die Stiftung Warentest hat 25 Puddings, Joghurts, Quark- und...
-
Vitamine und Mineralstoffe Diese Mengen brauchen Sie täglich – und mehr nicht
- Viele schwören auf Nahrungsergänzungsmittel. Oft sind sie überflüssig. Wir sagen, welche Mengen an Vitaminen und Mineralstoffen optimal sind und wann es zu viel wird.
7 Kommentare Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
@inawe77: Von Kind zu Kind kommen die Zähne ganz unterschiedlich. Manche Babys haben mit 10 Monaten vielleicht erst 2 Zähne, andere schon 6 Zähnen. www.kindergesundheit-info.de/themen/risiken-vorbeugen/zahngesundheit/infografik-die-ersten-zaehne/
Je nach Entwicklung des Kindes geht die Säuglingsernährung, d.h. die Ernährung mit Brei, langsam in Familienessen über. Manche Kinder sind bereits vor dem zehnten Monat besonders neugierig, andere sind eher noch kaufaul. Gemüse, Kartoffel und Fleisch müssen nicht mehr püriert sein – es reicht, sie mit der Gabel zu zerdrücken beziehungsweise klein zu schneiden. Ungeeignet ist ein klassisches Müsli, weil es kleine und harte Lebensmittelzutaten hat, beispielsweise Nüsse und Rosinen. Sie können beim Verschlucken leicht in die Luftröhre gelangen. Es gibt jedoch Müslis mit feinen Stückchen, die auch für kleinere Kinder schon geeignet sind. Für eine kleinkindgerechte Ernährung empfehlen wir Ihnen unser Kochbuch: Yummi Mami, Essen für Kinder von 0-15 Jahren. Hier finden Sie was Kinder brauchen und gerne mögen. Eine Leseprobe finden Sie unter nachfolgendem Link: www.test.de/shop/essen-trinken/yummy-mami-kochbuch-sp0277/
(sw/cr/bp)
Die Infos zu Essen für ein 10 Monate altes Baby beziehen sich auf wieviele Zähnchen?
Müsli mit 2 UKzähnen, also unzerkaut runtergeschluckt, stelle ich mir für die Babyverdauung als unbekömmlich vor.
@hofen: Tatsächlich bekommen die Eltern in Deutschland diese Empfehlungen - erst beim Kinderarzt, später beim Zahnarzt. Das Netzwerk "Gesund ins Leben", ein Zusammenschluss medizinischer und wissenschaftlicher Fachgesellschaften, Berufsverbände und Institutionen empfiehlt (abhängig von der Fluorid-Konzentration im Trinkwasser) die Gabe von Fluorid für Babys: https://www.gesund-ins-leben.de/fuer-fachkreise/bestens-unterstuetzt-durchs-1-lebensjahr/handlungsempfehlungen/beikost/naehrstoffsupplemente-im-1-lebensjahr/
Laut den aktuellen Empfehlungen der Bundeszahnärztekammer und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde ist dagegen wissenschaftlich belegt, dass vor allem die nach dem Zahndurchbruch auf die Zahnoberfläche einwirkenden Fluoride für deren kariesprophylaktischen Effekt verantwortlich sind:
https://www.bzaek.de/fileadmin/PDFs/pati/bzaekdgzmk/2_01_fluoridierung.pdf
Wichtig ist, um eine überhöhte Fluoridaufnahme zu verhindern: Wenn Eltern ihren Kindern Fluoridtabletten geben, sollten sie damit aufhören, sobald sie anfangen die Zähne der Kinder mit fluoridierter Zahnpasta zu putzen. (SL/SW)
Guten Tag,
Sie schreiben zum Fluorid zunächst:
"Kinderärzte empfehlen üblicherweise ab dem 8. Lebenstag täglich eine Tablette mit Vitamin D und 0,25 mg Fluorid"
und im Absatz darauf:
"Ab dem Durchbruch der ersten Milchzähne empfehlen Zahnärzte, diese einmal täglich mit einer geringen Menge fluoridhaltiger Kinderzahnpasta (500 ppm) zu putzen."
Es wird also zunächst auf Kinderärzte und im späteren Absatz auf Zahnärzte verwiesen. Die Gabe von Tabletten vor dem Zahndurchbruch wird jedoch seitens der Zahnärzte explizit nicht empfohlen, was in diesem Artikel aus meiner Sicht zur Sprache kommen sollte. So heißt es laut BZgA:
"Bei Kindern unter sechs Jahren sehen Zahnärzte in der Einnahme von Fluoridtabletten zudem vor allem die Gefahr einer überhöhten Fluoridaufnahme."
Quelle:
https://www.kindergesundheit-info.de/themen/risiken-vorbeugen/zahngesundheit/gesunde-zaehne/fluoridversorgung/
Viele Grüße
Kommentar vom Autor gelöscht.